Erwartungsorientierte Entwicklung des gartenkulturellen Potenzials in Niedersachsen

Der Gartenbesucher - das unbekannte Wesen?

von:
Gartengestaltung und Grünflächengestaltung
Ausgewählte Parks und Gärten für die Befragung in Niedersachsen. Quelle: Potenzialanalyse Gartenhorizonte, Arge Amtshof Eicklingen Planungsgesellschaft GmbH & Co. KG und freiraumforum schoelkopf

Menschen nutzen Gärten und Parks nicht nur als Erholungs- und Freizeitorte, um Ruhe und einen seelischen und körperlichen Ausgleich zu finden. Bereits heute besuchen viele Menschen im Zuge von Kultur-, Bildungs- und Erholungsreisen gartenkulturelle Anlagen. Gärten und Parks bieten darüber hinaus das passende Ambiente für Gartenfeste, Konzerte und Festivals. Neben ihrer Bedeutung für die Gartenkultur und ihrer Erholungsfunktion werden Gärten und Parks vor diesem Hintergrund zunehmend auch ökonomisch interessant. Gartenschauen ziehen Millionen von Besuchern an und seit einigen Jahren nehmen touristische Angebote in Verbindung mit Gärten und Parks auffallend zu. Darüber hinaus wird die Gartenkultur durch ein hohes Maß an privatem bürgerschaftlichen Engagement getragen, das sich in den weitverbreiteten Initiativen der "Offenen Pforten" widerspiegelt.

Ebenso vielschichtig wie sich das gartenkulturelle Angebot darstellt, verhalten sich auch die Interessen und Erwartungen von Menschen, die Parks und Gärten besuchen. Der Gartenbesucher wird deshalb häufig als "unbekanntes Wesen" eingeschätzt, wenn es darum geht, Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln, um die gartenkulturellen Werte den Menschen näher zu bringen. Er bleibt anscheinend auch weiterhin ein "unbekanntes Wesen", obwohl bereits unterschiedliche Untersuchungen der Frage nachgegangen sind, was Besucher wollen.¹)

Dementsprechend vielschichtig gestaltet sich die Aufgabe, zu einer Einschätzung des breitgefächerten gartenkulturellen Potenzials für ein Flächenland wie Niedersachsen zu gelangen, wenn man sich dabei an den heterogenen Erwartungen der Besucher orientieren möchte.

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Ausstellung Gartenhorizonte. Foto: Petra Schoelkopf
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Kulturelle Veranstaltung im Gutspark Eckerde. Foto: Petra Schoelkopf

Gartenkulturelles Potenzial für Besucher entwickeln

Besondere gartenkulturelle Orte und Angebote in Niedersachsen

Den besucherorientierten Ansatz hat man in Niedersachsen bei der Entwicklung der Landesinitiative Gartenhorizonte gewählt, um einen möglichst breiten Blickwinkel auf die Möglichkeiten zur Inwertsetzung der niedersächsischen Gartenkultur zu öffnen. Dementsprechend weit gefasst werden anstelle von Gärten und Parks alle gartenkulturellen Orte und Angebote in Betracht gezogen. Sie umfassen neben Gärten und Parks auch andere Freiräume, Bezüge zu den umliegenden Kulturlandschaften sowie gartenbezogene Veranstaltungen und Bildungsangebote oder die Produktion und den Vertrieb regionaltypischer, gartenbezogener Produkte. So kann man in vielen Regionen Niedersachsens die Verbundenheit von "Agrarlandschaft - Garten - Gut" noch erleben, wie im so genannten "Nassen Dreieck" zwischen Aller, Elbe und Weser. Der Erwerbsgartenbau, der nicht unmittelbar mit Gartenkultur assoziiert wird, stellt darüber hinaus für das niedersächsische Potenzial eine Alleinstellung im Vergleich mit anderen gartenkulturellen Netzwerken dar. Der Erwerbsgartenbau ist zum einen ein wichtiger Arbeitgeber in zahlreichen Regionen und trägt zur Wirtschaftsentwicklung von Niedersachsen bei. Zum anderen hat er die niedersächsische Kulturlandschaft wie beispielsweise das Ammerland mit seinen zahlreichen, renommierten Baumschulen mit geformt.

