Usbekistans antike Städte mit russisch geprägter Stadtplanung

Grünräume und Gartenkunst entlang der Seidenstraße

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Seidenstraße Historische Parks und Gärten
Begrünung im Innenhof der Ulug’bek Medrese mit Maulbeerbäumen. Fotos: Horst Schmidt

Es ist heute kaum vorstellbar, welche Rolle die Seidenstraße in den beiden vergangenen Jahrtausenden als Verbindung zwischen Asien und Europa gespielt hat. Dieses Geflecht von Routen, Wegen und Straßen von der Westküste Europas bis weit über China nach Japan und von Moskau bis Südindien war das bedeutendste Handelsnetz. Kamelkarawane mit teilweise mehreren hundert Lasttieren und über 100 Menschen waren bis zu acht Jahre unterwegs, um Seide, Gewürze und Schmuck an die Bestimmungsorte zu bringen und zu tauschen. Die Routen waren aber auch wichtige Informationswege, vergleichbar mit unseren heutigen Datensträngen, allerdings mit einer wesentlich geringeren Geschwindigkeit.

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Seidenstraße Historische Parks und Gärten
Seidenstraßenplan in Chiwa.
Seidenstraße Historische Parks und Gärten
Hahnenkammcelosie im Erinnerungspark Babur.

Machtstrukturen bildeten sich entlang von ihr, Religionen wie der Buddhismus breiteten sich von Indien über China und Korea bis nach Japan aus. Auch die Gartenkunst fand ihre Verbreitung über sie. Schon der Perserkönig Kyros übernahm im 5. Jahrhundert vor Christus Gartenvorstellungen aus Babylon, dem Zweistromland. Es entstand der persische Garten (Tschahar Bagh) mit seiner Vierteilung, den Wasserachsen, Springbrunnen und dem angenehmen Gartenklima im Schatten der Bäume, durch Mauern geschützt gegen die Stürme und heißen Winde der umgebenden Wüsten. Der Islam übernahm den persischen Garten, nachdem die Araber Persien überrannt hatten und weil diese Gartenform dem Koran entsprach. Er verbreitete sie mit seiner Machtausdehnung von Zentralasien aus bis nach Spanien. Auch unsere Gartenkunst übernahm Elemente dieses Gartens, betrachtet man die Wasserachsen, Wasserfälle, und Springbrunnen und die Bedeutung des Wassers insgesamt.

Die Reise nach Usbekistan sollte versuchen zu klären, ob in Zentralasien, dem Schwerpunkt der Seidenstraße, noch Spuren vom persischen, islamischen Garten zu finden sind. Frühe Reisende hatten immer wieder von den blühenden Gärten in Buchara und Samarkand berichtet. So hat Marco Polo (1254-1324) in Kapitel 52 seines Reiseberichtes Samarkand als vornehme Stadt beschrieben, die mit schönen Gärten geschmückt ist. Von Timur Lenk (1336-1404, auch Tamerlan und Amir Temur genannt), dem Herrscher des Großreiches in Zentralasien, ist bekannt, dass er seine Geburtsstadt Shahrisabz in eine grüne Stadt der Gärten verwandelt hat und in seinem dortigen Sommerpalast einen großen prächtigen Garten anlegen ließ. Babur (1483-1530), der Begründer des Großmogulreiches in Nordindien, hat in allen seinen Eroberungen islamische Gärten, zum Beispiel in Kabul und Agra, anlegen lassen.

Die Landschaft Usbekistans

Es gibt heute Bestrebungen, neben dem Tourismus, auch die wirtschaftliche Bedeutung der Seidenstraße wieder zu beleben. Russland hat von Mitte des 19. Jahrhunderts an bis zur Auflösung der UdSSR 1991 auch Usbekistan seinen Stempel aufgedrückt und die Entwicklung im Sinne einer Kolonie gesteuert. Die Planwirtschaft legte die Bedingungen des Baumwollanbaus genau fest. So entstand eine Monostruktur, die einen immensen Wasserverbrauch verursachte. Die heutige Entwicklung, die Aufgabe der Monostruktur, wird schrittweise und unter Erhalt von viel Handarbeit, beispielsweise auch wieder bei der Baumwollernte, durchgeführt. Die Seidenraupenzucht sowie die Baumwollkultur und deren Verarbeitung werden als wichtige Wirtschaftsgüter noch staatlich gelenkt.

