Vom Punkt – zum Mittelpunkt – der Schlosspark Schieder imWandel der Zeit

Das Ensemble mit Zukunft

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Gartendenkmalpflege
Schloss Schieder mit Barockgarten und dem dahinter liegenden Landschaftspark nach englischem Vorbild. Fotos und Abbildungen: Ralf Pankoke 2011

Parkanlagen spielen noch heute eine wesentliche Rolle in den Lebensräumen der Menschen in den Städten und auf dem Land. Die bekannten Parks unterscheiden sich durch ihre individuelle Gestaltung unter Berücksichtigung der wesentlichen für diese Epoche der Gartenkunst typischen Elemente. Sie leben durch die Menschen, die sie pflegen und nutzen. Dafür und für die zukünftige Entwicklung ist die Einbindung dieser Anlagen in die Umgebung von besonderer Bedeutung.

Der Schlosspark Schieder ist im Laufe der letzten Jahrzehnte in den Ortsmittelpunkt gerückt. Die Wege zu den Schulen, zum Kindergarten zu den Sporteinrichtungen sowie zum Stausee als Naherholungsgebiet aber auch die Wege zur Arbeit, zum 1872 eröffneten Bahnhof (S 5 Paderborn-Hannover-Flughafen) und zum Einkaufen führen für nahezu alle Bürger durch den Schlosspark. Ihm kommt neben der kulturhistorischen Bedeutung auch die des zentralen (Verbindungs-)Punktes - des Ortskerns zu.

Als dem zentralen Verbindungselement zwischen den Bereichen Arbeiten, Bildung, Wohnen, Sport und Freizeit hat der Schlosspark Schieder eine besondere Bedeutung. Die Aufgaben der Verbindung lassen sich kurz zusammenfassen:

  • Sie muss die verschiedenen historischen und modernen Planungsansätze miteinander verbinden.
  • Sie muss den Besucher durch eine ansprechende Gestaltung lenken und seine Neugier wecken.
  • Sie muss eine Fernwirkung haben, das heißt, dieser Schlüsselbereich des Ortes muss schon von Ferne optisch positiv auffallen, denn er ist von vielen Stellen stark frequentierter Verkehrswege (Fußwege, Radfernwege, Straßen und Bahn) zu sehen.
  • Sie muss barrierefrei sein.
  • Sie muss robust genug sein, um den besonderen Anforderungen eines ganzjährig stark frequentierten Schulweges zu genügen.
  • Sie muss den ökonomischen und ökologischen Anforderungen entsprechen, das heißt, es muss mit einem möglichst geringen Pflegeaufwand eine möglichst hohe Wirkung erzielt werden.

Baulich und landschaftlich spannt sich der Bogen von der Fürstenzeit bis in die Gegenwart. Wirtschaftliches Herz ist seit 1593 die Domäne mit ihren zahlreichen imposanten Gebäuden, die sich westlich direkt an den Schlosspark anschließt und heute unter anderem das Rathaus, einen Lebensmittelmarkt sowie die Biologische Station beherbergt.

Alle Zeiten haben ihre Spuren hinterlassen und machen die Betrachtung interessant, auch durch Spannungen, die zwischen den einzelnen Elementen bestehen. Konkurriert zum einen die Geschichte mit der Gegenwart, so ist zum anderen ein Spannungsverhältnis zwischen dem barocken und dem landschaftlichen Teil des Gartens zu beobachten. Trotz der Vielfalt der Erscheinungsformen eine Einheit zu schaffen, in der die einzelnen Formen nicht bestimmend sind, sondern sich zu ergänzen scheinen, ist die große Kunst der früheren und der heutigen Verantwortlichen.

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Vom Punkt zum Mittelpunkt – der Schlosspark Schieder im Wandel der Zeit.

In die gesamte Anlage, bestehend aus einem Barockgarten sowie einem Landschaftspark nach englischem Vorbild, ist in den letzten Jahrhunderten sehr viel Geld, Arbeitskraft und Engagement geflossen.

Bekannt war der Schlosspark Schieder in den vergangenen Jahrhunderten unter anderem für seinen erlesenen, exotischen Baum- und Pflanzenbestand, seine attraktiven Gewässer sowie für seine nach historischen Quellen offensichtlich sehr üppigen Zwiebel- und Staudenpflanzungen. Die ersten Blumenzwiebeln kamen vor mehr als 300 Jahren mit der Pferdepost aus Holland.

