Naturschutz, Wasser und Themenspielplatz spielen größere Rolle

Das Spiel als Abenteuer

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1 2020 wird der Robinsonspielplatz rundum erneuert. Das Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden hat die Aufgabe übernommen. Zwischenzeitlich wertet ein vielseitiges Piratenschiff mit dem Namen "Sandsturm" das Gelände auf. Nach der Erneuerung des Spielplatzes wird es im Phoenix Park in Dortmund für Abenteurer zur Verfügung stehen. Foto: Westfalenpark

Zwischen 1950 und 1980 war der Spielplatz ein kreatives Labor. In Deutschland entstanden innovative, verrückte, interessante und aufregende Projekte. Wie haben sich Spielplätze in historischen Parkanlagen seither gewandelt und wie werden sie in Zukunft in deutschen Parks und Grünflächen gebaut? In welche Story ist das Abenteuer heute eingebettet? Gute Studienobjekte sind Gartenschau-Parks, da sie den Anspruch erheben, schon zu ihrer Bauzeit Trends gesetzt zu haben. Anhand einiger Beispiele wird deutlich, dass sich das Thema "Abenteuer erleben" kontinuierlich in allen Entwürfen wiederfindet. Schon zur BUGA in Dortmund 1959 erdachte und baute man einen Robinsonspielplatz in den heutigen Westfalenpark. Ein Floßteich mit Flößen und ein Wasserbecken mit Ruderfässern waren die Attraktionen, denen sich eine Hügelanlage mit Tunneln und Kriechgängen anschloss. Und heute? Die Stadt hat das ein oder andere Fass im See ausgewechselt, aber seit der Entstehung auch das Spieleband erneuert, das sich dem Spielplatz anschließt. 2014 wurde eine Riesenrutsche gebaut, die sogar Erwachsene einlädt, die wieder zum Kind werden wollen. 2018 bewilligte der Rat 1 Million Euro für die Rundumerneuerung, die Ende 2020 abgeschlossen sein soll. Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden hat die Planung übernommen.

Alle Spieleobjekte sind individuelle Anfertigungen

Der Westfalenpark will zukünftig ein unverwechselbares Spielerlebnis anbieten:

Die Weltenreise beschreibt - inspiriert von bestehenden beliebten Spielgeräten - eine bespielbare "Geschichtengeschichte", einen Weg durch phantastische Kulissen, in denen immer wieder einzelne Geschichten-Motive hervortreten.

Das Konzept der "Welten" bezieht dabei vorhandene Räume ein und integriert bestehende und weitergenutzte Attraktionen der Spielflächen. Vom inszenierten Auftakt am Rosengarten bis hin zu den großen Welten des Wassers, der Wälder und Schluchten am Robinsonspielplatz begegnen den großen und kleinen Besuchern allerlei überraschende, bizarre und rätselhafte Erlebnisse.

"Die Herkunft der Motive für die einzelnen Spielobjekte ist dabei sehr vielfältig und abstrakt. Viele Inspirationen stammen aus Geschichten um das Reisen, das Erkunden ferner Welten oder das Erleben von Abenteuern. Ziel ist es, ein Erlebnis für alle Altersgruppen zu schaffen und damit auch die älteren Semester am Rätselraten um das Erkennen der Geschichten und Inspirationen zu beteiligen," beschreibt es Sebastian Fauck von Rehwaldt Landschaftsarchitekten in Dresden.

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2 Der Robinsonspielplatz wurde zur BUGA 1953 im Dortmunder Westfalenpark angelegt. Noch heute können Kinder dort Abenteuer erleben: zum Beispiel in den Ruderfässern, die sich mit langen Hölzern in einem Bassin bewegen lassen. Foto: DBG
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3 Erich Kästners Kinderbuch "Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee" diente auf der Internationalen Gartenausstellung in Berlin 2017 der ARGE geskes.hack Landschaftsarchitekten, Kolb Ripke Architekten und VIC Brücken- und Ingenieurbau als Vorlage für einen riesigen Spielplatz. Hier kann auf Trampolinen gesprungen, durch Walbäuche geklettert und in der Hängematte relaxt werden. Eltern entspannen dabei ganz bequem in den Südseehütten. Foto: DBG/Uhlemann
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4 Wasser ist auf jedem Spielplatz ein Muss. Zur BUGA Heilbronn inszenierte sinai Gesellschaft für Landschaftsarchitekten aus Berlin einen Spielebereich mit Sumpfeichen und Gräsern, mit symbolischen Schilfhalmen aus Holz und Kunststoffkugeln als Froschlaich, in denen kleine Besucher ihre Geschicklichkeit trainieren oder sich an den Wassersprudlern und Fontänen in heißen Sommern erfreuen können. Foto: sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekt mbH

