Nach fünf Umzügen ist er nun seit 140 Jahren am gleichen Standort

200 Jahre Botanischer Garten in Darmstadt

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Botanischer Garten Gartendenkmäler
Blick ins Sukkulentenhaus: Einige der Pflanzen hier sind schon seit über 110 Jahren in den Darmstädter Sammlungen. Fotos: Soweit nichts anderes angegeben, Stefan Schneckenburger

Im Jahr 2014 feiert der Botanische Garten ein doppeltes Jubiläum: Seit 200 Jahren gibt es ihn in Darmstadt; seit 140 Jahren befindet er sich am heutigen Standort. Dazwischen liegen immerhin fünf Umzüge. Eine außergewöhnliche Geschichte? Nur auf den ersten Blick.

Der Anfang im Graben

Im Zentrum Darmstadts steht das Schloss der Großherzöge - ein ehemaliges Wasserschloss mit einer langen komplizierten Baugeschichte und einer entsprechend komplexen wie auch verwinkelten Architektur. Der das Schloss umgebende Wassergraben war zu Beginn des 19. Jahrhunderts militärisch schon lange bedeutungslos und im Sommer ein besonderes Ärgernis, denn er verbreitete üble Gerüche. Der botanisch ausgebildete Hofbaurat Johannes Hess (1786-1837) schlug daher vor, den Graben trocken zu legen und an seiner Stelle einen Botanischen Garten anzulegen.

Damals wurde im Bereich des Schlossgrabens eine nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten konzipierte, etwa einen halben Hektar große Anlage errichtet, die besonders der Kultur krautiger Vertreter einheimischer Pflanzengattungen vorbehalten war. Bereits 1822 schrieb der berühmte, aus dem Odenwald stammende Professor Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck (1776-1858) in der noch heute erscheinenden wissenschaftlichen Zeitschrift "Flora": "In Darmstadt fand ich den neuen botanischen Garten unter der eifrigen und einsichtsvollen Leitung des Herrn Oberfinanzrates Hess im schönsten Aufblühen und muss herzlich wünschen, dass diese gemeinnützige Anlage durch eine ausgebreitete Teilnahme vielfältig bereichert und gefördert werden möge, was sie in so hohem Maße verdient. Der ehemalige Schlossgraben (...) bietet auf einem beträchtlichen und fruchtbaren Flächenraum mannigfaltige Bequemlichkeiten der Lage für die Anzucht perennierender Landpflanzen dar, von denen er auch schon eine ansehnliche Menge in schönster Ordnung und mit großer Reinlichkeit zusammengestellt enthält. Ohne Zweifel werden sich bald auch die erforderlichen Glas- und Treibhäuser hier anschließen und einen für die allgemeine Bildung so wichtige Anstalt zeitgemäß vollenden helfen." Letzteres ließ noch über 20 Jahre auf sich warten.

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Der Schlossgraben mit dem Botanischen Garten in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts. Reproduktion eines zerstörten Originals. Foto: Archiv des Botanischen Gartens der TU Darmstadt
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Die Pflanzenkataloge von 1824 und1832.

Nach zehn Jahren: ein interessanter Bestandskatalog

Im Jahre 1824 erschien dann unter dem Namen "Elenchus Plantarum Horti Botanici Darmstadtii" ein erster 39-seitiger Gartenkatalog. Dem folgte 1832 ein zweiter, noch umfangreicherer mit 50 Druckseiten. Im "Elenchus" (= Register, Katalog) werden zwischen 1950 und 2000 kultivierte Pflanzentaxa erwähnt. Sie sind nach Gattungen in alphabetischer Reihenfolge geordnet und nach der linnéschen Nomenklatur (nach Carl von Linné) benannt. Eine genaue Anzahl ist schwierig zu ermitteln, da vielfach nicht klar wird, ob bei der nachgeordneten Angabe von Formen, Sorten und Varietäten auch die Nominalform vorhanden ist oder nur die Sorte(n). Aber der Katalog enthält nicht nur die im eigentlichen Botanischen Garten kultivierten Pflanzen. Bei einigen Nennungen handelt es sich eindeutig um Kalthauspflanzen, die wohl in der großherzoglichen Orangerie überwinterten. Darüber hinaus finden sich auch Wildorchideen oder parasitische Blütenpflanzen, die im Schlossgraben sicherlich nicht lange aushielten. Auch einige Bäume dürften - entgegen der Angaben im "Elenchus" - noch nicht geblüht haben. Wahrscheinlich standen sie im benachbarten Herrngarten. Die Listung von Wasser- und Sumpfpflanzen legt die Existenz von tieferem Stillwasser und Moorbeeten nahe. Sogar die Neubeschreibung einer Tabak-Art findet sich darunter: "Nicotiana truncata mihi" ("durch mich", also Hess). Sie findet sich allerdings nicht mehr in den späteren Referenzlisten. Eine Neubeschreibung von Arten in derartigen Gartenkatalogen war im Übrigen zu dieser Zeit nichts Außergewöhnliches.