Niedersächsische Landesinitiative Gartenhorizonte

Den Impuls zur landesweiten Inwertsetzung gab das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, ausgehend von der regionalen Initiative Gartenhorizonte der ehemaligen Bezirksregierung Lüneburg. Ziel der Initiative ist es, die vorhandenen gartenkulturellen Orte und Angebote künftig unter einer Dachmarke Gartenhorizonte zu vereinen. Aufgezeigt werden soll, welche Bedeutung gartenkulturelle Orte und Angebote für ihre Region und für Niedersachsen besitzen und welche Chancen für die regionale Identität in der Gartenkultur ruhen. Langfristig sollen Gartenfachleute, Behörden, Stiftungen, Gartenbesitzer und Tourismusagenturen vernetzt werden. Das Netzwerk Gartenhorizonte versteht sich dabei als offenes Forum, in das sich jeder durch Mitarbeit im Netzwerk oder der Entwicklung von neuen Projekten einbringen kann. Die Entwicklung der Landesinitiative Gartenhorizonte wird durch die Steuerungsgruppe Gartenhorizonte koordiniert und dabei fachlich von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt.²) Ein markenrechtlich geschütztes Logo sowie eine Wanderausstellung, die erstmals 2010 im Rahmen der Landesgartenschau Bad Essen mit begleitendem Faltblatt präsentiert wurde, sind erste Maßnahmen für das Innen- und Außenmarketing. Die Schirmherrschaft der Initiative hat Ministerpräsident David McAllister übernommen.

Ziel der Potenzialanalyse Gartenhorizonte

2011-2012 wurde eine Potenzialanalyse³) durchgeführt, um Erkenntnisse für die Nutzbarmachung des gartenbaulichen, kulturellen und des touristischen Potenzials der niedersächsischen Gartenkultur zu gewinnen. Der Fokus richtet sich verstärkt auf die gartenkulturellen Orte und Angebote, die bislang in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen wurden, aber gerade für den ländlichen Raum wichtige Impulsgeber darstellen können. Die Stadt Westerstede als Auftraggeber und Beispielregion der Untersuchung sowie Eigentümer gartenkultureller Orte und Angebote bekommen handlungsorientierte Hinweise, wie sich gartenkulturelle Orte und Angebote in Hinblick auf mögliche Besuchererwartungen inwertsetzen lassen. Für die angestrebte Netzwerkbildung gibt die Potenzialanalyse Handlungsempfehlungen für die niedersachsenweite Informationsvermittlung. Das im Rahmen der Untersuchung ermittelte gartenkulturelle Potenzial wurde den Besuchererwartungen, die im Rahmen einer nichtrepräsentativen Befragung erhoben wurden, gegenübergestellt. Die quantitative Primärerhebung ergab in neun ausgewählten Parks und an zwei Veranstaltungsorten 682 Datensätze zu den Kernthemen Besuchs- und Informationsverhalten, Bekanntheit von niedersächsischen Gärten, Interesse an gartenkulturellen Aspekten, Erwartungen an den Gartenbesuch sowie zur Qualität der ausgewählten Gärten.4)

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Wie sind Besucher auf den jeweiligen Garten aufmerksam geworden? (geschlossene Frage; Mehrfachnennungen möglich) und was würde das Informationsangebot verbessern? (offene Frage an Besucher, die sich unzureichend informiert fühlten; Antworten kategorisiert) Potenzialanalyse Gartenhorizonte, Arge Amtshof Eicklingen Planungsgesellschaft GmbH & Co. KG und freiraumforum schoelkopf
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Gartenkulturelles Potenzial für Besucher entwickeln

Besondere gartenkulturelle Orte und Angebote in Niedersachsen

Den besucherorientierten Ansatz hat man in Niedersachsen bei der Entwicklung der Landesinitiative Gartenhorizonte gewählt, um einen möglichst breiten Blickwinkel auf die Möglichkeiten zur Inwertsetzung der niedersächsischen Gartenkultur zu öffnen. Dementsprechend weit gefasst werden anstelle von Gärten und Parks alle gartenkulturellen Orte und Angebote in Betracht gezogen. Sie umfassen neben Gärten und Parks auch andere Freiräume, Bezüge zu den umliegenden Kulturlandschaften sowie gartenbezogene Veranstaltungen und Bildungsangebote oder die Produktion und den Vertrieb regionaltypischer, gartenbezogener Produkte. So kann man in vielen Regionen Niedersachsens die Verbundenheit von "Agrarlandschaft - Garten - Gut" noch erleben, wie im so genannten "Nassen Dreieck" zwischen Aller, Elbe und Weser. Der Erwerbsgartenbau, der nicht unmittelbar mit Gartenkultur assoziiert wird, stellt darüber hinaus für das niedersächsische Potenzial eine Alleinstellung im Vergleich mit anderen gartenkulturellen Netzwerken dar. Der Erwerbsgartenbau ist zum einen ein wichtiger Arbeitgeber in zahlreichen Regionen und trägt zur Wirtschaftsentwicklung von Niedersachsen bei. Zum anderen hat er die niedersächsische Kulturlandschaft wie beispielsweise das Ammerland mit seinen zahlreichen, renommierten Baumschulen mit geformt.

