Neues Gesamtkonzept für Bewegungsanlagen entwickelt

Bewegungsparcours im Kölner Grün

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Generationenparks
1 Bewegungs-Parcours im Inneren Grüngürtel mit einem umfangreichen Mehrgenerationen Angebot. Foto: Joachim Bauer

Sport in öffentlichen Grünflächen ist seit Anlage der ersten Volksparke integraler Bestandteil der Grünflächenplanung. Im Vordergrund steht die individuelle sportliche Betätigung, ohne dass hierfür eine spezifische, auf die Sportart ausgerichtete Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird. Bei Sportarten, insbesondere Trendsportarten, die nur durchgeführt werden können, wenn hierfür auch mehr oder weniger aufwendige Baumaßnahmen umgesetzt werden müssen, bedarf es einer Abwägung ob und in welchem Umfang ein Angebot in öffentlichen Grünflächen geschaffen wird.

Sportentwicklungsplan Köln

In 2019 erarbeitete das Kölner Sportamt unter Beteiligung der interessierten Öffentlichkeit erstmals einen gesamtstädtischen Sportentwicklungsplan. Das längst überfällige Gutachten belegt eindeutig, dass sich das heutige Sportverhalten der Menschen zum Teil grundlegend verändert hat. So treiben mittlerweile zwei Drittel der Menschen Sport außerhalb der vereinsgebundenen Sportorganisationen und der regelgerechten Sporteinrichtungen, im öffentlichen Raum. Sie wählen dafür Sportformen, die meist keinen spezifischen Normen folgen. Aus räumlicher Sicht betrifft der Wandel des Sportverhaltens somit nicht nur die festen Sportstätten, sondern zunehmend auch den öffentlichen Raum. Damit gerät die gesamte Stadt in den Blick einer Sportentwicklungsplanung.

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2 Eine der ersten Bewegungs-Station im Äußeren Grüngürtel am Decksteiner Weiher. Foto: Joachim Bauer

In der Konsequenz bedeutet dies, dass neben der besonderen Bedeutung der Sportvereine für den organisierten Sport auch das informelle, selbstorganisierte Sportreiben in der Bevölkerung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Diese Form des Sporttreibens birgt ein großes Potenzial für neue Bewegungs- und Sportformen sowie Weiterentwicklungen und Adaptionen. Menschen gestalten den Sport so, wie er für sie am besten ist. Allerdings benötigt auch diese Form der Sport- und Bewegungskultur entsprechende Rahmenbedingungen, um einerseits das vorhandene Interesse befriedigen zu können und andererseits Möglichkeiten für das Ausprobieren neuer Ideen zu schaffen.

Um diese Tendenz zu hinterlegen, wurde über eine Online-Befragung das konkrete Sportverhalten der Kölner Bevölkerung repräsentativ erhoben. Die Zufriedenheit mit den Möglichkeiten in Parks, Grünflächen und auf öffentlichen Wegen Sport zu treiben, wird insgesamt mit "eher zufrieden" angegeben. Auch wenn sich die Kölner*innen durchaus noch einige Verbesserungen für die Frei- und Grünräume erhoffen, so sind sie insgesamt mit den vorhandenen Möglichkeiten in Parks und auf Grünflächen Sport zu treiben durchaus zufrieden. Die Befragung belegte aber auch deutlich, dass die meisten Sportarten selbstorganisiert (60 %) betrieben werden. Nur 27 Prozent der Sportarten werden durch Vereine und 14 Prozent durch kommerzielle Anbieter (z. B. Fitnessstudios) organisiert. Zur Ausübung der Sportaktivitäten wird insbesondere der öffentliche Raum (46 %) genutzt. Aus dieser Erkenntnis wurde im Rahmen der Sportentwicklungsplanung das Leitbild formuliert, dass die Sport- und Bewegungsangebote für den informellen, trendorientierten und vereinsungebundenen Sport im öffentlichen Raum verstärkter ausgebaut werden sollen.¹

