Barockstadt am Inn wird klimafitter und gestalterisch aufgewertet
Oberösterreichische Landesgartenschau Schärding 2025
von: Dipl. Ing. Tobias MickeDie Stadtgemeinde Schärding hat im Zusammenhang mit der Oberösterreichischen Landesgartenschau auch die historische Stadtmitte im Sinne einer "klimafitten Stadt" gestalterisch aufgewertet. Aus Anlass der allgemein wahrnehmbaren Klimaveränderungen wurden 20 neue, klimaresistente Bäume gepflanzt, die das Stadtklima von Schärding langfristig verbessern werden. Unter den lichten Kronen der Bäume wurden die Baumscheiben mit Präriestauden bepflanzt und diverse neue Sitzgelegenheiten geschaffen, die die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt deutlich verbessern.
Im Südwesten der Barockstadt am Inn, eingebettet zwischen Kultur-, Fluss-, Parklandschaft und historischer Altstadt, liegt das zukünftige Gartenschaugelände. Die Stadtgemeinde Schärding und das Kurhaus der Barmherzigen Brüder geben für die Entwicklung dieses Geländes ihre Ressourcen und Anregungen.
SUG-Stellenmarkt

Im Rahmen eines beschränkten, anonymen Gestaltungswettbewerbs wurde durch eine neutrale Jury aus sieben eingereichten Arbeiten der Entwurf von ST raum a. – Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH mit Sitz in Berlin zur Umsetzung ausgewählt. Wesentliches Ziel des Entwurfes ist, unter Einbeziehung der vorhandenen, gewachsenen Strukturen die bestehenden Parkanlagen qualitativ aufzuwerten und neue, stadtnahe Freiräume mit einem breiten Angebot für alle zu entwickeln.
Die Gartenschau dient dabei als Motor für eine nachhaltige Entwicklung und geht schonend mit dem Bestand sowie dem Einsatz temporärer Bauten und Einrichtungen um. Das Konzept der Gartenschau zielt darauf ab, die Rückbaumaßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren und neue Anlagen möglichst ressourcenschonend und stadtverträglich zu errichten.
Das Gartenschaugelände setzt sich zusammen aus vier Teilbereichen – Schlosspark, Innlände, Orangeriepark und Grüntal, wobei die Innlände eher einen Charakter als attraktive Fußwegeverbindung am Inn hat. Die Parkbereiche werden über ein Wegesystem miteinander verbunden und jeweils von einem umlaufenden Rundweg erschlossen. Die Rundwege orientieren sich an den bestehenden Wegeverläufen und werden teilweise ergänzt; im bislang landwirtschaftlich genutzten Grüntal entsteht ein ganz neues Wegesystem.
Die Landesgartenschau Schärding wird vom 25. April bis 05. Oktober unter dem Motto "INNsGRÜN" ausgetragen.




Die Innlände
Die Innlände, ein bestehender Uferweg entlang des Inns, wird als attraktive, fußläufige Wegeverbindung genutzt, die alle Bereiche des Gartenschaugeländes miteinander verbindet. Die für die Gartenschau relevante Promenade beginnt im Norden am Leinhard-Kaiser-Weg und führt am Wassertor vorbei bis zur Wegegabelung am Kurpark.
Die Innlände hat schon heute eine hohe Bedeutung für die Stadt Schärding als attraktiver Fußweg mit Aufenthaltscharakter, aber auch als Überflutungsraum bei jährlich wiederkehrenden Hochwasserereignissen. Aufgrund der bestehenden Anforderungen an den Hochwasserschutz ist kein vollständiger Um- oder Ausbau der Innlände vorgesehen, sondern lediglich eine Optimierung und Aufwertung der vorhandenen Situation. Die Baumscheiben in den vorhandenen Hochbeeten werden mit reich blühenden, attraktiven Staudenpflanzungen versehen. An wichtigen Wegemarken sind Pflanzkübel mit blühendem Wechselflor vorgesehen.