Niedersächsische Landesinitiative Gartenhorizonte

Den Impuls zur landesweiten Inwertsetzung gab das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, ausgehend von der regionalen Initiative Gartenhorizonte der ehemaligen Bezirksregierung Lüneburg. Ziel der Initiative ist es, die vorhandenen gartenkulturellen Orte und Angebote künftig unter einer Dachmarke Gartenhorizonte zu vereinen. Aufgezeigt werden soll, welche Bedeutung gartenkulturelle Orte und Angebote für ihre Region und für Niedersachsen besitzen und welche Chancen für die regionale Identität in der Gartenkultur ruhen. Langfristig sollen Gartenfachleute, Behörden, Stiftungen, Gartenbesitzer und Tourismusagenturen vernetzt werden. Das Netzwerk Gartenhorizonte versteht sich dabei als offenes Forum, in das sich jeder durch Mitarbeit im Netzwerk oder der Entwicklung von neuen Projekten einbringen kann. Die Entwicklung der Landesinitiative Gartenhorizonte wird durch die Steuerungsgruppe Gartenhorizonte koordiniert und dabei fachlich von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt.²) Ein markenrechtlich geschütztes Logo sowie eine Wanderausstellung, die erstmals 2010 im Rahmen der Landesgartenschau Bad Essen mit begleitendem Faltblatt präsentiert wurde, sind erste Maßnahmen für das Innen- und Außenmarketing. Die Schirmherrschaft der Initiative hat Ministerpräsident David McAllister übernommen.

Ziel der Potenzialanalyse Gartenhorizonte

2011-2012 wurde eine Potenzialanalyse³) durchgeführt, um Erkenntnisse für die Nutzbarmachung des gartenbaulichen, kulturellen und des touristischen Potenzials der niedersächsischen Gartenkultur zu gewinnen. Der Fokus richtet sich verstärkt auf die gartenkulturellen Orte und Angebote, die bislang in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen wurden, aber gerade für den ländlichen Raum wichtige Impulsgeber darstellen können. Die Stadt Westerstede als Auftraggeber und Beispielregion der Untersuchung sowie Eigentümer gartenkultureller Orte und Angebote bekommen handlungsorientierte Hinweise, wie sich gartenkulturelle Orte und Angebote in Hinblick auf mögliche Besuchererwartungen inwertsetzen lassen. Für die angestrebte Netzwerkbildung gibt die Potenzialanalyse Handlungsempfehlungen für die niedersachsenweite Informationsvermittlung. Das im Rahmen der Untersuchung ermittelte gartenkulturelle Potenzial wurde den Besuchererwartungen, die im Rahmen einer nichtrepräsentativen Befragung erhoben wurden, gegenübergestellt. Die quantitative Primärerhebung ergab in neun ausgewählten Parks und an zwei Veranstaltungsorten 682 Datensätze zu den Kernthemen Besuchs- und Informationsverhalten, Bekanntheit von niedersächsischen Gärten, Interesse an gartenkulturellen Aspekten, Erwartungen an den Gartenbesuch sowie zur Qualität der ausgewählten Gärten.4)

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Erkunden der "Parklandschaft Ammerland" mit dem Fahrrad. Foto: Ammerland-Touristik
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Attraktive Pflanzungen und Blühaspekte in den Schaugärten des Klosters Mariensee. Foto: Petra Schoelkopf
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Pflanzenverkauf im Rhododendronpark Hobbie. Foto: Petra Schoelkopf
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Historische Gebäude des Klosters Mariensee. Foto: Petra Schoelkopf

Erkenntnisse zu den Erwartungen von Gartenbesuchern

Sind Gartenbesucher ausreichend informiert?