Bewegungsparcours

Erste Ansätze zur Schaffung neuer informeller Angebote für Sportaktivitäten in Grünanlagen wurden vor etwa zehn Jahren durch die Anlage von Bewegungsparcours umgesetzt. Solche Bewegungsparcours sind Anlagen, die mit unterschiedlichen Geräten zum Trainieren verschiedener körperlicher Funktionen ausgestattet sind. An diesen Geräten können, zum Beispiel unter der Anleitung von Tafeln, verschiedene Übungen absolviert und dadurch Fortbewegung, Kraft, Gleichgewicht und das allgemeine Wohlbefinden verbessert werden. Bei regelmäßiger Nutzung eines Bewegungsparcours wird das individuelle Gesundheitsbefinden gefördert. Die Parcours können sowohl für jüngere als auch ältere Erwachsene mit "niederschwelligen" Geräten ausgestattet sein, die leicht zu handhaben sind und auch Spaziergänger zum Ausprobieren animieren. Wenn die Geräte einen hohen Aufforderungscharakter besitzen, werden sie auch gut angenommen.²

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3 Ausbauphase für den ersten Bewegungs-Parcours im Inneren Grüngürtel. Foto: Joachim Bauer

Von Seiten der Grünverwaltung stand damals für die Errichtung solcher Bewegungsparcours in Grünanlagen zunächst kein Wissen und vor allem auch keine Finanzmittel zur Umsetzung zur Verfügung. Die Initiative zur Umsetzung kam aus der Bürgerschaft. Die erste Anlage konnte mit Unterstützung des gemeinnützigen Vereins Scherz e. V. 2012 im Bereich des zentral gelegenen Stadtwaldes umgesetzt werden. Der Standort wurde bewusst in Verbindung mit einer der beliebtesten Laustrecken ausgewählt.

Die überaus große öffentliche Resonanz und die hohe Nutzung dieser ersten Anlage durch die Sporttreibenden führte dazu, dass auch die Kölner Grün Stiftung das Thema aufgriff und in der Folge die Finanzierung von bisher fünf solcher Anlagen übernahm.³ Die erste durch die Kölner Grün Stiftung finanzierte Anlage entstand im Äußeren Grüngürtel, wiederum an einer beliebten Laufstrecke. Die Planungen übernahm das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, ebenso in Absprache mit der Deutschen Sporthochschule, auch die Auswahl der Geräte. Die gesamte Anlage mit Herstellungskosten von circa 60.000 Euro wurde vom Rat der Stadt Köln als Schenkung angenommen. Auch diese zweite Station wurde sehr intensiv durch die Sporttreibenden angenommen, so dass die Stiftung schon ein Jahr später zwei weitere, etwa gleich große Bewegungsparcours im Beethovenpark und in der Merheimer Heide finanzierte.

Im September 2015 folgte dann der erste große Mehrgenerationen-Parcours im Inneren Grüngürtel mit insgesamt 19 Trainingsgeräten für alle Altersgruppen. Die Kosten in Höhe von circa 115.000 Euro wurden wiederum von der Kölner Grün Stiftung getragen. Diese Anlage bietet nicht nur für Läufer ein abwechslungsreiches Bewegungsprogramm, sondern ist bewusst aufgrund der innerstädtischen Lage auch für unterschiedliche Altersgruppen ausgelegt.

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4 Gesamtkonzept Bewegungsparcours. Abbildung: Stadt Köln

Bisher konnten über Schenkungen der Kölner Grün Stiftung und aus bezirksbezogenen Mitteln des städtischen Stadtverschönerungsprogramms insgesamt zehn kleinere Bewegungs-Anlagen und ein Mehrgenerationen-Parcours gebaut werden. Die Pflege und Unterhaltung, sowie die Gewährleistung der Verkehrssicherheit obliegt bei allen Anlagen dem Amt für Landschaftspflege und Grünflächen.

In der konkreten Planung und Umsetzung sind zurzeit im Inneren und Äußeren Grüngürtel drei weitere große Mehrgenerationen-Parcours mit einem Gesamtkostenrahmen von 800.000 Euro. Diese Finanzmittel wurden gezielt vom Rat der Stadt Köln bereitgestellt.

Darüber hinaus stehen sechs weitere Anlagen im rechtsrheinischen Äußeren Grüngürtel kurz vor der Umsetzung. Im Rahmen des mit EFRE-Mitteln geförderten Projektes "Grüne Infrastruktur" entsteht ein Sport- und Fitnessangebot entlang des Grüngürtel Rundweges, das konkreten Bezug auf die angrenzenden Sozialraumgebiete nimmt. Projektziel ist deshalb, die Schaffung von Angeboten insbesondere für Jugendliche und junge Erwachsene. Um dieses Ziel zu erreichen wurde im Vorfeld eine an verschiedenen Orten stattfindende Bürgerbeteiligung durchgeführt. Die vielfältigen Anregungen können in drei Präferenzbereiche zusammengefasst werden. Die Themen "Sport im Wald", "Angebot für alle" und "Sport auf der Wiese" deuten auf ein allgemeines Interesse nach körperlicher Aktivität im Freien hin.

