Die Internationalen Hamburger Gartenbauausstellungen des 19. Jahrhunderts

150 Jahre Ausstellungstradition

von:
Hamburg Historische Parks und Gärten
Titelseite des \'Illustrirten Führers durch die Gartenbau-Ausstellung in Hamburg 1869\' (StAHH A 981-6, Kapsel 1). Abbildung: Staatsarchiv Hamburg

Die internationale gartenschau hamburg 2013 knüpft an eine 150-jährige Tradition internationaler Hamburger Ausstellungen an.¹ Den Auftakt machte 1863 die Internationale Landwirtschaftliche Ausstellung auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli. Diese Ausstellung, die auch mit einer großen Blumen- und Pflanzenausstellung im Freigelände verbunden war, zählt zu den ersten internationalen Fachausstellungen, die sich seit den 1860er Jahren nach dem Vorbild der frühen Weltausstellungen in ganz Europa entwickelt haben. Dabei handelte es sich um große Leistungsschauen, die auf internationalen fachlichen Austausch und wirtschaftlichen Wettbewerb ausgerichtet waren.

Dass Hamburg im internationalen Wettbewerb mithalten konnte, ist vor allem auf die weltweiten Handels- und Verkehrsbeziehungen der Hafenstadt zurückzuführen. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Dampfschifffahrtslinien vom Hamburger Freihafen nach Übersee und einen direkten Anschluss vom Hafen an das kontinentale Eisenbahnnetz, was den internationalen Transport von Gütern ermöglichte.

Die Internationale Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg 1869

Die erste "Internationale Gartenbau-Ausstellung zu Hamburg" vom 2. bis 12. September 1869 war im Gegensatz zu den lokalen Blumen- und Pflanzenausstellungen, die der Garten- und Blumenbau-Verein für Hamburg, Altona und Umgebung seit seiner Gründung 1836 regelmäßig abhielt, als große überregionale Leistungsschau gedacht.

Initiiert wurde die Internationale Gartenbau-Ausstellung wie die ersten nationalen Gartenbauausstellungen von der Versammlung deutscher Gärtnervereine, die sich seit 1863 zu regelmäßigen Kongressen trafen und diese mit einer Fachausstellung verbanden. Auf dem zweiten Kongress deutscher Gärtner 1865 in Erfurt hatte der Hamburger Handelsgärtner Theodor Ohlendorff, der Vorsitzende des Vereins der "Vereinigten Gärtner in Hamburg und Altona",² Hamburg als nächsten Austragungsort vorgeschlagen. Gemeinsam mit Garteningenieur Friedrich J.C. Jürgens gründete Ohlendorff ein Organisationskomitee aus Mitgliedern des Hamburger Gärtnervereins und schloss sich mit Syndikus Carl H. Merck, der den Vorsitz des Komitees übernahm, und Senator de Chapeaurouge zusammen, die weitere Ausstellungsinteressenten gewannen. Von daher ging die Ausstellungsinitiative 1869 nicht vom Hamburger Garten- und Blumenbau-Verein,³ sondern vom Hamburger Gärtnerverein aus.

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Das privatwirtschaftliche Ausstellungskomitee vertrat nicht nur die Interessen des Erwerbsgartenbaus, sondern war eine gemeinsame Initiative des Gärtnervereins mit Hamburger Kaufleuten und städtischen Honoratioren, welche die Entwicklung der Stadt fördern wollten. Die Intentionen der Stadt Hamburg richteten sich vor allem auf städtebauliche Maßnahmen, denn die Ausstellung auf dem ehemaligen Wallgelände4 wurde dazu genutzt, dieses im Rahmen der Stadterweiterung und -verschönerung umzugestalten und die städtische Infrastruktur - vor allem die Straßen und Eisenbahnlinien sowie die Hafenanlagen von Hamburg und Altona - weiter auszubauen. Dadurch sollte eine bessere Verbindung der Kernstadt zur Vorstadt St. Pauli und Nachbarstadt Altona hergestellt werden.

