Gartenkunst - Kultur der Städte

von:
Grünflächen
Heiner Baumgarten,

Nahezu alle deutschen Städte sind stolz auf ihre Grünflächen und werben damit um Einwohner, Unternehmen und Touristen. Es werden statistische Angaben über die prozentualen Flächenanteile von Parks, Wäldern, Kleingärten, Friedhöfen, Wald, Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten oder die Anzahl von Straßenbäumen gemacht, die die Attraktivität der jeweiligen Stadt belegen sollen. Qualitative Angaben wie historische Bedeutung, außergewöhnliche Ausstattung oder herausgehobene gestalterische Ausführung werden deutlich weniger gemacht - es sei denn, es gibt Einzelobjekte, die für die Stadtgründung entscheidend waren wie beispielsweise kirchliche oder weltliche Herrschaftssitze mit ihren repräsentativen Gärten oder Parks. Schon deutlich weniger werden die vielen Volksparke in den Städten benannt, die aber gerade Ausdruck des rapiden Stadtwachstums, der Folgen von Industrialisierung und den damit verbundenen sozialen und hygienischen Schieflagen des 19. Und beginnenden 20. Jahrhunderts sind. Sie sind zugleich Ausdruck des Wertewandels in Gesellschaft und Politik hin zu demokratischeren Strukturen in der Stadt.

Gerade auch die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts bildet sich über die Parks, Gärten und Plätze der Stadt ab. Sind die Grünflächen aus der Zeit der Jahrhundertwende bis zu den 1930-er Jahre inzwischen weitgehend als kulturelles Zeugnis einer ersten demokratischen Entwicklung in Deutschland erkannt und bewertet, tut man sich noch immer schwer mit der Akzeptanz und Bewertung von Freiräumen aus der faschistischen Zeit - es sei denn, sie eignen sich auch als Mahnmal.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ist hinsichtlich der kulturellen Bedeutung der Parks und Grünflächen noch wenig bearbeitet. Aber gerade die unterschiedlichsten Strömungen zur Zeit des Wiederaufbaus der Städte, des Wirtschaftswachstums und der autogerechten Stadt, des sozialen Wohnungsbaus, der Ökologisierung von Planung und Entwicklung durch die Naturschutzgesetzgebung mit typischen Ausprägungen von grünen Stadträumen machen heute eine großen Anteil unseres Stadtgrüns aus und dokumentieren Erfolge wie Irrtümer in der Stadtentwicklung. Es wird höchste Zeit, dass sich Hochschule und Praxis mit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und der sozialen, ökologischen, ökonomischen und kulturellen Bedeutung seiner "Gartenkunst" - heute Garten- und Landschaftsarchitektur - beschäftigt und diese bewertet, bevor sie dem weit verbreiteten neuen Leitbild von Stadtentwicklung - "Innen- vor Außenverdichtung" - geopfert wird.

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 Heiner Baumgarten
Autor

Ehemals GALK-Präsident und Vorsitzender vom GALK-Arbeitskreis Stadtplanung

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