BUGA 2015 Havelregion zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg

Fünf Standorte für Stauden, Rosen und Heidegärten

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Naturnahe Gärten
Der Fliegerpark im Amt Rhinow/Stölln versammelt rund um das Flugzeug „Lady Agnes“ neben Wildrosen auch Wechselflor, der sich durch ausgefallene Blattschmuckstauden wie Euphorbia seguieriana, Sedum spectabile, Salvia argantea und Stachys byzantina auszeichnet. Foto: DBG/Eßer

Gartenschauen bieten auch dem Fachpublikum Entdeckungen. Schließlich stehen Landschaftsarchitekten, Planer und Landschaftsgärtner - die Besten ihres Faches - hier in hartem Wettbewerb. Und vieles von dem, was zur Gartenschau gepflanzt wird, soll später als städtische Schmuckfläche erhalten bleiben. Unter Kosten-/Nutzen-Aspekten sind in diesem BUGA-Jahr vom 18. April bis zum 11. Oktober an der Havel ausgefallene Staudenmischpflanzungen und Beetanlagen mit Kleingehölzen zu sehen. Es werden aber auch neuartige Pflanzungen in Hanglage, auf Schattenplätzen oder die Restauration von Bestandsgrün, pflegeleichte Heidegärten und viele klimaangepasste Neuzüchtungen geboten.

Brandenburg an der Havel

Unsere Erkundungen starten in Brandenburg an der Havel. Dort zählen das Rosenrad auf dem Marienberg, besondere Staudenpflanzungen am terrassierten Südaufgang und 33 Themengärten auf dem Packhof zu den Besonderheiten.

Die große Rosenschmuckfläche ist auf einem ehemaligen Wasserbehälter vom Landschaftsarchitekturbüro Dane aus Weimar angelegt worden, dessen kreisrunde Form des Wasserspeichers als Gestaltungselement übernommen wurde. Sein Zentrum zeigt eine stilisierte Rosenblüte. Auf Rasenwegen kann man durch sie hindurch gehen und den Duft atmen - ganz so als wandelte man in ihrem Innern. Edelrosen in leuchtenden Rot- und Violett-Tönen erhöhen das sinnliche Erlebnis. Die "Blütenblätter" zeigen Züchtungen vorwiegend deutscher Produzenten, zum Beispiel "Cherry Lady" (Kordes), "Melusina" (Tantau), "Abracadabra" (Kordes) oder "Westpol" (Noack). Drei bogenförmige Wege stellen die Anbindung an die angrenzenden Hauptwege her. Die Bogenform setzt sich auf den außen um den Kreis gelegenen Flächen fort. Der Gesamteindruck der Anlage wirkt dadurch sehr dynamisch und lebendig. Abwechselnd sind Bodendeckerrosen- und

Kleinstrauchflächen angeordnet, um zusätzlich zur Rosenblüte im Jahresverlauf Farbaspekte in Rosa-Pink-Rot-Orange und Gelb zu bieten. Im Zusammenspiel der farbkräftigen "Blütenblätter" im Innern des Rosenrades und den radförmig geschwungenen dauerblühenden Bodendeckerrosen auf den an den Hauptwegen verlaufenden Flächen entsteht ein besonderer Blickpunkt auf dem Marienberg. Sicher ist die Anlage eines derartigen Rosenrades auch auf bestehenden Parkflächen möglich, die eine Aufwertung benötigen.

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Der Rosengarten auf dem Marienberg in Brandenburg an der Havel zeigt eine stilisierte Rosenblüte, die sich nach außen dynamisch radförmig entwickelt. Wege führen in das Innere der „Blüte“ und bieten beeindruckende Rosen- und Farberlebnisse. Die Schauanlage wurde auf einem ehemaligen Wasserbehälter gepflanzt. Foto: DBG/Eßer
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In Premnitz, einem weiteren Standort der Gartenschau, zieht sich ein Grünzug von der Stadtmitte bis zur Uferpromenade an der Havel. Staudenmischpflanzungen und reine Gräserkombinationen lösen sich in den locker angesiedelten Fünfeckmodulen ab. Foto: Hanne Roth
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Der Dechaneigarten in der Hansestadt Havelberg ist ein gutes Beispiel für einen wiederbelebten Kirchengarten. Der benachbarte alte Domfriedhof ist die würdige Kulisse für die Ausstellung Grabgestaltung und Denkmal. Die am Dombezirk liegenden Kleingärten werden in die Ausstellung mit einbezogen. Foto: BUGA 2015 Zweckverband