Auf dem südlichen Abschnitt des Wallgeländes entstand zwischen Hafentor und Millerntor ein Ausstellungspark nach Plänen des Hamburger Architekten Martin Haller, der sich durch die Ausstellungsarchitektur der Weltausstellungen anregen ließ. Er entwarf einen Hauptausstellungspalast, das Pflanzenhaus, nach dem Vorbild des Londoner Kristallpalastes sowie weitere Ausstellungspavillons und Aussichtsrestaurants in unterschiedlichen folkloristischen und nationalen Stilarten, zum Beispiel die Schweizerei auf dem Stintfang.

Die gartenkünstlerische Planung des Ausstellungsparks übernahm Garteningenieur Jürgens, der mit Haller zusammen schon den Zoologischen Garten am Dammtor, der 1863 eröffnet worden war,5 konzipiert hatte. Für die Parkanlage im landschaftlichen Stil eignete sich die malerische Lage am ehemaligen Wallgürtel mit seinen Aussichtsplateaus, dem Blick auf die Elbe und dem Wasserlauf des Stadtgrabens besonders gut.

In dem großen Ausstellungspark von mehr als 14 Hektar wurde es erstmalig möglich, das gesamte Spektrum der Gartenkultur von Pflanzen bis hin zu Gartenarchitektur und -technik zu präsentieren. Im Freigelände wurden Gewächshäuser, Gartenpavillons und moderne Industrieprodukte wie etwa Wasserhebemaschinen, die am Stadtgraben in Aktion gezeigt wurden, ausgestellt und Terrassen, Brunnen, künstliche Teiche und Brücken in Szene gesetzt.

Die innovative Drahtseilbrücke über den Stadtgraben - ein Entwurf Hallers - bildete den spektakulären Höhepunkt der Ausstellung.

Zum ersten Mal wurde aber auch der Ausstellungspark selbst als Produkt der Gartenkunst zur Schau gestellt. Jürgens hatte einen "General-Plan" mit dezidiertem Pflanzplan entworfen, der im Ausstellungspark den verschiedenen Abteilungen und Exponaten einen bestimmten Platz zuwies. Um den zum "Fluss" umgestalteten Stadtgraben, der sich wie ein Leitfaden durch die Ausstellung zog, gruppierten sich einzelne Gartenpartien in unterschiedlichen Stilarten, die von den gartenkünstlerischen Fähigkeiten des Garteningenieurs Jürgens Zeugnis ablegten.

Die Hamburger Ausstellung sollte zunächst nur eine deutsche Gartenbauausstellung sein, wurde dann aber wegen der großen Nachfrage aus dem Ausland international ausgerichtet. Es meldeten sich insgesamt 420 Aussteller aus Belgien, Frankreich, Großbritannien, Holland, Italien, Norwegen, Schweden, Portugal, Russland, den USA und weiteren Staaten an, so dass der Ausstellungspark bis auf das Heiligengeistfeld ausgeweitet werden musste. Hier entstand ein eigener "Maschinenpark", der durch eine Brücke über den Millerntordamm mit dem "Blumen- und Pflanzenpark" auf den Wallanlagen verbunden wurde.

Mit über hunderttausend Besuchern hatte die Gartenbauausstellung von 1869 einen großen Erfolg, wozu auch der Gärtnerkongress und weitere Ausstellungen, zum Beispiel eine Industrie- und Viehausstellung in Altona sowie ein vielseitiges Kultur- und Unterhaltungsprogramm beitrugen. So wurden zahlreiche Konzerte, auch im Zoologischen Garten, veranstaltet und sogar eigene Musikstücke wie eine "Gartenbau-Ausstellungs-Polka"6 komponiert. Auf der Abschlussfeier am 13. September wurden zahlreiche Preise verteilt, welche durch eine internationale Jury von 180 Preisrichtern vergeben wurden: neben mehreren Ehren- und Geldpreisen über 600 Medaillen. Einen Tag nach Schließung der Ausstellung, wurde das verbliebene Ausstellungsgut versteigert. Insgesamt verzeichnete die Bilanz am Ende der Gartenbauausstellung einen Überschuss von 28.000 Kurantmark.

