Berlin

Beuth Hochschule für Technik will Namen ablegen

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Aktivisten verhüllten im Januar 2019 die Buchstaben des Namenpatrons, um der Debatte mehr Druck zu verleihen. Foto: Beuth Hochschule für Technik Berlin,

Die Diskussion um eine Umbenennung der Beuth Hochschule für Technik Berlin steht nach anderthalb Jahren vor dem Abschluss. Der Namenspatron Christian Peter Wilhelm Beuth (1781-1853) war eine prägende Figur der deutschen Ingenieurwissenschaften. 2017 wurden zwei Gutachten formuliert, die antisemitische und frauenfeindliche Äußerungen Beuths aufdeckten.

Im Januar fand ein hochschulinternes Symposium statt, bei dem über das Für und Wider des Hochschulnamens diskutiert wurde. Es obliege allein der Hochschule, ob sie sich umbenennt, meldete sich Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach, zu Wort. Nun hat die Akademische Versammlung über eine Umbenennung entschieden.

Das Gespräch führte Danilo Ballhorn mit Prof. Tina Kitzing von der Beuth Hochschule.

Wie stehen Sie dem Argument gegenüber, dass allein der Name nicht den Charakter der Hochschule widerspiegelt und man ihn deshalb behalten kann?

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Prof. MA Dipl.-Ing. Tina Kitzing von der Beuth Hochschule spricht sich klar für die Ablegung des Hochschulnamens aus. Foto: Beuth Hochschule für Technik Berlin

Der Name muss auf alle Fälle geändert werden. Ansonsten wird es hier viele Personen geben, denen es nicht gut damit geht. Und da stellt sich die Frage, wie gehen wir damit um, diese Identifikation wieder herzustellen oder gar aufzubauen - für mich ist das unmöglich.

In einem Vortrag des Symposiums deutete es darauf hin, dass der Erhalt des Namens als Anlass genutzt werden kann, um Beuths Ansichten offensiv zu kritisieren und darüber aufzuklären. Stimmen Sie dem zu?

Warum diskutieren wir überhaupt noch über eine mögliche Umbenennung, wenn klar ist, dass Beuth sich antisemitisch und frauenfeindlich geäußert hat. Ist es nicht viel sinnvoller, den Fehler zu bekennen und den Hochschulnamen zu ändern. Ich dachte, wir kommen zum Symposium und suchen nach Lösungen für einen neuen Namen und wie man damit umgeht. Stattdessen hört man immer noch Stimmen, die den Namen beibehalten wollen. Seit Beginn der Debatte hat sich viel getan in der Politik (Stichwort: Rechtspopulismus). Deshalb bin ich umso enttäuschter, dass man sich nicht klar für eine Umbenennung ausspricht. Für mich ist der Name ganz klar Aushängeschild - das ist eine Marke.

Beim Symposium wurde gesagt, eine Umbenennung der Hochschule würde mit allem drum und dran ungefähr eine Millionen Euro kosten. Wie stehen Sie zu dem Argument, dass aus finanziellen Gründen der Hochschulname bestehen bleiben soll?

Wenn es wirklich um die Kosten geht, dann frag ich mich, was die Diskussion soll. Den Namen hat die Hochschule seit etwa zehn Jahren und nicht seit 200, dass man daran unbedingt festhalten muss. Jetzt wurde etwas so Gravierendes aufgedeckt, da darf eigentlich kein Euro zu schade sein, um den Fehler zu bekennen und zu sagen, jetzt reagieren wir drauf, indem wir den Namen ändern. Es bietet sich gleichzeitig eine Chance, das veraltete Logo und das Leitbild zu überdenken. Ich finde das Argument, die Kosten gegenüber zu stellen, ist absurd. Es sollte um die Moral gehen und nicht um das Geld!

Was sagen Sie zu dem Vorschlag, das Geld in eine Stiftungsprofessur zu investieren statt in die Umbenennung?