Die Landschaft ist durch Wüste (70 Prozent der Landesfläche) geprägt. Sie ist sehr häufig von wenigen wüstenverträglichen Arten (zum Beispiel Kameldorn, Fischauge, Saxaul und Tamariske) lückenhaft bewachsen und wird von Ziegen und Schafen beweidet. Das Ferganatal im Osten trägt eine üppige Vegetation, ebenso die Flussauen am größten Fluss Amu Darya mit 2536 Kilometer Länge und über drei Kilometer Breite zur Schneeschmelze sowie die Oasen.

Da die Baumwollkulturen sehr viel Wasser benötigen, fließen die großen Flüsse wie der Amu Darja heute nicht mehr bis zum Aralsee, was zu seinem Austrocknen führt. Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor und wird heute in Usbekistan wieder in ganzer Breite von Baumwolle über Mais, alle Obst- und Gemüsearten bis hin zum Reis praktiziert. Die Bewirtschaftung wird auf staatlichen Flächen durch eingesetzte Pächter durchgeführt, die die Bearbeitung oft wiederum an Familien weiter geben. Sie dürfen teilweise bis zu einem Fünftel der Fläche nach eigenen Vorstellungen bestellen und die Ernte, soweit sie nicht der Eigennutzung dient, auf dem Basar vermarkten. Sie können auch selbst Tiere halten und im Frühjahr die Seidenraupenzucht betreiben und so das persönliche Einkommen aufbessern.

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Märchenvogel Semurg als gegenständliche Ausnahme im Mosaik am Eingangsportal der Medrese Nadir Devon Begi in Buchara.
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Registanplatz mit drei Medresen, links Ulug’bek, rechts Sherdor, Mitte Tilla-Kori Medrese.
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Timur Lenk Statue vor dem Kongressgebäude.

Stadt- und Grünentwicklung

Die Entwicklung der Städte und ihres Grünpotenzials ist geprägt durch das hohe Alter der Städte (Samarkand 2750 Jahre), die intensive Völkerwanderung, die Eroberungszüge, die wechselnde Bedeutung der Seidenstraße, die landschaftliche Situation als Oase und ganz entscheidend die starke Erdbebentätigkeit. Dschingis Chan, Timur Lenk und weitere Eroberer plünderten und zerstörten die Städte, ermordeten die Einwohner oder verschleppten sie in die Sklaverei. Über die Seidenstraße verbreiteten sich Einflüsse verschiedener Kulturen in Friedenszeiten oder wurden machtvoll von den Eroberern durchgesetzt. So ließ zum Beispiel Timur Lenk das Mausoleum für seinen Lieblingssohn und Thronfolger Sultan Emir 1402 von einem persischen Architekten aus Isfahan erstellen, der sich für die Außenanlagen sicher auf den persischen Garten bezog.

Timur Lenk war bekannt dafür, dass er Architekten, Bauleute, Wissenschaftler und Künstler aus den eroberten Städten in seine Hauptstadt Samarkand und seine Geburtsstadt Shahrisabz verschleppte und sie dort für Baumaßnahmen zwangsverpflichtete. So sind nicht nur die bekannten islamischen Bauwerke der Medresen (islamische Hochschulen), Mausoleen und Moscheen entstanden, sondern auch Gärten, Alleen und Grünanlagen. Er hat seine Geburtsstadt nicht nur in "Grüne Stadt" umbenannt, sondern dort auch einen sehr großen, prächtigen Garten mit Wasserbecken und Springbrunnen bauen lassen.

Russische Planer haben ab Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Vorstellungen von Stadt- und Grünplanung eingebracht. So hat zum Beispiel der russische Eroberungsgeneral Kaufmann in Samarkand als Stadtzentrum die mehrreihige Universitätsallee mit dem Park im Zentrum anlegen lassen. Etliche neue russische Stadtgründungen weisen dominierende Alleen und Straßenräume auf. Erdbeben, wie 1962 in Taschkent, führten zu starken Zerstörungen der Bauten, Infrastrukturen, Alleen und Gärten. Der Wiederaufbau mit breiten Straßen, Alleen und Grünanlagen zeigte deutlich die Handschrift der russischen Stadtplaner.