Eine zentrale Überlegung der Untersuchung war, ob das gartenkulturelle Potenzial in Niedersachsen stärker erschlossen werden kann, wenn Gartenbesucher besser über das Vorhandensein und die Bedeutung der vielfältigen gartenkulturellen Orte oder Angebote informiert werden. Es zeigte sich, dass Gärten und Parks in Niedersachsen selbst bei garteninteressierten Menschen nur unzureichend bekannt sind. Lediglich die Herrenhäuser Gärten, der Park der Gärten, der Kurpark Bad Pyrmont und der Rhododendronpark Hobbie konnten mit Abstand am häufigsten aus der freien Erinnerung der Befragten genannt werden. Neben dem skizzierten objektiven Informationsbedarf konnte auch ein subjektives Informationsbedürfnis ermittelt werden. 45 Prozent der Besucher fühlen sich nicht ausreichend über Gärten und gartenkulturelle Angebote in Niedersachsen informiert.

Welche Medien motivieren zum Besuch eines Gartens?

Nicht alle eingesetzten Informationsmedien sind gleich wirksam, wenn es darum geht, Menschen zum Besuch von Gärten zu motivieren. Persönliche Empfehlungen (24 Prozent) und die eigene Kenntnis der Anlage von einem vorherigen Besuch (34 Prozent) gaben am häufigsten den Impuls zum Aufsuchen einer Gartenanlage. Tourismusinformationen oder touristisches Informationsmaterial leisten ebenfalls einen nennenswerten Beitrag (16 Prozent) zur gartenkulturellen Informationsvermittlung. Interessanterweise hat das Internet (6 Prozent) bislang keinen hohen Stellenwert in der Informationsvermittlung. Ähnlich gering ist die ermittelte Bedeutung von Anzeigen in der Zeitung (4 Prozent) und in der Werbung (6 Prozent).

Zur Verbesserung des Informationsangebotes können aus Sicht der Befragten insbesondere Anzeigen in Zeitungen (40 Prozent), Faltblätter und Broschüren (30 Prozent), eine Internetpräsenz (22 Prozent) sowie Beiträge über Radio und TV (12 Prozent) beitragen. Dies legt den Schluss nahe, dass Eigentümer von Parks oder gartenkulturelle Netzwerke diese Medien verstärkt einsetzen sollten, da genau diese Informationsquellen bislang auch nur selten zum Besuch von Gartenanlagen geführt haben.

Darüber hinaus konnten viele Hinweise gewonnen werden, dass einzelne Besuchergruppen wie Fachbesucher oder Menschen in unterschiedlichen Altersstufen bestimmte Informationsquellen bevorzugen. Derzeit nutzen etwa 16 Prozent in der Gruppe der 21 bis 30-jährigen das Internet und die über 70-jährigen wünschen sich doppelt so häufig Beiträge in TV und Radio (19 Prozent) wie der Durchschnitt. Insgesamt könnten aus den Ergebnissen Ansätze für konkrete Kommunikationsmaßnahmen abgeleitet werden, um die Vermittlung bestimmter Informationen für einzelne Zielgruppen besonders ansprechend zu gestalten.

Wie lang dauern Anreise und Aufenthalt der Gartenbesucher?

Gartenanlagen haben eine hohe Strahlkraft. Knapp die Hälfte der Besucher nimmt eine Anreisezeit von mehr als 0,5 Stunden in Kauf. Zwei Drittel der Besucher (65 Prozent) würden noch mehr Zeit für die Anreise investieren, wobei sich lediglich Familien mit Kindern anders verhalten. Sie begrenzen ihre Anreisezeit sehr häufig (85 Prozent) auf eine halbe Stunde. Zusammenfassend wurde eine Anreisebereitschaft von durchschnittlich 1,5 Stunden ermittelt, aus der sich relativ große Einzugsgebiete für die gartenkulturellen Orte ableiten lassen. Sie stellen einen wichtigen Faktor bei der Planung von Maßnahmen für die Öffentlichkeitsarbeit dar. Insbesondere bei der Ansprache der Journalisten von Tageszeitungen, Rundfunk und Fernsehen könnte dies ein wichtiges Argument sein. Hier herrscht noch immer die landläufige Einschätzung, dass gartenkulturelle Themen nur regional von Interesse sind.