Der Eintritt in die Welt der Geschichten am vorhandenen Rosengarten ist dornenreich. Ein bekletterbares Geäst ist gleichzeitig Tor und Aussichtspunkt. In seiner bizarren Gestalt wird es zur weithin sichtbaren Landmarke im Park. Eine Konstruktion aus langen, sparrigen Holzbalken überspannt den Weg, an einzelnen Abschnitten ist das Hinaufklettern möglich. Durch eine geschickte Anordnung der Hölzer werden die Aufstiegswege vorgezeichnet, um keine unzulässigen Absturzhöhen zu generieren. Auch Netze verhindern ein Fallen aus unzulässigen Höhen. Neben dem für verschiedene Altersgruppen unterschiedlich anspruchsvollen Klettern und Hangeln ist das Rutschen oder (ab)hängen im Geäst möglich. Durch besondere Einbauten wie Fernrohr, Rufrohr und Morsespiegel ist zudem auch ein Spielkontakt zwischen "oben" und "unten" und damit ein gemeinsames und inklusives Spiel möglich. Sitz- und Aufenthaltsbereiche sind direkt im Spielobjekt integriert oder im unmittelbaren Umfeld platziert.

Vom Strandreich in die Seeschlacht

Rund um den Robinsonteich steht das Wassererlebnis im Vordergrund. Der Tonnenteich bleibt in seiner jetzigen Gestalt erhalten und die Landzunge durch eine "Inselhütte" attraktiver gestaltet. Der bestehende Zulauf wird erneuert und an die östliche Gewässerseite verlegt. Das vorhandene Schiffsmotiv wird aufgegriffen und mit einem "Gegenstück" zu einer Wasserspritzen-"Seeschlacht" weiterentwickelt. "Meerjungschaukel", "Wackelweckerkrokodil" und "Schwarmwasser" sind abstrakte Motive aus diversen Geschichten, die den Strandbereich auf vielfältige Weise erlebbar machen. Und natürlich kann im sandreichen Strandreich zwischen gestrandeten Kisten die Schatzsuche nach Reichtümern beginnen. Vor allem im Sand- und Matschbereich werden barrierefreie Zugänge und Spielmöglichkeiten angeboten und ermöglichen ein inklusives Spiel. Der vorhandene Seilzirkus bleibt erhalten und wird in den Spielbereich integriert.

Aufenthaltsbereiche zum Verweilen, Treffen, Beobachten werden thematisch zum Beispiel als Sitz- und Picknickkisten integriert. Sand- und Kiesbereiche erhalten eine bauliche Trennung in Form einer breiten Holzbohle, die auch als Sitzkante und Balanciersteg genutzt werden kann.

"Schlimme Schluchten" für Tarzanschwinger

In der vorhandenen bewegten Topografie werden Täler, Schluchten, Spalten und Höhlen inszeniert. Inspiriert vom "Tarzanschwinger" der ein Tal quert, müssen schlimme "Drachenschluchten" oder das "Listige Labyrinth" durchklettert und bezwungen werden. Durch schiefe, enge, hohe oder lückige Wände können ganz unterschiedliche Wege durch das Labyrinth führen (oder auch nicht) und zum Suchen, Finden und Haschen einladen. Ein barrierefreier Weg leitet, wenn auch stellenweise als ruckeliger Ratterweg angelegt, über den einen oder anderen Umweg aber sicher wieder aus dem Labyrinth hinaus.

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5 1981 fand die zweite Bundesgartenschau in Kassels Fuldaaue statt. Ein eigens dafür gebauter Wasserspielplatz in einer sechs Hektar großen Spielelandschaft war die Attraktion. Foto: Gartenamt Kassel
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6 Inzwischen sind die Baumaterialien in die Jahre gekommen und erneuert worden. Foto: Gartenamt Kassel
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7 Der Sprühring wurde angehoben, damit die Becken auch für Behinderte gut zu erreichen sind. Foto: Gartenamt Kassel
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8 Die Asphaltdecke wurde ersetzt und die Pumpe erneuert: Wasser marsch! Foto: Gartenamt Kassel

