Forschungen zu ehemaligen Schaupflanzungen

Dauerhafte Staudenpflanzungen von Gartenschauen

von:
Gartenschauen
LAGA Norderstedt 2011, Waldpark „Teufelsspiegel“, Pflanzplanung Agnes Hofmeister und Christian Meyer. Foto: Sabine Stolzenburg

Der Titel erscheint zunächst wie ein Widerspruch, da Gartenschauen ein temporäres Ereignis von nur einer Vegetationsperiode sind. Allerdings sind seit 1951 durch Bundesgartenschauen dauerhafte Parkanlagen von insgesamt 2475 Hektar entstanden. Finden sich deshalb auch dauerhafte Staudenpflanzungen in diesen Anlagen? Dieser zentralen Frage soll an der TU Berlin, begleitet von Professor Dr. Norbert Kühn und der Hochschule Neubrandenburg, begleitet von Professor Thomas Oyen, im Rahmen einer Promotion nachgegangen werden.

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Bedeutung von Gartenschauenfür die Staudenverwendung

Eine Gartenschau ohne Stauden ist heute nicht vorstellbar. Staudengärtner und Landschaftsarchitektinnen beteiligen sich gemeinsam an der Präsentation dieser Pflanzengruppe. Die Gartenschauen spiegeln die aktuellen Trends der Gartenkunst wider. Andrea Gebhard fordert: "Jede Gartenschau muss an ihrem Ort und in ihrer Zeit neu erfunden werden." In der Forschung zu diesem Thema soll also der Frage nachgegangen werden, ob die Gartenschauen auch einen Einfluss auf die Staudenverwendung hatten. Wurden durch einzigartige Themen und Aufgabenstellungen von Gartenschauen innovative Pflanzungen provoziert? Dazu ist es hilfreich, die Geschichte der Gartenschauen zu beleuchten und ihre einzelnen Moden der jeweiligen Staudenverwendung in der Gartenkunst gegenüber zu stellen. Die Literatur zu Gartenschauen ist mit den Titeln "Das Hohelied der Gartenkunst" von Gustav Allinger, 1963 und "Die Bundesgartenschauen" von Helga Panten, 1987 übersichtlich. Beide Autoren geben bis 1987 punktuell Einblicke in die Staudenverwendung. Karl Heinz Rücker und Rosemarie Weise beschreiben ausführlich die Pflanzungen der IGA München`83 und der IGA Stuttgart`93 in "Gestalten mit Stauden", 1993. Danach fehlen Publikationen zum Thema "Stauden auf Gartenschauen". Aktuelle Forschungen von Swantje Duthweiler eröffnen Einblicke in die Farbverwendung der Stauden von 1900 bis 1945 oder in den Vergleich zwischen Planungsstrategien von Gartenschaupflanzungen und denen im öffentlichen Grün von Sascha Döll. Die Literatur zu den Staudenpflanzungen der letzten 20 Jahre, die im Rahmen von Gartenschauen entstanden sind, bietet kein umfassendes Bild zur Dauerhaftigkeit von Staudenpflanzungen.

Bedeutung von Staudenpflanzungen für die jeweiligen Orte einer Gartenschau

Dazu werden Fallbeispiele untersucht, die aufzeigen, dass Stauden durch eine Gartenschau erfolgreich etabliert werden konnten. Neben den Bundesgartenschauen werden auch die Landesgartenschauen beleuchtet, um die Vergleichbarkeit zu erweitern. Außerdem bieten Landesgartenschauen für den Landschaftsarchitekten mehr Planungsfreiheit, weil die gärtnerischen Wettbewerbe fehlen, was die Auswahl der Pflanzen erhöht. Daran zeigt sich, dass bereits die Ausgangsvoraussetzungen die Art der Ausführung beeinflussen können. Hier soll aber rückblickend untersucht werden, was die Motivation war, die Pflanzungen zu erhalten und in das Stadtbild zu integrieren. Die Analyse soll Aufschluss geben über den Wert der Stauden für den jeweiligen Veranstaltungsort nach Beendigung der Gartenschau. Haben Staudenpflanzungen einen messbaren Wert, der über die Wirkung als Pflanze hinausgeht?

