Eine extensive Staudenpflanzung kommt in die Jahre

Der Goetheplatz in Kassel

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Pflanzkonzepte
Ansicht Goethestern. Foto: Stefan Körner

Im Herbst 2005 wurde vom damaligen Fachgebiet Landschaftsbau und Vegetationstechnik basierend auf studentischen Entwürfen der Goethestern im Vorderen Westen Kassels bepflanzt. Die Grundgestalt des Platzes stand fest, entworfen wurden lediglich Pflanzthemen und -kombinationen. Obwohl der Goethestern aussieht wie ein Verkehrskreisel, handelt es sich rechtlich um eine Kreuzung von sechs auf ihn zulaufenden Straßenzügen, auf der sich auf einer Fläche von 560 Quadratmeter die Staudenpflanzung befindet. Die wichtigsten Gehverbindungen führen mit kreuzweise den Platz durchschneidenden Pflasterwegen direkt über den Goethestern und teilen ihn in vier "Tortenstücke" von je 50 bis 60 Quadratmeter Pflanzfläche ein, die sich um ein rundes Mittelbeet gruppieren. Mittelbeet und Pflanzflächen sind kniehoch mit Buchs gesäumt. Damit erinnert die Aufteilung an die eines klassischen Bauerngartens. Der Platz befindet sich in einer weitgehend erhaltenen gründerzeitlichen Bebauung mit einem gut besuchten Naturkostladen im Erdgeschoss eines Gebäudes. Damit ist er kein reiner Verkehrsraum, obwohl durch Auto- und Busverkehr stark geprägt, und somit auch keine Restfläche wie sonst Verkehrskreisel, die man möglichst auffällig gestalten will, um ihnen noch etwas abzugewinnen. Die Bänke werden häufig genutzt. In den Beeten befanden sich bis zur Umgestaltung lediglich Rasen, im zentralen Rundbeet im Sommer mal eine Palme, mal ein Oleander. Die Gestaltung war demnach alles andere als originell. Das Ziel der Bepflanzung bestand darin, eine langlebige und möglichst im ganzen Jahresverlauf blühende Staudenflur zu etablieren, die üppig wirkt aber extensiv zu pflegen ist. Nach mehr als zehn Jahren soll nun Bilanz gezogen werden.

Bauweise

Die Bepflanzung wurde mit einem minimalen Budget durchgeführt. Der Ortsbeirat des Vorderen Westens stellte 5000 Euro zur Verfügung. Daher wurde auch keine Pflanzplanung im engeren Sinne durchgeführt, sondern anhand der Themen und aufgrund der Flächengröße Arten und Sorten festgelegt sowie Stückzahlen kalkuliert. Ein Bodenaustausch kam nicht in Frage. Der vorhandene Scherrasen war bis auf Löwenzahn weitgehend frei von dauerhaften Unkräutern, nur an den Rändern befand sich im Pflaster noch Quecke. Eine Probegrabung vor Planungsbeginn ergab einen hohen Anteil an Basaltschotter und Splitt bis in einen halben Meter Tiefe. Lediglich die obersten zehn Zentimeter hatten eine lehmige Oberbodenqualität. Um davon möglichst viel zu erhalten, wurde der Rasen mit dem Bagger nur etwa fünf Zentimeter stark abgeschält. Anschließend wurde die Fläche mit dem gleichen Bagger etwa 40 Zentimeter tief umgegraben, wobei noch Teile des alten Kopfsteinpflasters auftauchten. Dieses wurde entfernt. In der Fläche liegen ferner mehrere Gasleitungen und ein Wasser-Hydrant. Außer dem abschließenden Einebnen erfolgte keine weitere Bodenbearbeitung. Lediglich beim Pflanzen wurde anspruchsvolleren Arten, wie Miscanthus oder Astern, noch eine Schaufel städtischen Kompostes mit ins Pflanzloch gegeben. Nach der Pflanzung wurde auf je zwei Flächen etwa sieben Zentimeter hoch mit Basaltsplitt 4/8 und Rundkorn-Quarzkies 2/4 gemulcht. Der Auftrag des Materials erfolgte nach der Pflanzung, indem es mit Eimern zwischen die Pflanzen geschüttet wurde, deren Ballen nur zu zwei Dritteln eingegraben waren. Zu diesem Zeitpunkt lagen keine Erfahrungen mit dem Material vor, daher wurden zwei Varianten ausprobiert. Für den ortstypischen Basalt sprach die gute regionale Verfügbarkeit und seine Dauerhaftigkeit, der Kies war hingegen preislich günstiger. Heute experimentieren wir am Fachgebiet viel mit Schotterabdeckungen beziehungsweise pflanzen auch mit guten Ergebnissen in reine wassergebundene Decken oder Schottersubstrate mit Nullanteilen, jedoch ohne organische Bestandteile. Davon, wie auch von der Anlage eines temporären Parks mit großflächig angesäten und initial bepflanzten Staudenflächen, wird bei Gelegenheit noch zu berichten sein.