Das Geld in eine Stiftungsprofessur zu setzen, ist bei weitem zu wenig. Es ist auch nicht alleine damit getan, die Hochschule umzubenennen. Wenn es zu einer Umbenennung kommt, dann sollte die Hochschule trotzdem an dem Thema dran bleiben. Wir auf dem Campus müssen dafür sorgen, dass es keine Diskriminierung gibt und Aufklärung betreiben. Redner und eine solche Professur können zusätzlich dazu beitragen, dass so etwas nie wieder passiert.

Haben Aktionen wie die Verhüllung des Hochschulnamens im vergangenen Jahr gezeigt, wie brisant die Debatte im Kiez ist und was halten Sie von solchen Initiativen?

Ich wünsche mir noch mehr Aktionen dieser Art. Ich appelliere da auch an die Studierenden, sie sollen ihre Meinung zeigen - auch nach der Entscheidung. Ich sage seitdem der Name diskutiert wird, ich unterrichte an der ehemaligen TFH (Technische Fachhochschule) und nicht an der Beuth Hochschule. Ich will nicht mit diesem Namen in Verbindung gebracht werden, weil ich mich nicht mit seinen Ansichten identifizieren kann und will. Erstmal braucht es die Entscheidung, dass wir den Namen endlich umbenennen.

Glauben Sie an die Ablegung des Namens?

Ich bin mit anderen Erwartungen zum Symposium gegangen. Ich dachte, es gibt noch Informationen, dass es aber eigentlich schon klar sei, den Namen abzulegen. Dass bei den Vorträgen immer noch diskutiert wurde, hat mich schockiert. Erst in den Diskussionsrunden hab ich Hoffnung gesehen, denn da waren unschlagbare Argumente für die Namensablegung durch alle Statusgruppen hinweg. Das war ein tolles Gefühl.

Beim Symposium haben Sie gesagt, dass Sie die Professur vielleicht sogar niederlegen bei Beibehaltung des Namens. Würden Sie sich damit nicht der Verantwortung gegenüber Ihren Studierenden entziehen?

Ich hab eine ganz starke Identifikation zur Hochschule, weil ich hier selber studiert habe. Ich bin ins Straucheln gekommen. Ich habe impulsiv gesagt, ich lege meine Professur nieder, wenn der Name bleibt. Doch im Nachhinein hab ich dann an meine Studierenden gedacht. Sie trifft doch keine Schuld. Ich habe der nächsten Generation noch viel mit auf den Weg zu geben. Wir haben einen Lehrauftrag zu erfüllen. Es ist kein Job, es ist eine Berufung, hier zu unterrichten.

Haben Sie Ideen, wie die Hochschule künftig heißen könnte?

Ich habe schon gesagt, aus Beuth Hochschule für Technik - mach Berliner Hochschule für Technik und die Abkürzung BHT kann bestehen bleiben. Etwas Besseres kann der Hochschule nicht passieren, als mit der Stadt Berlin im Namen zu werben. Es besteht eine große Chance, mithilfe eines offenen Wettbewerbs beispielsweise einen passenden Namen zu finden und alle in den Prozess einzubinden. Das allerwichtigste ist, jetzt eine Entscheidung zur Namensänderung zu treffen.

Kommt es am Donnerstag zu einer endgültigen Entscheidung?

Ich hoffe ganz stark auf die Studierenden, dass sie sich auch für einen neuen Hochschulnamen einsetzen. Wenn für die Beibehaltung gestimmt wird, dann hoffe ich darauf, dass das nicht lange so bestehen bleibt, weil der Gegenwind so stark ist, dass die Entscheidung gekippt wird. Ich werde mein Möglichstes dafür tun, dass es zu einem guten Hochschulnamen kommt.

Wie stehen Sie zu der gefällten Entscheidung?

Mit der Entscheidung hat sich der Knoten in mir gelöst - ich bin erleichtert. Damit setzen wir ein Zeichen im gesamten Kiez und in der Politik, dass genau aus diesen Gründen der Name abgelegt wird. Das bringt viele Chancen und viel Gutes.

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