Auch in Hinblick auf eine wirtschaftliche Wertschöpfung ist das Ergebnis von Interesse, dass Gartenanlagen geeignet sind, Besucher am Ort halten. Rund zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten halten sich bis zu zwei Stunden in den Gartenanlagen auf. Bestätigt werden konnte zudem, dass Gartenanlagen sowohl für Naherholung als auch für den Tourismus von Bedeutung sind. Für rund ein Fünftel der Besucher (21 Prozent) stellt die jeweilige Gartenanlage ein alltägliches Ziel der Naherholung dar. 57 Prozent der Besucher suchten die Gartenanlage als Teil eines Tagesausfluges oder als Tagesausflug und 22 Prozent als Teil einer Reise auf.

Welche gartenkulturellen Interessen haben die Besucher?

Die zweite zentrale Überlegung der Untersuchung war, ob das Potenzial gartenkultureller Orte und Angebote in Niedersachsen besser erschlossen werden könnte, wenn diese entsprechend der Besucherinteressen und Erwartungen entwickelt werden. Gezeigt hat sich, dass Gartenbesucher ein sehr breitgefächertes gartenkulturelles Interesse haben, auch wenn bestimmte Aspekte wie das "Speisen und Übernachten mit Gartenambiente" nur von bestimmten Gruppen besonders nachgefragt werden. Am stärksten interessieren sich die Besucher für kulturhistorische Besonderheiten (historische Bauwerke sowie landschaftliche und kulturelle Besonderheiten im Umfeld der Gärten), für den gärtnerisch-gestalterischen Formenreichtum (unterschiedliche Gartentypen und attraktive Pflanzungen und Blühaspekte) und die Bespielung der Gärten und Parks (Events und kulturelle Veranstaltungen im Garten). Erfreulicherweise stießen gartenkulturelle Aspekte aus dem Umfeld des Gartenbaus auch auf angemessenes Interesse, so dass diese niedersächsische Besonderheit in den weiteren Entwicklungen entsprechend berücksichtigt werden kann.

Was erwarten die Besucher von einem Garten?

Im Vorfeld des Besuches haben Besucher häufig keine prädiktiven Erwartungen aufgestellt. Sie hatten am ehesten die gartenunspezifischen Erwartungen, dass der Besuch "entspannend und ungezwungen" sein soll, dass ihr "Bedürfnis, Natur und Grün zu erleben" erfüllt wird und dass der Garten in einer "reizvollen Umgebung" liegt.

Die Gartenanlagen, die im Rahmen der Befragung stellvertretend für die vorhandene Vielfalt in Niedersachsen ausgewählt wurden, verfügen aus Sicht der Besucher über eine hohe Qualität. Im Vergleich einzelner Merkmale konnte bei den Aspekten "Wirkung der Anlage als Einheit" (87 Prozent), "Sauberkeit und Pflegezustand des Gartens" (83 Prozent) und "Gestaltung des Gartens" (80 Prozent) die höchsten Qualitätsbewertungen erreicht werden. Bezüglich der Infrastruktur zeigten sich 90 Prozent der Befragten zufrieden. Potenzial zur Verbesserung der wahrgenommenen Qualität bieten die Aspekte "Möglichkeiten zum Verweilen" und "Vielfalt an Bäumen und Blumen", zumal die Aspekte auch von potenziellen Besuchern am wichtigsten im Sinne einer normativen Erwartung bewertet wurden.

Als Resümee sahen lediglich fünf Prozent der Besucher ihre Erwartungen nicht erfüllt. Fachbesucher urteilten hier deutlich kritischer. Nahezu doppelt so viele Fachbesucher (zehn Prozent) sahen ihre Erwartungen nicht erfüllt und kommen zur negativsten Bewertung hinsichtlich "Sauberkeit und Pflegezustand des Gartens".

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Präsentation der Gartenhorizonte-Kategorien (Auszug aus dem Faltblatt Gartenhorizonte). Bildnachweis: Niedersächsische Staatsbad Pyrmont Betriebsgesellschaft mbH; Wirtschaftsverband Gartenbau e.V.; Schlosspark Lütetsburg; Ausbildungsförderwerk Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V.; Landkreis Emsland, A. Rohde
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Prädiktive Besuchererwartungen in Hinblick auf den Gartenbesuch. Potenzialanalyse Gartenhorizonte, Arge Amtshof Eicklingen Planungsgesellschaft GmbH & Co. KG und freiraumforum schoelkopf