Der Orangeriepark
Der bestehende Charakter des räumlich gefassten Orangerieparks mit einer bereits vorhandenen, hohen Aufenthaltsqualität wird durch gezielte Maßnahmen gefördert und verstärkt. Die prägenden Elemente des Parks mit einem zentralen Brunnen, dem Obstbaumbestand, einem Kunstwerk und der Gastterrasse bleiben erhalten, werden teilweise erneuert und durch neue attraktive Einrichtungen ergänzt.
Die historische Stadtmauer und die grüne Kulisse des Kurgartens begrenzen den Orangeriepark auf eindrucksvolle Weise. Für einen vollständig attraktiven Raumeindruck werden die Sichtbeziehungen zu vorhandenen, angrenzenden PKW-Stellplätzen im Westen und Norden durch neue Buchenhecken begrenzt. Das vorhandene Wegesystem wird durch schmale Parkwege ergänzt, sodass ein geschlossener Rundweg entsteht. An den Parkzugängen entstehen kleine, platzartige Aufweitungen mit neuen Baumpflanzungen und jeweils einer Rundbank. Der Rundweg mündet zur einladenden Gastterrasse am Orangerie-Café.
Er führt auch vorbei an neuen und alten Weinstöcken und einem neu angelegten Kräutergarten. Zwei atmosphärisch unterschiedliche Parkteile bestimmen den Orangeriepark: einerseits der vorhandene, Schatten spendende Obstbaumhain, andererseits das lichte, reichhaltig blühende Gartenparterre. Diese besonderen Atmosphären werden durch gezielte Maßnahmen verstärkt. Die Obstbaumwiese wird durch neue Obstbaumpflanzungen ergänzt, die grüne Grundlage als reichhaltig blühende Wildwiese angelegt.
Das Gartenparterre ist geprägt von einem feinen, gepflegten Rasen mit ornamentalen Schmuckpflanzungen, die sich um den neuen, zentralen Brunnen aus Schärdinger Granit ranken. Zwei neue, sich kreuzende Wege aus wassergebundener Wegedecke verbinden die beiden atmosphärischen Parkräume und die Parkbereiche mit der weiteren Umgebung. Im Übergang zwischen beiden Bereichen wurde von einer gemeinnützigen Initiative ein raumbildender Weidendom errichtet. In dessen Innenraum können diverse Veranstaltungen unter freiem, gleichzeitig geschütztem Himmel stattfinden.
Der Schlosspark
Der eindrucksvolle Baumbestand und die weiten Ausblicke über den Flussraum des Inns prägen den einzigartigen Charakter des Schlossparks, der in seinen Grundzügen vollständig erhalten bleibt. Durch punktuelle Eingriffe wird die besondere Atmosphäre des Schlossparks verstärkt.
Für eine verbesserte Einsehbarkeit wurden einige Gehölzgruppen entfernt und das vorhandene Wegekonzept vervollständigt, sodass die Besucher:innen bis an die historische Stadtmauer herantreten und weitere Ausblicke auf das Inntal genießen können. Zwei vorhandene Aussichtspavillons werden baulich ertüchtigt und dienen als attraktive Aufenthaltsorte am Schlossberg.
Ein neuer, künstlerisch gestalteter Spielturm wird zwischen den groß gewachsenen Bäumen am Parkrand als Referenz zum ehemals vorhandenen Burgfried errichtet.



Das Grüntal
An den Orangeriepark schließt das Grüntal an, welches bislang von offenen Grün- und landwirtschaftlichen Nutzflächen geprägt war. Der beeindruckende Baumbestand am Altarm des Inns, in der mittig verlaufenden Hecke und am Stadtbad, bildet den Rahmen für diesen großen Freiraum und bleibt deshalb fast vollständig erhalten.
Unter Einbeziehung bestehender Wege entsteht ein Rundweg aus wassergebundener Wegedecke, entlang dessen alle Gartenschauinhalte entdeckt werden können und der die bislang durch die zentrale Hecke geteilten Flächen miteinander verbindet und dauerhaft einen attraktiven Landschaftspark mit vielfältigen Angeboten entstehen lässt. Dabei werden die Anforderungen an die jährlich wiederkehrenden Überschwemmungen berücksichtigt. Der dem Inn zugewandte Teil ist eher zurückhaltend und naturnah geprägt, während der andere Teil von intensiven Nutzungen und Freizeitangeboten bestimmt ist.