Heidegarten in ungewöhnlicher Pflanzen-, Strauch- und Baumkombination

Vom Rosenrad gelangt man über einen der barrierefreien Hauptwege oder eine Treppe zum benachbarten Heidegarten, in dem ein Märchen die Grundlage der Gestaltung bildet. Diese Anlage dient als Ruhepunkt für die Besucher: Bänke auf der Terrasse und dem zentralen, bekiesten und mit Kräutern umpflanzten Sitzplatz laden Besucher zum Innehalten ein. Kinder können in einem Teilbereich dem Märchen zuhören, das aus Lüftungsrohren erklingt. Lauscht man der Geschichte, erschließt sich die Gestaltung: warum die Beete diese Form haben, was der große rote Kreis bedeutet und wieso die Bäume so eigenartig geformt sind - wie Zipfelmützen vielleicht?

Die asymmetrisch umrissenen Pflanzflächen sind mit Calluna- und Erica-Sorten bepflanzt und bilden den gestalterischen und farblichen Schwerpunkt des Gartens. Zu ihnen gesellen sich Stauden, Zwiebeln und Gräser, um eine Vielfalt zu erzeugen, die über die Saison wechselnde Aspekte zeigt. Im Frühsommer/Sommer zum Beispiel blühen zahlreiche Allium-Sorten, Veronica spicata, Anaphalis triplinervis, Sedum telephium, Eryngium alpinum und Calamagrostis acutiflora.

Die Besucher können von der begehbaren Gräserfläche aus die Pflanzen aus der Nähe betrachten und in die Heidewelt eintauchen. Wer diese Anlage auf seine Grünfläche importieren möchte, dem sei empfohlen, das Pflanzsubstrat entsprechend den Bedürfnissen der Calluna aufzubereiten.

Säulenförmige Gehölze drängen sich an der höchsten Stelle des Geländes. Es wird kein die Natur nachahmender Heidegarten gezeigt, sondern ein Garten, der seine Gestaltung der Geschichte schuldet und zum Entdecken einlädt.

Neuer Schwung für alte Stauden

Eine Herausforderung war ein Garten in Hanglage, der sich auf dem Marienberg unterhalb der Gaststätte befindet: Er erstreckt sich auf einer trapezförmigen Fläche, die die Topografie des Geländes markiert. Ziel der Pflanzung ist es, neue Staudensorten in moderner Pflanzform zu präsentieren. So vollziehen farbige Bögen die Form der Fläche nach und schwingen den Hügel hinauf. Sie wurden als Präriepflanzung ausschließlich mit hohen Stauden angelegt. Lediglich die Übergänge zu den Wegen sind mit flacheren Stauden ausgebildet. Vielfältige Blütenformen werden wie zufällig miteinander verwoben und lassen die Farben nuancenreich erstrahlen. So entstehen auf jedem Weg andere Stimmungen, die durch Farbeindrücke und Düfte hervorgerufen werden: Auf schmalen Rasenwegen kann der Besucher die Pflanzung wie eine Wiese durchstreifen - in Kindheitserinnerungen träumen und sich vom Blütenreichtum und Duft verzaubern lassen.

Neue und alte Züchtungen zeigen die Vielfalt der einheimischen Stauden seit Karl Foerster (Delphinium, Phlox, Hellenium, Astern) bis heute. Nebenbei mag sich auch der ein oder andere Fremdling einschleichen, der wiederum kontrastierende Akzente setzt. Wandert man nun um den Marienberg herum, gelangt man zum Südaufgang, der ein Schattenreich präsentiert.