Das Ensemble

Der Betrachter nimmt den Schlosspark mit Domäne, Park, Schulen und Stausee als eine Einheit wahr.

Der Schlosspark Schieder

"Verglichen mit der 1100-jährigen Geschichte Schieders ist die rund 300-jährige Geschichte seines Parks nicht sehr lang, aber sie spiegelt den Wechsel der Anschauungen und des Geschmacks im Laufe der Zeit sehr deutlich" (Traute Prinzessin zur Lippe 1989: 203). Diese Parkanlage ist nicht nach einem Gesamtplan angelegt worden, sondern sie ist in Teilen geplant und realisiert und im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet und erweitert worden.

Bereits während das Schloss in Schieder als Sommerresidenz der lippischen Fürsten gebaut wurde (1700-1706), begann der Bauherr ab 1703 parallel mit der Planung und dem Bau des ersten Schlossparks. Für die Bepflanzung dieses Barockgartens betrieb man für damalige Verhältnisse einen enormen Aufwand. "[...] So wurden Blumenzwiebeln aus Holland, das bereits eine hohe Gartenkultur entwickelt hatte, importiert, und aus Hamburg kamen mit der Pferdepost Orangenbäume und andere seltene Pflanzen. Die erste Lindenallee wurde 1704-1705 angelegt und für 260 Lindenbäume wurden am 29. April 1705 41 Taler bezahlt. [...]" (Traute Prinzessin zur Lippe 1989: 204). Die Lindenallee war damals noch nicht Teil der Parkanlage, sie wurde erst bei den folgenden Erweiterungen sukzessive in die Parkanlage integriert.

Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde der Park weiterentwickelt. Auf einem wahrscheinlich realisierten Plan aus dem Jahr 1775 ist zu erkennen, dass sich die aufwändige Gestaltung dieser Anlage auch in der Anlage der Pflanzflächen und deren Bepflanzung wieder findet. Die in diesem Plan vorhandene Bepflanzung wird von Traute Prinzessin zur Lippe anhand von historischen Unterlagen wie folgt beschrieben: "[...] Betont wird die Mittelachse durch Rasenstreifen, die von niedrig gehaltenen Bäumen begleitet werden. Ein ähnliches Bild bietet die seitliche Rahmung. Der Kanal ist durch Bosketthecken eingefasst.

Auf den Terrassen jenseits des Kanals setzt sich die Mittelachse fort. Auf der ersten Terrasse finden sich neben zwei Fontainen Bosketts aus Weißbuchen. Man versteht darunter den Heckenbereich eines Gartens, der sich an das Parterre anschließt. Die Hecken sind in Form geschnitten und bilden grüne Wände, die Grotten oder anders gestaltete Räume ergeben. Auf der zweiten Terrasse sind Esskastanienbäume ausgewiesen und die oberste Terrasse war mit einem Boskett aus beschnittenen Obstbäumen bepflanzt. Die auf der linken Seite stehende Orangerie mit anschließendem Gewächshaus hatte ein eigenes Parterre, auf dem im Sommer die Orangenbäume aufgestellt werden konnten und dessen Mittelpunkt wiederum eine Fontaine war. [...]" (Traute Prinzessin zur Lippe 1989: 206). Dieser Entwurf entstand zu einer Zeit, als der Landschaftsgarten in England bereits seine Verbreitung gefunden hatte.

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Herbstfärbung im Schlosspark Schieder.
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Der Schlosspark Schieder und seine Umgebung.
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Lindenallee in der Parkerweiterung von 1862 in ihrem aktuellen Erscheinungsbild.

Die Terrassen wurden offensichtlich zeitweise auch, wie es für das Rokoko typisch war, für Theateraufführungen genutzt. Diese Möglichkeit bietet sich nach der teilweisen Rekonstruktion dieses Parkteils auch heute wieder.

Bereits im 18. Jh. spielten die Kosten für die Pflege der Parkanlage ähnlich wie heute eine erhebliche Rolle. Wesentliche Kostenverursacher waren die Wasserspiele und die Formhecken, die einer regelmäßigen Pflege bedurften. So wie heute waren die Verantwortlichen auch damals schon bemüht, kreative Ideen zu entwickeln, damit sich der Unterhalt der Parkanlage finanzieren lässt. "[...] So wird 1777 angeordnet, dass die 48 Kastanien auf dem Terrain des herrschaftlichen Hauses gerodet und durch 108 Obstbäume, die aus Bückeburg anzufahren sind, ersetzt werden sollen, nachdem der Boden zuvor sorgfältig aufbereitet wurde. [...]" (ebd: 208). Der Verkauf der überschüssigen Ernte erfolgte an die benachbarten Bäder Bad Pyrmont und Bad Meinberg. Im folgenden Jahr wurden noch weitere wilde Kirschen angepflanzt. Der Bestand an Obstbäumen wurde weiter aufgestockt. So erging etwa im Jahr 1781 der Auftrag an den Gärtner, dass Pfirsich-, Aprikosen- und Kirschbäume erworben werden sollten. Diese wurden in Wilhelmstal oder Weißenstein bei Kassel gekauft.

