Die fünfte Niedersächsische Landesgartenschau im südlichsten Seehafen Deutschlands

Kreuzfahrt auf der MS Blühende Papenburg

von:
Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Eichendalben aus einem Hafenbecken prägen das Themengartendoppel "Küstenidyll und Willkommen am Meer" der Firmen GaLaBau Borchers und Staudengärtnerei Mühring (im Hintergrund das Achterdeck und Meyers Mühle). Fotos: Imma Schmidt

"Papenburg? Da, wo die Meyer Werft ist? Papenburg? Da, wo die Kreuzfahrtschiffe gebaut werden?" - typische Wortwechsel, nicht nur bei Schiffsbauern. Es lag nahe, eine Gartenschau in einem zentralen Papenburger Stadtpark und den industriehistorischen Bauten der "AltenWerft" - der früheren Meyer Werft also - nach einem Schiff zu benennen. "MS Blühende Papenburg". RMP Landschaftsarchitekten Stephan Lenzen boten das Motto an, die Gartenschaugesellschaft griff es auf - zumal der Hauptweg entfernt an eine Schiffsform erinnert, die Reling I.

Die Grundidee des Konzeptes für die Landesgartenschau Papenburg ist es, den Besucher bei seinem Gartenschaubesuch auf eine Kreuzfahrt durch den Stadtpark, die Innenstadt von Papenburg und die ehemaligen Werftanlagen am Papenburger "Untenende", dem heutigen am Forum Alte Werft mitzunehmen. Dabei gehören kleine Bootstouren ebenso dazu wie Landgänge. Das Konzept insgesamt, aber auch die Themengärten und weitere Stationen im Gelände greifen das maritime Thema auf und deklinieren es durch: "Ebbe und Flut" oder "Küstenidyll" und "Vor Anker" sind Überschriften der Gärten. Dazu die "Kajüten" des Gärtnermarktes, das Schiff in der Blumenhalle der ehemaligen Kesselschmiede der Werft oder die pflanzlichen "Reisepunkte" mit Arten ferner Länder.

SUG-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gärtner Grünpflege (m/w/d) Darmstadt, Darmstadt  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Besucher erleben an Bord der "MS Blühende Papenburg" verschiedenste Stationen und "durchfahren" Papenburg auf unterschiedlichen "Seewegen". Sie durchlaufen als Endlosschleife die Parklandschaft "MS blühende Papenburg", die Stadt-Kanäle und die innerstädtische Flaniermeile am Hauptkanal sowie, quasi als "historische Kreuzfahrt" die ehemalige Meyer-Werft, die mit ihrer "Landungsbrücke" als Zwischenstation dient. Die große Fahrt beginnt in der Landschaft des Stadtparkes und führt den Besucher vorbei an der Landmarke Meyers Mühle, dem idyllischen Hauptkanal bis hin zur "Landungsbrücke". Von hier geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Auf seiner Kreuzfahrt begibt sich der Besucher auch inhaltlich auf eine Reise und durchquert Blütenmeere, Sport- und Spielkontinente, Musik- und Kulturlandschaften sowie maritime Themengärten. Ausgehend von der Kommandobrücke - die "Waldreling mit Kommandobrücke" ist ein Baumerlebnispfad - ergeben sich spannungsreiche Aussichten in das Gartenschaugelände.

Stadtpark "MS Blühende Papenburg"

Startet der Besucher am Gartenschau-Parkplatz am Deere, so gelangt er über die Gangway zum Eingang des Parks. Erschlossen wird dieser Park über die "Reling I". Sie führt als Hauptrundweg durch das Gelände und bildet erkennbar die Kontur eines Schiffes ab. Im Inneren dieser Kontur (und im Fall des Mehrgenerationenspielplatzes auf dem Aktivdeck eher wie ein zu Waser gelassenes Beiboot seitlich liegend) befinden sich - ähnlich wie auf einem Passagierschiff - die unterschiedlichen Decks, auf denen die vielfältigen Aktivitäten des Gartenschauveranstaltungsprogramms Platz finden sowie inhaltliche Schwerpunkte des Konzeptes untergebracht sind. Ebenfalls an die RelingI angebunden erstrecken sich die gärtnerischen Ausstellungsflächen mit ihrer attraktiven Blütenpracht (der Wechselflor) und die Themengärten. 16 zumeist maritime Themen aufgreifende Gärten informieren und unterhalten den Besucher zu den Themen Meer, Küste, Hafen, Kreuzfahrten, Reisen, Schiffsbau, Reiseandenken, Erholung.