Das Spielangebot im anschließenden "Wilden Wald" mit diversen anspruchsvollen Rutschen richtet sich vor allem an ältere Kinder, der Eingang liegt erhöht und erschwert den Zugang für kleinere Kinder. Ein transparentes Stahlnetz als Fallschutz im Innern ermöglicht das gefahrlose Spielen und Klettern. Dahinter verschlingt der düstere "Wolfswanst" mutige Kinder. Verschiedene schwingende Spielgeräte wie "Korbschaukel", "Keulenschwinger" und "Besenrennen" (Seilbahn) fördern das gemeinsame interaktive Spielen. Die "Zwergspitzen" als Dreh- und Balancierstrecke richtet sich vor allem an kleinere Räuber. Genügend Platz zum Ausruhen und Entspannen bieten Baumstammbänke und Picknicktische im schattigen Bereich. Wegweiser und Fernwehrohre an ausgewählten Orten helfen bei der Orientierung im Park. Abstrakte Hinweise im Umfeld der Fernrohre, zum Beispiel in gereimter Form machen neugierig auf weitere Spielstationen und Abenteuer. Eine individuelle "Welt"- oder "Schatzkarte", deren Rätsel zu lösen sind oder die mit Stempeln von erfolgreich bespielten Stationen versehen werden kann, sind als zusätzliches, vielleicht auch temporäres Angebot denkbar.

Rückblick auf Kassel - Wasser marsch

1981 eröffnete die zweite BUGA in Kassel und bot in der Fuldaaue einen schnell beliebten Wasserspielplatz, der in eine 6 Hektar große Spiellandschaft eingebettet war. Wasser, Sand und Strömung forderten Geschicklichkeit und Kreativität der Kinder heraus. Mit der Zeit mussten jedoch viele, der mit Holz gebauten Geländeteile erneuert oder ganz herausgenommen werden, die Steinmulden, in denen sich Wasser fangen und Kinder spielen sollten, waren veralgt. Geschickt hat man mit Ersatzmaterialien den Charakter bewahrt und ihn schließlich 2004 um wesentliche Elemente bereichert: So ist der fast 40 Jahre alte Spielplatz heute ein Magnet nicht nur für Kasseler Kinder, sondern auch für kleine Besucher aus dem Landkreis. Ein wesentliches Anliegen bei der Neugestaltung des Wasserspielplatzes war das Heranbringen des Wassers an mobilitätsbehinderte Kinder. Aus Beton-Fertigteilen wurden Wassertische entwickelt, die die Kinder umfahren und unterfahren konnten. So haben sie die Möglichkeit, sich dem Wasser auf ganz unterschiedliche Weise zu nähern: Anfassen, begreifen, ein selbstgebasteltes Boot schwimmen zu lassen oder aus Sand einen Staudamm zu bauen. Ein bestehender Sprühring wurde angehoben und im Asphalt eingebettet, so dass er begeh- und befahrbar ist. Eine archimedische Schraube erklärt das Prinzip der Pumpe und ist eine sowohl lehrreiche als auch attraktive Bereicherung des Spielplatzes. Für die Planung zeichnete die EGL Entwicklung und Gestaltung von Landschaft GmbH, Büro Kassel verantwortlich.

Großer Sumpf, Zauberwald und ein Reich der Feen

Wir unternehmen einen Zeitsprung: In Brandenburg auf dem Marienberg und in Rathenow auf dem Weinberg entstanden zur BUGA 2015 gleich zwei Abenteuerspielplätze. In Workshops mit Kindern hatte man 2014 zunächst deren Wünsche gefiltert. Heraus kam, dass sie sich vor allem große Spielskulpturen wünschten: Seilbahnen, Röhren, Drehscheiben und Trampoline. Aber auch lustige Details, Farben und Verzierungen an den Spielgeräten. In enger Zusammenarbeit mit dem Büro Geskes & Hack, unter Beratung mit dem Sachverständigen für Spielgerätesicherheit Dr. Peter Eckstein, Berlin, entstand auf dem Marienberg/Brandenburg die abstrahierte Kletterlandschaft "Roter Drache" mit großer roter Wendel-Röhrenrutsche, einer durchgängig bekletterbaren Balancierstruktur aus verschiedenen höhendifferenzierten Ebenen und Podesten, Netzflächen und Seilen, sowie eines Tellerbalance-Parcours mit höchsten Anforderungen an die motorischen Fähigkeiten der Kinder. Das Klettertier, das von Zimmer.Obst GmbH gebaut wurde, ist auch heute noch eine viel besuchte Attraktion. Der Baumbestand am Standort musste fast vollständig erhalten bleiben, wodurch sich die Spielskulptur regelrecht um die Bäume windet und schlängelt.

