Angelika Möller - Das andere New York. Friedhöfe, Freiräume und Vergnügungen

Der High Line Park in New York - 2009 durch private Initiative auf einer ehemaligen Bahntrasse eröffnet - ist heute spektakulärer Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen. Gleichzeitig ist er Katalysator für die Stadtentwicklung im "Meatpacking District" des westlichen Manhattan. Nicht nur an diesem Vorzeigeprojekt zeigt sich, welchen hohen Stellenwert öffentliche Parks, Plätze und Wasserkanten für die heutige Stadtgesellschaft haben. Gerade in den letzten Jahren haben sich New Yorker Politiker und Stadtplaner um die Belebung des öffentlichen Raums bemüht.

Viele dieser Parks und Plätze haben eine bewegte Vergangenheit, oft sind sie aus Friedhöfen hervorgegangen, wie die Amerikanistin und Kulturwissenschaftlerin Angelika Möller in ihrem Buch "Das andere New York. Friedhöfe, Freiräume und Vergnügungen, 1790-1860" darstellt. Sie untersucht den Zeitraum, in dem sich New York von einer kleinen Hafenstadt zur Wirtschaftsmetropole entwickelte. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt sie schichtenspezifische Aktivitäten. Zunächst betrachtet sie Parks, die vor allem der Mittel- und Oberschicht zur Erholung dienten. Der größte war der in den 1850er-Jahren angelegte Central Park, der als "demokratischer Park" geplant war, aufgrund seiner zu Anfang peripheren Lage jedoch für den Großteil der Stadtbevölkerung schwer erreichbar war.

Das eigentliche Interesse der Autorin gilt den Armenfriedhöfen - den potter's fields -, die zu Freizeit- und (Inter-)Aktionsräumen für alle Stadtbewohner wurden. Gerade auch die unteren Schichten eigneten sich diese Orte an und ahmten dort vielfach Freizeitaktivitäten der Mittel- und Oberschicht nach. Außerdem gab es dort eigene - mitunter heute bizarr anmutende - Vergnügungsformen. So zogen Hinrichtungen von Insassen des benachbarten Newgate Prison auf dem Washington Square bis zu zehntausend Schaulustige an.

Die Entwicklung der Freiräume bettet die Autorin in die Stadtentwicklung, Hygiene- und Moraldiskurse sowie die Friedhofskultur im 19. Jahrhundert ein. Dem kulturwissenschaftlichen Ansatz ist die Auseinandersetzung mit der Frage geschuldet, ob sich der Begriff des "terrain vague" - übersetzt als "unbestimmtes Territorium" -, der vom spanischen Architekten Ignasi de Solà-Morales geprägt wurde, als Untersuchungskategorie nutzen lässt. Angelika Möller hat umfangreiche zeitgenössische Quellen wie Stadtführer, Zeitschriften und Zeitungen ausgewertet. Leider veranschaulichen nur wenige Abbildungen die Topographie der beschriebenen Freiräume und deren Nutzungen. Insgesamt ist die Studie, die aus einer an der Ludwig-Maximilians-Universität München vorgelegten Dissertation hervorging, nicht nur wissenschaftlich fundiert und inhaltlich überaus anregend, sondern auch für ein größeres Publikum gut lesbar. Dr. Kristina Vagt

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