Zum Schloss, der Sommerresidenz der lippischen Fürsten, gehörte auch ein heute nicht mehr vorhandener Küchengarten. In diesem wurde das Gemüse für die Schlossbewohner und die Fürstenfamilie angebaut. Es ist davon auszugehen, dass neben den klassischen Gemüsesorten wie Zwiebeln, Zuckererbsen, Bohnen, Möhren, Wirsing, Kohl, Salat und Gurken auch Kartoffeln und verschiedene Würz- und Heilkräuter angebaut wurden. Typische Kräuter dieser Zeit waren unter anderem Salbei, Pfefferminze, Petersilie, Ringelblume und Liebstöckel.

Das Jahr 1832 brachte für den Schlosspark Schieder große Veränderungen mit sich. Neben verschiedenen Baumaßnahmen (Errichtung des Pferdestalls und der Wagenremise) wurde die Parkanlage nach Norden und Osten erheblich im Stil eines englischen Landschaftsgartens vergrößert. Um die nötigen Flächen für die Erweiterung zu bekommen, verloren die Meierei ihren Baumhof, der Amtsrat und der Polizeidiener ihre zur Selbstversorgung genutzten Gärten.

Im Zusammenhang mit dieser Parkerweiterung wurde vor dem Schloss die heute noch vorhandene Rasenfläche mit dem sie umschließenden Kutschenweg angelegt. Die hier vorhandenen Rasenflächen wurden "[...] durch Blumenbeete aufgelockert. In der Seeumgebung im unteren Garten wurden statt der Kugel-Akazien, die dort nicht gediehen, 16 Tulpenbäume angepflanzt, diese wurden [...] aus Wilhelmshöhe bezogen. [...]" (ebd: 210). Der Zugang zu diesem neuen Gartenteil war von Außen nur durch drei Tore möglich. Für die Kinder der Eigentümer wurden bereits 1836 im Garten kleine Spielhäuschen aufgestellt. Die Teiche dienten im Winter der Eisgewinnung für den Eiskeller der Meierei.

Das Bild des Parks hat sich in den folgenden Jahren weiter gewandelt und hat auch vor dem Barockgarten nicht Halt gemacht. "[...] Ein Situationsplan aus dem Jahre 1848 zeigt, wie die Anlage mit alten barocken Terrassen bereits in einen Landschaftsgarten umgewandelt worden war. Die beschnittenen Bosketts sind im oberen und unteren Bereich der Terrassen Rasenflächen gewichen, die mit Gruppen von Büschen und Bäumen bepflanzt sind. Auch das Parterre direkt vor dem Schloss ist durch kleine Rasenflächen ersetzt, die mit einzelnen Bäumen bestanden sind. [...]" (ebd: 212).

Die für einen Landschaftspark typischen Gestaltungsprinzipien lassen sich auch in der 1862 erfolgten Parkerweiterung in Schieder erkennen. Der heutige Baumbestand gibt Aufschluss darüber, dass es bereits einige stattliche Baumgruppen in dem neu angelegten Parkbereich gegeben haben muss. Der östlich der Lindenallee gelegene Butterborn wird bereits 1868 erwähnt. Einen stimmungsvollen Kontrast zu den im Landschaftspark vorherrschenden Laubgehölzen bietet die mit Fichten bewachsene kleine Insel im Schlangenteich.

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Magnolienblüte am Schloss Schieder.
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Baumgruppe an der Ecke Parkallee/Schulstraße sowie Solitärgehölze vor der Grundschule; Blick von der Parkallee in Richtung Schlosspark.
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Blick über den großen Rasen in die den Schlosspark Schieder umgebende freie Landschaft.