Die DBG (Deutsche Bundesgartenschau Gesellschaft mbH) fordert tragfähige Dauernutzungskonzepte, bevor eine BUGA oder IGA vergeben wird. Damit werden nachhaltige Anlagen gefördert und von der DBG mit dem Ehrenpreis für nachhaltige Parknutzung ausgezeichnet. Besonders an Orten, wo Gartenschauen mehrmals stattfanden, wie Köln, Dortmund, Hamburg und Stuttgart konnte das Gelände zum "Imagefaktor" der Stadt beitragen. Welche Rolle spielen die Staudenpflanzungen in diesen Parks? Stauden wurden in Köln 2007 zum 50-jährigen Jubiläum des Rheinparks wieder eingesetzt, um an die Vielfalt der gärtnerischen Pflanzenproduktion zu erinnern. Staudenpflanzungen aus aktuellen Gartenschauen werden erhalten, um die Attraktivität des Parks in der Nachnutzung zu erhöhen.

Die Vielgestaltigkeit der Stauden über das Jahr verteilt, macht mit Austrieb von Blatt und Blüte, dem Heranwachsen zur vollen Größe und der Entwicklung der Samenstände das Erleben der Jahreszeiten besonders reizvoll. In Mosbach, Baden-Württemberg, konnte ein Großteil der Staudenpflanzungen von der Landesgartenschau 1997 erhalten werden. Der zentral gelegene Park wird von der Bevölkerung intensiv genutzt. Seine hohe Aufenthaltsqualität wird durch die Stauden verstärkt.

Einige Gemeinden konnten Staudenpflanzungen erhalten, angeregt durch die Begeisterung der Besucher und Anwohner für die Schaupflanzungen und die daraus resultierenden Bemühungen. Bereits während der Schau hatte eine Identifizierung der Besucher mit dem neuen Park und seinen Pflanzungen stattgefunden, wie beispielsweise in Koblenz, Rheinland-Pfalz. Die Organisation des Vereins "Freunde der Bundesgartenschau 2011" trug dazu bei, die Interessen der Laien zu bündeln und deren ehrenamtliche Hilfe in die Pflegekonzepte der Stadt zu integrieren. Die Bürger pflegen die Anlage unter Anleitung des städtischen Grünflächenamts. Jährlich organisieren sie Veranstaltungen im ehemaligen Gartenschaupark. Im Juni findet ein Aktionstag "Stauden und Gräser" statt, Führungen durch die Staudenpflanzungen gehören zum Programm. Weitere Aktionen wie der Erhalt der Seilbahn über den Rhein wurden ebenso vom Verein erwirkt; damit können die Staudenpflanzungen auf dem Festungsplateau in nur fünf Minuten vom Stadtzentrum aus erreicht werden. Die Wertschöpfung durch den Erhalt der Pflanzung ist an diesen Veranstaltungen ablesbar.

Auch in Norderstedt, Schleswig Holstein, haben sich Einwohner für den Erhalt von Staudenpflanzungen der Landesgartenschau eingesetzt. Sie konnten durch ihre Bereitschaft zum Ehrenamt die Pflanzungen vor dem Rückbau bewahren. Heute, sechs Jahre nach der Schau, treffen sich monatlich zwischen 50 und 60 Personen zum gemeinschaftlichen Pflegeeinsatz im ehemaligen Landesgartenschaupark. Parkleiter Erik Voss berichtet über die positive Rückmeldung aus der Bevölkerung zum guten Pflegezustand des Parks. Der wird unter anderem auch an der Sauberkeit gemessen, so Voss. Bei allem Engagement können Ehrenamtliche aber nicht die Fachpflege von Staudenpflanzungen komplett ersetzen. Auch wenn Pflanzungen immer pflegeextensiver geplant werden, bleibt der Anspruch nach qualifiziertem Personal mit umfangreichen Pflanzenkenntnissen bestehen. Wie aber kann schon in der Planungsphase Einfluss auf die Dauerhaftigkeit der Pflanzungen genommen werden?