Pflanzkonzept

Grundsätzlich sollte die Bepflanzung des Goethesterns zwar üppig wirken und langlebig sein. Es wurden jedoch auch kurzlebige Arten eingestreut, die am Anfang die Regie übernehmen und später dann etwa durch Trockenheit entstandene Lücken füllen sollten. Die verwendeten Arten sollten mindestens 40 Zentimeter Höhe erreichen, um über der Buchsbaumhecke sichtbar zu sein. Der Platz sollte aber aus Gründen der Verkehrssicherheit auch zu überblicken sein. Daher wurden vor allem größere Partien mit Pflanzen zwischen 50 und 70 Zentimeter Höhe verwendet, rhythmisiert mit höheren Gräsern und Einzelstauden. Neben Strukturen und Texturen wurden auch in Form und Farbe möglichst prächtige Blüten gewünscht. Prächtigere Pflanzungen sind normalerweise anspruchsvoller an den Standort und die Pflege, doch gibt es auch auffallende aber trockenheitsverträgliche Arten. Die gelieferten Pflanzen wurden auf dem Platz intuitiv ausgestellt, dabei aber auch mit den Themen im Kopf kombiniert. Da es sich um vier "Tortenstücke" handelt, wurde darauf geachtet, dass sich Kombinationen immer in dem jeweils diagonal gegenüber liegenden Beet wiederholen. Dadurch entstand eine gewisse Spontanität, die mit der strengen Gestaltung des Platzes kontrastierte aber dennoch eine Ordnung aufwies. Nach anfänglicher intensiverer Etablierungspflege sollte die Pflanzung nur noch im Januar oder Februar zurückgeschnitten werden, um auch einen Winteraspekt zu erhalten.

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Pflanzkonzepte
Kugeldistelblüte. Foto: Stefan Körner
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Frühjahrsgeophythen. Foto: Stefan Körner
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Frühjahrsgeophythen. Foto: Stefan Körner
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Allium ‘Globemaster‘ mit Salvia und verblühtem Allium aflatunense ‘Purple Sensation‘. Foto: Stefan Körner

Die Blüte beginnt mit frühjahrs- bis frühsommerblühenden Geophyten wie mit Krokussen, Zierlauch, Spornblume im Frühsommer, Kugeldistel und Perovskia im Hochsommer bis hin zu Goldrute im Spätsommer sowie Astern und Gräsern im Herbst. Die Blüte endet im November. Im Winter herrschen Arten mit lang wirksamen Strukturen vor. Versuche, Gehölze mit farbigen Rinden anzusiedeln, sind leider weitgehend gescheitert. Grundsätzlich herrschte ursprünglich von Frühjahr bis Sommer ein Steppencharakter vor, der dann im Spätjahr in einen Präriecharakter kippt. Es wurden Schwerpunkte mit Aspektbildnern gewählt, dies aber nicht schematisch, sondern mit fließenden Übergängen und angereichert mit weiteren Arten in kleinen Mengen. Nachdem die Stadt mittlerweile eine Minimalpflege durchführt, zeichnet sich ein Steppenheidecharakter ab, über dessen Verstärkung durch weitere Arten wir immer wieder nachdenken.

