Heino Grunert (Hg.)

Betreten erwünscht - Hundert Jahre Hamburger Stadtpark

Gartendenkmalpflege

Der Direktor der Hamburger Kunsthalle und leidenschaftliche Förderer einer modernen Gartenkunst, Alfred Lichtwark, stellte schon 1895 die Frage, ob die Vaterstadt der Hamburger "auf Dauer bewohnbar bleibt, wenn nicht ein großer Stadtpark geschaffen wird". Die feierliche Eröffnung des etwa 148 Hektar großen Hamburger Stadtparks 19 Jahre später sollte Lichtwark, der im Jahr der Einweihung starb, nicht mehr erleben. Das 100-jährige Parkjubiläum und die Gründung der Hamburger Grünflächenverwaltung im Jahr 1914 gaben den Anlass für eine Tagung "Volksparkidee und Stadtpark - Qualitäten und Perspektiven für eine zukunftsfähige Stadt" im Juni, für eine Ausstellung "Park Pioniere" im Hamburg Museum (bis 23. Februar 2015) sowie für die lesenswerte Publikation "Betreten erwünscht" Hundert Jahre Hamburger Stadtpark.

In diesem ansprechend gestalteten Buch mit qualitätvollen Abbildungen werden Geschichte und Gestalt des Stadtparks von allen erdenklichen Seiten beleuchtet. Der Herausgeber Heino Grunert, seit mehr als 20 Jahren Gartendenkmalpfleger in Hamburg, eröffnet den Reigen der neun profunden Aufsätze von sieben Autoren mit einem allgemeinen Beitrag über die Entwicklungsgeschichte. Der Bogen wird von den Anfängen der Planung 1902 und dem Wettbewerb 1908 bis in das 21. Jahrhundert gespannt und in die zeitgenössischen Strömungen der Gartenarchitektur eingeordnet.

Der folgende Aufsatz des Architekten und Stadtplaners Ivo Krings befasst sich mit der Architektur des Stadtparks. Einige der wichtigsten zwischen 1912 und 1923 errichteten Hochbauten wie Stadthalle, Stadtcafé und Milchwirtschaft, die achsiale Bezüge herstellten, gingen durch Kriegszerstörung verloren und fehlen somit heute als Akzente. In Krings zweitem Beitrag werden - wie in einem Inventar - neun architektonische Elemente des Parks vorgestellt und analysiert.

Der Landschaftsplaner Thomas Vesting, Mitarbeiter der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, schildert die Geschichte des schon 1912 nach dem Vorbild des Bremer Bürgerparkvereins gegründeten Stadtparkvereins, der nur bis 1935 existierte, aber 2001 neu begründet wurde und maßgeblich zur Qualität des Parks beiträgt. Der Verein und einzelne Mitglieder stifteten aufwendige Pflanzungen sowie Skulpturen, die laut Lichtwark "zur Gliederung und Belebung des Raumes hinein gehören". Eine Auswahl von wichtigen Plastiken im Park wird katalogartig vorgestellt. Vestings zweiter Beitrag widmet sich historischen Ansichtskarten, die für die gartengeschichtliche Forschung ein wertvolles Hilfsmittel darstellen und von denen zwei Dutzend präzise untersucht und kommentiert werden.

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Ursula Kellner, Landschaftsarchitektin, Fachjournalistin und Gartenhistorikerin, beschreibt den Stadtpark als Forum für Kunst und Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel. Musik- und Theaterveranstaltungen bis hin zu Aufmärschen und Autorennen bereicherten auf unterschiedlichste Weise in den vergangenen 100 Jahren das kulturelle Leben im Park.

Die Rolle des ersten Hamburger Gartendirektors Otto Linne wird im folgenden Beitrag von der Stadtplanerin und Mitarbeiterin im Bezirksamt Hamburg Altona, Elke von Kuick, ausführlich gewürdigt. Ganz im Sinne der Reformbestrebungen der 1920er Jahre sah Linne die "Hauptaufgabe der Grünanlagen auf sozialem Gebiet".

Die Biologin Barbara Engelschall beleuchtet in ihrem Beitrag den ökologischen Aspekt einer derart großen Grünfläche. Wasser, Wald und Wiesen sind nicht nur wesentliche Gestaltungselemente der öffentlichen Stadtparks zurzeit der Gartenreform sondern bieten auch Flora und Fauna inmitten einer Millionenstadt unverzichtbare Rückzugsorte.

Im abschließenden Aufsatz diskutiert der ehemalige Berliner und Hamburger Denkmalpfleger Frank Pieter Hesse die Probleme des Schutzes von Gartendenkmalen am Beispiel des Stadtparks, der erst durch das neue Hamburger Denkmalschutzgesetz von 2012/13 unter Schutz gestellt wurde.

Verschiedene inhaltliche Wiederholungen ließen sich auf Grund der in sich geschlossenen Beiträge nicht vermeiden, was den Wert des Buches keinesfalls schmälert. Der nicht geringen Anzahl von Veröffentlichungen über die "Grüne Stadt Hamburg" wurde mit dem vorgestellten Band eine herausragende neue Publikation hinzugefügt, die sicher bis zum nächsten großen Jubiläum in 50 Jahren ein Standardwerk zur neueren Hamburger Gartenkultur bleiben wird. Jörg Matthies

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