Die Parkerweiterung in den 60er Jahren des vorletzten Jahrhunderts ist weder durch Rechnungen noch durch Pläne detailliert dokumentiert. Anhand der noch zahlreich vorhandenen Bäume lässt sich jedoch recht gut zeigen, wie die Anlage ausgesehen haben könnte. Bekannt ist auch, dass es die für die damalige Zeit für Anlagen dieser Art typischen Ruinen nicht gegeben hat. Auf historischen Gemälden ist zu erkennen, dass neben Großbäumen auch Stauden, Zwerg- und Kleingehölze sowie Kletterpflanzen im Schlosspark Schieder verwendet wurden. Dass diese Pflanzungen recht üppig gewesen sein müssen, lässt sich aus den Sparmaßnahmen, die zwischen 1875 und 1877 durchgeführt wurden, belegen. "[...] Die Blumenbeete wurden aufgegeben, die Wege nur noch in der Nähe des Schlosses vom Unkraut befreit. Das bisher gehaltene Federvieh, Pfauen und Perlhühner, wurde abtransportiert. Die Unterhaltungskosten für den Schiederschen Park gingen von 4272 Mark im Jahr 1875 auf 1600 Mark im Jahr 1877 zurück. [...]" (ebd: 213). Zu diesen erheblichen Einsparungen dürfte auch die fortschrittliche Anschaffung einer Rasenmähmaschine 1872 beigetragen haben. Um sich den Park auch weiterhin leisten zu können, "[...] wurde das Gras von den Rasenflächen nun auch an Auswärtige meistbietend verkauft. [...]" (ebd: 213) Die im Park gefällten Bäume müssen auch von guter Qualität gewesen sein, denn sie wurden ebenfalls verkauft. Im westlichen Teil des Parks müssen zu dieser Zeit in relativer Nähe zueinander auch hohe Fichten sowie eine Hainbuchenhecke gestanden haben. Die Hecke und ein Teil der Fichten sowie anderer Nadelgehölze [(unter anderem Pinus cembra (Zirbel-Kiefer), Pinus strobus (Weymouth-Kiefer), Pinus sylvestris (gemeine Kiefer), Larix decidua (europäische Lärche)] sind in diesem Teil des Parks noch heute vorhanden.

Die Öffnung des Parks für die Öffentlichkeit erfolgte 1918, nachdem bereits 1914 ein Fußweg am östlichen Rand des Parks angelegt wurde, "[...] der den östlichen Teil des Ortes mit dem Bahnhof verband, so dass der Park nicht mehr umgangen werden mußte. [...]" (ebd: 215) Eigentümer des Parks war jetzt das Land Lippe, das das Schloss und einen Teil des Schlossparks an das Sozialwerk der Deutschen Reichsbahn verpachtete. Der übrige Teil des Schlossparks trug maßgeblich zum Aufschwung des Luftkurortes Schieder bei.

Ein weiteres einschneidendes Datum in der über 300-jährigen Geschichte des Parks ist das Jahr 1963. Wie aus einer Veröffentlichung der Gemeindeverwaltung Schieder aus dem Jahr 1967 hervorgeht, konnten die langjährigen Verhandlungen über den Kauf des Schlossparks mit dem lippischen Landesverband in diesem Jahr abgeschlossen werden. Der Ankauf des Schlosses mit den Nebengebäuden erfolgte 1968. Diese Investitionen in das Ensemble sind im Zusammenhang mit dem zielstrebigen Ausbau des Fremdenverkehrs als zweitem Standbein für die Gemeinde Schieder neben der Industrie zu sehen. "[...] Die Gemeinde Schieder hat im Interesse des Fremdenverkehrs für den Ankauf und die vorgenommenen Verschönerungen des Parks weit über eine Million Mark ausgegeben. [...]" (Gemeindeverwaltung Schieder, 1967: 19). Setzt man diese Investitionen in Relation zu den damals (1965) 2533 Einwohnern der Gemeinde Schieder, lässt sich die große Bedeutung des Parks für den Ort ableiten.

Dieser kurze Abriss der Geschichte des Schlossparks Schieder macht den Wert dieses Ensembles mit der Domäne, den angrenzenden Schulen, dem Freibad und dem Stausee deutlich. In die gesamte Anlage ist in den letzten Jahrhunderten sehr viel Geld, Arbeitskraft und Engagement geflossen. Der Erhalt und die Weiterentwicklung sind daher notwendig. Die Zeitreise durch die Geschichte des Schlossparks in Schieder zeigt einige grundlegende Planungsprinzipien.