Nach dem Abbau der Ausstellung und der Wiederherstellung der gärtnerischen Anlagen durch das Ausstellungskomitee blieb der Ausstellungspark als öffentliche Parkanlage unter dem Namen "Elbpark" bis ins 20. Jahrhundert dauerhaft erhalten.

Die Hamburgische Gewerbe- und Industrieausstellung 1889 - mit halbjähriger Gartenbauausstellung

Zwanzig Jahre später fand in Hamburg eine größere Gartenbauausstellung während der Hamburgischen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung vom 15. Mai bis 15. September 1889 statt. Diese Ausstellung war als eigenständige Nebenausstellung konzipiert und mit dem ersten deutschen Gärtnergehilfen-Kongress verbunden, auf dem dann der "Zentralverein der Gärtner Deutschlands" gegründet wurde.

Auch wenn es sich bei der Gartenbauausstellung nicht um eine internationale Ausstellung handelte, da die Gewerbeausstellung als Provinzialausstellung konzipiert war und nur 100 Aussteller aus der Region teilnahmen, ist diese Ausstellung von entscheidender Bedeutung für das Ausstellungswesen des Gartenbaus: Sie gehört zu den ersten europäischen Gartenbauausstellungen, die ein halbes Jahr dauerten7 und deshalb auch jahreszeitliche Wechselausstellungen präsentieren konnte.

Die Gartenbauausstellung wurde von einem eigenen Komitee unter der Leitung Friedrich Worlées, des ersten Vorsitzenden des Hamburger Gartenbauvereins, organisiert. Träger der Gartenbauausstellung 1889 war somit nicht wie 1869 der Hamburger Gärtnerverein, sondern der Hamburger Garten- und Blumenbau-Verein, der sich nach einer Krise Ende der 1860er Jahre 1872 neu konstituiert hatte.

Die Gartenbauausstellung wurde in zwei Zelten des Gartenbauvereins, die eine Ausstellungsfläche von 2000 Quadratmeter hatten, gezeigt. Es gab drei Wechselausstellungen - eine Frühjahrsausstellung im Mai, eine Sommerausstellung im Juli und eine Herbstausstellung im September. Außerdem fanden Sonderausstellungen mit Zimmerpflanzen und Werken der Bindekunst statt.

Im Kontext der Gewerbeausstellung wurde der mittlere Abschnitt des Wallgeländes weiter ausgebaut: Oberhalb des Elbparks gestaltete Friedrich J. C. Jürgens den neuen Ausstellungspark zwischen Millerntor und Holstentor ebenfalls im landschaftlichen Stil, so dass sich beide Parkanlagen als einheitliche Anlage präsentierten. So brachte auch die Gewerbeausstellung die sogenannte Wallregulierung, für die ab 1879 von Andreas Meyer, dem Leiter der Baudeputation, ein Bebauungsplan nach Wiener Vorbild erstellt worden war, entscheidend voran.

Die Allgemeine Gartenbau-Ausstellung Hamburg 1897

Vom 1. Mai bis 4. Oktober 1897 fand in Hamburg eine "Allgemeine Gartenbau-Ausstellung" statt, die als Jubiläumsausstellung des Gartenbau-Vereins gedacht war.8

Bei der konstituierenden Sitzung überzeugte Garteningenieur Rudolf Jürgens als einer der Hauptinitiatoren der Ausstellung die Kommissionsmitglieder von der neuartigen Idee einer halbjährigen Gartenbauausstellung, indem er auf die positiven Erfahrungen mit der Hamburgischen Gewerbeausstellung von 1889 verwies. Der Vorsitzende des Hamburger Gartenbauvereins, Prof. Joseph Eduard Zacharias, seit 1894 Leiter des Botanischen Gartens, übernahm die Ausstellungsorganisation und gewann mehrere Ehrenmitglieder des Vereins für das Vorhaben, unter anderem den städtischen Oberingenieur Andreas Meyer und Bürgermeister Dr. Johann Georg Mönckeberg, der den Vorsitz des Ausstellungskomitees übernahm.