Der genauere Jahresgang der Pflanzung

Die Tendenz zur Steppenheide resultiert daraus, dass Kassel in den vergangenen Jahren durch ein trockenes Frühjahr geprägt war. Das galt auch für 2016, als es in Deutschland sonst überall regnete. Das Ergebnis war Trockenstress in der Hauptwachstumsphase. Hinzu kamen Eingriffe, weil eine defekte Gasleitung repariert werden musste. Auch wurden wenige Arten entfernt, die sich stark ausbreiteten.

In der ersten Jahreshälfte von Ende Januar bis Anfang Juni blühen Geophyten, beginnend mit Krokussen über Narzissen, Tulpen bis hin zu Allium aflatunense 'Purple Sensation' und 'Globemaster'.

Letzteres bleibt an seinem Stadort, Allium aflatunense hat sich hingegen durch Aussaat stark ausgebreitet, so dass sein absterbendes braunes Laub den Boden bedeckt und mitunter unansehnlich wirken kann. Dennoch möchte man es nicht missen. Die Narzissen haben sich als dauerhaft erwiesen, doch aufgrund von Nährstoffmangel nicht wesentlich Brutzwiebeln ausgebildet. In manchen Flächen sind sie zurückgegangen bzw. durch die Reparatur der Gasleitung mit dem Substrat teilweise entfernt worden. Tulipa White Emperor ist erwartungsgemäß verschwunden, 'Füsilier' hält sich bis heute. Vereinzelt sieht man noch gelbe Fritilaria. Insgesamt ist die Narzissen-Tulpenblüte ein echter Blickfang.

Nach der Allium-Blüte folgen im Frühsommer nahtlos Centranthus und Salvia, kombiniert mit Iris pallida und Papaver orientale 'Showgirl', ebenfalls durch die Reparatur reduziert, sowie ursprünglich Achillea 'Credo' und 'Coronation Gold'. Die Schafgaben sind aufgrund der Trockenheit der Flächen und dem verringerten Nährstoffangebot durch eingestellte Düngung weitgehend verschwunden, insbesondere sehr schnell die blassgelbe Sorte 'Credo'.

Die im Juni und Juli blühende gelbe Eremurus stenophyllus ist noch vorhanden, blüht aber nicht jedes Jahr. Dafür hat sich partiell Euphorbia polychroma stark ausgesät. Auch Allium sphaerocephalon ist noch vereinzelt vorhanden. Insbesondere die Spornblume, die nach etwa sechs Jahren bei einem weitgehend geschlossenen Staudenbestand vorübergehend fast verschwunden war, hat von den trockenen Frühjahren, die Lücken im Bestand hinterließen, stark profitiert. Es waren genug Samen in der Samenbank vorhanden, die wieder auskeimen konnten. Salvia nemorosa samt sich vor allem am Rand des Granitpflasters der Wege aus.

Im Hochsommer legt die Pflanzung eine Pause ein. In dieser Zeit sind Echinops ritro, die sich ebenfalls stark ausgesät hat, und Perovskia unverzichtbar.

Sollten ursprünglich Rudbeckien, Solidago und Astern das Jahr beschließen, so ist Rudbeckia fulgida v. deamii mittlerweile nahezu völlig verschwunden, obwohl sie als trockenresistenter als die Sorte 'Goldsturm' gilt.

Aster x amethystinus 'Freiburg' blüht bis in den November und reagiert auf Trockenheit lediglich mit einem gedrungenen Wuchs. Sie hat große Horste ausgebildet. Die verwendeten europäischen Steppen- und andere Arten wie die Steppen-Wolfsmilch, Steppen-Salbei, Aster pyrenaeus 'Lutetia', Aster sedifolius, Euphorbia polychroma oder Sedum 'Matrona' haben sich schon länger in extensiver gepflegten Pflanzungen im öffentlichen Grün bewährt.