Treppen mit bepflanzten Terrassen

Ziel der Pflanzung unter altehrwürdigen Bäumen war ein Wiederaufgreifen von Pflanzungsformen der 1970er-Jahre - eine Zeit, die den Charakter des Parks auf dem Marienberg stark durch bodendeckende, Teppich bildende Stauden geprägt hat, aus denen sich nun höhere Solitärstauden oder Staudengruppen und Gräser herausheben. Die Pflanzungen links und rechts der Treppe gehen in ihren Formen ineinander über. Von der Treppe zwar unterbrochen, stehen sie durch ein mäandrierendes Staudenband miteinander in Verbindung. Es zeigt einen Farbverlauf von Weiß über Silbergrau, Blau, Rosa, Violett, Rot und Orange nach Gelb im jahreszeitlichen Wandel. Wesentliches Merkmal bei den Pflanzungen sind die Blatttexturen der bodendeckenden und Blattschmuck-Stauden, zum Beispiel der Hosta, Bergenia oder Brunnera. Sie werden in großer Vielfalt gezeigt. Gräser wie Molinia, Panicum, Festuca lockern auf.

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Ein Fünfeckmodul in Nahaufnahme im Frühjahr aufgenommen: Von vorn nach hinten sieht man erste Pflanzungen von Imperata cylindrica ’Red Baron’, Pennisetum japonicum ’Hameln’ und Miscanthus sinensis ’Gracillimus’. Foto: Hanne Roth
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Senkgarten – Pflanzplanung von Ingrid Gock, Lübeck.
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Der Senkgarten unterm Bismarckturm in Rathenow gehört zu den Highlights der BUGA 2015: 900 Quadratmeter abgesenkte grüne Idylle mit einer dicht gepflanzten Fülle von Blattschmuck- und Blütenstauden. Achillea, Echinacea, Lilium-Hybriden und Veronica geben im Innern den Ton an, die flankierenden Beete sind mit niedrig wachsenden Heuchera und Thymus bestückt. Foto: BUGA 2015 Zweckverband

Premnitz - Gräser und nachwachsende Rohstoffe

Üppige Blumenwelten liegen in Premnitz direkt am Wasser. Sie sind ebenso wie der Grünzug und die Uferpromenade von der Pflanzplanerin Hanne Roth aus Ingolstadt angelegt worden. Der neue Grünzug zeigt, neben Schattenstauden und Gräsern, Pflanzen als nachwachsende Rohstoffe: Je 600 Pappeln, Robinien und Weiden säumen ihn wie die im weitesten Sinne dazu gehörenden 2000 Pflanzen der "Essbaren Blüten und Kräuter". Zum Beispiel Origanum heraceoticum, Coriandrum sativum, Cymbopogom citratus, Diplotaxis tenuifolia (Wild-Rucola), Foeniculum vulgare (Griechischer Wildfenchel) oder Helichrysum italicum (Currykraut). Der Grünzug verbindet das Stadtzentrum mit der Havelpromenade. Insgesamt wird er durch 4500 Stauden und Gräser in 200 Arten und Sorten während und teils nach der BUGA geprägt. Er gliedert sich in drei völlig unterschiedliche Abschnitte. Den Auftakt bildet eine neu gestaltete Platzfläche im Zentrum, die mit den sogenannten temporären Tagesgärten bestückt ist. Ihre Charakteristik: Fünfeckmodule als Pflanzbeete, deren Umrisse in der umgebenden Schollenpflasterung wiederkehren. Gefüllt werden sie mit perennierenden Gräsern und Sommerblühern. Entlang der straßenbegleitenden Baumreihe zeigen die Fünfecke schwerpunktmäßig Carex in 20 Sorten, die Gattung, die 2015 zur Staude des Jahres gekürt wurde. Eine schöne Idee, die überall gut im Straßenbegleitgrün umzusetzen wäre.

