Kontaktstudientage an der Hochschule Osnabrück

Angeregter Austausch in lockerer Atmosphäre

Ausbildung und Beruf
Kampf dem Laub: Auf dem Campus Haste trat Team "Puster" gegen Team "Rechen" an. Foto: Hochschule Osnabrück

An der Hochschule Osnabrück fand im November 2016 die 45. Jahrestagung des Alumni-Vereins "Gartenbau und Landschaftsarchitektur" statt. Die Fachvorträge und Diskussionen der sogenannten Kontaktstudientage kreisten um die beiden Themenschwerpunkte "Automatisierung im Gartenbau" sowie "Landschaftsarchitektur und Gesundheit" und wurden von über 200 Teilnehmern besucht.

Der erste Themenkomplex hatte eine zeitgenössische Ausrichtung. Die Herausforderungen der Branche und aktuelle Trends der Automatisierung im Gartenbau steckten den inhaltlichen Rahmen für die Diskussionen zwischen Experten der gastgebenden Hochschule mit den Gästen aus der Gartenbaupraxis. Das zweite Schwerpunktthema der Veranstaltung, "Landschaftsarchitektur und Gesundheit - Freiraum und Landschaft im Kontext menschlichen Wohlfindens", wurde sowohl historisch als auch zeitgenössisch beleuchtet und zudem mit einem wissenschaftlich-praktischen Wettkampf veranschaulicht. Ausgehend von der Frage, ob man Laub harken (gehörschonend!) oder pusten (muskelschonend!) sollte, traten zwei Hochschulteams - eins mit Harke, eins mit Laubbläser - an, um ihren Laubhaufen vor dem des Gegners über die Ziellinie zu bringen. Dieser nicht ganz ernst gemeinte Wettkampf, den die Harker gewannen, unterstrich den lockeren Charakter der Kontaktstudientage, der derzeit voll im Trend der weniger formalisierten Tagungen liegt.

Austausch auf Augenhöhe

Im Vergleich zu üblichen wissenschaftlichen Fachveranstaltungen "menschelt" es bei den Kontaktstudientagen mehr, angeregte Diskussionen und ausgelassenes Feiern gehen Hand in Hand. Dieser weniger hierarchische Ansatz wird auch darin deutlich, dass die Erfahrungsberichte erfahrener Dozenten gleichberechtigt neben der Präsentation von Forschungsergebnissen und Studienarbeiten stehen. Akademiker verschiedener Karrierestufen begegnen einander auf Augenhöhe - was gleichermaßen für das Kontaktknüpfen mit potenziellen Arbeitgebern in diesem Rahmen gilt. Unmittelbarer Austausch in offener Atmosphäre anstelle von bloßem Informationskonsum im Rahmen akademischer Rituale - so lässt dich die Ausrichtung der Kontaktstudientage am besten zusammenfassen.

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Ausbildung und Beruf
Dozenten und Studenten präsentierten den Gästen der Kontaktstudientage aktuelle Forschungsprojekte. Foto: Hochschule Osnabrück

Komplexität und Vielfalt

"Landschaftsarchitektur und Gesundheit" ist ein zu jeder Zeit aktueller Themenkomplex, dessen Relevanz für das menschliche Leben nicht zu unterschätzen ist. Dementsprechend hieß es in dem Tagungsprogramm: "Es gibt in vielen Menschheitskulturen eine noch immer uneingelöste Sehnsucht, die auch aktuell ihre politisch utopische Kraft entfalten kann. Gesundheit, Schönheit und Nützlichkeit sollen an einem Ort zusammentreffen. Heutzutage würde man noch die ökologische Ausgewogenheit hinzufügen. Derartige Räume findet man in Gärten und Parks. Viele Menschen zieht es aber auch in die Natur, mit ihr verbinden sie Gesundheit und Erholung."