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Frisch gepflanztes Mittelbeet mit Lavendel, Gaura und Verbena. Foto: Stefan Körner
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Aster sedifolius. Foto: Stefan Körner
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Aster x amethystinus ‘Freiburg‘ mit Heterotheca camporum. Foto: Stefan Körner

Lavendel in der starkwüchsigen, silbrigen Sorte 'Grappenhall', kombiniert mit Perovskia, Allium aflatunense 'Purple Sensation', sollte ursprünglich das Mittelbeet füllen. Er wurde jedoch von den Stadtgärtnern immer wieder ins alte Holz zurückgeschnitten und ist mittlerweile weitgehend verschwunden. Als Ersatz wurde Salvia officinalis 'Major' nachgepflanzt, der langsam unter der dichten Perovskia durchkriecht und das Beet erobert. Manchmal tauchen auch noch ein paar Blüten von Gaura lindheimeri auf, die anfänglich ebenfalls gepflanzt wurde.

Die Monate von November bis Februar sollten ursprünglich vor allem mit dem Gräseraspekt und den Samenständen der Stauden überbrückt werden. Doch haben sich weder das an sich robuste Calamagrostis 'Karl Foerster' noch die verschiedenen Miscanthus bewährt. Sie sind zwar noch vorhanden, wachsen aber kaum, was neben der Trockenheit sicherlich auch am Nährstoffmangel liegt. Stipa gigentea, ursprünglich an den Sitzplätzen gepflanzt, ist völlig verschwunden. Als einziges Gras hat sich Panicum virgatum 'Strictum' gut gehalten. Rudbeckia entfällt mit seinen Köpfchen im Winter mittlerweile, Solidago rugosa 'Fireworks' Achillea, Astern und mitunter noch die kurzlebige Agastache sind kaum verzichtbar. Perovskia wirkt mit grauen Trieben. Schnell etwas unansehnlich kann Echinops aufgrund seines früh trockenen braunen Laubes wirken. Sehr standfest sind die Stängel des Purpur-Fenchels, der im Winter 2008/09 weitgehend erfror. In den folgenden trockenen Jahren keimte er jedoch aus der Samenbank wieder aus und verbreitete sich so stark, dass ihn die Stadt sogar bekämpfte. Mit der Rodung stärkerer Pflanzen wurden jedoch auch leider viele Geophyten entfernt. Sedum 'Matrona' entwickelte sich relativ schlecht. Lange wirkte das silbrige Laub von Artemisia 'Lambrook Silver', die gepflanzt wurde, um zwischen den Farben zu vermitteln und die Flächen an trüben Tagen aufzuhellen. Sie ist aber mittlerweile auch verschwunden, wahrscheinlich aufgrund der im Frühjahr in Kassel häufig vorkommenden Barfröste. Weiter wurden 2009 auf zwei sich diagonal gegen über liegenden Flächen Salix alba 'Britzensis' und 'Vitellina' gepflanzt, ergänzt mit Cornus alba 'Sibirica'. Sie sollten als nicht Ausläufer treibende Arten ursprünglich immer mit den Stauden im Frühjahr herunter geschnitten werden und mit ihren gelben, orangenen und roten Trieben den Flächen einen winterlichen Farbaspekt verleihen. Doch aufgrund der großen Trockenheit haben nur zwei dicht gepflanzte Exemplare von Salix alba 'Vitellina' überlebt. Die Stadt setzt sie leider im Frühjahr nicht auf Stock, so dass immer wieder farbige Ruten austreiben, sondern kürzt sie stets aufs Neue ein, um einen kompakten Stauchwuchs zu erreichen. Denkbar wären auch trockenresistentere Sorten von Cornus sanguinea mit orangeroter Rinde gewesen, doch wollten wir dies wegen eventueller Ausläuferbildung nicht riskieren.