Parks, Grünanlagen und Gärten

Von den kleinen Ortschaften bis in die Hauptstadt nimmt die Größe und Qualität der Grünausstattung zu. An den Häusern in ländlichen Ortschaften fallen die vielen Weinpergolen auf, die der Verschönerung und der Obsternte dienen. Private Sommerblumenpflanzungen entlang der Straßen und in den Gärten lockern das Bild auf. Hainartige Baumpflanzungen mit Blütensträuchern und einfachen Sommerblumenbeeten gehören zu den gut genutzten Ausflugsgaststätten. Bei den Häusern auf dem Land sind oft schlank wachsende Pappeln zu sehen. Eine Vielzahl von jährlich geschnittenen Maulbeerbäumen ermöglicht den Bauern die Seidenraupenzucht. Die Raupen brauchen kontinuierlich frische Blätter als Futter, damit ihre Kokons Ende Mai bis zu 1200 Meter Seidenfaden liefern.

Selbst in kleineren Städten gibt es eine zentrale Grünanlage mit Wasserspielen, Sommerblumen, Bäumen und Ziersträuchern. Andijan ist die Geburtsstadt Baburs, dem letzten Timuriden Ende des 15. Jahrhunderts und dem Gründer des Großmogulreiches in Indien. Er ist im Ferganatal ein Volksheld, obwohl er als Herrscher aus Samarkand vertrieben worden war und sein großes Reich in Indien und Afghanistan gründete. Ihm zu Ehren wurde nach der Unabhängigkeit, als man sich nach eigenen Volkshelden umschaute, ein Erinnerungspark geschaffen, der früher der russische Park war. Er zieht sich den Berghang hinauf, weist eine zentrale Treppenanlage mit Springbrunnen auf und ist mit Koniferen, Rosen, Ziersträuchern und Sommerblumen bepflanzt.

Oben am Hang steht das Erinnerungsmuseum Baburs. Es ist Innen an den Wänden im Stil der Miniaturmalerei mit Episoden aus seinem Leben versehen, zeigt Erinnerungsstücke und die zahlreichen von ihm und über ihn geschriebenen Bücher. Hinter dem Museum liegt sein Erinnerungsgrab mit Erde aus seinen Gräbern in Kabul und Agra. Auffallend war in den Sommerblumen- und Rosenpflanzungen der übliche Pflegestandart, bei dem ein gewisser Wildkrautbestand und verblühte Rosen nicht störten. Bei den Sommerblumen überraschte Celosia cristata "Cristata", die Hahnenkammcelosie, die in Deutschland kaum noch bekannt ist und dort häufig verwendet wird. Ohne großen Anstoß werden auch gewisse Bauschäden an Wasserbecken, Treppen und Wegen in Kauf genommen.

Die Altstadt von Chiwa mit ihrer vollständig erhaltenen trutzigen Stadtmauer prägen typische Architekturen des 18. und 19. Jahrhunderts, die zu einem großen Teil in Lehmbauweise errichtet wurden. Der bebaute Raum wurde verdichtet genutzt und ließ nur wenig Grün in den Innenhöfen und auf den Plätzen zu. Außerhalb der Stadtmauer lag neben einem großen Wasserbecken ein streng gestalteter Garten mit Springbrunnen und geschnittenen Koniferen. Als Treffpunkte dienten weitere Grünanlagen und der Vergnügungspark, der meist schon ein aus der Ferne sichtbares Riesenrad aufweist. Bäume sorgen in dem sonnenreichen Land für den überall gesuchten Schatten.

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Bewässerung Timur Lenk Platz.
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Alle Bäume in Usbekistan tragen diesen Schutzanstrich.
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Innenkuppel Tilla-Kori Medrese, die 11 „Goldbedeckte“.

