Ein moderner Garten auf der Nürnberger Kaiserburg

Der Maria Sibylla Merian-Garten

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Aquarell mit Hundertblättriger Rose und Metapher, signiert von Maria Sibylla Merian 1675. Abb.: Staatsbibliothek Bamberg – I R 90 (Foto: Gerald Raab)

"Deß Menschen Leben ist gleich einer Blum". Mit dieser Metapher zierte Maria Sibylla Merian 1675 ein von ihr gezeichnetes Albumblatt, das eine Hundertblättrige Rose zeigt. Die Zeichnung widmete sie dem Nürnberger Geistlichen und Professor am Egidianum Christoph Arnold (1627-1685). Maria Sibylla Merian hat als Naturwissenschaftlerin und Künstlerin unzählige Pflanzen- und Insektendarstellungen in Aquarelltechnik oder als Kupferstiche gefertigt. Ihren Naturstudien verdanken wir zahlreiche Bücher mit faszinierenden Insekten- und Pflanzenporträts. Deshalb zählt Maria Sibylla Merian zu den herausragenden Persönlichkeiten des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Mit dem Maria Sibylla Merian-Garten wird seit 2013 an diese beeindruckende Frau und ihr Lebenswerk erinnert. Drei Prinzipien bestimmen dabei den Gartenentwurf: der moderne, der ortsbezogene und der didaktische Aspekt.

Vom Stadtrichtersgarten zum Hochzeitsgarten

Der nur 170 Quadratmeter große Maria Sibylla Merian-Garten liegt auf der Nürnberger Kaiserburg zwischen dem Heidenturm mit der angrenzenden Kaiserkapelle (beziehungsweise "Schloss-Kapelle") im Westen und der sogenannten "Himmelsstallung" im Osten. Nach Norden wird der Garten zum Burginnenhof von einer hohen Ziegelsteinmauer begrenzt, die den Garten von außen uneinsehbar macht. Nach Süden bildet eine halbhohe Mauer aus Sandstein die Gartengrenze, über die sich ein schöner Blick auf die Stadt Nürnberg ergibt.

Recherchen haben ergeben, dass dieser kleine Gartenraum auf der Kaiserburg in den letzten vier Jahrhunderten immer als Garten genutzt wurde. Grundlage hierfür sind Pläne und Ansichten, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen, doch lassen sich daraus keine gesicherten Erkenntnisse über die tatsächliche Gestaltung und Bepflanzung gewinnen. Vorher lediglich als "Garten" bezeichnet, taucht 1857 erstmals die Bezeichnung "Stadtrichtersgarten" auf. Auf Fotoaufnahmen sind für die Zeit um 1900 amöbenartige Beetformen in einer ebenen Gartenfläche zu sehen. Bei der Person auf dem Foto handelt es sich wahrscheinlich um den Burgverwalter - was dafür spricht, dass der Garten schon um diese Zeit dem verantwortlichen Burgverwalter als privates Refugium diente.

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Blick über die Gestaltung des Gartens auf das Stadtpanorama Nürnbergs, 2013. Foto: Sven-Patric Klameth
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Blick in den Garten auf der Kaiserburg um 1890. Foto: Stadtarchiv Nürnberg – Sign. A 47-KS-63-12 (Foto: Ferdinand Schmidt)

Die Zerstörungen des 2. Weltkrieges haben auch vor dem kleinen Garten nicht Halt gemacht. Die Anlage wurde durch Bombentreffer verwüstet, die Bäume verbrannten und die Mauern waren teilweise eingefallen. Einzig das kleine Gartenhäuschen, es wird der Bauperiode des 15. Jahrhunderts zugeordnet, blieb unversehrt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Gartenraum schlicht mit zwei unterschiedlichen Höhenebenen angelegt. Es gab eine Rasenfläche oben und der tiefer liegende Teil war für Gemüseanbau und Beerensträucher vorgesehen. Obstgehölze wie Süßkirsche (Prunus avium) und Birne (Pyrus communis) wurden gepflanzt, sie sind heute noch im Garten vorhanden. 2012 fiel die Entscheidung, den Garten für Hochzeitsempfänge neu zu gestalten und erstmals der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Neuplanung lag in den Händen der Bayerischen Schlösserverwaltung, zu deren Liegenschaften das Denkmalensemble der Kaiserburg gehört. Engagierte Nürnberger Bürger regten daraufhin an, den Garten Maria Sibylla Merian (1647-1717) zu widmen und nach ihr zu benennen.

