Windenergie in Brandenburg

Akzeptanz nimmt zu, aber mehr Abstand gefordert

Energiewende Klimawandel
Die Akzeptanz nimmt zu, doch die Abstände zu den Windrädern sollen größer werden. Dies zeigt eine Umfrage der TU-Berlin. Foto: Horst Schröder, pixelio.de

In Brandenburg kam es in der letzten Dekade zu einem erheblichen Ausbau der Windkraft. Welche Auswirkungen hat diese auf die Einstellung der lokalen Bevölkerung? Gewöhnt sie sich daran oder wächst gar die Ablehnung gegen die Windräder?

Eine Umfrage zeigt nun, dass entgegen etwaigen Befürchtungen die Akzeptanz gegenüber Windenergie in den vergangenen zehn Jahren im Allgemeinen keineswegs gefallen ist. Während sich im Jahr 2005 insgesamt 32 Prozent der Befragten im Allgemeinen "für" und "eher für" die Windenergie aussprachen, teilten 43 Prozent im gleichen Befragungsgebiet 2016 diese Einschätzung.

Die Umfrage haben 21 Studierende des internationalen Master-Studiengangs "Umweltplanung" unter Leitung von Prof. Dr. Johann Köppel und Lisa Odparlik vom Fachgebiet Umweltprüfung und Umweltplanung im Sommersemester 2016 durchgeführt. "Soziale Akzeptanz: vom Winde verweht?" lautet der Titel des Studienprojektes in Zusammenarbeit mit der Regionalen Planungsstelle Havelland-Fläming in Brandenburg.

Bereits im Jahr 2005 fand eine erste Umfrage zur sozialen Akzeptanz gegenüber Windenergie durch die Regionale Planungsgemeinschaft statt. Diese wurde nun vergleichend herangezogen, um zu untersuchen, ob sich die Akzeptanz geändert hat. Es ist das erste Mal überhaupt, dass eine solche langjährige Wiederholungsstudie durchgeführt wurde. Die Befragungen fanden Anfang Juni 2016 in den Gemeinden Niederer Fläming und Dahme/Mark (Planungsregion Havelland-Fläming) und in kleinerem Umfang in Uebigau-Wahrenbrück (Nachbarregion Lausitz-Spreewald) sowie in Potsdam statt.

Ein weiteres Resultat der Befragung ist, dass sich im Jahr 2005 43 Prozent "gegen" und "eher gegen" die Windenergienutzung äußerten, während im Jahr 2016 35 Prozent der Befragten in Dahme/Mark und Niederer Fläming letzterer Aussage zugestimmt haben. Im Einzelnen war die Mehrheit der Befragten der Auffassung, dass die Landschaft durch den Ausbau der Windenergie negativ beeinflusst wird. Es konnte allerdings kein klarer Zusammenhang zwischen dem Akzeptanzniveau und der Dichte sowie der Distanz zu Windenergieanlagen festgestellt werden. Allerdings wünschte sich eine Mehrheit der Befragten größere Mindestabstände der Anlagen zu den Siedlungen. Diese sind jedoch geringer als die in der Umfrage 2005 gewünschten Abstände. In Gesprächen mit der lokalen Öffentlichkeit zeigte sich, dass viele Befragten nicht verstehen, warum nicht mit größeren Abständen geplant wird. Ein derzeit üblicher Planungsabstand in Brandenburg liegt bei 1000 Metern.

Wie und wann Informationen bereitgestellt und verbreitet werden, übt laut den Ergebnissen der Akzeptanzanalyse einen Einfluss auf die Einstellung gegenüber der Windenergie aus. Viele Befragte äußerten, dass im Planungsprozess zu spät Informationen über lokale Projekte bereitgestellt worden seien. Ein statistischer Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Information und der Akzeptanz von Windenergieanlagen konnte nachgewiesen werden. Ob mangelnde Information generell eine Ursache der Ablehnung von Windenergieanlagen sein kann, lässt sich lediglich mutmaßen. Bekannt ist nur, dass die Befragten, die die Windenergie aus verschiedenen Gründen ablehnen, sich schlecht informiert fühlten. Deutlich wurde auch, dass über den Energieträger Sonnenenergie ein verstärktes Wissensbedürfnis in Havelland-Fläming besteht.

Die Umfrage ergab auch, dass die im Regionalplan 2020 geforderte Konzentrationsplanung von Windenergieanlagen von der lokalen Bevölkerung kritisch gesehen wird. "Das ist verständlich und wir werden überlegen, an welchen Stellschrauben wir unsere Planung verbessern können. Wir sind aber auch an die Rechtsprechung zur Konzentrationsplanung von Windenergieanlagen gebunden und können die Standorte nicht frei wählen", betonte Lutz Klauber, Leiter der Regionalen Planungsstelle Havelland-Fläming.

In Potsdam sind bei Straßenbefragungen 125 Fragebögen ausgefüllt worden. Bei den Briefbefragungen in Havelland-Fläming kamen 2016 166 Fragebögen zurück. Das entspricht einer üblichen Rücklaufquote von circa 30 Prozent. 2005 wurde mit einer von örtlichen Schülern erfolgten Fragebogenaktion eine außergewöhnlich hohe Rücklaufquote von circa 60 Prozent erzielt.

Weitere Informationen erteilen: Prof. Dr. Johann Köppel, Lisa F. Odparlik, M. Sc. TU Berlin, Fachgebiet Umweltprüfung und Umweltplanung, Tel.: 030/314-22344/-24912, j.weber@campus.tu-berlin.de und Regionale Planungsstelle Havelland-Fläming, Lutz Klauber, Tel.: 03328-335415, lutz.klauber@havelland-flaeming.de, www.havelland-flaeming.de.

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