Das Jahr danach

Was bleibt übrig von der Blütenpracht eines Gartenschausommers? Wegenetze, Baumpflanzungen oder grüner Zierrasen, wo im Jahr zuvor noch Blumenbeete um die Blicke der Besucher buhlten? Hat die Gartenschau dazu beigetragen ein Stück Natur in die Stadt zurückzuholen oder wurden - im Gegenteil - Lebensräume durch Wegebau zergliedert und durch neue Freizeitanlagen zerstört? Dagegen sind Flächen, die mit gebietsheimischen Wiesen- oder Saummischungen angesät wurden, Bereiche, die Ihre ökologische Wirkung dauerhaft entfalten und keines Rückbaus bedürfen.

Mit ein, besser zwei Jahren Vorlauf angelegt, erblühen sie schon zu den Gartenschauen in voller Pracht. Oft schließen sie mit Ihrer Blüte die Lücke zwischen Frühlings- und Sommerflor, und retten in diesen Wochen die Gartenschauen vor umfassendem "Einheitsgrün". Über die Jahre hinweg entwickeln sie sich - bei richtiger Pflege - zu immer artenreicheren Lebensräumen für viele Tier- und Pflanzenarten.

Die Hamburger haben 2014 auf der Elbinsel im Stadtteil Wilhelmsburg die Chance, sich im Jahr nach der igs noch immer an den Feuchtwiesen und schattigen Säumen zu erfreuen und deren weitere Entwicklung zu beobachten. Dort ist aus notwendigen Sanierungsmaßnahmen am Entwässerungssystem ein buntes Netz an gewässerbegleitenden Biotopen entstanden, indem bei Baggerarbeiten entstandene Rohböden schon 2010 und 2011 mit heimischen Arten naturnah begrünt wurden. Ohne die Konkurrenz der kurzlebigen "Knall-Effekte" des klassischen Gartenschau-Sommerflors wird die zarte Eleganz der Blumenwiesen dort nun noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Wer diesen Prozess andernorts von Beginn an verfolgen will, dem seien die Landesgartenschauen in Zülpich und Schwäbisch Gmünd empfohlen, wo 2014 unterschiedliche Ackerwildkraut- und Wiesenmischungen aus heimischen Wildarten zu bestaunen sind, siehe Seite 26ff. und 14ff.