Vorbei an Wohnbebauung und dem Premnitzer Rathaus erreicht man eine neu entstandene Grünfläche, genannt "Bunte Mitte". Dort erstrecken sich strahlenförmig angeordnete rechteckige Beete mit Annuellen im Frühjahrs- und Sommerflor. Das Spiel mit den Farben beginnt: In der Regel hat jedes Beet zwei Hauptfarben, ergänzt durch begleitende Komplementärfarben. Insgesamt wird das Farbthema in sehr kräftigen Tönen umgesetzt. Außergewöhnlich ist die Verwendung von Zwiebelpflanzen pro Quadratmeter, von nahezu flächiger Verwendung bis zur gruppenweisen Anordnung, die sich wie ein bunter Frühlingsstrauß in Szene setzen wird. Von den ausstellenden Betrieben, die sich am gärtnerischen Wettbewerb beteiligen, werden bewährte und neue Sorten von Viola, Erysimum, Bellis und Myosotis gezeigt. Die Fünfeckmodule setzen sich auch an der Uferpromenade fort. In den 14 Quadratmeter großen Flächen geht es bunt zu. Privatgartenbetreibern wird viel Anregung geboten.

Entlang des Waldsaums haben Gehölzrandstauden in Gelb-Creme-Tönen den Vorrang, immer wieder ergänzt mit zarten Rosé und Blautönen: Anemonen, Hosta, Epimedium, Euphorbia- und Heuchera-Sorten unter anderem begleitet von einer Reihe Gräser ergeben in Kombination mit Zwiebelpflanzen ein ganzjährig attraktives Erscheinungsbild.

Als Sondermodule sind die Lavendelfelder im Bereich der Boule Fläche zu sehen. Dort werden aktuelle Sorten der Lavendelzüchtung, ergänzt von Gaura, Echinacea und Iris-Sorten, vorgestellt. Eine ähnliche Idee wurde schon 2001 im BUGA Park Potsdam umgesetzt. Das Lavendelfeld hat sich seit mehr als zehn Jahren bewährt und ist eine der Besucherattraktionen.

Rathenow - oder wie überarbeite ich einen Park?

Rathenow liegt in der Mitte der Gesamtkulisse der BUGA 2015 und ist zugleich das Zentrum des Naturparks Westhavelland. Unter vielen gestalterischen Highlights sind der Weinbergpark, das Rhododendrontal, die Dahlienarena und der Senkgarten hervorzuheben. In letzterem kann der Besucher ein heckenbesäumtes Staudenparterre mitten im bewaldeten Landschaftspark erleben. 900 Quadratmeter ist der Garten groß und über eine Abtreppung unterhalb des Bismarckturms zu erreichen. Er wurde bereits 2006 zur dritten Landesgartenschau des Landes Brandenburg angelegt. Zur BUGA erfuhr er nun eine komplette Umgestaltung durch das Büro der Landschaftsarchitektin und Pflanzplanerin Ingrid Gock, Lübeck. Entstanden ist ein Senkgarten, in dem vorrangig warme Blütenfarben niedrig wachsender Stauden durch elegante, kerzenartige Blüten in Violett- und Blautönen kontrastiert werden. Allein das Spiel der Blattgrüntöne ist einzigartig. Im September und Oktober wird die Pflanzung in leuchtenden goldgelben und braunorangenen Blatt- und Blütenfarben auftreten. Zur Bepflanzungsstruktur: Im zentralen Beet finden sich Euphorbia, Iris, Kniphofia und Lilium-Hybriden, unterpflanzt mit Salvia, Veronica spicata und unterbrochen durch straff aufrecht wachsende Gräser. In den flankierenden Beeten ist die Stipa gigantea rhythmisch in Längsrichtung eingestreut und strukturiert so den niedrigen Pflanzteppich, der aus Heuchera villosa "Citronella" aufleuchtet und mit Thymus vulgaris dicht wird. Hier finden sich auch klassische hoch auswachsende Stauden wie Phlox, Perovskia, Rudbeckia maxima oder Gräser der Miscanthus mit weißer Fahne. Der Senkgarten kann als Musterbeispiel für einen außerordentlichen Parkteil gelten, der Kopien in anderen Städten verdient.