Den Wert der Gartenkultur stärken

Bedeutung der Informationsvermittlung für die Gartenkultur

Die Potenzialanalyse hat grundsätzlich gezeigt, dass das Land Niedersachsen über ein hohes gartenkulturelles Potenzial verfügt, das sich unter anderem in der Vielzahl und Vielfalt gartenkultureller Orte und Angebote sowie im starken Interesse der Bevölkerung daran widerspiegelt. Es lässt sich eine grundlegende positive Besetzung des Themas Garten in der Bevölkerung verzeichnen, denn auch bei den potenziellen Besuchern konnte ein hohes allgemeines Interesse an Parks und Gärten (91 Prozent) festgestellt werden. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass nur eine eingeschränkte Vorstellung über die vielschichtige Ausprägung der Gartenkultur besteht. Im Vergleich zur allgemeinen positiven Grundhaltung zum Thema Garten ist beispielsweise die Sensibilisierung für den derzeitigen gesellschaftlichen Umgang mit der Gartenkultur, der sich zum Beispiel im schleichenden Verlust von gartenkulturellen Orten durch unzureichende Pflege zeigt, überraschend gering.5)

Eine Intensivierung der Informationsvermittlung durch die vielfältigen Akteure der niedersächsischen Gartenkultur stellt deshalb kurzfristig das wichtigste Instrument zur Bekanntmachung und Inwertsetzung nicht nur der weniger bekannten gartenkulturellen Orte und Angebote dar.

Handlungsbedarf hinsichtlich der gestalterisch-infrastrukturellen Entwicklung der gartenkulturellen Orte?

Die Befragung hat eine positive Qualitätsbewertung der Gärten und eine hohe Besucherzufriedenheit ergeben. Der gestalterischen oder infrastrukturellen Entwicklung der gartenkulturellen Orte, vorausgesetzt natürlich sie verfügen über eine vergleichbare Qualität der Befragungsorte, kommt deshalb im Vergleich zur Informationsvermittlung eher eine mittelfristige Priorität zu. Dabei sollten die Erwartungen und Interessen der Besucher im Zentrum der Überlegungen stehen und die positive Bewertung auch kritisch hinterfragt werden.

Zwar zeigte sich, dass der Gartenbesuch bislang eher mit gartenunspezifischen Erwartungen verbunden ist und seltener ein spezielles Besichtigungsinteresse vorliegt. Dies kann sich aber durchaus ändern. Bei steigenden Kenntnissen zur Gartenkultur durch eine verbesserte Informationsvermittlung und vermehrten Gartenbesuchen im Zuge des wachsenden Gartentourismus kann es denkbar sein, dass auch eine höhere Qualität erwartet werden wird. In Ländern mit einer langen Tradition des Gartentourismus wie Großbritannien oder Frankreich ist dies bereits der Fall. Ausländische Besucher dieser Länder dürften zudem diese Maßstäbe als potenzielle Besucher auch auf die niedersächsischen Gartenanlagen anwenden.

Empfehlungen zur Inwertsetzung der Gartenkultur

Die Vielfalt der niedersächsischen Gartenkultur wurde in fünf Potenzialkategorien strukturiert. Diese sogenannten Gartenhorizonte-Kategorien umfassen die "kulturellen", die "formenreichen", "bildenden", "lebendigen" und "produktiven" Gartenhorizonte und bilden eine Grundlage für alle weiteren Überlegungen.

Eine Inwertsetzung kann auf lokaler, regionaler und landesweiter Ebene in Niedersachsen erfolgen. Auf der lokalen Ebene besteht die direkte Möglichkeit, die Qualität und Bekanntheit der gartenkulturellen Orte und Angebote zu steigern, sofern dies als Ergebnis einer gesonderten, mit Eigentümern und Fachleuten durchgeführten Einzelfallbetrachtung erforderlich wird. Ein erarbeiteter Einstufungs- und Erfassungsbogen soll eine Hilfestellung bei der Bewertung der eigenen Anlagen geben, eine Einstufung in die Gartenhorizonte-Kategorien ermöglichen und gleichzeitig für die landesweite Erfassung notwendige Basisinformationen liefern. Die Untersuchung liefert darüber hinaus Maßnahmenempfehlungen für die lokale Informationsvermittlung und gestalterisch-infrastrukturelle Entwicklung der Anlagen.

Das hohe Interesse an den landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten im Umfeld der Gärten und die große, oben beschriebene Anreisebereitschaft der Besucher legen auf regionaler Ebene die Empfehlung nahe, vernetzte regionale Angebote zu entwickeln und zu kommunizieren. Für die Beispielregion der Stadt Westerstede wurde ein gesundheitsorientiertes, gartenkulturelles Entwicklungsleitbild mit Maßnahmenempfehlungen zur regionalen Vernetzung diskutiert, das an bestehende Leitziele der Stadt Westerstede und gartenkulturellen Besonderheiten anknüpft.6) Das Ammerland ist als Baumschulregion bekannt, die beispielsweise auch über touristische Qualitäten als "Radfahrerparadies" verfügt. Westerstede zeichnet sich zudem als Rhododendronzentrum aus. Der Landkreis Ammerland kommuniziert diese Stärken bereits erfolgreich als "Parklandschaft Ammerland" für die touristische Vermarktung. Deutlich wurde aber auch, dass die gartenkulturelle Informationsvermittlung für Bürgerinnen und Bürger der Region zurzeit unterrepräsentiert zu sein scheint und deshalb ratsam wäre.

Im Rahmen der landesweiten Inwertsetzung kann die Informationsvermittlung zur Stärkung der gesellschaftlichen und politischen Relevanz der Gartenkultur beitragen, die letztlich wieder den gartenkulturellen Orten zu Gute kommt. Hierfür sind naturräumliche, aktionsräumliche, inhaltliche, organisatorisch-personelle und mediale Dimensionen ermittelt und mit ersten Maßnahmenempfehlungen untersetzt worden. Als Auftaktveranstaltung für ein landesweites Netzwerk Gartenhorizonte werden diese Ergebnisse und Empfehlungen beim Gartenhorizonte-Symposium am 29. Mai 2013 in Westerstede mit Experten, Vertretern von Garteninitiativen und Anlagenbetreibern diskutiert und durch das Aufzeigen zusätzlicher Handlungsfelder weiterentwickelt.

Anmerkungen

1) Diese Untersuchungen konzentrieren sich überwiegend auf zielgruppenorientiertes Marketing für historische Anlagen und gartentouristische Leuchtturmprojekte, auf Evaluierungen von Gartenschauen und Veranstaltungen oder Nutzungsanforderungen für urbane Freiräume als Orte der öffentlichen.

2) In der Steuerungsgruppe arbeiten Vertreter des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung sowie der Regierungsvertretung Lüneburg zusammen.

3) "Potenzialanalyse Gartenhorizonte - Erhebung zur Erwartungshaltung von Fachbesuchern und interessierten Laien an Gartenanlagen in Niedersachsen" im Auftrag der Stadt Westerstede. 2011-2012. Bearbeitet von der Arge Amtshof Eicklingen Planungsgesellschaft GmbH & Co. KG - freiraumforum schoelkopf. Fachlich begleitet durch die Steuerungsgruppe Gartenhorizonte. Gefördert mit Mitteln des Landes Niedersachsen und der Europäischen Union.

4) Gemäß dem Untersuchungsansatz, Erwartungen, Interessenslagen und Besuchsverhalten von tatsächlichen und potenziellen Besuchern von gartenkulturellen Orten und Angeboten vergleichen zu können, wurden zwei unterschiedliche Befragungskontexte gewählt. Die tatsächlichen Besucher (Befragungskontext 1) beziehen sich auf die Grundgesamtheit aller Personen, die tatsächlich in gartenkulturellen Orten angetroffen wurden ("on-site" Gruppe). Potenzielle Gartenbesucher (Befragungskontext 2) beziehen sich hingegen auf die Grundgesamtheit der deutschen Bevölkerung außerhalb von Gärten ("off-site" Gruppe). Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt allerdings auf dem Befragungskontext 1. Der Vergleich soll lediglich erste Hinweise für weitere Untersuchungen liefern.

5) Schoelkopf, Petra (2010): Schönheit der Gärten im Sinne des Menschen. Pflegemanagement für Parks und Gärten. In: Stadt und Grün. Ausgabe 03/2010. S. 43-48.

6) Ziele aus dem Leitbild "Westerstede - Die Gesundheitsstadt im Grünen" sowie aus dem Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK) "Mittleres Ammerland", zu dem sich die drei Kommunen Gemeinde Bad Zwischenahn, Gemeinde Edewecht und die Stadt Westerstede zusammen geschlossen haben.

Dipl.-Ing. Petra Schoelkopf
Autorin

Freie Landschaftsarchitektin bdla

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