Internationale Gartenausstellung 2017 Berlin

"Seilbahn stört Brutsaison"

Internationale Gartenausstellungen
Diplom-Biologe Martin Rümmler engagiert sich zu Fragen des Naturschutzes bei der Planung und Durchführung der IGA 2017 in Berlin. Foto: privat

Vier Fragen an Martin Rümmler, Diplom-Biologe an der Berliner Humboldt-Universität und Anwohner in Marzahn:

Die IGA plant eine Seilbahn vom Jelena Santic Park über den Rohrbruchpark zum Kienberg und von dort weiter zum Großen Gastronomiebereich am anderen Ende der Gärten der Welt, das bereits am Blumberger Damm liegt mit einer Länge von etwa 1,2 Kilometern. Sie haben hierzu naturschutzfachliche Einwände erhoben bei einer jüngsten öffentlichen Diskussionsveranstaltung mit rund 250 Gästen. Was sind Ihre Bedenken?

Die Seilbahn wird voraussichtlich temporär für die Zeit der IGA von April bis Oktober 2017 in Betrieb genommen. Inklusive der Auf- und Abbauphase resultieren daraus Störungen für die Tierwelt, vor allem bestimmter Vogelarten, die die gesamte Brutsaison und große Teile der Zugzeit 2017 betreffen. Zudem verläuft die Seilbahn direkt über eines der wertvollsten Biotope im Wuhletal - den großflächig mit Schilfröhricht bewachsenen Rohrbruch.

Offenbar sollen ja die Träger für die Seilbahn nicht in das Naturschutzgebiet gesetzt werden, wo liegt also das Problem?

Der geplante Betrieb mit mehreren tausend Fahrgästen täglich stellt eine Dauerbelastung für die Artenvielfalt im Rohrbruch dar, insbesondere die Vogelwelt. Verschiedene Rohrsängerarten und die Rohrweihe, die speziell an ein Leben im Schilfröhricht angepasst sind, hatten in den vergangenen Jahren hier ihre Reviere und zogen im Schutze des Dickichts ihren Nachwuchs auf. Im angrenzenden Wiesenbereich nahe dem Weidengrund wird regelmäßig der seltene und scheue Wachtelkönig beobachtet - eine Rallen-Spezies der Roten Liste Deutschlands! Solche Arten reagieren meist empfindlich auf Störungen mit der Folge, dass das Revier verlassen oder gar nicht erst besetzt wird oder es im schlimmsten Fall zu einem Brutausfall kommt.

Welche Alternativen schlagen Sie vor?

Aus meiner Sicht ist, im Sinne der Nachhaltigkeit, eine Seilbahn an der bisher vorgesehenen Stelle inakzeptabel. Die verkehrstechnische Planung sollte die bestehenden Eingänge der Gärten der Welt stärker in das Konzept einbinden und weniger auf eine publikumswirksame Attraktion in Form einer Seilbahn vom U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße setzen. Die Einrichtung eines Shuttle-Service scheint ohnehin vorgesehen und könnte, entsprechend angepasst, neben dem zukünftigen Eingang "Auftakt Hellersdorf" die anderen Eingänge stärker bedienen. Um einen behinderten- und gendergerechten Zugang des Kienbergs zu gewährleisten, könnte ich mir, wenn überhaupt, einen verkürzten Seilbahnbetrieb von den Gärten der Welt aus vorstellen.

Zudem wird von der IGA eine Naturschutzstation vorgeschlagen. Was halten Sie von der Idee?

Festzuhalten ist, dass die vermeintliche Naturschutzstation zunächst als Gastronomiebereich während der IGA 2017 geplant ist. Wäre sie als Lehreinrichtung für Umweltbildung konzipiert, sähe sie im architektonischen Entwurf wahrscheinlich umweltfreundlicher aus und weniger wie ein "zubetonierter Klotz". Womöglich gäbe es auch einen idealeren Standort im Wuhletal als den Vorgesehenen. Unabhängig davon ist die Idee einer Naturschutzstation lobenswert, wobei auch an die weiterführende Nutzung nach einer IGA 2017 gedacht werden muss, schließlich bedarf es sowohl einer finanziellen als auch einer inhaltlichen Betreuung einer solchen Bildungsstätte.

Fragen: Mechthild Klett

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