Zusätzlich zur "Reling I" gliedern Boskette den Raum der "MS Blühende Papenburg". Boskette, diese kompakten Gebilde aus Bäumen und Sträuchern, geben dem Raum Halt und gliedern ihn. Vorhandene Bäume wurden aufgelastet und zusätzlich einheitlich aufgepflanzt. Die vorhandene, in Nord-Süd-Richtung durch den Park verlaufende Lindenallee, wurde in Teilbereichen durchbrochen und die Bäume wurden an anderer Stelle des Parks wieder eingepflanzt. Mit Hilfe dieser nachhaltigen Neustrukturierung des Parks sind Parkräume mit großzügigen Rasenflächen, homogenen Baumkörpern mit interessantem Licht- und Schattenspiel und spannungsvolle Sichtbeziehungen entstanden. Mehrfach äußerten sich Besucher bei Führungen über die Baustelle zur "völlig neuen Wahrnehmung des Parks", er wirke "größer" und gleichzeitig gefasster. Die neuen Sichtachsen reichen nun bis in die Tiefe des Parks und unterstreichen die Verbindung zum Stadteingang an Meyers Mühle. Über die Baumauswahl erhält der stark grün-gelb dominierte Baumbestand eine rötliche Herbstfärbung.

Die Show

Die gärtnerischen Ausstellungsflächen Staude und Wechselflor verbinden alle Sonderthemen mittels eines sich durchziehenden Pflanzkonzepts in einem kühlen Farbspektrum, einem "blauen Band" gleich. Der Farbverlauf führt von Weiß und Hellblau über Mittelblau, Dunkelblau bis Magenta analog einer Welle, die sich durch die Pflanzung zieht. Durch hohe Ziergräser wird eine leichte und bewegte Wirkung, eine Assoziation von Dünen, Wind und Meer erzeugt. Aufgrund der knappen Vorlaufzeit dieser Gartenschau muss auch auf Wechselflor und kurzlebige Stauden zurückgegriffen werden. Doch auch bei der Planung der Pflanzflächen sind wir davon ausgegangen, dass zumindest ein Teil der Flächen über das Jahr 2014 hinaus bestehen bleibt. Die Auswahl der Stauden und Wechselflors ist in enger Absprache mit den regionalen Pflanzenproduzenten erfolgt, das Pflanzkonzept stammt von Petra Pelz.

Durch die Verwendung von tropischen Pflanzen wie Canna, Cyperns und Zinnien lassen innerhalb der gärtnerischen Ausstellung Schwerpunkte setzen, es sind "Reisepunkte", die Pflanzen zeigen, die von verschiedenen Kreuzfahrten mit nach Papenburg gebracht worden sein könnten. Die hierdurch entstehenden Stimmungen in der Pflanzung werden über zusätzliche Elemente und das Aufbringen von unterschiedlichem Mulchmaterial verstärkt. Eine Rahmenpflanzung von Gräsern heben die "Reisepunkte" hervor.

Waldreling mit Kommandobrücke

Die Waldreling mit Kommandobrücke - ein ungewöhnlicher bespielbarer Baumerlebnispfad - findet sich nahe des Gartenschau-Haupteinganges im westlichsten Teil des Parks. Wiewohl nicht die Erwartung bestehen sollte, dort ein Erlebnis ähnlich den Wipfelpfaden des Hochgebirges erzeugen zu können. Hier spazieren gleichwohl die Besucher barrierefrei auf einer Steganlage bis auf fast vier Meter Höhe durch den vorhandenen Baumbestand und können den Ausblick auf den umliegenden Park genießen.

Ein Aussichtspunkt - die Kommandobrücke - ergänzt die Konstruktion, die mit Hilfe einer Treppenanlage auf fast zwölf Meter hinauf führt. Der Standort soll eine visuelle Verbindung ins Umland erlauben, die jedoch wird dann mittels Kameratechnik (und nicht baulich) über drei Periskope ermöglicht. Entlang der Steganlage und innerhalb des Aussichtspunktes werden Takelagen und Netze zum Klettern und Spielen vom Boden aus angebracht. Die umliegenden Pflanzflächen sind durch Farne und Kletterpflanzen geprägt. Die Gesamtkonstruktion wird - wie der Mehrgenerationenspielplatz - über EU-Fördermittel realisiert und wird den Park nachhaltig prägen.