Das Tagungsprogramm sollte der Komplexität des Themas durch inhaltliche wie performative Vielfalt Rechnung tragen. Daher wurden Referenten aus dem In- und Ausland eingeladen. Einerseits setzten die Redner theoriebetonte Impulse, andererseits gab es auch Berichte aus konkreten Projekten zu hören. "Das heilsame Grün" wurde sowohl historisch als auch unter zeitgenössischen und zukunftsorientierten Gesichtspunkten diskutiert.

Das heilsame Grün in Deutschland

Die Geschichte des heilsamen Grüns in Deutschland reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. In dessen zweiter Hälfte entstanden hierzulande die ersten Stadtparks. Sie waren Ausdruck des neuen Bürgerstolzes in den Stadtmagistraten, vor allem aber wurden sie in den schnell wachsenden Städten aus volksgesundheitlichen Gründen errichtet. Unter dem Motto "Licht, Luft und Sonne" entstanden sie als sanitäres Grün. Mit Hilfe einer grüneren Stadt sollten vor allem Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Cholera, Ruhr und vielerlei Mangelkrankheiten bekämpft werden. Das war eine - gesellschaftlich viel zu wenig gewürdigte - Erfolgsgeschichte des Stadtparks, an die man selbstbewusst anknüpfen kann.

Im frühen 19. Jahrhundert entstanden die Kurbäder, in denen sich nicht nur an Sommertagen die gehobene Gesellschaft aus Adel und Bürgertum versammelte. Zwischen heilkräftigen Quellen, Spazierwegen und Spieltischen feierten sich die Herrschenden. Mit den neuen medizinischen Kenntnissen entwickelten sich in den Kurbädern zugleich spezialisierte Krankenhäuser, in denen mit therapeutischer Rehabilitation Vorsorge betrieben wurde. Diese Tradition besteht fort: Aktuell erlangen unterschiedliche Formen von Gartentherapie und Green Care eine immer größere Bedeutung.

Aufgrund eines gewandelten, da umfassenderen Gesundheitsbegriffs kann eine Neuinterpretation des Stadtparks als präventiver und therapeutischer Ort ebenso bedeutsam werden wie der Wandel von Erholungsräumen hin zu therapeutischen Landschaften. Beides kann zu wesentlichen Aufgabenfeldern einer neuen Landschaftsarchitektur werden. Sie kann damit ebenso eine Reaktion auf neue Volkskrankheiten wie das Burnout-Syndrom, Herz-Kreislaufkrankheiten, psychische Erkrankungen und Diabetes-Erkrankungen darstellen. Grüne Prävention ist volkswirtschaftlich gesehen die preiswerteste Art zur Gesunderhaltung der immer älter werdenden Gesellschaft. Dies ist nicht nur gesellschaftlich wichtig, sondern kann auch eine Aufwertung unserer Profession und die Erschließung neuer Arbeitsfelder bedeuten.

Eine "heitere Wissenschaft": Zukunftsmodell für Fachtagungen?

Der Wettkampf zwischen Laubbläser und Rechen entpuppte sich als Publikumsmagnet. Auch zahlreiche Medienvertreter - von Fernsehen über Radio bis hin zu Tageszeitungen - hatten sich auf dem Campus Haste eingefunden, um dem heiteren Spektakel beizuwohnen. Im Anschluss wurde sogar überregional über das Event berichtet. Das Modell der Kontaktstudientage, eine "heitere Wissenschaft" zu praktizieren, erfreute sich in Osnabrück großer Beliebtheit. Die Kombination aus wissenschaftlicher Seriosität, "menschelnder" Atmosphäre und launigen Unterhaltungselementen könnte ein gutes Zukunftsmodell für Fachtagungen in unserer Branche sein. Mit den diesjährigen Kontaktstudientagen im Rücken sollten wir uns aber auch eines bewusst machen: Die Popularität unserer Arbeitsfelder wird von uns bisher immer noch zu wenig genutzt. Zeit, das zu ändern. Prof. Dr. Jürgen Milchert, Hendrik Behnisch

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