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9 In Rathenow, zur BUGA Havelregion 2015 wurde die Zaunechse am Standort zur Leitfigur des Spielplatzes: das riesige Reptil, das begehbar ist, lädt zu vielfältigem Spiel. Eine Riesenrutsche führt zum Echsengelege mit begehbaren Eiern. Foto: Zimmer Obst GmbH
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10 Die Reptileier auf dem BUGA Spielplatz Echsenland, der in einer ehemaligen Kiesgrube von 7.600 qm angelegt wurde, sind auch heute noch ein Magnet für Kinder. K1 Landschaftsarchitekten Kuhn Klapka GmbH Berlin und Zimmer.Obst GmbH als Erbauer erhielten dafür den Sonderpreis im Hauptrang beim Deutschen Spielraum Preis 2017. Foto: Zimmer Obst GmbH

Natur- und Artenschutz prägten die Entstehungsgeschichte

Auf dem zweiten Spielplatz in Rathenow, am Weinberg, wurde die ansässige Zaunechse zur Leitfigur im "Echsenland" erhoben. Dabei hat man die natürliche Topographie der stillgelegten Sandgrube auf besondere Weise genutzt: Im Zusammenspiel von Gelände und Spielgeräten bildete sich das Abbild einer Echse heraus, deren überdimensionaler Körper den Raum strukturiert. Kopf und Beine, Hautschuppen und Schwanz laden zu vielfältigem Spiel - und Kletterabenteuern ein. Eine Riesenrutsche führt zum Reptilgelege mit bekletterbaren Echseneiern. Der Schwanz der Echse leitet über zum Wasserspielbereich mit Spritzen, Pumpen, Düsen und Fontänen. Ein langer Holzstapel - Bestandteil des Tieres - übernimmt ökologische Funktionen: Er dient als Barriere zum geschützten Hangbereich für echte Zauneidechsen. Hier schuf man ein Spiel- und Bewegungsangebot, das generationsübergreifend Aktions- und Rückzugsräume anbietet. Die Weiterentwicklung dieser etwa 7600 Quadratmeter großen Kiesgrube in einem Kinderspielplatz überzeugte die Jury des Deutschen Spielraum Preises und verlieh den Sonderpreis im Hauptrang an K1 Landschaftsarchitekten Kuhn Klapka GmbH, Berlin und Zimmer.Obst GmbH Spielraumgestaltung.

Vom Wasser geprägt: Spielplätze am Neckarbogen

Zur Bundesgartenschau Heilbronn sind 2019 im neuen Stadtquartier Neckarbogen gleich drei besondere Spielplätze entstanden: ein Strandspielplatz, ein Kletterfelsen und ein Geschichten erzählender Spielplatz am Floßhafen, einem der beiden Seen auf dem Gelände. Dort lädt ein Holzdeck Kinder auf einer inselförmigen Anlage zum Spiel ein. Das Deck breitet sich terrassiert zum Wasser aus und bietet auch Plätze zum Ausruhen. In der Holzdecke der Insel befinden sich kreisrunde Aussparungen in verschiedenen Größen, die mit Sumpfeichen und Gräsern bepflanzt sind. Die Anlage greift die Form des ehemaligen Floßhafens auf. Hohe, grün schimmernde Stahlpfosten mit eingehängten Kunststoffkugeln stehen symbolisch für Schilfhalme mit abgelegtem Froschlaich. In den teilweise miteinander verbundenen Kunststoffkugeln kann geklettert werden. Kletterseile, die sich zu Schaukeln und Netzen verdichten, erweitern das Angebot. Das anschließende Wasserbecken mit seinen Steinplatten ist interaktiv: durch Druckknöpfe werden angeschlossene Fontänen und Sprudler aktiviert, Stauwehre ermöglichen das Anstauen und Lenken von Wasser. In Intervallen sorgen Nebendüsen für einen diffusen Schleier. Im heißen Sommer 2019 war der Wasserspielplatz die Attraktion, die sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH Berlin geplant hatte.