Alle Erweiterungsphasen des Schlossparks bezogen immer auch die bereits vorhandenen Parkbereiche mit ein. Die Planer und Bauherren scheuten in den vergangen Jahrhunderten keine Kosten und Mühen, den Schlosspark zu einer attraktiven, abwechslungsreichen etwa 20 Hektar großen Anlage werden zu lassen. Die bisherigen Parkgrenzen wurden bei jeder Erweiterung aufgehoben. Der Stausee, der ebenfalls wesentliche Gestaltungselemente eines Landschaftsgartens nach englischem Vorbild aufweist und der sich direkt an den Schlosspark anschließt, bietet das logische, moderne Erweiterungspotenzial des Parks.

Wie alle von Pflanzen dominierten Anlagen, unterliegt auch der Schlosspark Schieder mit seinen über 1000 Bäumen einer dynamischen Entwicklung. Zur Erhaltung der kulturhistorischen Bedeutung sind einige Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen notwendig. So muss unter anderem der Gehölzbestand rechtzeitig sukzessive mit den für diese Parkanlage typischen erlesenen, exotischen Baumarten ergänzt werden, bevor durch altersbedingt notwendige Fällungen entsprechende Lücken gerissen werden. Bekannt ist der Schlosspark in der Gegenwart unter anderem wegen seiner sehr alten und hervorragend gewachsenen Magnolien.

Dieser wertvolle Bestand soll an verschiedenen geeigneten Stellen ergänzt werden. Der freie Blick über die großen Rasenflächen in die den Park umgebende Landschaft soll dabei unbedingt erhalten bleiben. Diese Einbeziehung der den Park umgebenden Landschaft ist eines der wesentlichen Stilelemente eines Landschaftsparks nach englischem Vorbild. Die Parkanlage mit den charakteristischen Merkmalen mag als ein markantes Beispiel dafür gelten, wie eine historische Anlage ohne eine wesentliche Veränderung ihrer Substanz in der Gegenwart eine sinnvolle Existenzberechtigung hat und eine positive Entwicklung des Ortsteils fördert, und sich wie natürlich in ein planerisches Gesamtkonzept integriert.

Erste Schritte zum Erhalt und zur Weiterentwicklung haben die Stadt Schieder-Schwalenberg und der Förderverein Schloss und Schlosspark Schieder e.V. in den vergangenen Jahren unternommen. Die Fortsetzung dieses Engagements ist gegebenenfalls auch mit der Hilfe von Sponsoren in den kommenden Jahren für den Erhalt dieser kulturhistorisch wertvollen Anlage im Zentrum Schieders notwendig.

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Magnolienblüte im Schlosspark Schieder, im Hintergrund sind der ehemalige Pferdestall und die Remise zu erkennen.
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Vergleich der vegetativen Stilelemente.

Die Schulen

Ebenso wie der Stausee und das Freibad spielen die östlich an den Schlosspark grenzenden Schulen eine bedeutende Rolle in dem Gesamtensemble. Die alte Schule war zu Beginn der 1960er Jahre des vorherigen Jahrhunderts den steigenden Schülerzahlen nicht mehr gewachsen. Mit dem Neubau hat Schieder ein einheitliches Schul- und Sportzentrum geschaffen, das die Volksschule, Turnhalle, den Sportplatz und das Freibad umfasst.

Als der Schlossgarten noch überwiegend als fürstliche Anlage wahrgenommen wurde, war das alte Schulgebäude ein typischer Sozialbau seiner Zeit. Wie der Park, dessen englischer Garten nur durch ein Tor betreten werden konnte, der somit abgegrenzt war, suggerierte der Schulbau eine feste Ordnung, die nicht zu hinterfragen war. Der Einklang von "Geist und Materie" drängte sich Schülergenerationen auf. Das alte Gebäude war ein Teil der Wohnbebauung und hatte keine räumliche Beziehung zum Park. Das heutige Schulgelände liegt unmittelbar am englischen Garten des Parks. Der Abriss und der Neubau der Schule zeigten, dass man auch auf dem Lande der neuen Zeit Tribut zollen wollte. Der Pavillonstil der neuen Schule stand in klarem Kontrast zu dem abgerissenen Schulgebäude. Dieser Stil dokumentierte ein neues Denken, das für alle sichtbar war. Die verbundenen und dennoch getrennten Klassenräume der neuen Schule hatten die kompakte Ordnung (alte Schule) abgelöst und wiesen auf mehrere Möglichkeiten, sich zu verwirklichen, hin. Es war erwünscht, dass sich der englische Garten an den Schulbereich anschloss. Die Abgrenzungen, Mauern, Hecken, Tore verloren ihre ursprüngliche Funktion. Das Betreten des englischen Gartens war zu jeder Zeit ohne Behinderung möglich. Die Parklandschaft sollte den Schul- und Sportbereich sinnvoll ergänzen und die Schüler inspirieren.