Schiffskombüse

Die "Schiffskombüse" ist der zentrale Ort im Park. Neben einem "interkulturellen Garten", der sowohl heimische wie fremde Kräuter und Gemüse zeigt, einer von einem Erdkörper mit Sitzblöcken gerahmten Veranstaltungsfläche, die unter anderem eine Küche beherbergt, findet sich hier auch das Grüne Klassenzimmer, das in Papenburg in Zusammenarbeit mit dem Haus der kleinen Forscher bespielt wird, die Kleine ForscherWerkStadt. An einem technikaffinen Standort wie Papenburg ist das Anliegen, neben Umweltbildung und "kulinarischen Reisen" den jungen Menschen auch Naturwissenschaft und Technik näher zu bringen.

Aktivdeck "Die große Welle"

Das Aktivdeck (Mehrgenerationenspielplatz) schließt als Spiel- und Freizeitanlage für Jung und Alt direkt an den früher vorhandenen Spielplatz an. Das Thema "Die große Welle" wird sowohl über die Gestaltung der Freianlagen als auch über das Erscheinungsbild der Bewegungs- und Spielelemente transportiert. Deren Gestalt ist von Wassersportarten wie Wellenreiten, Surfen und Wind-Kiten abgeleitet. Auch der entspannende Teil eines "Strandurlaubes" mit der Ruhe des Sonnendecks und dem Spielen am Strand ist Teil der Angebote des Aktivdecks. Die Bepflanzung des Bereichs mit sich im Wind wiegenden Gräsern, robusten und dauerhaften Stauden sowie einer Uferzonenbepflanzung unterstützt die Gestaltungsidee.

Achterdeck

Das Achterdeck verbindet Innenstadt und Stadtpark miteinander. Es muss daher sowohl urbanen Charakter spiegeln als auch künftig ein großzügiges Entree in den Park bieten. Die Verzahnung mit der Stadt wird durch eine neue Ebene hergestellt. Eine Holzplattform schiebt sich vom Platz aus über das Wasser. Von hier aus bieten sich dem Besucher unterschiedliche Ausblicke und Einsichten. In das Deck integrierte Sitzelemente laden zum Verweilen und Entspannen ein. Angemessen repräsentativ flankieren Beete mit Prachtstauden das Ensemble.

Ausstellungsbeiträge

Das Ausstellungsareal der Friedhofsgärtner "Letzte Überfahrt" (Friedhof und Grabmal) befindet sich am nördlichen Rand des Stadtparks und nutzt den Waldsaum als Kulisse. Hier werden Themen der Grabgestaltung und des Bestattungswesens anhand von maritimen Mustergräbern dargestellt.

Ein "Kirchenschiff" - eine Veranstaltungsfläche mit einem Ponton - dient den Kirchen als Gottesdienst- und Veranstaltungsort. Es ist an der Schnittstelle zwischen Wasser und Land verortet und nimmt die Symbolik des Wassers in der Religion mit auf. Der Besucherraum des Kirchenschiffes wird durch einen architektonisch gestalteten Rasenkörper an zwei Seiten etwas gefasst, schirmt sich aber nicht ab. Durch die Höhe des Rasenkörpers von einem Meter maximal bleibt der Raum einsehbar. Die anderen beiden Seiten des Kirchenschiffes sind offen. Der übliche "Mittelgang" ist hier an den Rand des Raumes verlagert und führt auf das Wasser, wo sich der Altar auf einem schwimmenden Ponton befindet. Der Ponton dient auch als Bühne für Chöre und Orchester.

Alte Werft: Landungsbrücke

Die Landungsbrücke ist der Ort des Ankommens und Abfahrens. Auch in Papenburg kommt der Besucher auf seiner großen Kreuzfahrt hier an, geht an Land und fährt wieder ab. Besucher können hier am Wasser flanieren oder den Darbietungen auf der großen Bühne folgen. Im attraktiven industriehistorischen Ambiente der früheren Kesselschmiede finden im 14-tägigen Wechsel zwölf Blumenhallenschauen statt - in einer Schiffskonstruktion.

Der Bereich der Alten Werft wird durch Staudenpflanzungen in überdimensionalen Blumenkübeln strukturiert und durch einen Kräutergarten der Gartenbauzentrale (GBZ) und den Gärtnermarkt in "Kajüten" ergänzt. Die Kräuterproduktion in der Region ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, Papenburg gilt mit seiner europaweit größten Basilikumproduktion als führend am Markt. Dies grüne Gesicht Papenburgs macht die Gartenschau nun sichtbarer.

Autor

Landschaftsarchitekt und Stadtplaner bei RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle grüne Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen