Abgestimmte Angebote für das Alter im öffentlichen Raum

Bewegung fördern ohne zu überfordern

von:

Mathias Knigge

Gesundheit Generationenparks
Nutzer von Giro Vitale in Hamburg Norderstedt. Foto: L. Michow & Sohn

Im demografischen Wandel, mit einer zunehmend alternden Bevölkerung in Deutschland, zeigen Befragungen, dass die Mehrheit der Menschen möglichst lange und selbstständig im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung leben möchte. Verschiedenste Einflussfaktoren können dieses Ziel unterstützen: niederschwellige Wohnformen, ein barrierefreies Lebensumfeld und unterstützende Dienstleistungen, und natürlich die Gesundheit stehen im Mittelpunkt der Betrachtung. Sie ist Kern eines positiven und möglichst selbständigen Alterungsprozesses. Neben der Ernährung spielt dabei besonders die Bewegung eine herausragende Rolle. Um Bewegungsarmut im Alter vorzubeugen, kann gerade das öffentliche Grün einen wichtigen Beitrag leisten, denn schon kleine Aktivitäten haben eine beträchtliche Wirkung. Im öffentlichen Raum können viele dieser positiven Aspekte leicht umgesetzt werden. Wer aber bewegungsferne Gruppen erreichen möchte, braucht Konzepte, die einen leichten Einstieg bieten. Nur so können sie fördern, ohne zu überfordern. Gleichzeitig muss durch eine attraktive und nicht auf körperliche Defizite fokussierte Gestaltung eine hohe Akzeptanz angestrebt werden, um ein breites Nutzerfeld zu erreichen und zu halten.

Demografischer Wandel erfordert Umdenken

Die wachsende Zahl an Seniorenspielplätzen, Generationenparks und Mehrgenerationenanlagen kündigt schon heute an, dass sich der demografische Wandel zukünftig auch in einer neuen Nutzung des öffentlichen Raums zeigen wird. Aktuelle Statistiken prognostizieren ein kontinuierlich steigendes Durchschnittsalter der Deutschen, bei gleichzeitigem Bevölkerungsrückgang: Im Jahr 2030 werden mehr als ein Drittel aller Bundesbürger älter als 60 Jahre sein. Besonders wachsen wird die Gruppe der über 80-Jährigen. Ihr Anteil verdoppelt sich bis 2030 auf 7,3 Prozent und wird sich bis 2050 mit 12,1 Prozent sogar verdreifachen.

Gerade diese Altersgruppe bedarf einer Unterstützung, um möglichst gesund und selbstständig ihren Alltag zu bewältigen. Deshalb wird älteren Menschen auch immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt bei Planungen im öffentlichen Raum. Die vom Begriff "Seniorenspielplatz" ausgelöste Diskussion macht jedoch deutlich, wie sensibel mit dem Thema umgegangen werden muss - Konzepte, Anlagen und Namen entsprechen nicht immer den Wünschen und Bedürfnissen älterer Menschen.

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Planung Appelhoffweiher mit Zonen fü?r verschiedene Aktivitäten und Berü?hrungspunkten. Plan: WFP LandschaftsArchitekten, Glinde
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Verschiedene Griffmöglichkeiten durch versetzte Haltestangen am beweglichen Balancebalken des Nauener Platzes. Foto: grauwert

Bewegung birgt ein hohes Potenzial für ein positives Altern

Als positives Altern wird der möglichst lange Erhalt von Fähigkeiten, die Minimierung von Risiken bezeichnet (bmfsfj - 2007 Chancen alternde Gesellschaft). Dabei liegt gerade in der Bewegung ein immenses Potenzial für ein positives Altern, das bis heute noch nicht vollständig ausgeschöpft wird. Im Alter kann durch Bewegung das Risiko für Schädigungen des Bewegungsapparats, Stürze, Schlaganfälle, Stoffwechselkrankheiten, demenzielle Erkrankungen und Depressionen erheblich verringert werden.

