Halbzeitbilanzen der Landesgartenschauen

Bei Besucherzahlen deutliches Nord-Süd-Gefälle

Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Glasähren ergänzen die Blumenrabatte auf der Landesgartenschau in Deggendorf. Hier werden bis Oktober rund 700.000 Besucher erwartet.

Bei den fünf Landesgartenschauen in Deggendorf (Bayern), Gießen (Hessen), Papenburg (Niedersachsen), Schwäbisch-Gmünd (Baden-Württemberg) und Zülpich (Nordrhein-Westfalen) zeichnet sich ein Nord-Südgefälle bei den Besucherzahlen ab.

Schon zum 13. August wurden in Schwäbisch-Gmünd eine Million Besucher gezählt, obwohl bis 12. Oktober nur 750.000 erwartet worden waren, während die Erwartungen an die Besucherzahlen im hessischen Gießen von 700.000 auf 500.000 zur Halbzeit zurückgeschraubt wurden. Hier gab es Mitte Juli lediglich 240.000 Besucher statt der erwarteten 350.000.

Die Ursachenanalyse für Erfolg und Misserfolg hängen von sehr unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu kommt, dass im Süden traditionsgemäß - nicht zuletzt wegen der prosperierenden Wirtschaft - die Etats zur Gestaltung der Gartenschauen häufig höher angesetzt sind, als in eher strukturschwachen Regionen, in denen Kommunen etwa unter ihrer Schuldenlast zu leiden haben. Doch diese Faktoren alleine reichen natürlich nicht aus. Ausgefallene Blumenrabatte und Staudenkompositionen, die neue Trends widerspiegeln, ein schlüssiges Gesamtkonzept, das die Identifikation und Historie des Ortes einbindet und dazu viele familien- und seniorenfreundliche Unterhaltungsangebote sowie gute Erreichbarkeit, gute Verpflegungs- und Ruhestationen sowie freundliche und informierte Ansprechpartner für die Führungen kommen hinzu. Schließlich gilt es, ein immer anspruchsvolleres Publikums bei den Kulturveranstaltungen, deren Ausgestaltung sicherlich ebenfalls von den vorhandenen finanziellen Mitteln und kreativen Ideen der Macher vor Ort abhängig ist, zufrieden zustellen.

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Auch die langfristigen Faktoren für die Stadtentwicklung mit nachhaltigen Effekten überzeugen die Bevölkerung und wirken auf Besucherzahlen ein. Eine hohe Identifikation mit den Projekten beeinflusst zudem den Anteil an Dauerkartenbesitzer. Damit der Funke zündet, muss natürlich die Bevölkerung frühzeitig eingebunden sowie auch ein ausgereiftes Marketingkonzept erarbeitet und umgesetzt werden. Bei Freiluftveranstaltungen ist am Ende auch immer das Wetter eine entscheidende Größe.

"Die Bürger haben sich neu in ihre Stadt verliebt", erklärt sich der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Rainer Arnold, den Erfolg der Gartenschau. Die Schau sei eine Bürgergartenschau, aber auch die weit über 1000 Veranstaltungen allein bis zur Halbzeit hätten Ihren maßgeblichen Anteil. Show-Business-Größen wie die Rocklegende Eric Burdon oder die Schauspielerin und Kabarettistin Carolin Kebekus von der ZDF-heute-Show ziehen viele Zuschauer an. Zudem hätten Stadt, Kreis und Land alle an einem Strang gezogen und auf Eifersüchteleien verzichtet, betonte der Landrat Klaus Pavel. Auch seien viele innovative, neue Ideen gerade bei der Gestaltung der Kinderspielplätze ausprobiert worden, meinte Karl-Eugen Ebertshäuser, Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH. Zudem hätten mehr als 100 Unternehmen aus der Region die Großveranstaltung unterstützt.

In Zülpich wertete LGS-Geschäftsführer Christoph Hartmann als Pluspunkte die hohe Wertschätzung der Besucher für den spannungsreichen Gegensatz von natürlicher Landschaft und intensiv gestalteten Flächen. Dies hätten Besucher - auch in zahlreichen E-Mails gelobt. Gehapert habe es noch ein wenig mit der Gastronomie und dem nicht ausreichend geschulten Personal für die Führungen.

In Papenburg liegen die Zahlen zur Halbzeit mit 240.000 annähernd beim angesteuerten Besucher-Ergebnis. "Am wichtigsten ist aber für uns, dass unsere Besucher zufrieden sind", erläutert Lars Johannson, Geschäftsführer der Gartenschau. Dies sei definitiv spürbar gewesen. Auch finanziell läge man voll im Plan, obwohl im Mai 14 Dauerregentage zu verkraften gewesen waren.

In Gießen gibt es offenbar Unzufriedenheit mit den gestalterischen Ideen. Ein Platz an der Technischen Hochschule Mittelhessen wird nicht gut angenommen, denn er liegt in einer weitläufigen Sackgasse. Zudem hat es im Vorlauf zur Gartenschau Proteste wegen Baumfällungen und zu hoher Kosten gegeben. Die Kulturveranstaltungen waren hingegen mit dem Comedian Kaya Yanar oder mit dem Sänger Bosse gut besucht. Mit den erreichten 241.000 Besuchern und den Einnahmen aus Mieten, Pachten Sponsoring und Vergabe von Konzessionen lagen die Einnahmen nach eigenen Angaben der Organisatoren dann zur Halbzeit am 15. Juli bei 67,5 Prozent der erwarteten 5,2 Millionen Euro und Mitte August bei rund 80 Prozent. Für die Bürgermeisterin der Wissenschaftsstadt, Gerda Weigel-Greilich, gelten aber noch andere qualitative Kriterien für die Beurteilung der Landesgartenschau. "Die seit 40 Jahren diskutierte Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes ist realisiert worden, der dritte Steg über die Lahn, die Auen um den Fluss wurden für die Freizeitnutzung aufgewertet. Die Gießener können endlich stolz auf ihre Stadt sein", äußerte sie gegenüber der "Frankfurter Rundschau". Mechthild Klett

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