Am Haupteingang zur Gartenschau entstand ein Platz mit einer neuen Tanzlinde und dem Standort für den Gärtnertreff, einem Regionalshop und weiteren Ausstellungsbeiträgen. Direkt an den Platz schließen neun intensiv gestaltete Themengärten an, die jeweils durch oberösterreichische Gartenbaubetriebe angelegt wurden. Die Gärten wurden im Rahmen eines Beteiligungswettbewerbes durch eine unabhängige Jury ausgewählt. Jeder Garten greift ein aktuelles Thema der grünen Zunft auf und soll bestenfalls auch nach der Gartenschau erhalten und durch bürgerliches Engagement belebt werden.
Auf dem angrenzenden Gelände des Stadtbads entstand ein attraktiver Wasserspielplatz mit einem Wasserlauf, einem Wasserwald und Spritzdüsen, die jeweils durch Pumpen von den spielenden Kindern aktiv mit Trinkwasser bespielt werden können. Ein großer Wiesenspielplatz mit einem vielfältigen Kletterangebot für alle Altersklassen steht gegenüber eines vom hiesigen Siedlerverein aufwendig gestalteten Gartens. Die Besucher:innen können durch eine reichhaltig blühende Staudenlandschaft der Pflanzplanerin Petra Pelz lustwandeln.
Vor einem neu errichteten Versorgungszentrum wird ein zukünftiger Parkplatz zur Gartenschau als zentraler Festplatz mit Bühne und Bierzelt genutzt. Im Übergang zum Orangeriepark entstand ein neuer Treffpunkt mit vielfältigen Fitness- und Freizeitangeboten.
Die kräftige, zentrale Hecke wird an drei Stellen für wichtige Wege- und Blickbeziehungen unterbrochen. Gleichzeitig wird für eine bessere Raumbildung die lineare Pflanzstruktur durch ergänzende Neupflanzungen aufgehoben. Die Auswahl der Arten orientiert sich dabei an den bereits vorhandenen Gehölzen der Hecke. Ein langer Parkweg führt während der Gartenschau entlang an einem spektakulären Wechselflorband, das die Pflanzplanerin Julia Schachinger konzipiert hat. An den markanten Wegekreuzungen sind im Bereich der Hecke weitere Informationsorte für den "Lebensraum Natur mit Biotopvernetzung", die "Forstwirtschaft" und eine "Bienenstation" vorgesehen.
Ein Themenbereich Landwirtschaft und ein mit dem Amt für Forstwirtschaft abgestimmtes "Waldarboretum" prägen den extensiven Bereich des Grüntals. Um die Entwicklung eines Forstes exemplarisch aufzuzeigen – das Waldarboretum soll sich in den folgenden Jahren als echter Forst entwickeln - werden die Bäume in verschiedenen Größen gepflanzt.
Der geschützte Uferbereich des Altarms bleibt weitestgehend unangetastet, eine rund 400 Quadratmeter große Fläche mit invasivem Knöterichbefall wird gründlich gereinigt und mit einer ortstypischen Auenbepflanzung neu angelegt. Eine hölzerne Aussichtsplattform erlaubt Ausblicke in den romantischen Naturraum des Altarms. Im Hintergrund der Plattform wird der geöffnete Parkraum für individuell für die Gartenschau gefertigte Werke der oberösterreichischen Steinmetze genutzt. Im Rahmen eines Kunstwettbewerbs wurden vier Kunstwerke entwickelt, die im Grüntal an verschiedenen Orten aufgestellt werden.
Das Baustellenfest im Herbst 2024 erfreute sich vieler neugieriger Menschen. Schon im Vorfeld der Gartenschau wurde mit mehr als 3500 verkauften Dauerkarten für Oberösterreich ein neuer Rekord erzielt. Das gibt Hoffnung, dass die Gartenschau im Sommer 2025 ein Erfolg wird.