So beschreibt Clemens Becker, Geriater und Experte für Sturzprävention, dass mit kleinem Aufwand (wöchentlich zwei Mal 30 Minuten Balance- und Krafttraining) die Sturzgefährdung schon deutlich reduziert werden kann. Erhebungen gehen davon aus, dass ein Drittel aller über 65-Jährigen ein Mal im Jahr stürzt, bei den 80 bis 89-Jährigen sind es sogar 40 bis 50 Prozent, die einmal im Jahr fallen. Eine stärkere Beweglichkeit und Kräftigung kann hier viel beitragen.

Gleichzeitig zeigen Untersuchungen von Heinz Mechling (Sporthochschule Köln), dass es für diese Aktivitäten nie zu spät ist: Selbst bei 90-Jährigen konnte eine Kraftsteigerung von 150 Prozent durch Training erreicht werden. Auch die Daten der ILSE-Studien (Internationale Längsschnittstudie des Erwachsenenalters) zeigen, dass Bewegung und Sport bis ins hohe Alter hinein fortgeführt werden können und positive Auswirkungen auf den körperlichen und psychischen Allgemeinzustand haben, selbst wenn erst im hohen Alter damit begonnen wird (vgl. Hilbert 2004, Martin et al. 2000, MFJFG NRW 2002).

Sogar das psychische Wohlbefinden kann durch Bewegung gesteigert werden. Das Demenzrisiko ist bei bewegungsscheuen Menschen um 250 Prozent größer als bei aktiven. Die Sportwissenschaftlerin Claudia Voelcker-Rehage (Jacobs University Bremen) hat in der interdisziplinären Langzeitstudie "Bewegtes Alter" über zwölf Monate 100 Probanden im Alter zwischen 65 und 75 Jahren untersucht und konnte nachweisen, dass sowohl regelmäßiger Ausdauersport als auch Gymnastik die Leistungsfähigkeit des Gehirns älterer Menschen deutlich steigert. Schon dem kurzen Aufenthalt im Grünen kann eine erhebliche Wirkung auf Stimmung und Selbstachtung nachgewiesen werden, und damit depressiven Stimmungen vorbeugen.

Auch zur Linderung von Krankheiten wird Bewegung eingesetzt: Anstatt Patienten aufzufordern, sich bloß nicht anzustrengen, weiß man heute, dass leichte bis mittelschwere Bewegung die Heilung fördern kann und sich als wichtiger Bestandteil zahlreicher medizinischer Behandlungen bewährt.

Hingegen ist das Altern ohne Bewegung von Verlust gekennzeichnet: Zwischen dem 20. und dem 70. Lebensjahr verliert der Mensch 20 bis 40 Prozent seiner Muskelmasse und die Ausdauerleistung nimmt nach dem 30. Lebensjahr um bis zu 15 Prozent pro Jahrzehnt ab. Wenn es gelänge, mehr Menschen im fortgeschrittenen Alter zu entsprechenden Aktivitäten zu motivieren, hätte dies nicht nur Vorteile für die Personen selbst, sondern es wären auch langfristig positive volkswirtschaftliche Einsparungen im Gesundheitswesen möglich.

Daher sollten als primäre Zielgruppe für öffentliche Bewegungsangebote ältere und bewegungsferne Menschen definiert werden. Hier sind die größten und positivsten Veränderungen zu erreichen. Sportaffine Menschen brauchen dafür nicht zwingend Anlagen, sind aber als sekundäre Zielgruppe gern gesehen. Deshalb macht es Sinn, ein Anforderungsspektrum und Mehrfachnutzungen mit einzuplanen und zu ermöglichen. Damit kommt man auch der Heterogenität des Alters und dem Entwicklungspotenzial entgegen.

Nicht alle Angebote funktionieren für die Zielgruppe

Der Begriff "Seniorenspielplatz" stößt bei älteren Menschen sehr häufig auf Ablehnung. Die pauschale Reduktion auf kindliche Verhaltensweisen und Bedürfnisse wird von der heterogenen Gruppe der über 65-jährigen nicht unbedingt geschätzt. Das Wort "Mehrgenerationenplatz" beschreibt das gleiche Thema schon dezenter. Mit Begriffen wie "Bewegungs-Parcours" oder anderen Namen, die weder Alter noch Gesundheit der zukünftigen Nutzer thematisieren, wird man der Tatsache gerecht, dass sich ältere Menschen durchschnittlich zehn Jahre jünger fühlen, als sie tatsächlich sind.

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Motivation und Einfü?hrung durch Sportwissenschaftlerin: viele Geräte lassen Übungen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden zu. Foto: Gunter Tietgen

In der Regel wird der Bedarf für spezifische Seniorenangebote nur bei den anderen Vertretern dieser Generation sehen. Frei nach dem Motto: Alt werden wollen alle, aber alt sein will keiner.

So sprechen "generationenübergreifende" Anlagen, deren bunte Applikationen an Kinderspielplätze erinnern, selten langfristig ältere Nutzer an. Gemeinsame Baukörper, in denen verschiedene Übungen, wie Wackelbrücke, Netzboden und Balancierbalken für einen Rundlauf integriert sind, wecken bei ihnen Vorbehalte, sie fühlen sich nicht als Erwachsene angesprochen. Kinder hingegen "vereinnahmen" solche Anlagen schnell und verstärken so den Eindruck, es handele sich nicht um ein Angebot für ältere Menschen.

Bei einer zu großen räumlichen Nähe zu reinen Kindergeräten oder einer direkten Integration in die Kinderspielfläche zeigen sich Vorbehalte und Ängste bei älteren Menschen. Sie fühlen sich durch tobende Kinder in nächster Nähe verunsichert oder sturzgefährdet.

Leistungsorientierte Angebote (Outdoor Fitness/Trimm-Dich) bemühen ein übertrieben aktives Altenbild und entsprechen nicht den durchschnittlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen älterer Zielgruppen. Mit diesen Outdoor-Varianten von klassischen Geräten aus dem Fitnessstudio können gezielte Übungen für ausgewählte Muskelgruppen nachvollzogen werden. Aber gerade ältere Menschen, die sich wenig bewegen und "nicht sporterfahren" sind, werden hier oftmals überfordert oder sogar gefährdet. Zum Beispiel haben "Beinpendel" mit schwingenden Stangen, die keinen sicheren Stand bieten, ein erhebliches Gefährdungspotenzial. Oftmals sind sich die älteren Nutzer dessen gar nicht bewusst.

Probleme zeigen sich auch im Detail: Klimmzugstangen, die nur schwer erreichbar sind (180 Zentimeter Höhe) oder einen zu großen Durchmesser (50 Millimeter) haben, machen der Zielgruppe deutlich Probleme.

Besser sind Lösungen, die mit kleinen, leichten Übungen den Nutzer abholen und nicht durch eine defizitorientierte Gestaltung stigmatisieren. Es muss berücksichtigt werden, dass sich viele Menschen aus dieser Zielgruppe nicht im öffentlichen Raum verausgaben wollen, und keine Geräte nutzen wollen, die sie als "tobende Rentner" oder "defizitäre Senioren" zur Schau stellen. Sicher sind diese Geräte für eine breite Gruppe von Jugendlichen und Erwachsenen interessant, für untrainierte Menschen aber eher selten.

Als problematisch erweist sich auch bei den zu leistungsorientierten Angeboten, dass ältere oder bewegungsferne Nutzer nicht in sportliche Konkurrenz mit jüngeren oder aktiveren Nutzern treten wollen. Sie wollen nicht aufgrund der Geräteanordnung oder von gegenüberliegenden Bänken bei der Nutzung beobachtet werden.

Auch zu komplexe Angebote und Übungen, die längerer Erläuterungen bedürfen, machen den Einstieg schwer. Geräte, die nicht selbsterklärend sind, sind für die Zielgruppe weniger attraktiv.

Erfolgsfaktoren - damit Angebote genutzt werden

Welche Dimensionen müssen nun aber beachtet werden, damit ein Bewegungsangebot attraktiv ist und den gewünschten Effekt erzielt? Vor dem Hintergrund vieler besichtigter Anlagen, Beobachtungen und Befragungen von Nutzern, sowie der aktiven Teilnahme an Fachtagungen zum Thema sind folgende Faktoren für die erfolgreiche Konzeption altersgerechter Bewegungsangebote zu nennen:

Erreichbarkeit

Damit ein Bewegungsangebot im öffentlichen Raum auch noch im höheren Alter genutzt werden kann, müssen die Wege dorthin kurz und barrierefrei sein. Untersuchungen der LUCAS Studie (Albertinen Hamburg) zeigen, wie mit zunehmender Einschränkung der Mobilitätsradius drastisch abnimmt. Somit können entsprechende Bewegungsangebote nur wohnortsnah ihre Wirkung entfalten. Dabei ist das ganze Umfeld zu hinterfragen: Sind Wege mit einem ebenen und rollfesten Belag versehen? Ist die Entfernung zwischen Bänken am Weg ausreichend dicht gewählt? Sind Bordsteine abgesenkt und Ampelphasen auf langsamere Gehgeschwindigkeiten abgestimmt? Können Tore und Sicherungsbügel auch mit einem Rollator passiert und selbstständig geöffnet werden? Bei Steigungen von mehr als vier Prozent ist ein Geländer empfehlenswert.

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Das Bewegungsangebot im Eckermannspark (Luhegarten) wird als Teil der Gesundheitsförderung und zur Stärkung von Tourismus und Naherholung eingesetzt. Foto: Stadt Winsen (Luhe)
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Detail eines Giro Vitale Bewegungslementes: Das Pendelbrett lenkt maximal auf die OKE aus und reduziert damit die Stolper-gefahr. Foto: grauwert

Über diese Aspekte hinaus ermöglicht natürlich die Anbindung an den ÖPNV und das Fahrradnetz (mit entsprechenden Abstellmöglichkeiten) vielen Gruppen die Nutzung.

Aufenthaltsqualität

Die Aufenthaltsqualität trägt direkt zur Verweildauer bei. Entsprechende Sitzmöglichkeiten müssen verfügbar sein, die auch die Sitzhöhe und Bewegungsabläufe beim Aufstehen berücksichtigen. Dabei sollte ein Wetterschutz, insbesondere vor starker Sonne, vorgesehen werden. Besonders bedeutend für die Aufenthaltsqualität ist die Verfügbarkeit von Toiletten, auf die gerade im höheren Alter viele Menschen achten. Hier lohnt es sich, auf interessante, wirtschaftlich tragfähige Alternativkonzepte zu achten: privat bewirtschaftete Lösungen, zum Beispiel in Verbindung mit einem kleinen Kiosk im Park (wo auch Getränke verfügbar sind) oder das Projekt der "netten Toilette", bei der die öffentliche Hand gastronomische Einrichtungen finanziell unterstützt, damit diese ihre WCs der Öffentlichkeit auch ohne Konsum zur Verfügung stellen.

Das Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Sicherheitsempfinden: Hier ist zu beachten, dass in Befragungen immer wieder der Wunsch nach Überblick und Sichtkontakt zu anderen Besuchern genannt wird. Auch Möglichkeiten für Kommunikation, etwa durch eine entsprechende Ausrichtung von Bänken sind wünschenswert.

Doch der Wunsch nach Teilhabe und Beobachtung anderer Menschen im Park hat Grenzen. Keiner möchte bei Übungen frontal beobachtet werden und eine zu große Nähe zu tobenden Kinder kann als durchaus gefährdend oder störend empfunden werden.

Hier sind also Rückzugsmöglichkeiten vorzusehen, die den Wunsch nach Integration berücksichtigen, einen Überblick bieten, aber auch das Ruhebedürfnis erfüllen.

