Ludwigsburg macht das nachhaltig

Grüne Adern für eine lebendige Stadt

von:
Stadtklima
"Grünes Zimmer", eines der Projekte für welches die Stadt Ludiwgsburg vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014 zu Deutschlands nachhaltigster Stadt mittlerer Größe ausgezeichnet wurde. Foto: Stadt Ludiwgsburg

Die Stadt Ludwigsburg, in der Metropolregion Stuttgart gelegen, zeichnet sich seit Jahren durch ein erfolgreich integriertes Nachhaltigkeitsmanagement aus, das Nachhaltigkeit zum Leitgedanken städtischen Handelns macht und konstant und durchdacht die Bürgerschaft mit einbezieht.

Seit 2004 arbeitet die Stadt intensiv an einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Dabei stehen nicht immer Leuchtturmprojekte im Vordergrund, sondern die Absicht, das gesamte Verwaltungshandeln an Zielen der Nachhaltigkeit auszurichten. Um eine Verankerung auf allen Ebenen sicherzustellen, passt die Barockstadt ihre Verwaltungsstruktur kontinuierlich an. Den Kern dieser Entwicklung bildet das Stadtentwicklungskonzept, das mit breiter Beteiligung der Bürger erarbeitet wurde. Die Erfolge bei der Umsetzung werden durch ein Set von Indikatoren gemessen1. Somit wird sichergestellt, dass es nicht nur bei guten Absichten bleibt.

Um die Aktualität des Stadtentwicklungskonzeptes zu gewährleisten, finden alle drei Jahre Zukunftskonferenzen statt. Hier werden gemeinsam mit der Bürgerschaft Maßnahmen und Ziele überprüft und das Stadtentwicklungskonzept überarbeitet. Der zentrale Akteur bei der Durchführung dieses integrierten "Managementkreislaufs" ist das 2008 geschaffene Querschnitts-Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung. Dieses ist direkt dem Oberbürgermeister zugeordnet.2

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Freiflächenentwicklung = integraler Bestandteil städtebaulicher Planungen

Innerhalb dieses integrierten Managementansatzes hat sich die Stadt Ludwigsburg in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Thema "Wohnen in Ludwigsburg" beschäftigt. Dabei ist deutlich geworden, wie wichtig die Erhaltung, aber auch die Stärkung und der Ausbau grüner Achsen und die Aufwertung des öffentlichen Raumes für das Wohnen, Arbeiten und Leben in der Stadt ist.3 Unter der Federführung der Abteilung Grünflächen und Ökologie wurde daher ein Landschaftsarchitekturbüro beauftragt die Grundlagen für ein Gesamtkonzept zu erarbeiten, welches schrittweise umgesetzt werden soll. Dieses Gesamtkonzept wird integraler Bestandteil sämtlicher Entwicklungsplanungen in städtebaulichen Erneuerungsgebieten, bei Wohnbaulandentwicklung, bei der Aufwertung und Ausweisung von Gewerbegebieten, aber auch für Verkehrsplanungen sein. Mit den großzügigen Grünanlagen und Alleen aus der Zeit der barocken Stadtgründung hat Ludwigsburg einen besonderen genetischen Code, den es zu bewahren gilt und der unter den heutigen Möglichkeiten zeitgemäß weiterentwickelt werden soll.

Qualitätsvolle Wohnraumentwicklung

Ludwigsburg ist eine attraktive Stadt, die Anzahl der Stadtbewohner steigt stetig und beträgt derzeit rund 91 500 Einwohner. Die Gemarkungsfläche der Stadt lässt sich jedoch nicht vermehren. Dementsprechend wird die Konkurrenz um diese Flächen innerhalb der Stadt immer größer. Wohnen, Gewerbe, Verkehr, Parkplätze, Bildungseinrichtungen, Spielplätze, Landwirtschaft, Natur: Alle wollen einen Teil des Kuchens haben. Aufgabe einer langfristigen Siedlungsentwicklung ist es, Strategien zu entwickeln, um die Stadt Ludwigsburg als kompakte, gemischt genutzte und sozial integrierte Stadt für die Zukunft zu erhalten und weiter zu entwickeln. Angesichts der sich abzeichnenden Flächenknappheit gilt es vor allem, die qualitativen und quantitativen "Wachstumspotenziale nach innen" zu identifizieren und gezielt zu nutzen. Eine langfristige Siedlungsentwicklung darf nicht auf eine rein quantitative Aufgabenstellung - die Schaffung zusätzlichen Wohnraums - reduziert werden. Die Stadt Ludwigsburg ist bezüglich der Wohnungs- und Siedlungsentwicklung einem besonderen Druck ausgesetzt. Ludwigsburg als attraktiver Wohn- und Arbeitsstandort ist gefordert, die für die Stadt charakteristisch hohe Lebensqualität weiter zu erhalten.

