Auf der Parkbank mit Andreas Kipar

"Berliner Kulturforum Grün atmen lassen"

Internationale Gartenausstellungen
Andreas Kipar, international tätiger Garten- und Landschaftsarchitekt mit Büros in Duisburg, Mailand, Rom und auf Sardinien. Aktuell plant er gerade Uferzonen in Köln – hat aber auch den Khodynka Park in Moskau entwickelt und in der Pflege untersteht seinem Team zum Beispiel das Mailänder Stadtgrün. Er ist ein umtriebiger Visionär, international vernetzter Planer und als Trendkenner gefragt.

Sie sind in preisrichterlicher Funktion schon lange mit der IGA Berlin 2017 verbunden, wie ist Ihr Eindruck von diesem Format einer Gartenschau? Was könnte die IGA von der zeitgemäßen, modernen Garten-Landschaftsarchitektur im europäischen Ausland noch lernen?

Die IGA ist ein international bekanntes Top-Gartenschauformat, das sich über die Jahre sehr gut entwickelt hat. Es ist ein Format, das zeitgenössische Strömungen im modernen Garten- und Landschaftsbau spiegelt. Und zwar in dem Sinn, dass hier eine der Natur zugewandte Architektur gezeigt wird - man arbeitet mit ihr, nicht gegen sie. In der Quintessenz zeigt die Gartenschau auf, welche Art wir in Gärten und Städten die Natur überhöhen. Um im Bild des Hortus concluso zu bleiben: Der Garten springt heute über seine eigene Mauer und dehnt sich in die (Stadt-) Landschaft aus. Da können wir von den grünen Stadtideen in London und Paris lernen, wo sich große und kleine grüne Bereiche wie an einer Perlenkette durch die Städte ziehen. Die Expo hier in Mailand zeigt das gerade auch.

Welche Ideen, Inspirationen können (grüne) Fachbesucher mitnehmen?

Tolle Entdeckungen machen die Besucher schon mit den vorhandenen "Gärten der Welt". Internationale Garten-Themen wurden hier in Berlins Peripherie schon vor Jahren positioniert. Bedingt durch die IGA werden sie nun aufgefrischt und zeitgemäßer, moderner und kommen neu zur Geltung. Es zeigt sich: Es muss nicht alles neu erfunden werden. In den neuen, von international tätigen Gartenlandschaftsarchitekten geplanten Anlagen erfährt der Besucher auch, wie gestaltete Gärten mit Naturbildern umgehen. In Marzahn-Hellersdorf diktieren Natur- und Kulturverständnis die Form der Gartenarchitektur und bestimmen ihren Stellenwert.

Wie sehen Sie diese Gartenschau - als smarte Peripherieentwicklung oder eher auch im Sinne von "Ganz Berlin ist IGA"?

Ich habe aus eigener Erfahrung noch gut die BUGA 1985 vor Augen. Vor 30 Jahren gab es keinen Besucher, der nicht auch das andere grüne Berlin gesucht und entdeckt hat. Heute sollten besondere Orte inmitten Berlins das Zusammentreffen von internationalen, kulturellen Einflüssen unterstreichen. Wie in Mailand zur großen Möbelmesse: die ganze Stadt macht sich fein. Alle Besucher und die Berliner werden auf das wichtige grüne Thema "Gärten in der Stadt" aufmerksam gemacht.

Auf welchen möglichen Korrespondenz-Standorten könnten Sie sich vorstellen, noch IGA-Themen mitten in Berlin zu spielen?

Ein Ort, der grundsätzlich unterbelichtet ist, ist das Kulturforum. Es liegt im Berliner Stadtzentrum direkt benachbart zum Potsdamer Platz und nur ein paar Meter vom Regierungsviertel entfernt. Es gehört mit seinen Museen, Konzerthäusern, Bibliotheken und Instituten zu den kulturellen Highlights der Stadt. Das Kulturforum ist aber ein Ort, der nicht nur über Gebautes zusammengefasst werden kann, sondern ein Ensemble, das Gartenlandschaftsarchitekten grün atmen lassen könnten. Natürlich können auch kleine Bereiche in der Stadt - Plätze, Straßenzüge, Alleen mit floralem Schmuck auf die IGA aufmerksam machen.

Locken Sie Italiener nach Berlin, gibt es eine grüne Achse Berlin - Mailand? Eine Chance, Gartenschauen auch in Italien stattfinden zu lassen?

"Citta del Cavolo - Gemeinschaftsgärten in Mailand und Berlin" lautet ein gerade uraufgeführter Film, der schon die Verbindung und die Fortschritte im urban gardening zwischen beiden Städten aufzeigt. Klar bin ich ein Botschafter für die IGA, für die neue deutsche Garten- und Landschaftsarchitektur - genau wie ich umgekehrt italienische Gestaltungsideen nach Deutschland importiere. Auf jeden Fall werbe ich für die IGA bei italienischen Planern, bei Kollegen, die sich für die grüne Entwicklung von Metropolen in ihren peripheren Lagen interessieren. Wir diskutieren, inwieweit heute das Format der IGA eine großräumliche Masterplanung anstoßen kann. Für Italiener ist Berlin übrigens immer schon ein grüner Zufluchtsort gewesen. Berlin ist für uns das große Städtevorbild. Wir denken gleich an Schinkel und Lenné, deren Grundrisse für die Stadtentwicklung immer noch Vorbildcharakter haben.

Wo und wie könnte sich Italien auf einer IGA präsentieren?

Vielleicht, wenn man an grüne Visionen außerhalb der IGA denkt. Wie sich zur Mailänder Möbelmesse eine ganze Stadt kreativ an diesem Weltauftrieb beteiligt. So bietet sich die Stadt zum Messegeschehen als Ruhe- und Gegenpol für Millionen von Touristen und Messebesuchern an und putzt sich heraus. Hier liegt die Chance, dass Berlin junge internationale Garten- und Landschaftsarchitekten zu grünen Präsentationen einlädt. Man muss den Mut haben, auch junge Künstler, Galeristen, Geschäftsleute in der Stadt einzubeziehen. Die Besucher werden schnell merken: Hier gibt es eine internationale Gartenausstellung. So kann man für den Ausstellungszeitraum ein besonderes Klima erzeugen, es gar vor der eigenen Haustür entwickeln.

Andreas Kipar, Architect and Landscape Architect BDLA/AIAPP/IFLA,

President | Founding partner, KLA kiparlandschaftsarchitekten GmbH,

Philosophenweg 61, 47051 Duisburg. LAND Milano srl, Via Varese 16, 20121

Milano, andreas.kipar@landsrl.com

Fragen: Sibylle Eßer, Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG)

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