Dadurch wird, obwohl die Gartenbauausstellung noch keine "offizielle" nationale oder internationale Gartenbauausstellung war, die wie heute vom Zentralverband Gartenbau zusammen mit einer Stadt organisiert wird, schon eine offizielle Beteiligung der Stadt nach außen sichtbar. Die Gartenbauausstellung diente somit nicht nur gewerblichen und berufständischen Interessen, sondern vermehrt auch kommunalen Interessen.

So brachte etwa der Anschluss des Ausstellungsgeländes an das städtische Elektrizitätswerk und die Installierung von 200 Bogenlampen allein in den Wallanlagen eine bedeutende Verbesserung der städtischen Infrastruktur mit sich, denn bis 1897 hatte es in Hamburg nur 93 Bogenlampen gegeben.9 Mit dem erfolgreichen Abschluss der grundlegenden Umgestaltung der Stadt, der Schaffung einer großzügigen Ringanlage am Wallgelände mit repräsentativen öffentlichen Gebäuden10 konnte Hamburg sich zu Beginn der Ausstellung als moderne europäische Metropole präsentieren.

Durch die Hamburger Gartenbauausstellung von 1897, die allgemein als Markstein in der Geschichte der Gartenbauausstellungen bezeichnet wird, wurde endgültig die Wende zur modernen Gartenschau vollzogen. Dies wird vor allem auf den künstlerischen Gesamtentwurf - als grundlegende Innovation des Ausstellungswesens - zurückgeführt.¹¹ Allerdings basierte der Entwurf von Rudolf Jürgens 1897 auf dem Plan, den sein Vater Friedrich J. C. Jürgens für den Ausstellungspark der Gewerbeausstellung 1889 entworfen hatte. Außerdem hatte Friedrich J. C. Jürgens bereits 1869 einen ersten Generalplan für die Gartenbauausstellung erstellt, der sich nicht nur auf die Parkgestaltung bezog, sondern die Gesamtkonzeption von Gartenbauausstellung und Ausstellungspark umfasste.

Ausdruck des künstlerischen Gesamtentwurfs war 1897 erstmalig das übergreifende Leitthema des Ausstellungsprogramms, das "Gesamtgebiet des Gartenbaues in seiner internationalen Entwicklung vorzuführen"; dazu musste sich "jede angemeldete Gruppe, jede Blume, jeder Strauch [...] einem nach künstlerischen Grundsätzen entworfenen General-Plan einfügen".¹²

Rudolf Jürgens hatte als Planer der Gartenbauausstellung die gesamte Bauaufsicht über den Ausstellungspark von 20 Hektar - inklusive Gebäude - inne. Die Ausstellungsarchitektur wurde von verschiedenen Architekten erstellt. Das Hauptgebäude entwarf der Hamburger Architekt Georg Thielen im historisierenden Stil, während die Industriehallen als moderne Zweckbauten von den Hamburger Architekten Erwin von Melle und Peter G. Jürgensen gemeinsam geplant wurden.

Die eigentliche Erneuerung des Ausstellungswesens bestand darin, dass aufgrund der langen Dauer neue Ausstellungsformen und -inhalte eingeführt wurden: Neben jahreszeitlichen Wechselausstellungen, die im Gegensatz zu 1889 nun in großem Ausmaß im Außenbereich stattfanden, konnten zahlreiche Themen- und Sonderausstellungen präsentiert werden. Im Freigelände wurden im Frühjahr eine Ausstellung mit 40.000 holländischen Tulpen, im Sommer eine große Gladiolenausstellung und im Herbst eine Georginenschau gezeigt. Bei Kollektivausstellungen präsentierten mehrere Aussteller Pflanzen der gleichen Sorte, was bessere Wettbewerbskriterien schuf. Zum ersten Mal wurden Laienausstellungen organisiert, zum Beispiel eine Ausstellung von künstlerisch gestalteten Vasen der Gesellschaft Hamburgischer Kunstfreunde, die auf die Initiative von Alfred Lichtwark, dem Leiter der Hamburger Kunsthalle, zurückging.¹³ Außerdem zeigte eine Planausstellung die Entwürfe kommunaler Grünanlagen, welche die Diskussion um den geplanten Stadtpark in Hamburg anregen sollten. Insgesamt beteiligten sich 187 Aussteller an der Dauerausstellung und 837 Aussteller an den sieben Sonderschauen. Neben 200 Ehrenpreisen wurden 300 goldene, 2600 silberne und zahlreiche bronzene Medaillen verliehen.