Freiflächenentwicklungskonzept mit integriertem Grünleitplan

Als erster Teilschritt wurde 2004 ein Grünleitplan für den Außenbereich entwickelt. Dieser behandelt schwerpunktmäßig den unbesiedelten Raum und dient als informelles, strategisches Steuerungsinstrument für die zukünftige Freiraumentwicklung und als fachplanerischer Beitrag des Landschaftsplans für den Flächennutzungsplan. Das nun vorliegende Freiflächenentwicklungskonzept ergänzt und konkretisiert diesen Plan um den besiedelten Bereich. Der Grünleitplan wurde in das aktuelle Freiflächenentwicklungskonzept integriert.

Analyse Leitbild Konzept

In der Analyse wurde mit Hilfe von thematischen Karten zur Erreichbarkeit der Grünflächen, zum Stadtklima und zur Bevölkerungsdichte der jeweilige Grünflächenbedarf ermittelt. Ein hoher Bedarf an Grün- und Freifläche kann zum Beispiel trotz guter räumlicher Versorgung mit Grünflächen aufgrund kritischer klimatischer Situation und hoher Einwohnerdichte entstehen. Umgekehrt kann ein geringer Bedarf etwa bei einer schlechten räumlichen Versorgung mit Grünflächen aufgrund geringer Einwohnerdichte und gutem Mikroklima entstehen. Als Ergebnis liegt der Stadt Ludwigsburg nun eine flächendeckende Darstellung über den Handlungsbedarf für die Grün- und Freiflächensituation in Ludwigsburg vor. Einzelbereiche bedürfen jedoch einer genaueren Betrachtung. Speziell für diese Bereiche wurden Steckbriefe entwickelt. Hieraus ist erkennbar, wie diese Bereiche aufgewertet und verbessert werden können. Zu den Gebieten mit hohem Freiflächenentwicklungspotenzialen gehören unter anderem der Barocke Stadtkern, das westliche und südliche Bahnhofsumfeld, Industrie- und Gewerbegebiet West und der Stadtteil Grünbühl-Sonnenberg.

Leitbild - Grüne Adern für eine Grüne Stadt

Das Leitbild greift die historisch gewachsene Verkehrsinfrastruktur mit den Alleen als Charakteristikum für Ludwigsburg auf. Ziel ist es, diese so zu gestalten, dass die zerschneidende Wirkung dieser großen Straßen reduziert und die Vernetzungsfunktion von neuen und bestehenden Grünflächen und Freiräumen gefördert wird. Präferiert wird der Ausbau von Hauptverkehrsachsen zu "grünen Boulevards" mit höherer Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer. Ein Grüner Ring soll bestehende Grünanlagen miteinander verbinden. Es handelt sich um ein mutiges, innovatives und zukunftsorientiertes Leitbild, das auf einer umweltfreundlichen und nachhaltigen Mobilität basiert. Diese ist fachübergreifend bei der Stadtplanung im Masterplan Mobilität und Energie verankert und wird dort strategisch weiterverfolgt. In einem Strategieplan werden Lupen über das Stadtgebiet gelegt und einzelne Aspekte und Gestaltungselemente des Freiflächenentwicklungskonzeptes genauer betrachtet.

Gesunde Stadtbäume als Gerüst für Alleen, Boulevards und Grüner Ring

Eines der wichtigsten Gestaltungselemente des Freiflächenentwicklungskonzeptes sind die Stadtbäume. Diese spielen bei allen Elementen des Konzeptes wie den Alleen, Boulevards, Grüner Ring, Parks sowie bei der Aufwertung des direkten Wohnumfeldes eine tragende Rolle. Dabei ist insbesondere auf eine vielfältige, klimaangepasste Baumartenauswahl4 zu achten sowie die Schaffung ausreichend großer Baumquartiere.5 Das Freiflächenentwicklungskonzept enthält zum Beispiel Empfehlungen zu Größen der Pflanzgruben oder Baumgräben, die direkt in die Bauleitplanung, so bei der Erstellung der Bebauungspläne, einfließen. Diese Empfehlungen sind nicht neu. Auf diese Weise wird jedoch sichergestellt, dass für Ludwigsburg einheitliche Regelungen auf die Ebene der Bauleitplanung einfließen und deren Umsetzung sichergestellt wird. Die im Freiflächenentwicklungskonzept und Grünleitplan festgelegten Alleen, Boulevards, der Grüne Ring werden in den Landschaftsplan übernommen.