Maria Sybilla Merian (1647-1717) - Wegbereiterin der Entomologie

Schon zu Lebzeiten wurde Maria Sibylla Merian für ihre exakten Darstellungen von Pflanzen und Insekten sehr geschätzt. 1647 kam sie in Frankfurt am Main als Tochter des Verlegers und Künstlers Matthäus Merian d. Ä. auf die Welt. Nach dessen frühen Tod erfuhr sie ihre künstlerische Ausbildung durch ihren Stiefvater, den Stilllebenmaler, Blumen- und Bilderhändler Jacob Marrel. Schon früh fing sie an, sich mit der Erforschung der Insekten zu beschäftigen. Besonders faszinierte sie die Metamorphose der Insekten und dieses Thema bestimmte ihre Arbeiten lebenslang. So enthalten ihre Zeichnungen nicht nur mehrere Entwicklungsstadien eines Insekts, sondern auch die Pflanze, die dem Insekt als Nahrung oder zur Fortpflanzung dient. Aufgrund der Genauigkeit ihrer Darstellungen gilt Maria Sibylla Merian als Wegbereiterin der modernen Entomologie.

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Bildnis der Maria Sibylla Merian, 1679 (Jacob Marell). Abb.: Kunstmuseum Basel, Geschenk von Louise Bachofen-Burckhardt 1904 – Inv. Nr. 436 (Foto: Martin P. Bühler)
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Pflanzentafel Maria Sibylla Merians mit Bananenblüte und Fruchtansatz, 1705. Abb.: SUB Göttingen – Sign. GR 2 ZOOL VI, 3904 RARA

Nach ihrer Heirat 1665 mit dem Nürnberger Architekturmaler Johann Andreas Graff zog sie 1668 nach Nürnberg. Als Quelle hierfür dient ihr Studienbuch über "Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten", besser bekannt als Leningrader Studienbuch. So hält sie fest: "Alß ich aber 1682 (nach 14 Jähriger Wohnung zu Nürnberg, durch Gottes Schickung) wieder nach F[rank]furt am Mayn zoge[...]". In dieser Nürnberger Zeit (1668-1682) unterrichtete sie junge Frauen in der Kunst der Blumenmalerei und -stickerei. Ihr Wohnhaus in der Bergstraße 10 lag unmittelbar unterhalb der Kaiserburg und es war ihr möglich den kleinen Garten auf der Kaiserburg für ihre Blumen- und Insektenstudien nutzen. Im Leningrader Studienbuch schreibt sie dazu im Zusammenhang mit der Entdeckung von "rothe[n] Käfferlein" auf einer Lilie: "Alß ich im Anfang July, einmal in meinen Garten, (neben der Schloßkirchen oder keyserlichen Schloß=Capell in Nürnberg) so wohl die Blumen zu besehen, alß Raupen zu suchen, hinauf gienge[...]". Bei den roten Käfern handelt es sich um das Lilienhähnchen und bei der Lilie um die Art Lilium bulbiferum.

Ihre in Nürnberg betriebenen Blumen- und Insektenstudien waren die Grundlage für ihr dreiteiliges "Neues Blumenbuch" (1675-1680) und das zweibändige Raupenbuch (1679-1683). 1682 zog Maria Sibylla Merian wieder nach Frankfurt am Main zurück und von dort später weiter nach Amsterdam. In dieser europäischen Handelsmetropole widmete sie sich ab 1691 dem Studium der tropischen Pflanzen- und Insektenwelt. In der Folge unternahm sie 1699 mit ihrer jüngeren Tochter eine Studienreise in die niederländische Kolonie Surinam an der Nordostküste Südamerikas. Eine schwere Malariaerkrankung beendete jedoch 1701 den Aufenthalt in Südamerika vorzeitig. Zurück in Amsterdam veröffentlichte sie 1705 ihr Hauptwerk "Metamorphosis insectorum Surinamensium", das auf 60 großformatigen Kupfertafeln eine Vielzahl von Insekten und tropischen Pflanzen darstellt. In ihrem letzten Lebensjahrzehnt lebte sie vom Verkauf ihrer Bücher und von Präparaten aus ihrer Tier- und Pflanzensammlung. Darüber hinaus betrieb sie, wie schon in Nürnberg, einen Handel mit Mal-Utensilien und gab Zeichenunterricht. Im Jahr 1717 starb Maria Sibylla Merian in Amsterdam im Alter von 69 Jahren.

