Landschaftsarchitekt und Künstler

Bernard Lassus zum 90. Geburtstag

Jubiläum Karriere
Bernard Lassus im Centre Pompidou, 2017. Foto: Andrea Koenecke

Bereits vielfach ist das Lebenswerk des französischen Künstlers und Landschaftsarchitekten Bernard Lassus ausgezeichnet worden: Allein die Ehrenpromotionen an Universitäten in Montreal (2002), Hannover (2006) und Venedig (2007) zeigen die internationale Wirksamkeit und Wertschätzung seines Schaffens. Im November 2019 beging Bernard Lassus seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass verbinden wir einen kurzen Beitrag zu seinem Werdegang mit einigen aktuellen Impressionen, denn auch in hohem Alter ist Lassus weiterhin schöpferisch auf höchstem Niveau tätig.

Bernard Lassus wurde 1929 in Chamalières, Frankreich, geboren. 1952 besuchte er die Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. Wichtiger noch für seine Entwicklung waren prägende Persönlichkeiten wie der Kunsthistoriker Pierre Francastel und der Maler Fernand Léger. 1961 gründete Lassus das Centre de Recherche d´Ambiance, befasste sich mit kinetischer Kunst und zunehmend auch mit der Wahrnehmung von Landschaft und der in ihr ablesbaren Vielschichtigkeit. 1967 wurde er als Professor an die Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris berufen. Seit 1976 unterrichtete er an der Ecole Nationale Supérieure du Paysage von Versailles und leitete dort von 1976 bis 1986 das Atelier Charles Rivière Dufresny. Er lehrte an weiteren namhaften Universitäten, wie der Ecole d´Architecture de Paris-La Villette und der University of Pennsylvania in Philadelphia. Dem Forschungsinstitut Dumbarton Oaks der Harvard Universität war und ist er eng verbunden.

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Jubiläum Karriere
Im „Jardin du Jeu des Saisons“ für die Colas-AG überlagert Lassus ‚natürliche‘ und ‚künstliche‘ Vegetationsschichten in reizvollem Wechselspiel. Foto: Andrea Koenecke

Bernard Lassus ist ein herausragender und gleichzeitig quer denkender Landschaftsarchitekt und Künstler. Die europäische Landschaftsarchitektur hat durch ihn seit vielen Jahren wichtige Impulse bekommen. Von seinen zahlreichen erfolgreichen Projekten und Wettbewerben seien der "Jardin des Retours" in Rochefort-sur-Mer oder der "Jardin Damia", eine bemerkenswerte kleine Parkanlage in Paris, genannt. Große internationale Beachtung fanden und finden seine landschaftsarchitektonischen Arbeiten an Autobahnen in Frankreich, so besonders das Projekt an den Crazannes-Steinbrüchen. Auch an der Route Européenne E 6 in Schweden konnte er gestalterische Akzente setzen. Ein faszinierendes Projekt, das Bernard Lassus für die Colas-AG in Paris-Billancourt realisierte, sind seine "Jardins Suspendus" (Hängende Gärten), die er uns und unseren Studierenden anlässlich einer Frankreich-Exkursion im September 2007 zeigen konnte.

Bernard Lassus tritt selbst immer wieder auch als Autor hervor, zu nennen sind beispielsweise die Bücher "The Landscape Approach" (1998) und "Colour, lumière, paysage. Instants d´une pédagogie" (2004). Zu Werk und Wirken von Bernard Lassus liegen zahlreiche Publikationen vor, so von Michel Conan "The Crazannes Quarries by Bernard Lassus" (2007) und von Udo Weilacher "Die Erfindung des 'espace propre'- Bernard Lassus" (in: U. Weilacher, Zwischen Landschaftsarchitektur und Land Art, 1999).

Anlässlich seines 80. Geburtstags erschien 2010 mit dem Band 8 der Schriftenreihe des Zentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover ein besonderer Band der CGL-Studies: "Die Kunst, Landschaft neu zu erfinden: Zu Werk und Wirken von Bernard Lassus", herausgegeben von Andrea Koenecke, Udo Weilacher und Joachim Wolschke-Bulmahn. In diesem Band mit Beiträgen von zahlreichen Weggefährten wurde sein Wirken umfassend gewürdigt.

Zur Leibniz Universität Hannover hat Bernard Lassus langjährige fachliche und freundschaftliche Beziehungen. Er weilte mehrmals als Gastreferent in Hannover. Im Oktober und November 2005 führte er in Zusammenarbeit mit dem Institut für Landschaftsarchitektur (ILA), dem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) und Ronald Clark, dem Leiter des Fachbereichs Herrenhäuser Gärten der Landeshauptstadt Hannover, einen studentischen Workshop zum Großen Garten Herrenhausen durch. Die Teilnehmer des Workshops befassten sich mit der historischen Komplexität dieser Anlage und erarbeiteten, darauf aufbauend, temporäre Installationen für den Großen Garten. Drei der Arbeiten wurden im Frühjahr 2006 anlässlich des 70. Jahrestags der Erneuerung des Großen Gartens vor Ort ausgestellt. Bernard Lassus war von 2007 bis 2016 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des CGL und hat diesem immer wieder wichtige Anregungen gegeben.

Die Ehrendoktorwürde der Leibniz Universität Hannover wurde ihm am 23. November 2006 in Anerkennung seiner herausragenden theoretischen und praktischen Arbeiten in der internationalen Landschaftsarchitektur sowie für seine hervorragenden Verdienste in Forschung, Lehre und Praxis verliehen.

Sein Lebenswerk wurde 2017 in einer Ausstellung des Centre Pompidou gewürdigt, dessen Dachterrasse Lassus in diesem Jahr als "Jardin Monde" gestaltete. Zum Entwurf und zur Realisierung dieser eigens für das Musée national d'art moderne geschaffenen Installation bietet der Ausstellungskatalog spannende Einblicke. Zugleich dokumentiert er die schon langjährige Verbundenheit des Centre Pompidou mit Lassus, dessen Werke zunehmend in die Sammlungen des Museums aufgenommen werden.

Auch 2019 ist Neues entstanden: Im vergangenen Sommer verwandelte Lassus einen der Gartenräume in Chaumont sur Loire in den "Jardin des hypothèses". Wir wünschen ihm und uns, dass er noch viele Orte und Menschen mit seiner erfinderischen Wahrnehmungsgabe bezaubern kann.

Dr. Andrea Koenecke und Prof. Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn

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