Während der Herbstausstellung fand zum ersten Mal ein "Internationaler Gärtnertag" statt, auf dem sich die verschiedenen Vereine und Verbände des Gartenbaues versammelten.14 Daneben gab es alle zwei Wochen "populäre Vorträge" für Laien. Insgesamt änderte sich der Ausstellungscharakter 1897 grundlegend. Während die Gartenbau-Ausstellung von 1869 noch den Charakter einer Fachausstellung hatte, war die halbjährige Ausstellung von 1897 nicht mehr in erster Linie für ein Fachpublikum, sondern vor allem auch für das allgemeine bürgerliche Publikum gedacht.

Neben täglichen Konzerten wurden regelmäßig Illuminationsabende, bei denen die Parkanlage mit mehr als 10.000 Glühbirnen beleuchtet wurde, veranstaltet. Auch zu besonderen Anlässen, wie des Staatsbesuches des Königs von Siam, wurde die elektrische Beleuchtung eingesetzt, um für eine festliche Stimmung im Ausstellungspark zu sorgen. Auf dem Ausstellungsgelände gab es zahlreiche Vergnügungseinrichtungen - wie etwa eine Wasserrutschbahn - um ein möglichst großes Publikum in die Ausstellung zu ziehen.

Somit nahm der Ausstellungspark mit den vielseitigen Konsum- und Freizeiteinrichtungen zunehmend den Charakter eines Vergnügungsparks an. Die Gartenbauausstellung war gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Großveranstaltung mit kommerziellem Charakter geworden, was beispielsweise auch in dem modernen Werbeplakat von Georg Thielen zum Ausdruck kommt.

Zum Ausstellungserfolg trugen auch die längeren Öffnungszeiten bis in die späten Abendstunden bei, die durch die elektrische Beleuchtung möglich wurden. An einigen Tagen verzeichnete die Gartenbauausstellung mehr als 100.000 Ausstellungsbesucher, und auch die große Abschlussfeier am 4. Oktober 1897 zog noch einmal zahlreiche Besucher in die Ausstellung.15 Insgesamt wurde ein Überschuss von 300.000 Mark erzielt, von dem nach der Schlussauktion und Abwicklung der Ausstellung noch 20.000 Mark übrig blieben.16

Da die Planung des Hamburger Stadtparks sich über zehn Jahre hinzog und der Bau erst 1924 vollendet wurde, bildeten die Parkanlagen der beiden internationalen Gartenbauausstellungen auf den Wallanlagen noch über zwei Jahrzehnte die einzige große Grünanlage Hamburgs.

Ausblick ins 20. Jahrhundert

Die ersten internationalen Hamburger Gartenbauausstellungen hatten nachhaltige Auswirkungen bis ins 20. Jahrhundert hinein. Seit der ersten halbjährigen Ausstellung von 1897 hatte sich die Form der lang dauernden Gartenbauausstellung mit permanenter Ausstellung und jahreszeitlichen Wechselausstellungen durchgesetzt. Nach halbjährigen Gartenbauausstellungen 1904 in Düsseldorf, 1907 in Mainz,17 auf denen es wie in Darmstadt 1905 erste Ausstellungsgärten im architektonischen Stil gab, fand von Mai bis Oktober 1914 in Hamburgs Nachbarstadt Altona eine "Allgemeine Gartenbau-Ausstellung" statt.