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5 Sport- und Fitnessband im rechtsrheinischen Äußeren Grüngürtel. Abbildung: Stadt Köln

Gesamtkonzept Bewegungsparcours

Das Ergebnis dieser Bürgerbeteiligung bestätigte das große öffentliche Interesse an Sport- und Bewegungsangebote für den informellen, trendorientierten und vereinsungebundenen Sport in Grünflächen. Es belegt damit auch gleichzeitig die im Rahmen der Sportentwicklungsplanung gewonnenen Erkenntnisse.

Die bisherige Vorgehensweise zur Anlage von Bewegungsparcours macht aber auch deutlich, dass es bisher an klaren Vorgaben für die Ausweisung von Standorten und die konkrete Ausgestaltung der Anlagen fehlt. Um künftige Investitionen aufeinander abzustimmen und diese vornehmlich in einvernehmlich definierte Schwerpunkträume für Sport zu lenken, galt es deshalb ein gesamtstädtisches Konzept für Bewegungsparcours zu erarbeiten. Aus diesem Grunde hat das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen in Zusammenarbeit mit dem Sportamt ein solches Konzept entwickelt. Grundlage für die Ausweisung von Bewegungsanlagen ist das gesamtstädtische und zusammenhängende Grünsystem.

Es werden zwei verschiedene Anlagentypen unterschieden. Zum einen sogenannte Bewegungs-Parcours, die im Sinne von Mehrgenerationen-Parcours eine große Anzahl unterschiedlicher Trainingsgeräte für alle Altersgruppen aufweisen. Von diesen Anlagen werden vier im Inneren Grüngürtel und vier im Äußeren Grüngürtel so angeordnet, dass sie möglichst gleichmäßig im Stadtgebiet verteilt und vornehmlich an stark genutzten oder ausgewiesenen Laufstrecken liegen. Die Anlagen sind so ausgestaltet, dass sie ein umfassendes Bewegungsangebot für verschiedene Nutzer- und Altersgruppen bieten. Diese Bewegungs-Parcours werden dort ausgewiesen, wo hohe Benutzerzahlen zu erwarten sind. Da sie ein umfassendes Bewegungsangebot für alle Altersgruppen und unterschiedliche sportliche Herausforderungen bieten, erfordern sie einen größeren finanziellen Aufwand und werden mindestens die Größe des bestehenden Mehrgenerationen-Parcours im Inneren Grüngürtel haben.

Zusätzlich zu den Bewegungs-Parcours werden verschiedene Standorte für kleinere Bewegungs-Stationen ausgewiesen. Diese dienen als quartiersnahe Einstiegsbereiche für Freizeitsportler in Wohnungsnähe und bieten ein weniger umfangreiches Angebot an Trainingsgeräten. Die konkrete Ausgestaltung orientiert sich am tatsächlichen Bedarf, der möglichst unter Einbeziehung der späteren Nutzer über Bürgerbeteiligungen vor Ort ermittelt wird.

Dieses vom Rat der Stadt Köln beschlossene Gesamtkonzept stellt die Grundlage für die Umsetzung weiterer Bewegungsanlagen dar. Gleichzeitig wurde hierdurch ein Abwägungsprozess vollzogen, der nun aufzeigt, wo und in welchem Umfang ein Angebot für dieses Sportangebot in öffentlichen Grünflächen geschaffen wird.

Anmerkungem

1 Stadt Köln, Sportamt Hrsg.: Sport in Köln - Lebensfreude in Bewegung. Gutachten Sportentwicklungsplan, Köln 2019.

2 Hessisches Sozialministerium Hrsg.: Bewegung für Gesundheit im Alter. Leitfaden für die Einrichtung von Bewegungsparcours, April 2012.

3 www.koelner-gruen.de/sport-unter-freiem-himmel-trimm-parcours-im-gruenguertel.aspx

Dr. Joachim Bauer
Autor

Stellvertretender Amtsleiter, Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, Stadt Köln

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