Christo mit 84 Jahren verstorben

Der Verhüllungskünstler Christo Wladimirow Jawaschew ist im Alter von 84 Jahren am 31. Mai gestorben. Doch die gemeinsamen Werke von Christo und seiner im Jahr 2009 verstorbenen Frau Jeanne-Claude leben weiter - und nicht nur in der Erinnerung.

Die Landschafts- oder Gebäudeverpackungen wie im Jahr 1995 der Reichstag in Berlin, waren Kunstprojekte auf Zeit. Aber Zeit spielt für das Künstlerpaar nun keine Rolle mehr. Und dazu passt, dass ein Projekt erst nach dem Tod von Christo und Jeanne-Claude stattfinden wird. Denn vom 18. September bis 3. Oktober dieses Jahres soll der Arc-de-Triomphe in Paris verpackt werden.

Christos und Jeanne-Claudes Werke standen überall in der Welt: "Floating Piers" auf dem italienischen Iseosee, Surrounded Islands bei Miami, der Pont Neuf in Paris, The Umbrellas in Japan und Kalifornien, The Gates im Central Park von New York oder Ölfässer im Kölner Hafen.

Der verhüllte Reichstag ließ 1995 die Berliner*innen und ihre Gäste staunen, ein künstlerisches Großereignis, bei dem die neue Hauptstadt einen bedeutenden Schritt in ihre bis dahin noch zu groß scheinende neue Rolle machte. Auf den Weg wurde das Projekt nicht nur von den beiden Künstlern gebracht. Auch Rita Süßmuth (CDU), 1995 Bundestagspräsidentin setzte es gegen den Willen ihrer Parteikollegen Bundeskanzler Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble, damals Fraktionsvorsitzender der Bundestagesfraktion von CDU/CSU, durch. Es sollte Symbol sein - für ein anderes, friedliches Deutschland.

Die erste Idee zur Verhüllung des Reichstags entstand schon 1971, als Christo den Reichstag erstmals auf einer Postkarte sah. Doch sowohl die damalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger sowie Bundespräsident Karl Carstens waren dagegen. Und so folgten viele Jahre der Überzeugungsarbeit und der Vorbereitungen. Das Künstlerpaar tingelte persönlich durch viele Büros der Bundestagsabgeordneten, bis schließlich nach der Wende 1989 die Überzeugung reifte, dass dieses ungewöhnliche Projekt realisiert werden könnte. 1995 war es endlich soweit: eine Verhüllter Reichstags GmbH wurde gegründet und die Produktion von mehr als 100.000 Quadratmetern Gewebe beauftragt. Um das Gewicht zu halten, wurde eine Stahlkonstruktion an der Außenwand des Reichstags angebracht und der Stoff mit Seilen befestigt.

Vor genau 25 Jahren, am 24. Juni 1995, wurde dann der verhüllte Reichstag bis zum 7. Juli präsentiert. Es strömten mehrere Millionen Menschen zu diesem künstlerischen Großereignis, das Berlin seinen Schöpfern Jeanne-Claude und Christo verdanken. Unvergessen! mk