In der Stadt Rathenow befindet sich auch der Optikpark, der nach der Landesgartenschau 2006 nun eine Erneuerung durch das Garten- und Landschaftsarchitekturbüro Christine Orel erfahren hat. Die frischen Farbstreifen erlauben, Teile im Rückbau gezielt und farbpassend mit robusten Stauden wie Taglilien oder Geranium zu pflanzen und das Wechselflorkonzept vereinfacht zu erhalten. Ein schönes Beispiel für ein Parkpflegewerk und dafür, dass vor der BUGA unter Kosten/Nutzen Aspekten immer auch schon nach der BUGA ist. Trotzdem ist auch dieser Teil sehenswert, weil dort das Studium der Neuzüchtungen von Tulpen und Violen lohnt. Papaver, Dahlien, Zinnien und Eisenkraut locken im Sommer in phantasievollen Kombinationen.

Amt Rhinow: Im Fliegerpark gibt's wilde Rosen

Offene Landschaftszüge prägen das Ländchen Rhinow. Dort steht der Fliegerpark in Stölln im Mittelpunkt der BUGA - mit Wildrosen, einem Naturerlebnispfad und einer Landschaftsbühne. Natürlich ist auch das Lilienthalzentrum mit einbezogen. Für die Planer Christiane Haberkorn (Lübeck) und Christian Meyer (Berlin) war die Wildrosen-Pflanzung eine große Herausforderung, da viele Wildrosen nur einmal blühen, den Besuchern jedoch über die gesamte Ausstellungszeit Blühpflanzen gezeigt werden sollen. Entstanden ist ein raffinierter Mix aus einmal blühenden und remontierenden Wildrosen in Kombination mit Staudenpflanzungen, die über die gesamte Ausstellungszeit Farbaspekte berücksichtigen und Effekte der Wildrosen unterstreichen. Zu den ausdauerndsten wilden Sorten zählen: Rosa avensis, Rosa alba, Rosa Moschata oder Rosa Multiflora. Insgesamt sind 1200 Wildrosenstöcke in 80 Sorten gepflanzt worden.

Sehenswert: der Havelberger Dombezirk mit aufgewertetem Grün

In der Hanse- und Domstadt Havelberg ist der Dombezirk mit seinen Kletter- und Pfingstrosen, dem Dechaneigarten und dem Prälatenweg (Gestaltung adam + adam GbR, Hannover) sowie der Ausstellung Grabgestaltung und Denkmal (Georg von Gayl) einen Besuch wert. Dort gibt es Wege, die von Hecken aus unterschiedlichen Wildobstarten begleitet werden. Auch im Dechaneigarten wird es eine Kombination von Stauden, Kräutern und Wechselflor geben. Im Bereich Grabgestaltung und Denkmal geht es um das Thema friedhofshistorische Flora, Pflanzenarten mit besonderer Symbolik im Bereich der Grabgestaltung. An jedem Standort kann sich der Fachbesucher auf Inspirationen für seinen städtischen Freiraum freuen.

Im Detail handelt es sich um 10.000 Quadratmeter Wechselflorflächen, 5000 Quadratmeter Staudenflächen, 2500 Quadratmeter Rosenausstellungen und 1000 Quadratmeter Rhododendrenausstellung. Die Standorte wurden an folgende Ingenieurbüros vergeben:

Hansestadt Havelberg: adam + adam GbR (Hannover)
Hansestadt Havelberg (nur Domfriedhof): Georg von Gayl (Berlin)
Amt Rhinow/Stölln: Christiane Haberkorn (Lübeck) & Christian Meyer (Berlin)
Rathenow (Weinberg): Ingrid Gock (Lübeck)
Rathenow (Optikpark): Orel + Heidrich (Herzogenaurach) & Katrin Friedrich (Nürnberg)
Premnitz: Hanne Roth (Filderstadt) & OLP Klisch & Schmidt
Brandenburg a. d. H. (Marienberg): DANE Landschaftsarchitekten (Weimar)
Brandenburg a. d. H. (Packhof): Petra Pelz (Biederitz) & AG Protzmann + Wegwerth (Potsdam)

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Der Ausgangspunkt der BUGA 2015 Havelregion: Brandenburg an der Havel. Foto: Mathias Krumbholz, CC BY-SA 3.0

Ein Gespräch mit Jochen Sandner,Geschäftsführer der Bundesgartenschau Gesellschaft zur Konzeption der BUGA 2015 Havelregion

Wie sieht das Gesamtkonzept für die BUGA in der Region aus und wie erfolgte die Beteiligung der Kommunen?

