Ellen Schneider

Der Waldpark - Ideen und Erscheinungsformen in Deutschland zwischen 1880 und 1935

Bücher Parks und Gärten

Waldparks als wichtige Elemente des Stadtgrüns und Sonderform öffentlicher Parkanlagen führen oftmals noch ein Schattendasein unter den städtischen Grünflächen und sind als Kulturdenkmale wenig erkannt und anerkannt.

Die ab 1890 als neuer Anlagentyp im öffentlichen Grün überwiegend auf der Grundlage kommunaler Initiativen in zahlreichen deutschen Städten realisierten Waldparkprojekte stehen nach wie vor im Spannungsfeld unterschiedlicher Nutzungsinteressen. Sie dienen als Erholungsraum für die Stadtbewohner, erfüllen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen für die Waldbesitzer, bilden wichtige Refugien für den Artenschutz und haben kulturhistorische Bedeutung.

Bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert sprach man dem Wald nichtmaterielle und ideelle Werte zu. Man sah ihn, nicht zuletzt auf Grund einer besonderen Affinität der Deutschen zum Wald, als Nationalsymbol, Mittel zur Gesundheitsförderung und nutzte ihn als Raum für naturheilkundliche Anwendungen sowie für soziales Engagement. Heute diskutiert man die Finanzierung der als "Wohlfahrtswirkungen" bezeichneten Waldfunktionen und die Idee des Heilwaldes.

Die Dissertationsschrift von Ellen Schneider untersucht ausgewählte, im Zeitraum zwischen 1880 und 1935 in Deutschland angelegte Waldparkanlagen in ihren Ideen und Erscheinungsformen vorrangig unter gartenkünstlerischen Aspekten und stellt sie in einen geistig-kulturellen Kontext. Sie ist ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Geschichte des Waldparks und setzt Impulse, diese Anlagen stärker in das Bewusstsein zu rücken und ihren Wert zu nutzen.

Im Freiraumtyp Waldpark verschmelzen unter den städtebaulichen Bedingungen der Jahrhundertwende zahlreiche sozialreformerische, stadthygienische, stadtplanerische, forstwissenschaftliche und gartenkünstlerische Ideen und Tendenzen. Die Gestaltungskonzepte für Waldparkanlagen stehen außerdem mit den für die Gestaltung und Erhaltung stadtnaher Landschaften maßgeblichen Bestrebungen der Heimatschutzbewegung im Zusammenhang und sind vielfach Ausdruck der Lebensreformbewegung.

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Der Moyser Waldpark. Foto: Kessel Verlag

Die Autorin nähert sich interdisziplinär und in vielschichtiger Weise dieser Thematik. Unter Auswertung zeitgenössischer Publikationen über Waldparks werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten forstwirtschaftlicher und gartenkünstlerischer Positionen in der öffentlichen Fachdiskussion vorgestellt und anhand von Beschreibungen existenter Anlagen referiert. Besonders verdienstvoll sind die klare Herausarbeitung und Charakterisierung des Freiflächentypus Waldpark und damit zusammenhängende Begriffsklärungen wie Waldpark, Schönheitswald, Dauerwald und Forstästhetik. Unter einem Waldpark sind demnach stadtnahe Wälder zur Erholungsnutzung für Stadtbürger zu verstehen, deren Bewirtschaftung nach ästhetischen Gesichtspunkten unter Anwendung forstlicher Praktiken erfolgte. Die Rolle von Waldparkanlagen als Elemente von Grünsystemen und Bestandteile städtebaulicher Konzepte wird anhand der untersuchten Waldparks Vordere Eilenriede Hannover, Holzhecke Frankfurt am Main und Stadtwald Essen dargestellt. Zunehmend etablierte sich die Gestaltung und Verwaltung von Waldparks als Aufgabe für den Berufsstand der Gartenkünstler. Die Arbeit überprüft den Stellenwert von Waldparks im Schaffen von Gartenkünstlern wie Carl Heicke, Julius Trip, Otto Linne und Fritz Encke sowie den Einfluss gartenkünstlerischer Leitbilder und Nutzungskonzepte für Freiflächen auf Waldparkplanungen. Programme für Waldparks werden im Kontext der veränderten Nutzungsanforderungen an öffentliche Freiflächen ebenso erörtert wie der Wandel gartenkünstlerischer Gestaltungsformen vom "Kunstwald" zum "Nutzwald", von der aufwendigen künstlerischen landschaftlichen Anlage der Vorderen Eilenriede Hannover zu funktional orientierten Lösungen wie im Fall der Jungfern- und der Wuhlheide in Berlin. Die analysierten Entwürfe für Waldparks spiegeln den Reformprozess von Gestaltungsprinzipien in der Gartenkunst im betrachteten Zeitraum wider.

Der Waldpark ist abhängig von den natürlichen Standortbedingungen und befindet sich als lebendiges Ökosystem ständig in Veränderung. Folgerichtig enthält die Arbeit keine pauschalen Grundsätze für die Bewirtschaftung von Waldparks. Richtlinien der Pflege sollten vielmehr individuell für jede einzelne Anlage nach Erforschung der Quellenlage und des Bestandes unter Beachtung der in der vorliegenden Untersuchung zusammengetragenen Informationen erarbeitet werden sowie denkmalpflegerische, forstwirtschaftliche und naturschutzfachliche Aspekte berücksichtigen.

Wünschenswert sind weiter führende Untersuchungen der durch privates und bürgerschaftliches Engagement geschaffenen Waldparkanlagen, die in den zeitgenössischen Fachpublikationen nur wenig Berücksichtigung fanden, zu Pflegekonzeptionen und Unterhaltungsmaßnahmen der 1880 bis 1935 geschaffenen Anlagen über den Untersuchungs-zeitraum hinaus sowie zu bislang noch nicht erfassten Waldparks und Stadtwaldprojekten.

Dr.-Ing. Angela Pfennig

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