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11 Der Erfurter egapark Spielplatz "Gärtnerreich" macht mit seinem Riesengemüse kleinen und großen Kindern Spaß. Hier wird die Gartentradition Erfurts zitiert. Rübe, Hacke, Gießkanne sind nicht bloß Dekoration, sondern bieten reale und virtuelle Spiele an, die Wissen über Pflanzen und Tiere vermitteln. Foto: Geskes Hack Landschaftsarchitekten, Berlin

Storytelling erhöht die Attraktivität von Spielorten

In Erfurt gab es schon seit der IGA 1961 ein großes Spielplatzareal. In den zurückliegenden Jahrzehnten wurden immer wieder verschiedene spielerische Angebote mit jeweils eigenen räumlichen Konzepten geschaffen. Dieses stetige "Hinzufügen" ließ den Spielplatz wie eine kleine baugeschichtliche Ausstellung wirken, leider war er bis 2017 auch ein Sammelsurium, das in Teilen eine rote Linie hinsichtlich thematischer, gestalterischer und räumlicher Ausrichtung vermissen lässt. Wesentliche Teile der derzeitigen Spielplatzanlage stehen unter Denkmalschutz. Dies betrifft vor allem die Bestandteile aus den 1970er-Jahren, die durch den VEB Landbauprojekt Potsdam geplant worden sind.

Erfurt steht, wie keine weitere Stadt in Deutschland für die "grünen Themen", wie Gartenbau, Pflanzenzucht, Samenhandel etc. Der Waid brachte Erfurt den Reichtum und machte die Stadt im Mittelalter, direkt an der Via Regia, zu einem wichtigen Handelsplatz. Mit der Neugestaltung für die BUGA Erfurt 2021 galt es, lokale Potenziale zu heben. Das unternahm das Büro Geskes Hack aus Berlin mit der Idee vom "Gärtnerreich". Hier spiegelt sich die besondere Gartenbaugeschichte Erfurts in neun aneinander gereihten bespielbaren Themenräumen wieder. Kinder, Jugendliche und letztlich auch Erwachsende sollen auf unterhaltsame Art die reiche "Gärtnereigeschichte" Erfurts aber auch das Gartenjahr mit seinen unterschiedlichen Aspekten "erspielen".

In den Spielbereichen werden jeweils die unterschiedlichsten Angebote für die verschiedenen Zielgruppen ohne und mit Einschränkungen geschaffen. Ziel sollte sein, auf heitere und humorvolle Weise alle Spielenden umfassend zu bilden. Die Objekte sollen nicht bloße Dekoration sein, sondern bespielbare Güter, Samen und Säcke, usw. "fielen von den Wagen der Händler" und bilden ein Hops-, Such-, Rechen-, Lach-, Beinmuskel-, oder Slalomspiel. Auch der Geleitzettel muss vollständig ausgefüllt sein, alle Waren, besonders die Verlorenen müssen erfasst werden - sonst kommt der Oberbeamte!

Die "Waren" werden mit Schablonen und robuster Asphaltfarbe auf die vorhandene Wegefläche seitlich aufgebracht. Die Spur führt vom Haupteingang bis zum Eingang des Spielbereiches sowie punktuell an besonderen Orten aus Richtung des Einganges am Gothaer Platz. An der Kasse könnten historische "Geleitzettel" ausgeteilt werden, die jeweils unterschiedliche Such- oder Lösungsaufgaben für die einzelnen Alters- und Zielgruppen beinhalten. Am Eingang wird das Ansaatbeet gewässert - hier stehen die "Tüllenspritze" und die Gartenschlingschläuche bereit.

Das "Puffbeet" ist ein elektrisch betriebenes Luftkissentrampolin und das berühmte Erfurter Radieschen wächst hier als Riesenrutsche mit besonderem Innenleben. Es gibt eine Bohnenbahn, die wiederum auf die berühmte Erfurter Puffbohne anspielt, während das "Schneckenschleimschlundlabyrinth" Wissen über Nützlinge und Schädlinge im Garten vermittelt. Der gesamte Spielplatz wird außerdem medial bespielbar sein. An einigen der größeren Spielobjekte ist das "Appernten" unter anderem per QR-scan möglich - denn nach getaner körperlicher Arbeit gibt's die digitale Nahrung anhand von "grünen Spielen" inklusive Wissensvermittlung. Der zweite Bauabschnitt wird gerade umgesetzt. Man darf auf das Ergebnis zur BUGA 2021 gespannt sein.

Wie diese wenigen Beispiele belegen, sind Pädagogen, Architekten, Kinder und Jugendliche auf Gartenschauen stets willkommen, den Spielplatz von Morgen zu entdecken und schon in die Zukunft zu denken, in der wie in Erfurt die virtuellen Medien den realen Erlebnisraum erweitern werden.

M. A. Sibylle Eßer
Autorin

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG)

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