Die BUGA 2015 ist eine Gemeinschaftsschau. Zu den die BUGA ausrichtenden Kommunen gehören im Land Brandenburg die Stadt Brandenburg an der Havel, die Stadt Premnitz, die Stadt Rathenow und das Amt Rhinow/Stölln. Auf der sachsen-anhaltischen Seite gesellt sich die Hansestadt Havelberg dazu. Die fünf BUGA-Kommunen sowie die Deutsche Bundesgartenschau Gesellschaft mbH (DBG) haben sich 2009 zu einem Zweckverband zusammengeschlossen, um die BUGA vorzubereiten und durchzuführen. Wir arbeiten sehr eng zusammen: Die Kommunen sind hierbei verantwortlich für alle investiven Maßnahmen, der Zweckverband Bundesgartenschau ist für die Vorbereitung und Durchführung der eigent-lichen Schau selbst verantwortlich. Grundsätzlich ist die DBG der institutionelle Teil des Zweckverbandes.

Was heißt das konkret?

Im Detail sieht es so aus, dass wir als DBG Beratung und Informationen für viele Abteilungen des Zweckverbandes liefern. Bei der Planung, dem Bau der Ausstellungsbereiche oder bei der Suche nach passenden Sponsoringpartnern, im Veranstaltungsbereich sowie beim Marketing. Auf der Basis ihrer Machbarkeitsstudie erstellte Neumann Gusenburger Landschaftsarchitekten, Berlin, zusammen mit der DBG ein Ausstellungskonzept für die BUGA Havelregion. Im Anschluss daran erfolgte die weitere Vertiefung der Planung an den fünf BUGA-Standorten in mehreren Schritten. So führte die Stadt Brandenburg an der Havel im Sommer 2010 einen landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerb zur Sanierung des Gartendenkmals Marienberg durch. Die weitestgehende Herstellung der Barrierefreiheit, die Weiterentwicklung des ausgeprägten Parkcharakters und die behutsame Instandsetzung des Gartendenkmals standen dabei im Vordergrund. Wettbewerbsgewinner waren geskes.hack Landschaftsarchitekten, Berlin. Ebenfalls im Auftrag der Stadt Brandenburg an der Havel plante das Büro Marcel Adam, Potsdam, die dauerhafte Neugestaltung der Uferzone am sogenannten Packhofgelände. Für die Planung der temporären Ausstellungsbereiche sowie deren gärtnerischer Inhalte in Brandenburg an der Havel sind mehrere Planungsbüros verantwortlich. Auftraggeber hierfür ist jedoch der Zweckverband BUGA 2015 Havelregion.

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Jochen Sandner
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Die BUGA-Städte im Überblick. Abb.: BUGA 2015 Zweckverband

Fünf Kommunen mit ihren eigenen Profilen erforderten sicherlich einen erhöhten Planungsaufwand?

Ja, die Planungen der Bundesgartenschau 2015 Havelregion sind breit gefächert: In Brandenburg an der Havel für das Packhofgelände und den Bereich Themengärten übernahm geskes.hack Landschaftsarchitekten aus Berlin die Rahmenplanung. Die Pflanzplanung erfolgte durch Petra Pelz aus Sehnde. Für den Bereich Marienberg übernahm das Büro Dane Landschaftsarchitekten aus Weimar alle gärtnerischen Bereiche. Auch die Stadt Premnitz vergab Planungen für Areale, die nach der BUGA dauerhaft erhalten bleiben: So entstand die sogenannte "Bunte Mitte" durch das Büro Neumann Gusenburger Landschaftsarchitekten aus Berlin.