Bewegungsformen

Wenn man ernsthaft versucht, ältere und bewegungsferne Menschen mit einem Bewegungsangebot anzusprechen, muss die Eingangs-Anforderung sehr gering sein und darf nicht abschrecken. Gleichzeitig sollte eine moderate Leistungssteigerung durchaus möglich sein, ohne dass es zur Gefährdung kommt.

Eine Untersuchung der FH Wiesbaden (Senioren und Freiflächennutzung, FH Wiesbaden 2008) analysierte ein besonders von älteren Nutzern häufig genutztes Bewegungsangebot in Berlin. Als Gründe für die hohe Akzeptanz der Anlage werden die moderaten Anforderungen der Geräte und die nur partielle Beanspruchung des Körpers bei den Übungen genannt. Als weitere wichtige Merkmale nennt die Studie die Abgrenzung zu Krafttraining und Kinderspielplätzen.

Als ein Beispiel soll der Nauener Platz in Berlin (Büro planung • freiraum) vorgestellt werden, auf dem im Rahmen des ExWoSt-Projektes "Innovationen für altengerechte Stadtquartiere" Angebote für verschiedene Altersgruppen differenziert positioniert wurden. Das dafür individuell entwickelte Bewegungskonzept "Giro Vitale" bietet niederschwellige Bewegungsangebote mit hohem Aufforderungscharakter: Der Radtrainer ist ein Beispiel für bekannte Bewegungsmuster, die gern unverbindlich erprobt werden, besonders da er, paarweise an Bänken aufgestellt, auch zum Gespräch einlädt und sowohl Bein- als auch Rückenmuskulatur auf sanfte Art trainiert.

Auch der Nordic-Trainer greift bekannte Bewegungsmuster auf und erfordert nur geringe Kräfte. Seine aus dem Boden ragenden Stangen werden im Stehen vor und zurückbewegt, um Koordination und Schultermuskulatur zu stärken. Ein Dämpfungselement sorgt für einen abgestimmten Widerstand. Der Nordic-Trainer kann allein oder in Gruppen genutzt werden.

In die Entwicklung von Giro Vitale wurden Ergotherapeuten und eine Geriaterin eingebunden, um zu gewährleisten, dass die Übungen nicht überfordern und trotzdem trainieren.

Auf einem in den Boden eingelassenen Balancierbalken sind Koordination und Gleichgewichtsinn gefordert. Durch die geringe Auslenkung in beide Richtungen bis zur Erdoberfläche, genießt man das ganze Vergnügen des Balancierens, allerdings ohne Sturzgefahr. Alle relevanten Bereiche sind mit einem Antirutschbelag versehen und Haltestangen mit abgestimmten Durchmesser und Holzflächen geben sicheren und angenehmen Halt.

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Planung in Hamburg (Schleemer Bach) mit besonderer Integration älterer Anwohner und Entwicklung abgestimmter Angebote. Abb.: Ausschnitt aus der Präsentation der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Vermerk EGL, Hamburg.

Mit einer attraktiven Gestaltung, die die Nutzer nicht auf (potenzielle) Defizite reduziert, entstanden interessante Details: So bietet die eigens konzipierte Bank, neben der ergonomischen Geometrie zum einfachen Hinsetzen und Aufstehen, dezente Aussparungen für Stock oder Schirm, damit diese nicht umkippen.

Der Nutzen der Anlagen lässt sich am inzwischen breiten Anwendungsspektrum ablesen: Von Parks und Freiflächen im öffentlichen Raum, über Grünflächen von Wohnanlagen und Altenheimen bis hin zum Umfeld von Rehakliniken und Krankenhäusern wird das Bewegungsprogramm eingesetzt.

Motivation

Damit Bewegungsangebote genutzt werden, ist ein hoher Aufforderungscharakter wichtig und schon im Umfeld kann eine Anlage zur Bewegung im Gelände einladen. Eine entsprechende Wegeführung mit verschieden langen Rundwegen, zum Teil mit leichten Höhenunterschieden kann wichtiger Teil des Angebots sein. Motivierend ist dabei nicht nur, wenn es etwas zu entdecken gibt, seien es Landmarks, Ausblicke oder ähnliches. Auch entlang des Weges ist es möglich, mit Sinneserfahrungen zu leiten: Pflanzen mit interessanten Gerüchen, mit Beeren und Früchten oder Schmetterlingspfaden. Durch eine entsprechende Beschilderung können diese als Attraktionen hervorgehoben werden.