Staudenpflanzungen dauerhaft planen

Staudenpflanzungen von Gartenschauen werden sowohl dauerhaft als auch temporär geplant. Während und nach dem Event kann sich der Status der Pflanzung ändern. Pflanzplaner wie Christian Meyer beklagen diesen Umstand, weil Planungen mit konkreten Vorgaben zielführender sind. Schwierig wird es, wenn das Bild aus dem Gartenschaujahr identisch erhalten werden soll. Pflanzungen sind dynamisch und verändern ihr Aussehen. Je extensiver die Pflege ist, desto schneller verändern sich Pflanzenbilder. Oft werden Pflanzplaner aber erst zum Schluss in die Planungen mit einbezogen. Daran zeigt sich der geringe Stellenwert, den eine gute Pflanzplanung für die Mehrzahl der Landesgartenschau-Veranstalter hat, so Christian Meyer. Aus seiner Sicht wäre es ideal, wenn Pflanzplaner einen eigenen Auftrag erhielten. Für den Wechselflor wird das in einigen Bundesländern schon praktiziert, aber nicht für die Staudenpflanzungen.

Welche Faktoren bestimmen den Verbleib oder den Rückbau einer Anlage? Je konkreter die Aufgabenstellung für den Pflanzplaner gestellt wird, desto gezielter lassen sich Pflanzungen konzipieren. Trotzdem besteht ein Gegensatz zwischen den üppigen Schaupflanzungen für eine Vegetationsperiode und den pflegeextensiven Dauerpflanzungen eines Stadtparks. Müssen Staudenpflanzungen von Gartenschauen grundsätzlich anders geplant werden als Pflanzungen in üblichen öffentlichen oder privaten Anlagen?

Die hohe Dichte der Pflanzen (10-12 Pflanzen pro Quadratmeter) bewirkt eine geschlossene Pflanzendecke im Ausstellungsjahr, bietet aber wenig Entwicklungspotenzial für die Anlage in den darauffolgenden Jahren. Das würde bedeuten, eher statische Bepflanzungskonzepte zu entwickeln, die in ihrer Struktur erhalten werden. Die DBG gibt den Gärtnern mit ihrem Pflegehandbuch eine pflanzenindividuelle Anleitung zur fachgerechten Pflege der Staudenpflanzungen während der Schau an die Hand. In Hamburg dient dieses Pflegehandbuch der ausführenden Firma nach der Gartenschau als Leitfaden für die Unterhaltungspflege der Pflanzungen. Damit ist ein erster Schritt zum Erhalt der Pflanzungen erzielt worden. Im weiteren Verlauf der Forschung sollen Ausschreibungstexte von Gartenschauen im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit von Staudenpflanzungen genauer untersucht werden. Denn grundsätzlich sollten sich langlebige Pflanzungen konzipieren lassen. Dafür sollen die zukünftigen Pflegekapazitäten bereits in das Planungskonzept einfließen.

Pflegekonzepte für dauerhafteStaudenpflanzungen auf Gartenschauen

Eine Analyse der Pflegedaten soll Rückschlüsse auf den Pflegezustand der jeweiligen Pflanzung und ihre Entwicklung nach der Gartenschau zulassen. Was sind die wichtigsten Parameter, um eine Staudenpflanzung dauerhaft zu gestalten?