Erwähnenswert ist außerdem die im Katalog gelistete bekannte Säuleneiche Quercus robur "Fastigiata". Ihre "Urmutter" steht im etwa 25 Kilometer nordöstlich gelegenen Harreshausen und war schon damals weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Wahrscheinlich stammen viele der heute kultivierten Säuleneichen von diesem Exemplar ab.

Wie der Vergleich mit anderen Katalogen der Zeit zeigt, blieb die Sammlung im Rahmen des Üblichen. Viele Arten wurden auch andernorts gelistet und finden sich noch heute in den Sammlungen Botanischer Gärten. Daran zeigt sich die lange Tradition der Sammlungen und ihres Designs. Diese Tradition liegt zum einen begründet in den Erfordernissen der Lehre und des Unterrichts, zum anderen in der Kultivierbarkeit, der Vermehrbarkeit und nicht zuletzt der Schauwirkung der entsprechenden Arten.

Goethe lässt grüßen

Schon damals herrschte ein reger Austausch und gegenseitige Hilfe wurde kultiviert, wie ein Brief von Hess an Goethe vom Januar 1825 belegt: "Da ich in Weimar niemanden persönlich kenne, dem ich die günstige Unterstützung unseres im Entstehen begriffenen botanischen Gartens empfehlen könnte, so weiß ich nicht besseres zu tun als mich geradezu an den großen Kenner der Wissenschaften, dem auch die Botanik vieles zu danken hat, mit der ergebensten Bitte zu wenden, anliegende Kataloge den Vorstehern botanischer Gärten zu Weimar zusenden zu wollen und denselben unsern jungen Garten wohlwollend zu empfehlen." Goethe leitete die Bitte an Großherzog Karl August weiter: "Beiliegendes Pflanzenverzeichnis kommt mir von Darmstadt, ich weiß nicht ob Höchst Dieselben vielleicht, wegen der dortigen Verhältnisse, irgend eine kleine Sendung bei eintretendem Frühjahr beschließen möchten; da ohnehin in Ihro Pflanzenvorräten so manches Doppelte sich befindet; dort aber man sich einzurichten nur erst anfängt, derhalben auch gar manche nicht eben rare Pflanze willkommen sein möchte." Etwas gleichgültig kam die Antwort des Landesherrn vom 9. März daher: "Mitte April wird hoffentlich der neue Katalog von Belvedere gedruckt sein, der steht dann den Herrn Hess zu Diensten, und die Pflanzen, die er sich in selbigen aussuchen möchte; (...) Der Garten ist, soviel ich weiß, im Schloss Graben, ofte unter Wasser, und nicht viel daran."

Umzüge und Lokalpolitik

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Die Standorte des Botanischen Gartens im Stadtgebiet Darmstadts. Abb.: Lisa Gebhardt, Grafikbüro Stein, Kind & Katz