Im Ferganatal residierte der Han von Kokand in seinem Palast aus dem 19. Jahrhundert. Zum Park hin ziert ihn eine farbenprächtige 70 Meter lange Fassade. Der Palast zeigt die typische Ausprägung islamischer Baukunst, nämlich durch bunte Mosaiken und Kacheln geschmückte Fassaden.

Der umgebende Park besteht aus Rasenflächen auf denen große Baumgestalten und niedrige Koniferen stehen. Er ist durch breite Wege zum Palast erschlossen und weist große Springbrunnen und Pavillons auf. Die Zugänge sind durch hohe Pergolen betont. Die Springbrunnen sind dominierende Punkte im Park, die leider oft ihrer Funktion nicht gerecht werden, da sie häufig nur am Wochenende und an Feiertagen in Betrieb sind. Dort war auch die Rasenpflege zu beobachten. Zehn Frauen hockten auf dem Boden und rissen die Grasblüten und die Wildkräuter ab. Auf einer anderen Stelle mühte sich ein Arbeiter mit einem schmalen elektrischen Handrasenmäher. Im Palast selbst waren die Innenhöfe mit Koniferen und Ziersträuchern begrünt, um das Klima erträglicher zu machen.

Im Zentrum von Buchara ist das große Wasserbecken Labi Hauz, das früher auch der Wasserversorgung der Bevölkerung diente, mit seinem umgebenden kleinen Park Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Cafe und Restaurant sind den ganzen Tag bis zum späten Abend gut besucht. Die großen Bäume - Maulbeeren, Ulmen, Platanen, Eschen, Eichen, Osagedorn, Kiefern, Trauerweide und Schnurbaum - geben erfrischenden Schatten. Die Stars unter den Bäumen sind die Überreste der 1477 gepflanzten Maulbeerbäume direkt am Wasserbecken.

Von den imponierenden Medresen und Moscheen mit ihren prächtigen Fassaden führt der Weg durch zwei mit Bäumen dicht überstellte Parks zu dem berühmten, ersten islamischen Samaniden-Mausoleum aus dem frühen 10. Jahrhundert. Es ist ein gestalterisch überzeugendes, harmonisches Gebäude, das erstmals aus gebrannten Ziegeln hergestellt wurde und bei dem auch alle Zierdekorationen aus Ziegeln gestaltet sind. Es ist nur zehn mal zehn Meter groß und trägt eine Kuppel. Früher war es Teil eines Friedhofes, den die Russen aufließen und in einen Park umgestalteten. Auch dort schließt sich ein typischer Vergnügungspark mit Riesenrad an. Die Wasserachsen sind in den Parks dringend notwendig, da die Flächen immer wieder zur Bewässerung überflutet werden. Die geringen Niederschläge reichen nicht aus. Ohne zusätzliche Bewässerung können keine Pflanzen gedeihen, wie recht deutlich an den nicht bewässerten Flächen zu sehen ist.

Seine Geburtsstadt Shahrisabz ließ Timur Lenk zu einer grünen Stadt werden und baute dort seinen riesigen Sommerpalast Ak Saray (weißer Palast) mit dem großen prächtigen Garten. Wir waren sehr gespannt auf die grüne Stadt und wurden durch eine große Baustelle empfangen. In ihrer Mitte standen die noch 40 Meter hohen Ruinen eines früher 70 Meter hohen Eingangsportals und die gebieterische Statue des Herrschers. Für den großen Volkshelden soll eine repräsentative Parkanlage entstehen, die momentan mit unterschiedlichen Mitteln realisiert wird. Neben großen Raupen und Sattelschleppern war eine Gruppe von 30 Frauen zu beobachten, die in Handarbeit die Steine aus der Erde für die Rasenansaat herauslasen. Auf einem ausgestellten Bild war als Modell ein Teil der Anlage an der Kok-Gumbas-Moschee zu erkennen. Springbrunnen, Wege und Pflanzungen werden hier bald wieder das Bild beherrschen und mit dem Imageträger Usbekistans Timur Lenk werben.