Die vorausschauende Planung der Schulbauten in den 1960er Jahren hatte auch Einfluss auf die vorhandene Vegetation. Wie zuvor dargelegt, sollte mit dem neuen Schulbau auch ein neuer Zeitgeist Einzug halten. Das vorher enge, dunkle Schulgebäude ist einem Neubau gewichen, der auf einem neuen großzügigen Gelände errichtet worden ist, das in weiten Teilen einen parkähnlichen Charakter hat. Die Vegetation, insbesondere die Gehölze, wurde im Laufe der Zeit ergänzt, es kamen aber auch neue Impulse aus der Schule, entwickelt mit Lehrern, Eltern und Schülern. So wurde Anfang der 1980er Jahre mit großer Begeisterung der Schulgarten angelegt. Auch er ist bis heute vorhanden und ist im Laufe der Zeit unter anderem um ein Bienenhotel erweitert worden. Ebenso kam ein Spielplatz direkt am Schlosspark hinzu.

Diese Entwicklungen machen deutlich, dass der Schlosspark Schieder der verbindende Mittelpunkt des Ortsteils geworden ist, der Historie und Moderne harmonisch verbindet.


Literatur

Gemeindeverwaltung Schieder (Hrsg); 1967: Schieder - Von der Bauernschaft zur Industriegemeinde - Von der Fürstenresidenz zum heilklimatischen Kurort.

Pankoke, Ralf; Hauser, Rebecca; 2009: Vergleich und Bewertung verschiedener Methoden zur Erstellung eines Baumkatasters unter Berücksichtigung ökonomischer Aspekte und des daraus resultierenden Optimierungspotentials für Auftraggeber und Auftragnehmer; Diplomarbeit; Hochschule Ostwestfalen - Lippe: FG Landschaftsbau und Vegetationstechnik.

Pankoke, Ralf; 2010: Der englische Landschaftspark Schieder - eingebunden in seine Umgebung; unver. Seminararbeit; Universität Kassel.

Pankoke, Ralf; 2011: Pflanzenverwendung im Kontext von Nutzung und Historie; Lassen sich differenzierte Nutzungen und ein unterschiedlicher historischer Kontext mit einer ökonomischen, dauerhaften und attraktiven Pflanzenverwendung kombinieren?; Masterarbeit; Universität Kassel.

Rinne, Reinhold; 1993: Landeskunde Nordrhein - Westfalen, Lippe; Schöningh; Paderborn.

Rohde, Michael; 2008: Pflege historischer Gärten; Theorie und Praxis; Edition Leipzig; Leipzig.

Schmidt, Walter; Meier, Friedrich; Pankoke, Paul; 1964: Schieder, Die Geschichte eines lippischen Dorfes; Eilers-Werke, Bielefeld.

Ebert, Dr. Arnold; 1989: Schieder im Wandel der Geschichte; Festvortrag zur 1100-Jahrfeier; in Heimatland Lippe; 1100 Jahre Schieder; 82. Jahrgang - Nr.8 Zeitschrift des Lippischen Heimatbundes und des Landesverbandes Lippe.

Hohenschwert, Friedrich; 1989: Bodendenkmäler der Ur- und Frühgeschichte und des Mittelalters am Emmertal bei Schieder; in Heimatland Lippe; 1100 Jahre Schieder; 82. Jahrgang - Nr.8 Zeitschrift des Lippischen Heimatbundes und des Landesverbandes Lippe.

Rinne, Wilhelm; 1989: Die Schichtstufenlandschaft im Raum Schieder; in Heimatland Lippe; 1100 Jahre Schieder; 82. Jahrgang - Nr.8 Zeitschrift des Lippischen Heimatbundes und des Landesverbandes Lippe.

Traute Prinzessin zur Lippe; 1989: Der Park zu Schieder; Entwicklung eines Gartens im Laufe der Jahrhunderte; in Heimatlandlippe; 82. Jahrgang - Nr.7 Zeitschrift des Lippischen Heimatbundes und des Landesverbandes Lippe.

Stadt Schieder-Schwalenberg; 2008: Entwicklungskonzept für Schieder Schwalenberg; Aktive Stadt, Aktives Stadtzentrum/Aktive Stadtteilzentren; Beschluss des Rates 16. Dezember 2008.

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