Es ist unwahrscheinlich, dass Pflanzen aus den ursprünglichen Sammlungen oder ihre direkten Nachkommen heute noch in Darmstadt kultiviert werden. Allerdings ist die Dokumentationslage nach fünf Umzügen und zwei großen Kriegen miserabel: Der Botanische Garten war nach seiner Zeit im Schlossgraben zwischen 1830 und 1836 zwar im Innenstadtbereich geblieben, aber mehrfach verlegt worden. So "florierte" er zwischen 1830 und 1836 im nahe gelegenen Herrngarten. Bis 1849 befand er sich in der Umgebung eines schon seit langer Zeit aufgelassenen Teiches am heutigen Woogsplatz und bis 1864 im Bereich der Georg-Büchner-Anlage vor dem heutigen Staatstheater. Hier standen dem Garten zum ersten Mal in seiner Geschichte Gewächshäuser zur Verfügung. Aber auch dieses Gelände musste aufgegeben werden, denn für den Erbprinzen sollte ein Palais entstehen. Danach fanden ihn Besucher im großherzoglichen Meiereipark, in der Gegend der heutigen Schlossgarten- und Pallaswiesenstraße. Bald aber wurde das Areal zum Bau von Wohnquartieren benötigt. Erst der fünfte Umzug brachte ihn 1874 - also vor 140 Jahren - an seinen heutigen Standort in der Schnittspahnstraße. Sie erinnert an die Gärtnerdynastie der Schnittspahns und besonders an Hofgartendirektor Georg Schnittspahn (1810-1865), der zwischen 1836 und 1865 den Garten leitete. Außerdem lehrte er Natur- und Produktenkunde (etwa Materialwissenschaft) an der Höheren Gewerbschule, der Vorgängerin der heutigen Technischen Universität, und war Initiator eines der ältesten, noch aktiven Gartenbauvereine Deutschlands.

Dieses "Wanderschicksal" teilte der Darmstädter "Hortus Botanicus" mit vielen alten Gärten in Deutschland. Oft hervorgegangen aus Spital- oder Apothekergärten, entstanden sie im Zentrum der Städte, in der Nachbarschaft von Universitäten oder Spitälern. Später mussten sie weichen. In Tübingen, Würzburg oder Marburg zogen sie beispielsweise an die Peripherie der Stadt. Eine Ausnahme bildet der Botanische Garten der Justus-Liebig-Universität in Gießen, der sich seit 1609 an seinem ursprünglichen Platz befindet.

Die Wahl des neuen Platzes des Botanischen Gartens in Darmstadt hatte auch politische Gründe: Das Gelände am Bachlauf war in privater Hand. Der Erwerb des Botanischen Gartens schloss zukünftige Konflikte um die Wasserrechte aus. Ähnlich verhält es sich auch heute: Als Universitätsgarten ist er Landeseigentum. Nur ein gut ein Meter breiter Streifen rechts und links des Bachlaufs liegt auf städtischem Gelände. Der Garten bezog seinen endgültigen Standort 1874.

Die Jahre 1874 bis heute

Noch heute befindet sich der Garten auf diesem malerischen, viereinhalb Hektar großen, vom Darmbach durchflossenen Areal im Osten der Stadt. Erster Direktor an der neuen Lokalität war der bekannte Dendrologe Leopold Dippel (1827-1914). Der Professor für Botanik - insbesondere Mikroskopie - war bestimmend für die Anlage und Gestaltung des Arboretums. Ihm verdankt der Garten eine Reihe seltener Gehölze, die im Alter von 140 Jahren heute vielbesuchte Raritäten sind. Eine uralte und wunderschön gewachsene Hybrid-Platane mit einer imposanten Krone muss er allerdings schon vorgefunden haben. Sie ist auf einer alten Aufnahme von 1905 als stattlicher, alle anderen Gehölze überragender Baum zu erkennen. Wer sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts vor den Toren der Stadt gepflanzt hat, bleibt im Dunkeln.

1888 berief er den später sehr bekannt gewordenen Joseph Anton Purpus (1860-1932) zum Garteninspektor. Mit ihm setzte sich die Reihe der "Gärtnerbotaniker" fort, für die Darmstadt berühmt war. Nur wenig ist bekannt über die Darmstädter Zeit von Alfred Rehder (1863-1949), dem sicherlich bedeutendsten Baumkundler des 20. Jahrhunderts. Der spätere Kurator des Arnold-Arboretums bei Boston war im Winter 1888/1889 als Obergärtner in Darmstadt beschäftigt. Unklar ist, warum er nur kurz verweilte und dann nach Göttingen wechselte. Erinnert hat er sich sicher an diese Zeit und an seinen damaligen Chef (und vielleicht Konkurrenten?) Joseph Anton Purpus, denn er benannte 1923 eine erstmals in Darmstadt beobachtete winterblühende, stark duftende Lonicera-Hybride als Lonicera x purpusii.