Wichtige Ausstellungsinhalte entstanden in Zusammenarbeit zwischen dem Zweckverband BUGA 2015 Havelregion und der Landschaftsarchitektin Hanne Roth, Ingolstadt, so etwa die sogenannten Tagesgärten oder der Grünzug entlang der Havel mit seinem "Band der Spiele". In Rathenow werden die gärtnerischen Inhalte des bekannten Optikparks nach Plänen des Büros Orel + Heidrich, Landschaftsarchitekten aus Herzogenaurach für die BUGA 2015 erneuert. Den Rahmen für die Instandsetzung des dortigen Weinberggeländes planten die Büros KUULA Landschaftsarchitekten, Berlin, sowie Roßmann aus dem Ort Wassersuppe. Für die gärtnerischen Themen ist dort, ebenfalls im Auftrag des Zweckverbands, die Landschaftsarchitektin Ingrid Gock, Lübeck, verantwortlich.

Die Hansestadt Havelberg beauftragte zwei Büros mit den Rahmenplanungen für die Bundesgartenschau: das Büro Neumann Gusenburger Landschaftsarchitekten, Berlin, und das Büro Roßmann, Wassersuppe. Das Büro Adam + Adam Landschaftsarchitekten, Hannover, zeichnet dort für die temporären gärtnerischen Ausstellungen, mit Ausnahme des Bereiches für die Friedhofsgärtner, verantwortlich. Dieser wird von Georg von Gayl, Berlin, gestaltet.

Wie werden die Konzepte auf einander abgestimmt, wie läuft die Kommunikation unter den Kommunen?

Die gesamte Vorbereitung wurde durch sehr viel Kommunikation begleitet. Etliche Gremiensitzungen, Ausschusssitzungen, Arbeitsstäbe, eine interministerielle Runde und Vororttermine waren notwendig, um die Koordination mit den fünf BUGA-Kommunen hinzubekommen. Wir alle haben uns auf Dr. Dietlind Tiemann, die Bürgermeisterin der Stadt Brandenburg an der Havel als Sprecherin des Zweckverbandes geeinigt. Sie ist die perfekte BUGA Botschafterin und unsere beste Öffentlichkeitsarbeiterin. Oft genug auch Mediator zwischen den fünf Bürgermeistern/Amtsleitern. Auch die Kommunikation zu den Stabsstellen der austragenden Länder Berlin-Brandenburg und Sachsen-Anhalt lief gut. Eine eigens für die BUGA 2015 gegründete Interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) tagte in regelmäßigen Abständen in Potsdam.

Wie sieht das Marketingkonzept für die BUGA 2015 aus?

Unser Marketing- und Kommunikationskonzept ist 2011 entstanden und hatte natürlich vor allem die regionale Ausrichtung fest im Blick. Diese BUGA ist als dezentrale Bundesgartenschau vom Konzept her völlig neu. Auf dieser Basis wurden für alle Standorte eigene Marken entwickelt die letztlich ein Gesamtbild - die BUGA 2015 Havelregion - ergeben. Der Claim lautet: "Fünf sind eins - Deins". Das Motto heißt: "Von Dom zu Dom - das blaue Band der Havel". Jeder Standort erhält sein eigenes Profil, um Ansatzpunkte für die Personalisierung der BUGA 2015 bieten zu können. Die Individualisierung erfolgt durch Ausrichtung auf verschiedene Zielgruppen wie Familien mit Kindern, Gruppenreisen oder Senioren sowie durch thematische Individualisierung im Ausstellungskonzept. Jedem austragenden Ort werden Begriffe zugeordnet, sogenannte "Lebenswerte". In ihrem Zusammenspiel spiegeln sie die kulturelle Identität der Havelregion. Brandenburg an der Havel als Wiege der Mark erhält den Begriff "Ursprung". Er steht für Wachstum, Ressourcen, Wurzeln, Talente, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit, Verantwortung, Toleranz. Die Stadt Premnitz erhält das Schlüsselwort "Impuls" - als Stadt der Energie gehören die Werte Antrieb, Entschlossenheit, Initiative, Kraft, Vitalität und Bewegung dazu. Der Stadt Rathenow als Wiege der Optik hat man die Begriffe "Orientierung" und damit Verstand, Balance, Entspannung zugeordnet und zum Amt Rhinow/Stölln, in dem Otto Lilienthal, der Flugpionier den Beginn des ersten Menschenflugs startete, die Begriffe Mut, Kreativität, Wünsche, Abenteuer, Horizonterweiterung. Wo Havel und Elbe in der Hansestadt Havelberg zusammenkommen, hat man die "Erkenntnis" vorangestellt - angefüllt mit den Begriffen Erfüllung, Glaube, Harmonie, Stil, Gefühl, Entfaltung, Liebe, Frieden, Solidarität, Wertschätzung und Respekt.