Moderne Formensprache - Kontrast zur Denkmalsubstanz

Da keine detaillierten Kenntnisse über die letzte Gestaltungsphase bis zum 2. Weltkrieg vorlagen, fiel die Entscheidung den Garten neu, in einer modernen Formensprache zu entwerfen. Der Entwurf tritt dabei ganz bewusst in Kontrast zur historischen Substanz auf der Kaiserburg - ohne diese jedoch in ihrer Wirkung zu schmälern. Der Zutritt in den Garten erfolgt über ein Treppenpodest, von dem aus der Besucher über fünf Stufen in den Garten gelangt. An die Treppe schließt sich eine wassergebundene Fläche an, die bis zum Vorplatz des Gartenhäuschens reicht. Der Bereich vor dem Gartenhäuschen kann bei Veranstaltungen auch zum Aufstellen von Mobiliar genutzt werden.

Aus Gründen der Absturzsicherung ist der Vorplatz auf der Süd- und Ostseite mit einem Geländer gefasst. Der übrige Bereich des Gartens besteht aus einer großen Rasenfläche, die variabel nutzbar ist - Gehen, Schauen, Sitzen, Verweilen. Sie liegt auf zwei Ebenen mit 45 Zentimeter Höhendifferenz und wird im oberen Bereich durch eine Rasenkante von der wassergebundenen Decke getrennt. Da die Rasenfläche einer hohen Belastung ausgesetzt ist, wurde ein Rollrasen auf einer mit Oberboden durchmischten Schottertragschicht verlegt. Ein leicht schräg verlaufender, dreistufiger Treppenlauf mit Ausrichtung nach Südosten verbindet in der Mitte der Rasenfläche die beiden Ebenen miteinander. Dadurch wird der Blick des Besuchers beim Hinunterlaufen zum einen in den Garten und zum anderen auf die Stadtsilhouette von Nürnberg gerichtet.

Der Treppenlauf wird jeweils von seitlich angeordneten Schmuckbeeten gerahmt, die sich mit den Stufen verzahnen. Von den Rändern her ziehen sich verschieden lange Pflanzbänder einzeln oder paarweise in die obere und untere Rasenfläche hinein. Diese verleihen dem Garten wirkungsvolle Blühaspekte. Die Beete wurden an den Seiten nicht eingefasst und liegen mit einer gestochenen Rasenkante direkt in der Fläche. An mehreren Stellen ragen Pflanztröge oder Sitzwürfel aus den Beetstreifen heraus. Vor den gebauten Raumkanten des Gartens stehen Bänke für zwei oder drei Personen. In der unteren Ebene befindet sich zudem ein kleines, rechteckiges Brunnenbecken. Der hohle Steinkorpus verjüngt sich auf der Innenseite nach oben, um an der Oberseite bündig eine Metallwanne zu tragen. Gefüllt mit Wasser ergibt sich an der Oberfläche eine Spiegelung der Umgebung und des Himmels. Wie die Bänke, Sitzwürfel und Pflanztröge wurde auch das Brunnenbecken eigens für diesen Garten entworfen.

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Blick vom Brunnenstein auf das Gartenhäuschen, 2013. Foto: Sven-Patric Klameth
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Der Maria Sibylla Merian-Garten auf der Nürnberger Kaiserburg, 2013. Abb.: BSV (Plan: Sven-Patric Klameth)