Es gibt auch eine Fülle von Ideen für neue Parkanlagen sowie die Aufwertung bestehender Parkanlagen um die Unterversorgung mit multifunktionalen Grün- und Freiflächen an vielen Orten zu beheben. Hier sind etwa der Walckerpark und das Gartendenkmal "Grüne Bettlade" genannt.

Beispielhaft für zwei Stadtquartiere werden die Schwerpunktthemen Freiraumversorgung und Stadtklima behandelt. Für das Wohngebiet Grünbühl sind die Vorschläge zur Freiraumgestaltung und Wohnumfeldverbesserung in das Wettbewerbsverfahren zum Planungskonzept eingeflossen. Für die Ludwigsburger Weststadt wird derzeit eine Gewerbegebietsentwicklungskonzeption erarbeitet. Die im Freiflächenentwicklungskonzept enthaltenen Anregungen hinsichtlich der stadtklimatischen Situation fließen dazu ein. Es werden Gestaltungsmaßnahmen (Checklisten Gewerbegrün) beschrieben und die Möglichkeiten der Umsetzung dieser Maßnahme aufgezeigt. Unter dem Thema "Doppelte Innenentwicklung" werden die Potenzialflächen für Wohnbauland hinsichtlich ihrer Verträglichkeit mit den Zielen des Freiflächenentwicklungskonzeptes geprüft. Eine weitere Lupe wird über die Barocke Innenstadt gelegt. Hier werden die für das städtische und klimatische Wohlbefinden so sensiblen Innenhöfe untersucht. Parallel wird auf den Grundlagen des Freiflächenentwicklungskonzeptes ein Klimaanpassungskonzept entwickelt.

Was sind die nächsten Schritte?

Bei der letzten Zukunftskonferenz im April 2015 wurde deutlich, wie wichtig den Ludwigsburger Bürgern das Thema Grün in der Stadt ist. Mit dem vorgelegten Freiflächenentwicklungskonzept geht es nun in eine breite und intensive Phase der Bürgerbeteiligung. Hierzu sind Stadtteilspaziergänge zu den Schwerpunktthemen des Freiflächenentwicklungskonzeptes mit einem Spaziergangsforscher vorgesehen.

Literatur

¹ Vgl. Stadt Ludwigsburg, Konferenzband zur Zukunftskonferenz, 2015.

² Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2014: Ludwigsburg ist Deutschlands nachhaltigste Stadt mittlerer Größe - ausgezeichnet mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014.

³ Vgl. Stadt Ludwigsburg, 2015: Grün in der Stadt (Kernpunkte des Freiflächenentwicklungskonzeptes), Bekanntgabe in der Sitzung des Gemeinderats vom 25.02.2015.

4 Vgl. Joachim Bauer, Jens Dietrich: Unter Palmen wandeln, Garten und Landschaft 4/2013, S. 38 f.

5 Vgl. Ulrich Schneider, Astrid Hellweg, Gisela Karsch-Frank: Grünflächen klimagerecht ausbauen, konkrete Planungshinweise zur Gestaltung öffentlichen Grüns. Stadt+Grün 3/2013, S. 9 ff.

6 Vgl. Das Grüne Zimmer Ludwigsburg, EU Projekt TURAS auf www.youtube.com/watch

Anmerkungen

1 Vgl. Stadt Ludwigsburg, Konferenzband zur Zukunftskonferenz, 2015.

2 Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2014: Ludwigsburg ist Deutschlands nachhaltigste Stadt mittlerer Größe - ausgezeichnet mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014.

3 Vgl. Stadt Ludwigsburg, 2015: Grün in der Stadt (Kernpunkte des Freiflächenentwicklungskonzeptes), Bekanntgabe in der Sitzung des Gemeinderats vom 25.02.2015.

4 Vgl. Joachim Bauer, Jens Dietrich: Unter Palmen wandeln, Garten und Landschaft 4/2013, S. 38 f.

5 Vgl. Ulrich Schneider, Astrid Hellweg, Gisela Karsch-Frank: Grünflächen klimagerecht ausbauen, konkrete Planungshinweise zur Gestaltung öffentlichen Grüns. Stadt+Grün 3/2013, S. 9 ff.

6 Vgl. Das Grüne Zimmer Ludwigsburg, EU Projekt TURAS auf www.youtube.com/watch

Dipl. Ing. (FH) Nicole Preußner
Autorin

Landschaftsarchitektin

Stadt Ludwigsburg

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