Samarkand wird die Stadt der 1000 Brunnen genannt. Weltbekannt ist der 60 mal 70 Meter große Registanplatz. Drei Seiten von ihm werden durch die imposanten Fassaden der Medresen gebildet. Die Ulug'bek Medrese wurde 1417 bis 1420 von dem Herrscher Samarkands und Astronomen Ulug'bek erbaut. An ihrer Grundstruktur haben sich die folgenden Medresen orientiert. Ihre Fassade weist durch das Sternenthema auf Ulug'beks wissenschaftliche Erfolge hin. Die Tilla-kori Medrese (1646-1660) zeichnet sich durch die Verwendung von Gold aus und die Sherdor Medrese (1611-1636) zeigt in ihrer Fassade tigerähnliche Löwendarstellungen. Im Islam wird sonst weitgehend auf gegenständliche Darstellungen verzichtet, die Zierelemente reduzieren sich allgemein auf geometrische, Schrift- und florale Darstellungen.

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Springbrunnen vor dem Finanzamt, Unabhängigkeitsplatz.

Die Innenhöfe der Medresen, auf die sich die Studentenunterkünfte hin öffnen, sind zum Teil mit Bäumen, Ziersträuchern und Sommerblumen begrünt. Die mit prächtigen Kuppeln herausgehobenen Studiersäale dienten auch als Moscheen. Die vierte Platzseite geht in eine Tribüne über, an die sich beidseitig ein breiter Parkstreifen anschließt. Der Platz hat sich stark verändert. War er früher Markt und Gerichtsplatz, zeitweise auch mit Begrünung, so ist er heute für große Veranstaltungen ausgelegt. Der weiße Marmorbelag der Tribüne stört, er ist sehr auffallend.

Der Parkstreifen führt mit großen Bäumen, Springbrunnen und Sommerblumenpflanzungen bis zum Stadtzentrum, wo er auf die Universitätsallee stößt. Diese beginnt wieder mit einer imposanten, sitzenden Timur Lenk Statue, die in eine Reihe von großen Springbrunnenanlagen übergeht. An ihr treffen sich Hochzeitspaare zum Fototermin.

Der Boulevard wird durch viele Baumreihen gebildet, die große Platanen mit Unterpflanzungen aus Immergrün (Vinca) und Schlangenbart (Ophiopogon) dominieren. Sonst werden die Parkflächen in Usbekistan meist durch mehr oder weniger gepflegte Rasenflächen gebildet. Eine flächendeckende Unterpflanzung ist sehr selten anzutreffen. Die häufigen Bewässerungen durch Anstau sind gut zu erkennen. Samarkand markiert mit dem Mausoleum Timur Lenks und der Gräberstraße mit den 20 sehenswerten Mausoleen, unter anderem für seine Schwestern und den Cousin des Propheten Kusan ibn Abbas, deutlich seine größte Blütezeit. Auch die ausgegrabenen Reste des Observatoriums von Ulug'bek zeigen die wissenschaftliche Blüte Samarkands nach Timur Lenk.

Die Hauptstadt Taschkent mit 2,5 Millionen Einwohnern weist herausragende Parks und Grünflächen unter anderem mit dem Timur Lenk Platz und dem Unabhängigkeitsplatz auf. Zentrum des radialen Timur Lenk Platzes ist seine beherrschende Reiterstatue in der Mitte. Der Rand des Parks wird durch große, moderne Gebäude, das Hotel Usbekistan, das Kongresszentrum und das Erinnerungsmuseum Timur Lenk, gebildet und zeigt die Bemühungen um einen eigenen gestalterischen Weg nach der Unabhängigkeit.

Auf dem Platz stand zunächst die Statue des Generals Kaufmann. Es folgte eine Statue der Befreiung der Arbeit, ab 1940 Stalin, dann kamen 1967 Marx und Engels und schließlich 1993 die Neugestaltung mit Timur Lenk. Die einzelnen Viertel der Anlage zeigen symmetrisch angelegte Brunnen und dicht mit Koniferen sowie Ziergehölzen bepflanzte Rasenflächen. Sommerblumenpflanzungen sind Brunnen zugeordnet. Auch diese Anlage kann nur durch Bewässerung und Pflege in dieser Qualität erhalten werden. Nach dem Neubau des Kongresszentrums wurde leider eine 100-jährige Platanenallee gefällt, um die Sicht auf das Gebäude zu verbessern.