Auch diese regionale Gartenbauausstellung, bei welcher der Altonaer Stadtpark mit "Donners Park" - seit 1911 im städtischen Besitz - zu einem zusammenhängenden Ausstellungspark verbunden wurde, hatte wie die Hamburger Gartenbauausstellungen des 19. Jahrhunderts eine städtebauliche Funktion: Aus Anlass des 250-jährigen Stadtjubiläums sollten die Parkanlagen umgestaltet und zu einer großen kommunalen Grünanlage verbunden werden.

Auch auf den Hamburger Wallanlagen hatten der Ausstellungspark von 1869 im Alten Elbpark, in dem 1906 auf dem Stintfang das Bismarckdenkmal errichtet wurde, und die Ausstellungsparks von 1889 und 1897 auf den Großen Wallanlagen, in denen 1908 das Museum für Hamburgische Geschichte eröffnet wurde, eine erste zusammenhängende Grünanlage für die Stadtbevölkerung geschaffen.

Durch die Niederdeutsche Gartenschau Planten un Blomen von 1935 wurde das Gelände des ehemaligen Zoologischen Gartens am Dammtor (1863) an die nördlichen Wallanlagen angeschlossen. Das Ausstellungsgelände von Planten un Blomen wurde dann für die IGA 1963 um den Alten Botanischen Garten und die Kleinen Wallanlagen erweitert und mit den Großen Wallanlagen verbunden. Hierdurch entstand eine große zusammenhängende Grünanlage von rund 50 Hektar, die nach der IGA 1973 als kommunale Parkanlage erhalten wurde und nach einer umfassenden Neugestaltung in den 1880er Jahren heute einen Grüngürtel mit vielseitigen Sport- und Freizeitmöglichkeiten im Herzen der Stadt Hamburg bildet18 (Siehe auch S. 29ff).

Anmerkungen

1) Zur Entstehung und Entwicklung der Hamburger Gartenbauausstellungen des 19. Jahrhunderts erscheint demnächst die Dissertation der Autorin Anne Steinmeister: Im Weltgarten zu Hamburg - Die internationalen Hamburger Gartenbauausstellungen des 19. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Entwicklung des gartenkulturellen Ausstellungs- und Kongresswesens in Deutschland.

2) Ursprünglich wurden 1860 zwei Gärtnervereine "am linken und rechten Alsterufer" gegründet, die sich nach 1867 zum "Verein der Vereinigten Gärtner in Hamburg und Altona" zusammenschlossen. - Vgl. Notiz, in: Hamburger Garten- und Blumenzeitung (HGBZ) 1861, S. 132; Notiz, in: HGBZ 1867, S. 353.

3) Der Hamburger Garten- und Blumenbau-Verein, der 1836 gegründet wurde, kann nicht, wie Sorge-Genthe schreibt, "Träger der ersten großen internationalen Gartenbauausstellung in Hamburg" gewesen sein (Sorge-Genthe, Irmgard, Hammonias Gärtner. Geschichte des Hamburger Gartenbaues in den letzten drei Jahrhunderten. Hamburg 1973, S. 211), da der Verein sich 1867 aufgelöst hatte und erst 1872 neu konstituierte. - Vgl. Notiz, in: HGBZ 1867, S. 174 f.; Anonym, in: HGBZ 1880, S. 564 f.

4) Ab 1804 begann man in Hamburg mit der Entfestigung der Wallanlagen, die endgültig erst 1819 realisiert wurde. Die Umgestaltung zu einer städtischen Promenade wurde ab 1820 durch den Bremer Kunstgärtner Altmann vorgenommen, der schon in Bremen die Wallanlagen umgewandelt hatte. - Goecke, Michael, Stadtparkanlagen im Industriezeitalter. Das Beispiel Hamburg., 1. Aufl. Hannover/Berlin 1981, S. 17.

5) Dazu: Grunert, Heino, 75 Jahre Planten un Blomen. Hamburgs Niederdeutsche Gartenschau von 1935, in: Stadt + Grün 11/ 2010, S. 51-59, S. 51.