Geräte selber sprechen Nutzer in zwei Dimensionen an. Neben dem hohen Aufforderungscharakter ist die attraktive Gestaltung äußerst wichtig. Individuelle und wertige Lösungen, entsprechen den "erwachsenen" Erwartungen und helfen von Kinderspielplätzen abzugrenzen.

Auch beim Einsatz von eingängigen Bewegungselementen sollten zurückhaltende, aber gut gestaltete Schilder eine verständliche Anleitung für den Einstieg bieten.

Integration

Das Aufstellen von Geräten allein reicht nicht, damit sich Menschen bewegen. Um Bewegungsangebote passgenau auf das nahe Umfeld und die potenziellen Nutzergruppen abzustimmen und die Nutzung von Anfang an zu forcieren sind integrative Bausteine nötig: Partizipation zukünftiger Nutzer, Kooperation mit Akteuren und der Einsatz von Multiplikatoren.

Partizipative Prozesse greifen gerade bei Älteren früh deren Wünsche auf und können zu einer schnellen informellen Verbreitung von Informationen beitragen. Damit entsteht eine Zielgruppe, die sich von Anfang an auf die Nutzung freuen und für die Verbreitung sorgen.

Kooperationen mit Wohnungsbaugesellschaften sowie Wohn- und Pflegeheimen bieten interessante Ansätze, da ein Interesse an der Aufwertung von Eigenflächen und Umfeld sowie der Aktivierung der Bewohner vorliegt. Neben der Kommunikation und Organisation von betreuten Veranstaltungen können Finanzierung und Unterhalt gemeinsam getragen werden. Multiplikatoren, die zu den Anlagen einladen, in Übungen einführen und auch spezifische Nutzungsmuster vorstellen, sind Seniorengruppen, Sportvereine und Ansprechpartner vor Ort, wie Seniorenlotsen. Deren entsprechende Programme und Veranstaltungen können eine Grundnutzung sichern, die für eine breite Nachahmung sorgt.

Das Thema wird immer stärker diskutiert

Die vorgestellten Dimensionen machen klar, dass das Thema Bewegung eine umfassende Herangehensweise benötigt. Nur so können das große Potenzial genutzt und Fehler vermieden werden. Das Gesundheitspotenzial von Bewegungsangeboten im öffentlichen Raum ist Thema aktueller Fachtagungen: Auf der letzten FSB in Köln, der Malenter Runde des BDLA und im März auf der Alten- und Pflegemesse in Hannover wird es in den Mittelpunkt gestellt. Hier wird immer wieder deutlich, wie wichtig die interdisziplinäre Herangehensweise für ganzheitliche Konzepte ist: Neben den Erfahrungen aus Geriatrie und Ergotherapie, der Landschaftsplanung und Anbietern individueller Lösungen, sind es Beteiligungsverfahren zur Einbindung von Anliegern, die zum Erfolg beitragen. Auch die Kooperation mit Wohnungsbaugesellschaften, Wohn- und Altenheimen aus dem nächsten Umfeld und die Integration von (Sport-)Vereinen, Seniorenklubs sind von großer Bedeutung. Um bei der Planung und Einrichtung entsprechender Anlagen Fehler zu vermeiden und eine hohe Nutzungsakzeptanz zu erreichen, empfiehlt sich ein strukturierter Prozess. Der dazu vom Autoren entwickelte Leitfaden hilft bei der Standortwahl, Konzeption und Auswahl der Geräte und berät zu allen vorgestellten Dimensionen sowie zu zielgruppenspezifischen Details.

Denn ein Angebot kann schon am Namen "Seniorenspielplatz" scheitern.

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