Die monumentalste Parkanlage ist der Unabhängigkeitsplatz, früher Leninplatz, mit dem nur zum Teil zugängigen Regierungsviertel, wo sich unter anderem das Oberhaus des Parlaments, das Finanzministerium, das Außenministerium, die Staatsdruckerei, der Geheimdienst und das Businesscenter befinden. Auf einer Planwand ist ein Teil der Anlage vor dem Senatsgebäude dargestellt, das einen Einblick in den Stil der Anlage gibt.

Der Park war früher der "Rote Platz", auf dem die Militärparaden an den besonderen russischen Feiertagen stattfanden. Den Platz krönte eine Leninstatue, die mit der Unabhängigkeit entfernt und durch eine Weltkugel mit der Hervorhebung Usbekistans und der Statue Mutter mit Kind ersetzt wurde. Der großflächig befestigte Platz wurde 2006 zum 15. Tag der Unabhängigkeit zur Grünfläche. Die Rasenflächen sind auch hier mit Koniferen und Laubbäumen aus aller Herren Länder dicht bepflanzt. Große Wasserbecken und zahlreiche imposante Springbrunnenanlagen sind deutliche Highlights. Auf einer geschwungenen Kolonnade erheben sich tanzende weiße Kraniche. Perfekt gepflegte Sommerblumenpflanzungen an herausragenden Stellen schmücken die Anlage mit erfreulichen Farbeffekten. Die angeschlossene nationale Erinnerungsstätte für die eine Million Usbeken, die im zweiten Weltkrieg gefallenen sind, zeigt den noch heute deutlich spürbaren Unmut und die Trauer über den Tod der jungen Männer. Sie sind namentlich aufgeführt. Die ewige Flamme und die melancholische Statue sollen die nationale Trauer und das Unverständnis ewig wach halten. Ein Nebenfluss des großen Amu Darya tangiert die Parkanlage.

Taschkent weist mit seinen breiten Straßen, den dominierenden Alleen und Grünflächen insgesamt auf die russische Stadtplanung, besonders nach dem großen Erdbeben 1962, hin. An modernen Gebäuden und Parkanlagen wie dem Timur Lenk Platz und dem Unabhängigkeitsplatz scheint sich aber bereits ein eigenständiger Weg Usbekistans anzudeuten.

Die Erwartungen bei Reiseantritt, eine Fortsetzung der Entwicklung der Gartenkunst des persischen, islamischen Gartens nach dem Iran und Indien weiter auf der Seidenstraße in Usbekistan zu finden, sind in dieser Deutlichkeit nicht eingetreten. Eindeutig dominierend waren die frühen islamischen Bauwerke, die Moscheen, Mausoleen und Medresen mit ihren typischen prächtig farbigen Außenfassaden aus Mosaiken und Kacheln. Dort waren auch deutlich Weiterentwicklungen der persischen Kulissenarchitekturen der Iwane als Portale und der Kuppelbauwerke zu finden, wie beispielsweise das Samaniden-Mausoleum, das als erstes Mausoleum aus gebrannten Ziegeln erstellt wurde. Damit begann die Reihe der islamischen Architekturen, die uns heute noch überliefert sind. Falls, wie von mir erwartet, der persische, islamische Garten als Freiraumentwicklung mit den Architekturen nach Usbekistan gekommen war, so haben sie sich gegenüber den baulichen Strukturen nicht so lange erhalten können. Wobei sicher der russische Einfluss seit Mitte des 19. Jahrhunderts großes Gewicht hatte. Einzelne Elemente wie die Wasserbecken, die Springbrunnen, die Wasserkanäle, das generelle Wassermanagement und die dichtüberstellten, mit Gehölzen bepflanzten Rasenflächen sind als typische Elemente ebenfalls zu finden. Es fehlen jedoch die klare symmetrische Aufteilung, die Vierteilung mit den Wasserkanälen und Wegen sowie die Einfassung durch Mauern.

Autor

Ehemaliger Leiter des Gartenbauamtes Karlsruhe

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