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Die beiden Purpus Brüder: Carl Albert, der Sammler in Amerika und Joseph Anton, fast 40 Jahre Garteninspektor in Darmstadt. Fotos: Archiv des Botanischen Garten der TU Darmstadt

Fast vier Jahrzehnte lang leitete Joseph Anton Purpus die Geschicke des Gartens, der damals wohl auf dem Höhepunkt seiner internationalen Bekanntheit war. Die Sammlungen wurden durch Reisen von Joseph Anton wie auch durch die enge Zusammenarbeit mit dem älteren Bruder Carl Albert Purpus (1851-1941) vermehrt, der als "Pflanzenjäger" anfangs im westlichen Nordamerika, später fast ausschließlich in Mexiko für Gärten, Herbarien und Pflanzenhändler tätig war. Dass beide Brüder in der "botanischen Welt" der damaligen Zeit sehr geachtet waren, belegen die insgesamt 237 Widmungsnamen der Art purpusii, purpusianus und sogar viermal purpusiorum, die sich auf einen oder beide Brüder beziehen. Sogar eine Gattung Purpusia (Rosengewächse) wurde beschrieben. Die ältesten Gewächshauspflanzen des Gartens, wie beispielsweise Fouquieria columnaris, Ficus palmeri, Dioon caputoi und Calibanus hookeri, sammelte Carl Albert Purpus zwischen 1898 und 1905 in Mexiko. Sie stellen die wohl ältesten ihrer Art in Kultur dar. Eine Besonderheit dieser Zeit war die exzellente Kollektion winterharter Kakteen, die leider die Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit nicht überdauert hat.

Auf Purpus folgte mit Friedrich Wilhelm Kesselring (1876-1966) ein weiterer besonderer Gärtnerbotaniker des vergangenen Jahrhunderts. Kesselring, eigentlich Erbe des Regelschen Gartenbaubetriebs in St. Petersburg, musste Russland nach der Revolution verlassen und gelangte über den Botanischen Garten München 1926 nach Darmstadt. Viele ausgefallene asiatische Stauden brachte der bescheidene, durch zahlreiche Publikationen bekannte Inspektor in den Garten, den er bis 1947 leitete. Daneben baute er die Sukkulentensammlung weiter aus. 1950 war er Gründungsmitglied der IOS (International Organization for Succulent Studies). Wesentlich voluminöser sind die Spuren, die sein Nachfolger Franz Boerner (1897-1945) im Garten hinterlassen hat. Als bekannter Dendrologe, Präsident der DDG (Deutsche Dendrologische Gesellschaft) und Gründungsmitglied der "International Dendrology Society" interessierte er sich besonders für verschiedene Arten und Sorten von Gehölzen. Durch die Anstrengungen Boerners fand kurz nach seiner Entdeckung 1947/48 das Saatgut eines der ältesten Urweltmammutbäume Europas (Metasequoia glyptostroboides) seinen Platz im Garten. Prächtige Exemplare diverser Blumenhartriegel-Arten wie Cornus florida rubra, Cornus nutallii, C. kousa waren Boerner besonders ans Herz gewachsen.

Mit Achim Ritter folgte auf Boerner wieder ein Allround-Gärtnerbotaniker. Er trug von 1965 bis 1992 die Verantwortung. Darunter waren auch dunkle Tage: Dem Orkan Wiebke fielen ein Überwinterungshaus sowie zahlreiche wertvolle alte Bäume des Arboretums zum Opfer. Der kurze Abriss zeigt, dass zwischen 1874 und 1992 - also in knapp 120 Jahren - nur fünf Garteninspektoren in Darmstadt wirkten. Gerade die langen Amtszeiten der engagierten und kundigen Männer gewährleisteten die spürbare Kontinuität der Sammlungen und des Gartens.

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Gleicher Blick: 1908–2014. Geblieben sind der Schornstein und die Grundaufteilung. Oberes Foto: Archiv des Botanischen Garten der TU Darmstadt
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Staubblattblüte von Clusia Ianceolata.
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Der Palmfarn Dioon caputoi – seit 1908 im Botanischen Garten; links: Stammbasis von Ficus palmeri von 1898.

Der Botanische Garten heute

Die Anzahl, der im Garten auf etwa viereinhalb Hektar Freilandfläche und auf knapp 1500 Quadratmeter unter Glas kultivierten Pflanzenarten, lässt sich erst mit Erscheinen des neuen Katalogs genau beziffern. Der befindet sich aktuell aber noch im Aufbau. Sicherlich liegt die Zahl zwischen 8000 und 9000 Arten. Damit umfassen die Sammlungen ein Mehrfaches der in Deutschland natürlich vorkommenden Arten. Zu ihren Highlights zählen zahlreiche alte und stattliche Bäume sowie einige Pflanzen der Trockengebiete des südwestlichen Nordamerikas, die zwischen 1890 und 1910 in den Garten gekommen sind. Außerdem umfasst sie eine dokumentierte Forschungssammlung von Clusien - der wohl größten Sammlung außerhalb der Tropen.

