Saarbrücken

"Schließung des Botanischen Gartens ist Blamage für Stadt, Land und Universität"

„Wenn ein Botanischer Garten geschlossen wird, haben entweder der politische Wille oder die Phantasie gefehlt, sich anders aufzustellen. Die Schließung des Botanischen Garten der Universität in Saarbrücken zum 1. April 2016 ist eine Blamage für das Land, die Stadt und die Universität“. So nimmt der Präsident des Verbandes der Botanischen Gärten, Prof. Dr. Maximilian Weigend, zu der Entscheidung der Universitätsleitung Stellung. Und er führt weiter aus: „Die fehlenden 500.000 Euro, die der Botanische Garten pro Jahr für die laufenden Kosten benötigt, sind eine lächerliche Summe im Vergleich zum Landeshaushalt. Jede kleine Straßensanierung koste mehr. Die Landtag mit einer SPD/CDU-Mehrheit hatte der Universität Saarbrücken im Haushaltsjahr 2016/2017 zehn Millionen Euro gekürzt, woraufhin die Schließung beschlossen wurde.

„In Köln wurden jetzt 11,5 Millionen Euro allein für die Erweiterung der Gewächshausanlage investiert, weil der politische Wille hierfür da war“, so Weigend weiter. Und auch Köln ist wie das Saarland und Saarbrücken hoch verschuldet. Ebenso sei das Argument untragbar, an der Universität Saarbrücken sei Botanik nicht mehr als Studienfach angeboten worden. „Wir senden hier in Bonn als Botanischer Garten an 28 Universitätsinstitute regelmäßig Pflanzenproben, mit denen geforscht und gelehrt wird“, betont Weigend. Wir haben damit einen wichtigen Bildungs- und Forschungsauftrag über die Botanik hinaus.

Das Saarland und die Landeshauptstadt Saarbrücken sind jeweils die einzigen in Deutschland, die keinen Botanischen Garten mehr haben. „Er ist ein wesentlicher Bildungsort, da wurde das Tafelsilber verscherbelt, das macht man einfach nicht“!, erbost sich Weigend. Seit Gründung des Verbandes 1982 sei eine Schließung eines Botanischen Gartens in Deutschland nicht vorgekommen.

Auch der Leiter des Botanischen Gartens der Universität Saarbrücken selbst äußert großes Unverständnis für diese Entscheidung: „Wir haben lange gekämpft und mit vielen Mitteln versucht, die Schließung zu verhindern, die übrigens schon 1998 erstmals diskutiert wurde, doch ein Botanischer Garten scheint für die Verantwortlichen keinen besonderen Wert zu besitzen“. Ursprünglich hatte die Universitätsleitung die Schließung erst zum Jahreswechsel 2017 beschlossen. „Doch wir können mit zwei Gärtnern den Betrieb im laufenden Jahr 2016 gar nicht aufrecht erhalten“, bedauert Stein. Völlig unklar ist auch noch, was mit den Pflanzen, unter denen auch besonders gefährdete und seltene Arten sind, passieren wird. „Es gibt drei Optionen: Verschenken, verkaufen und wegschmeißen“, so Stein. „So gibt es zum Beispiel nach meinen Recherchen nur zwei Ameisenbäume der Art Crecropia palmata in Deutschland und einen von ihnen haben wir“. Das Procedere der Schließung und das Verfahren zu den Pflanzen müssen nun das Bundesamt für Naturschutz mit den Landesbehörden des Umweltschutzes klären. „Das ist bisher ein Novum, es gibt hierzu kein bekanntes Verfahren“, sagt Stein.

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