Alle Ausstattungselemente des Gartens sind in einem Winkel von 104 Grad angeordnet. Dies lässt den kleinen Raum wesentlich größer und tiefer erscheinen. Neben der stringenten Anordnung der Elemente im Raum und der Reduktion auf wenige hochwertige Baumaterialien zieht sich auch ein einheitliches modulares Maßsystem wie ein roter Faden durch den Garten. Aus dem Grundmaß von 34 Zentimetern für die Trittstufen des zentralen Treppenlaufs leitet sich durch Multiplikation die Breite von 68 Zentimetern der Pflanzbänder, Sitzhocker, Pflanztröge und die Breite und Höhe des Brunnenbeckens sowie mit 136 Zentimetern das Maß der Mauerscheiben ab. Auch die Geländerstützen weisen einen Abstand von 68 Zentimetern auf. Der Brunnenstein greift mit einer Länge von 100 Zentimetern die Höhe des Absturzgeländers auf. Vom Grundriss her betrachtet hat der Brunnen also den gleichen Umfang wie ein Geländersegment. Eine weitere bestimmende Zahl im Garten ist das Maß von 45 Zentimetern. Es definiert nicht nur die Höhendifferenz der beiden Gartenebenen sondern auch die Sitzhöhe der neuen Bänke und Sitzwürfel sowie die Höhe der Pflanztröge.

Materialien - Anpassung an das historische Umfeld

Die verwendeten Baustoffe heben sich zunächst von den historischen Materialien auf der Kaiserburg ab. Als Stein für das Brunnenbecken, die Bänke, Hocker, Tröge, Mauerscheiben und Treppenstufen wurde dunkelgraue Basaltlava, ein Naturstein aus der Eifel, gewählt. Dieser Stein ist für seine ausgezeichnete Verwitterungsbeständigkeit und Frosthärte bekannt. Für die metallenen Elemente wie die Absturzgeländer, die Sitzkonstruktionen, die Rasenkante, die Wanne des Brunnenbeckens und das Gitter des Lichtschachts an der Himmelsstallung wurde brüniertes Messing verwendet. Die Sitzauflagen sind aus naturbelassener Sibirischer Lärche (Larix sibirica) gefertigt, deren Holz hart und witterungsbeständig ist. Als letztes neu eingebrachtes Material ist die mit dem pflanzlichen Bindemittel Stabilizer angereicherte wassergebundene Wegedecke zu nennen. Sie zeichnet sich durch die hohe Trittbelastbarkeit und eine starke Wasserdurchlässigkeit aus.

Trotz der neuen Materialien fügen sich alle Bauteile aufgrund ihrer dezenten Farbigkeit gut in das historische Umfeld ein. Hier kommt der ortsbezogene Entwurfsaspekt zum Tragen, der vor allem durch die Orientierung am Bestand geprägt ist. Natürliche oder unregelmäßige Oberflächen sowie die farbliche Anpassung der Materialien standen im Vordergrund. Mit ihrer Hilfe sollte auf das bauliche Gartenumfeld etwa aus Sandstein, Ziegelstein und Putzflächen Bezug genommen werden. Der porige Basaltlava-Stein wurde an der Oberfläche gestockt und das Metall erhielt durch den Prozess des Brünierens eine natürlich wirkende, bräunliche Patinierung. In den nächsten Jahren soll das Messing auf natürliche Weise weiter nachdunkeln. Das helle Holz blieb unbehandelt und wird in den kommenden Jahren silbrig vergrauen und sich so stärker zurücknehmen. Die Farbigkeit der wassergebundenen Wegedecke fügt sich durch die verschiedenen Mineral-Bestandteile und unterschiedlichen Korngrößen ebenfalls gut in das umgebende Spektrum an rötlichen, gelblichen und gräulichen Farbtönen ein.

Das Pflanzkonzept - Maria Sibylla Merian als Informationsträgerin

Maria Sibylla Merian ist nicht nur Namensgeberin des Gartens, sondern ihre Bücher und die darin enthaltenen Pflanzen- und Insektendarstellungen bilden auch die Grundlage für den didaktischen Ansatz, über ihr Schaffen zu informieren. Für das von der Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung entwickelte Pflanzkonzept wurden dafür alle in Maria Sibylla Merians Werken aufgezeichneten Pflanzen katalogisiert und bestimmt.

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.. und die blühende Pflanze im Garten, 2013. Foto: Sven-Patric Klameth
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Der blaublütige Gartenrittersporn auf einer Pflanzentafel von Maria Sibylla Merian, 1679. Abb.: Staatsbibliothek Baumberg – Sign. HV.Rar.103(1) (Foto: Gerald Raab)
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Pflanzentafel Maria Sibylla Merians mit Lilie und roten Lilienhähnchen, 1730. Abb.: SUB Göttingen – Sign. GR 2 ZOOL VI, 2853 RARA
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Gehen, Schauen, Sitzen, Verweilen - Der Maria Sibylla Merian-Garten, 2013 Foto: Jost Albert

Nur Pflanzen deren heutige Begrifflichkeit klar definiert werden konnte, fanden Verwendung. Für den Farbaspekt trifft dies allerdings nur eingeschränkt zu, da ihre Zeichnungen von Werk zu Werk verschiedene Kolorierungen der Pflanzen aufzeigen. Dadurch konnte aber zumindest der Blühaspekt und das Farbspektrum im Maria Sibylla Merian-Garten erweitert werden. Im Garten sind neben den von ihr überwiegend gezeichneten kleinblütigen Wildarten auch die durch gärtnerische Züchtung weiter entwickelten Gartensorten zu sehen. So kann einerseits dem wissenschaftlichen Anspruch des Maria Sibylla Merian-Gartens Rechnung getragen werden, andererseits wird die Attraktivität des Gartens erhöht. Auch Pflanzen, die Merian während ihrer Südamerika-Reise gezeichnet hat, wie zum Beispiel Banane (Musa x paradisiaca), Feige (Ficus carica), Ananas (Ananas comosus), Granatapfel (Punica granatum) oder Süßkartoffel (Ipomoea batatas) sind im Garten zu finden.

Thematisch sieht das Pflanzkonzept eine Einteilung der Beete nach unterschiedlichen Bereichen vor. So gibt es Beete mit Duftpflanzen, mit Schmuckpflanzen, mit trockenheitsverträglichen Pflanzen und Kräutern, mit Pflanzen aus ihrem Surinam-Buch, mit heimischen Pflanzen und mit "wehrhaften" Pflanzen. Als Besonderheit galt es, die zwei aus den 1950er-Jahren vorhandenen Obstbäume Süßkirsche und Birne und den echten Wein (Vitis vinifera) am Gartenhäuschen als vegetabile Dominaten zu erhalten und in das Konzept zu integrieren. Sie tradieren das Gewachsene in dem modernen Garten.

In den Nischen und an den Rändern wurden Kletterrosen der Sorten 'New Dawn', 'Russeliana' und 'Ilse Krohn' oder das Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) gepflanzt. Da die weitere Auswahl der Pflanzen von Jahr zu Jahr differieren kann, wird an dieser Stelle nur eine kleine Übersicht der im Garten verwendeten Pflanzen wiedergegeben. Es handelt sich um ein-, zwei- oder mehrjährige Pflanzen, die zum Teil für ihre Heil-, Färbe-, Zier- und Nutzqualitäten bekannt sind. Bei den einjährigen Pflanzen sind etwa Jungfer im Grünen (Nigella damascena), Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), Balsamine (Impatiens balsamina), Borretsch (Borago officinalis) und Studentenblume (Tagetes erecta) aufzuzählen, während es bei den zweijährigen Pflanzen unter anderem Stockrose (Althea rosea), Natternkopf (Echium vulgare), Fenchel (Foeniculum vulgare), Muskateller-Salbei (Salvia sclarea), Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) oder Nickende Distel (Carduus nutans) gibt.

An Beispielen für mehrjährige Pflanzen können Bauern-Pfingstrose (Paeonia officinalis), Wegwarte (Cichorium intybus), Schwertlilie (Iris x germanica), Akelei (Aquilegia vulgaris) und Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) genannt werden. Im wehrhaften Beet wächst noch eine Stachelbeere (Ribes uva-crispa) und in der Ecke zur Himmelsstallung eine Quitte (Cydonia oblonga). Um den Aspekt der Pflanzen auch auf das Element Wasser zu erweitern, wurde als Schwimmpflanze für das Brunnenbecken die von Merian ebenfalls gezeichnete Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) ausgewählt. Außerdem enthält der Garten bedeutsame Blumen wie die nach ihr benannte Schwertlilien-Art Watsonia (Watsonia meriana), die für die Bestimmung des Gartens und ihre Nürnberger Zeit wichtige Feuer-Lilie (Lilium bulbiferum) oder die eingangs bereits erwähnte Hundertblättrige Rose (Rosa x centifolia).

Insekten spielen im Garten ebenfalls eine wichtige Rolle, denn die Zeichnungen von Maria Sibylla Merian zeigen meistens Insekten und Pflanzen zusammen. Neben einer Auswahl an Insekten anziehenden Blumen, wurde in einer Nische der Gartenmauer eine "lebende" Wandtafel als Quartier für wildlebende Bienen, Käfer und andere Insekten aufgehängt. Das Insektenhotel ist modern gehalten und hält in dessen glatter Oberfläche unterschiedlich große Einfluglöcher bereit. Optisch soll das Insektenhotel den Informationstafeln, die für 2014 geplant sind, ähneln. Diese werden den Besucher dann über das Leben und Werk von Maria Sibylla Merian, ihre Zeit in Nürnberg und die Gartengestaltung informieren.

Ausblick - Pflege und Nutzung

Mit dem Maria Sibylla Merian-Garten hat die Bayerische Schlösserverwaltung an historischer Stelle einen exklusiven Erinnerungsort für eine berühmte Nürnbergerin geschaffen. Seit der Eröffnung im Juli 2013 ist das Interesse am Garten sehr groß und die Besucherzahlen hoch. Doch der anspruchsvolle, filigrane Gartenraum bedarf seit der Fertigstellung einer intensiven, fachgerechten Pflege. Die Rasenflächen sind kurz zu halten und entstandene Schäden zu beheben. Die Kanten zwischen Rasenfläche und Staudenbeeten müssen immer wieder gestochen werden. Und die pflegeintensive Pflanzung muss entsprechend der Ansprüche regelmäßig regeneriert und ausgebessert werden. Nur so kann dieses empfindliche Gartenidyll erhalten bleiben und im Rahmen des Projektes "Heiraten auf der Burg" für Hochzeitsempfänge genutzt sowie an zwei Tagen der Woche auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

  • Bauherr: Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung (BSV)
  • Konzeption und Entwurf:
  • Linda Großkopf (BSV), Jost Albert (BSV)
  • Pflanzplanung: Kurt Grübl (BSV), Sven-Patric Klameth (BSV)
  • Ausführungsplanung: Andreas Rinneberg (Büro Wiegel), Sven-Patric Klameth (BSV)
  • Bauleitung: Büro Wiegel, Sven-Patric Klameth (BSV)
  • Archäologische Grabungen: ReVe Büro für Archäologie unter Leitung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Außenstelle Nürnberg
  • Sanierung der Bausubstanz: Staatliches Bauamt Nürnberg unter Leitung der Bauabteilung (BSV)
  • Ausführende Firmen: Metall- und Holzarbeiten: Dworschak Kunstschmiede- und Stahlbau; Natursteinarbeiten: Mendiger Basalt, Steinrestaurierung Bauer-Bornemann; Landschaftsbau: Regiebetrieb der Burgverwaltung Nürnberg (BSV), Mackeldey Bau GmbH
  • Planungszeitraum: April 2012-März 2013
  • Bauzeit: Oktober 2012-Juli 2013
  • Bausumme: 160.000 Euro


Adresse: Maria Sibylla Merian-Garten, Auf der Burg 13, 90403 Nürnberg

Kontakt: Burgverwaltung Nürnberg, (09 11) 24 46 59-0, burgnuernberg@bsv.bayern.de, www.kaiserburg-nuernberg.de

Öffnungszeiten: April-Oktober: Sonntag und Montag 14.00-18.00 Uhr. Darüber hinaus steht der Garten für Hochzeitsempfänge zur Verfügung. November-März: geschlossen

Eintrittspreise: Eintritt frei


Quellen und Literatur

Maria Sibylla Merian (1679): Der RAUPEN wunderbare VERWANDELUNG, und sonderbare BUMEN-NAHRUNG. Graff, Nürnberg.

Maria Sibylla Merian (1705): Metamorphosis insectorum Surinamensium. Selbstverl., Amsterdam.

Maria Sibylla Merian (1730): De Europische Insecten. Bernard, Amsterdam.

Maria Sibylla Merian (1680): Neues Blumenbuch. Hier: Faks.-Ausg. von 1966, Insel Verlag, Leipzig.

Maria Sibylla Merian (1717): Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten. Hier: Faks.-Ausg. von 1976, Edition Leipzig, Leipzig.

Kurt Wettengl (Hrsg.) (1997): Maria Sibylla Merian. Künstlerin und Naturforscherin 1647-1717, Gerd Hatje Verlag, Ostfildern.

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