Stuttgart und Berlin

Bauprojekte kontra urbane Gärten? Forscher empfehlen Erhalt

Berlin Grünforschung
Das Gartenprojekt Himmelbeet im Berliner Stadtteil Wedding. Foto: Himmelbeet

Urbane Gärten und Parks sind wichtig für das Stadtklima, die Biodiversität und die Lebensqualität der Stadtbevölkerung. Doch oft stehen sie aufgrund von Bauaktivitäten unter Druck. Das Forschungsprojekt "GartenLeistungen" unter Leitung des Berliner Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) will dazu beitragen, den Beitrag von städtischen Gärten zu erhalten und zu stärken. Hierzu arbeiten die Forscher mit den Gärten Inselgrün in Stuttgart und dem Himmelbeet in Berlin zusammen. Derzeit ist die Zukunft beider Gärten aufgrund von Bauprojekten jedoch ungewiss - es sind keine Einzelfälle.

Die Wissenschaftler fordern angesichts anstehender stadtpolitischer Entscheidungen die Städte auf, die wichtigen Funktionen, die die Gärten lokal übernehmen, in der Stadtpolitik stärker zu berücksichtigen.

Vorerst ist das Fortbestehen des Stuttgarter Stadtgartens Inselgrün gesichert: Am Freitag, den 20. Dezember 2019 entschied der Gemeinderat der Stadt Stuttgart über den Doppelhaushalt 2020/2021. Die Kulturinsel Stuttgart, zu der auch das Inselgrün gehört, wird in den kommenden zwei Jahren mit jeweils 175.000 Euro gefördert.

"Nach monatelangem Zittern dürfen wir uns nun über einen positiven Ausgang des Doppelhaushalts freuen!" kommentiert Kulturinsel-Gründer Joachim Petzold die Entscheidung des Stuttgarter Gemeinderats. "In Anbetracht unserer komplizierten Situation ist das zwar nicht der Betrag, den wir benötigen, jedoch deckt diese Förderung zumindest unsere Personalkosten sowie einen Teil der Nebenkosten. Damit haben wir eine gute Basis um in der zweitgrößten Baustelle Stuttgarts - dem Neckarpark - zu überleben." Zudem soll es weitere 810.000 Euro für Container geben, auf deren Dächer zusätzlich Beete angelegt werden. "Insgesamt werden in Stuttgart 48 urbane Gärten über ein Stuttgarter Förderprogramm unterstützt", erläutert Nadia Horic vom Amt für Stadtplanung und Wohnen. Zudem gehöre Inselgrün in ein vom Bund gefördertes Verbundprojekt "Gartenleistungen", das bis 2022 laufe. Daher habe die Stadt ein hohes Eigeninteresse für einen Erhalt von Inselgrün.

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Die Finanzierung des Stadtgarten "Inselgrün" ist vorerst gesichert. Foto: Himmelbeet

Wegen des Bauprojektes "Neckarpark" musste der Stuttgarter Garten Inselgrün kurzfristig auf eine Ausweichfläche auf einem nahegelegenen Parkplatz umziehen. "Wir hoffen, dass es trotz Baustelle nicht zu größeren Einschränkungen für die Gärtnerinnen und Gärtner kommt", betonte Horic.

Frische Luft und Schutz bei Starkregen

"Gärten in Städten verbessern die Luft und das Klima, indem sie Luftschadstoffe binden und für Kühlung in Hitzeperioden sorgen. Sie halten Regenwasser zurück, entlasten die Kanalisation und können bei Starkregenereignissen dazu beitragen, Überflutungen und Schadstoffeinträge in die Flüsse zu verringern", erklärt Projektleiter Prof. Jesko Hirschfeld vom IÖW. "Die beiden Gärten Inselgrün in Stuttgart und das Himmelbeet in Berlin leisten zudem seit Jahren wichtige Umweltbildungs- und Integrationsarbeit, bieten wertvolle soziale Treffpunkte und Erholungsräume für viele Stadtbewohner unterschiedlicher Herkunft und Altersgruppen."

Bauprojekt Neckarpark bedroht Stadtgarten Inselgrün

Wegen des Bauprojektes "Neckarpark" musste der Stuttgarter Garten Inselgrün kurzfristig auf eine Ausweichfläche auf einem nahegelegenen Parkplatz umziehen. Ob, wo und wie es für diesen für die Stuttgarter Umweltbildungs- und Kulturlandschaft wichtigen Garten weitergehen kann, hängt auch von der Entscheidung über den Doppelhaushalt 2020/2021 am 20. Dezember 2019 ab. Denn dabei wird auch über Fördermittel für die weitere Arbeit des Gartens entschieden.

Himmelbeet durch Bauprojekt verdrängt

Ähnlich schwierig ist die Lage des Gartenprojektes Himmelbeet im Berliner Stadtteil Wedding. Nachdem in den letzten Monaten ein Umzug auf eine gut geeignete Ausweichfläche möglich schien, zerschlugen sich diese Pläne. Trotz zunächst positiver Signale seitens des Bezirksbürgermeisters steht der Garten nun wenige Monate vor der Räumung des Geländes ohne Zukunftsperspektive da, weil sich auf der vorgesehenen neuen Fläche verschiedene Planungen überlagern, bei denen das Himmelbeet nun offenbar den Kürzeren ziehen wird.

Projekt GartenLeistungen gibt Handlungsempfehlungen

Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt GartenLeistungen erfassen Akteure aus Zivilgesellschaft, Forschung, Verwaltung und Politik in sogenannten "Reallaboren" gemeinsam die vielfältigen Leistungen von Gärten und Parks für die Stadtgesellschaft. Daraus werden Handlungsempfehlungen entwickelt, die künftig die Position von Gemeinschaftsgärten in politischen Entscheidungsprozessen stärken sollen.

In Berlin gibt es mit der "Charta Stadtgrün" der Senatsverwaltung für Umwelt und in Stuttgart mit der "Koordinierungsstelle Förderprogramme urbanes Grün" beim Amt für Stadtplanung und Wohnen vielversprechende Ansätze. Doch um die wertvolle Arbeit von Gemeinschaftsgärten wie Himmelbeet und Inselgrün auch in Zukunft zu sichern, müssen noch mehr Ämter besser koordiniert zusammenarbeiten und Bezirksverordnetenversammlungen, Gemeinderäte und Bürgermeister mit konkreten Entscheidungen geeignete Flächen und Mittel bereitstellen.

Richard Harnisch, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH, gemeinnützig

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