6) Diese wurde in einem "Tanzalbum von 1870, mit 20 neuen Tänzen für Piano", das im Illustrirten Erinnerungsblatt annonciert ist, veröffentlicht. - Vgl. Illustrirtes Erinnerungsblatt. Internationale Gartenbau-Ausstellung in Hamburg 1869. Hamburg 1869, S. 9. - Staatsarchiv Hamburg (StAHH) A 981-6, Kapsel 1.

7) So z.B. auch die "Allgemeine Gartenbau-Ausstellung" in Frankfurt vom 1. Mai bis 1. Oktober 1881. - Allinger, Gustav, Das Hohelied von Gartenkunst und Gartenbau. 150 Jahre Gartenbau-Ausstellungen in Deutschland. Berlin/ Hamburg 1863, S. 37.

8) Ursprünglich zum 25-jährigen Bestehen des 1872 neu gegründeten "Gartenbau-Vereins für Hamburg, Altona und Umgegend", auf das Ludwig Möller bereits 1895 hingewiesen hatte. - Vereinsnotiz, in: Möller's Deutsche Gärtner-Zeitung 1895, S. 314. - Im Katalog von 1897 wird dann aber das "60-jährige Bestehen des Gartenbau-Vereins" als Anlass für die Ausstellung genannt. - Vgl. Offizieller Haupt-Katalog der Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung in Hamburg 1897, S. 24. - StAHH A 981-32.

9) Sodemann, Claudia, Exponiertes Grün. Sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte der Gartenbau-Ausstellungen im deutschen Kaiserreich. Magisterarbeit, Universität Hamburg. Hamburg 2001, S. 68.

10) Nach der Kunsthalle, die 1869 eröffnet wurde, entstanden am Wallring zwischen Holstentor und Millerntor das Justizgebäude (1879-1882) und die Oberpostdirektion (1883-1886). - Vgl. Plagemann, Volker, Kunstgeschichte der Stadt Hamburg. Hamburg 1995, S. 255 f.

11) So: Bäßler, Caroline, Die Gartenkunst im Spiegel der Gartenbauausstellungen des frühen 20. Jahrhunderts. Diss. Eichstätt 1998/1999, S. 21.

12) Hamburg 1897. Offizieller Führer durch die Allgemeine Gartenbau-Ausstellung und die Stadt Hamburg. Hamburg 1897, S. 89 f.- StAHH 981-31.

13) Lichtwark, der die Hamburger Kunsterzieherbewegung ins Leben gerufen hatte, ging es dabei um die Förderung des "Blumenkultus".- Vgl. Mannhardt, Wolfgang (Hg.), Alfred Lichtwark. Eine Auswahl seiner Schriften. Berlin 1917, S. 81.

14) Z.B. der Verband der Handelsgärtner Deutschlands, der Verein deutscher Gartenkünstler und der Deutsche Pomologenverein. - Vgl. Protokolle des Allgemeinen Gärtnertages. - StAHH 614-3/3, Sign. B I 36 e.

15) Allein an dem Tag betrugen die Tageseinnahmen 17.000 Mark. - Sodemann, Claudia, 2001, S. 98.

16) Die Hälfte des finanziellen Erlöses wurde dem Hamburger Gartenbauverein zur Verfügung gestellt. - Vgl. Schlussbericht, S. 6. - StAHH, 614-3/3, Sign. B I 168.

17) Von Mai bis Oktober fanden jeweils die "Internationale Kunst- und Große Gartenbau-Ausstellung" in Düsseldorf 1904 und die "Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung" in Mannheim1907 statt. 1913 wurde eine halbjährige "Gartenbau-Ausstellung" in Breslau veranstaltet. - Allinger, Gustav, 1963, S. 54 ff., S. 62.

18) Vgl. Freie und Hansestadt Hamburg. Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (Hg.), Hamburgs Grün zwischen Tradition und Trends. Hamburg 2007, S. 14 ff.

Dr. Anne Steinmeister
Autorin

Historikerin

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