Die Datenbankgesellschaft (d.b.g. Datenbankgesellschaft mbH) hat das Programm Green Cycle entwickelt, das es ermöglicht, die Lebenszykluskosten von Grünanlagen vom ersten Planungsschritt bis zum Rückbau zu ermitteln. Damit steht eine professionelle Software zur Verfügung, mit der die gesamten Pflegekosten einer Pflanzung erfasst und dargestellt werden können. Verschiedene Gartenschaustandorte sollen nun miteinander verglichen werden, um Zusammenhänge zwischen Pflege und Zustand der Pflanzungen aufzudecken. Dadurch können die Parameter Häufigkeit, Intensität und Qualität der Pflege skaliert werden. Das Programm setzt voraus, dass die Pflege von qualifizierten Fachkräften ausgeführt wird.

Die Pflanzenkenntnis des Personals ist eine Grundvoraussetzung für die fachgerechte Pflege. Wie diese Fachkenntnisse erworben werden, spielt eine untergeordnete Rolle. In Bad Zwischenahn wird der ehemalige Gartenschaupark kontinuierlich von einer Firma gepflegt. Das Personal war zunächst ungelernt, hat sich aber seit der Durchführung der Gartenschau bis heute die nötigen Kenntnisse zu den Pflanzen vor Ort erworben. Auch Erik Voss in Norderstedt fordert im Angebots- und Auswahlverfahren keinen schriftlichen Nachweis, sondern testet die Pflanzenkenntnis im Bietergespräch. In Hamburg-Wilhelmsburg hat gerade der Wechsel zu einer Firma mit gelernter Staudengärtnerin die Qualität der Pflege erhöht. Offensichtlich ist die Identifikation des Personals mit den Staudenpflanzungen eine Voraussetzung für gelingende Pflege.

Mit dem Rückbau der Gartenschau lassen sich auch Pflanzungen verändern, um den Pflegeeinsatz zu reduzieren. Welche Schritte wurden an den vorhandenen Standorten nach der Schau unternommen? Bietet diese Phase durch gezielte Eingriffe in den Bestand die Möglichkeit, eine Pflanzung dauerhafter zu machen?

Ergebnisse der Forschungsarbeit sollen das Potenzial an Staudenpflanzungen, das durch eine Gartenschau entstanden ist, sichtbar machen. Durch die Analyse der Fallbeispiele sollen Planung und Pflege von zukünftigen Schaupflanzungen verbessert werden. Die positiven Beispiele könnten als weiche Wirtschaftsfaktoren in das Stadtentwicklungskonzept einfließen. Für Landschaftsarchitekten bietet sich durch Gartenschauen ein intensiver Umgang mit der Pflanze als Alleinstellungsmerkmal des Berufsstandes an.

Literatur

Allinger, G 1963. Das Hohelied von Gartenkunst und Gartenbau 150 Jahre Gartenbau-Ausstellungen in Deutschland : mit 140 Bildern und Plänen Berlin u. a.: Parey.

DBG. 2012. Wir machen Städte grüner. In: mbH, DB-G ed Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH. Bonn: Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH.

Gebhard, A, Gnüchtel, M. 2011. Gartenschauen neu erfinden - Gedanken zur Zukunft der Gartenschau aus der Sicht der Landschaftsarchitektur. Landschaftsarchitekten - Verbandszeitschrift des BDLA, Berlin.

Vorwerk. 2015. TASPO-Gartendesign. Portrait: Christian Meyer in Garten Design. Braunschweig: Haymarket-Media.

Panten, H. 2001. 50 Jahre Bundesgartenschauen. Bonn: Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH.

Rücker, K 1993. Gehölze und Stauden pflegen IGA Stuttgart, EXPO 93 Stuttgart: Ulmer.

Dipl.-Ing. Daniela Kuptz
Autorin

Landschaftsarchitektin, Hochschule Neubrandenburg University of Applied Sciences Fachbereich LG Landschaftswissenschaften und Geomatik, Lehrgebiet Pflanzenverwendung

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