Diesen Schatz an Biodiversität zu bewahren und für Forschung und Lehre zur Verfügung zu stellen, ist die Hauptaufgabe des Gartens. Daneben spielt er eine bedeutende Rolle bei der Information unserer zunehmend umweltbewussten, an Fragen der Ökologie und Biodiversität interessierten Gesellschaft. Die Technische Universität und ihre Förderer sowie der Freundeskreis des Botanischen Gartens unterstützen ihn und seine Mitarbeiter darin, diesen Aufgaben noch besser gerecht zu werden. Lehrende und Forschende erhalten Material; Studierende und Öffentlichkeit werden sachkundig informiert. Hierzu dienen ein illustrierter Gartenführer sowie fast 300 Informationsblätter zu einzelnen Pflanzen oder Phänomenen. Sie werden der Jahreszeit entsprechend angepasst und in der in der Nähe der Pflanzen angebracht. Auch eine Sammlung dieser Informationsblätter ist in broschierter Form erhältlich oder über das Internet abrufbar. Der Garten verfügt außerdem über ein neues Gewächshaus und ein durch Spendengelder gut ausgestattetes "Grünes Klassenzimmer", das von Schulklassen aller Altersstufen eifrig genutzt wird. Zurzeit entsteht ein QR-Code-gestützter Lehrpfad zu Moosen und Blütenpollen, der noch im Spätsommer fertig werden soll. Laien sind immer wieder überrascht von der bezaubernden, nur unter dem Mikroskop sichtbaren Vielfalt der Pollenkörner, die hier in Wort und Bild erschlossen werden soll.

Der Schlossgraben heute

Auch der Schlossgraben, der Ursprungsort des Botanischen Gartens, blickt auf eine ereignisreiche Vergangenheit zurück. Nach dem Auszug des Gartens wurde er im Sinne eines englischen Landschaftsparks umgestaltet und auf diese Weise bis zum 2. Weltkrieg genutzt. In der verheerenden Bombennacht vom 11. zum 12. September 1944 erlitt die Stadt schwerste Beschädigungen, wobei fast das gesamte Stadtzentrum zerstört wurde. Bei den Aufräumungsarbeiten gelangte viel Bauschutt auf das Gelände, dessen Boden heute bis zu 50 Zentimeter über dem ursprünglichen Niveau liegt. Seither war der Graben der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Vor neun Jahren gingen Schloss und Graben in das Eigentum der Technischen Universität Darmstadt über. Zum 200-jährigen Jubiläum der Trockenlegung und der Öffnung durch die Anlage eines Botanischen Gartens hat sich die Universitätsleitung entschlossen, den Graben neu zu gestalten und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Die Sanierung sollte von alten Plänen, Abbildungen und dem Bestandskatalog von 1824 inspiriert werden. Allein aus Universitätsmitteln konnte dieses Projekt nicht finanziert werden. Ein Spendenaufruf erbrachte durch die Großherzigkeit der Darmstädter Bürgerinnen und Bürger, von ortsansässigen Vereinen, Stiftungen und Unternehmen bis jetzt eine Summe vom über 109.000 Euro. Sie ermöglichen bereits die Sanierung eines ersten Abschnitts, der etwa ein Drittel der Gesamtfläche umfasst. Zum Jubiläum am 15. Juni 2014 soll der neu gestaltet Schlossgraben den Darmstädtern wieder übergeben werden. Eine kleine Anlage vor der Wallmauer wird an den Botanischen Garten erinnern und die Besucherinnen und Besucher zum Bestaunen des "neuen" - immerhin 140 Jahre alten Gartens - einladen. Informationstafeln berichten über die wechselvolle Geschichte des Orts, der den Darmstädter Bürgerinnen und Bürgern als "Grüne Oase" an dem sehr verkehrsreichen Ort zwischen Schloss und dem Hessischen Landesmuseum dienen soll. Wer Pflanzen en Detail beobachten und mitsamt eines reichen Informationsangebotes genießen möchte, ist beim "Nachfolger" des alten Schlossgrabengartens in der Schnittspahnstraße am besten aufgehoben.

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