Der Weg, der zwischen den Geländen liegt, sollte ebenso wie die Schau selbst und die Region als Erlebnis wahrgenommen werden.Im Mittelpunkt der Kommunikation steht daher, auch im Sinne des bewussten Konsums, der aktive, interessierte und mobile BUGA-Besucher. Persönliches Erleben und Erlebnis werden zum zentralen Element der Markenbotschaft. Die Markenstrategie der BUGA 2015 hat zwei Ziele: den klassischen BUGA-Besucher erfolgreich einzuladen und gleichwertig nebenher den erweiterten Mehrwert der Schau zu transportieren, um neue Zielgruppen in aller Breite zu erreichen. Wichtig ist, dass sich jeder potenzielle Besucher im Vorfeld eingehend mit der zukünftigen BUGA befasst, damit er die vielfältigen Möglichkeiten der Gartenschau und der Region für sich entdecken kann und die BUGA schließlich - möglichst mehrmals - besucht.

Welche Besucherzahlen werden erwartet, wie ist der bisherige Anmeldestand?

Wir erwarten 1,5 Millionen Besucher. Bisher (Stand 21.01.2015) haben wir 12.000 BUGA-Dauerkarten, 26 500 BUGA-Eintrittskarten und über 600 BUGA-Eintrittsgutscheine verkaufen können.

Wie hoch liegen die Kosten, was muss erwirtschaftet werden?

Die Kosten für die Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung der BUGA belaufen sich auf etwa 35 Millionen Euro. Gedeckt wird dieser Aufwand durch Erträge aus Kartenverkäufen, Sponsoring, Rechteverwertung und durch Zuschüsse der beteiligten Städte. 40 Millionen Euro betragen die nachhaltigen infrastrukturellen und gärtnerischen Investitionen der Kommunen, wie zum Beispiel barrierefreie Erschließungen und Wegebau, für Daueranlagen wie Spiel- und Sportplätze oder zur Aufwertung bestehender Parkflächen. Und um ein Beispiel für investive Impulse aufzulisten, die eine BUGA auslöst: Das Bauministerium des Landes Brandenburg hat bis 2015 eine Sanierung der Bundes- und Landesstraßen im Raum Brandenburg/Havel und Rathenow in Höhe von 16,6 Millionen Euro vorgesehen, das Lücken im regionalen Radwegenetz schließen wird und eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im staugeplagten westlichen Havelland letztlich auch mit dem Ausbau der A 2 erreichen soll. Gefördert wird in diesem Rahmen auch die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes in der Stadt Brandenburg.

Wie nachhaltig ist die BUGA, was kommt danach, was bleibt, was bringt es der Region?

Alle Investitionen sind nachhaltig und werden nach der BUGA der Öffentlichkeit zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Dazu zählen die Ufererneuerungen in Brandenburg an der Havel oder Premnitz ebenso wie Brückenbauten oder Spielplätze, zum Beispiel am Bismarckturm in Rathenow. Eine weitere Zielstellung ist es, die Havelregion einmal in den bundesweiten Fokus der Tourismusbranche zu heben. Für Aktivurlauber (Radler, Wassersportler) ist sie ebenso ein Reiseziel wie für Hausbootfahrer, die gemütlich Kulturlandschaften vom Wasser aus erkunden möchten. Oder Naturfreunde und Liebhaber alter brandenburgischer Kultur und feiner, aber bodenständiger Küche. Es ist ein Glücksfall für die ganze Region hier eine BUGA ausrichten zu können - das wird sich noch Jahre später auszahlen. Vor allem auch, weil wir in einer sehr naturnahen Region unterwegs sind. Viel Wasser, viel freie Flächen - slow tourism pur.

Fragen: Mechthild Klett

M. A. Sibylle Eßer
Autorin

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG)

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