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Centranthus-Blüte mit Salvia nemorosa und Iris pallida. Foto: Stefan Körner

Langlebigkeit der Pflanzung

Die Stauden wurden nie aufgenommen und Teilung durch Teilung verjüngt. Abgesehen von den Ausfällen funktioniert das gut. Als Lückenfüller und Akzeptanzarten für die Startphase waren einige kurzlebigere, aber sich selbst versamende Schnellentwickler verwendet worden, wie Verbena bonariensis, Gaura lindheimeri und Verbascum bombyciferum. Die Rote Spornblume, Centranthus ruber 'Coccineus', wurde als wichtiger und langblühender Farbträger mit Fernwirkung gewählt, auch weil sie sich auf dem Campusgelände der Universität Kassel auf Kalkschotterflächen entlang von Fassaden schon seit Jahrzehnten hält. Als besonders dauerhafte Art wurde auf dem Goethestern Acanthus balcanicus verwendet, der sich zwar nur langsam, aber stetig entwickelte. Er ist mittlerweile allerdings aus unbekannten Gründen verschwunden.

Foeniculum und Centranthus erhalten sich sehr gut durch Selbstausaat, ersterer schon fast zu gut. Die als Ersatz für Rudbeckia nachgepflanzte, sehr trockenresitente und standfeste Heterotheca camporum versamt sich ebenfalls, ohne zu wuchern. Diese Art blüht zweimal, wobei die zweite Blüte im Herbst stärker ausfällt und bis in den November reicht. Knautia macedonica ist völlig verschwunden. Verbena bonariensis wurde noch einmal nach dem Eingriff für die Gasleitung nachgepflanzt und Gaura lindheimeri taucht vereinzelt noch auf. Als völliger Fehlschlag erwies sich die bienne Verbascum bombyciferum, die sich trotz mehrmaligen Nachpflanzens nicht reproduziert hat. Auch die als Alternative nachgepflanzte staudige Verbascum chaixi 'Album', deren weiße Kerzen mit roten Staubfäden im Juni/Juli perfekt zu den roten Centranthus passen, ist nicht wirklich langlebig und versamt sich nur vereinzelt.

Einen besonderen Problemfall bildete die ursprünglich geplante Anthemis tinctoria 'Sauce Hollandaise'. In der Staudensichtung hoch bewertet und als dauerhaft eingeschätzt, wurde sie als langblühende, cremefarbene Ergänzung zu den bunteren Farben gewählt. Sie wird aber nach den Erfahrungen im eigenen Garten nicht wirklich alt und muss immer wieder durch Stecklinge ersetzt werden. Am Goethestern wurde statt ihr die gelbblühende Wildform geliefert, was bei der Pflanzung nicht erkennbar war. Diese wurde zunächst toleriert, weil sie so üppig blühte. Aber dann war es zu spät, denn sie samte sich als Rohbodenbesiedler so stark aus, dass sich regelrechte Rasen aus Sämlingen bildete, die dann mühsam gejätet werden mussten. Als die Pflanzung nach den ersten Jahren geschlossen war, trat sie nicht mehr auf. Erst nachdem durch Ausfälle wieder Lücken entstanden waren, tauchten aus der Samenbank neue Exemplare auf. Wir gaben den Kampf auf, doch entwickelte sie sich in dem etablierten Bestand nicht mehr so stark und "nischte" sich ein.

Auf einer Problemstelle, wo das Pflanzenwachstum aus unersichtlichen Gründen schlecht ist, wurden auch Buphtalmum salicifolium, Chrysanthemum corymbosum und die Goldaster, Heterotheca camporum, ausprobiert. Buphtalmum expandiert nicht, obwohl sie sich in einer anderen Versuchsfläche des Fachgebiets gut aussät. Hetreotheca hat sich zu einer Stütze der Pflanzung entwickelt, die sich nicht nur wunderbar mit Aster x amethystinus 'Freiburg' kombiniert, sondern auch standfest ist und im Winter goldfarbene Samenpuschel bildet. Chrysanthemum corymbosum als Art des thermophiler Säume hat sich, wie auch in anderen Anlagen des Fachgebiets, gut etabliert und samt sich aus. Selbst der 2015 eingebrachten Trockenrasenart Filipendula vulgaris sowie Cephalaria gigantea ist es an diesem Standort zu trocken, sie wachsen bislang kaum.

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Winterlicher Staudenaspekt. Foto: Stefan Körner

Euphorbia seguieriana var. Niciciana wurde durch den Eingriff für die Gasleitung entfernt und hat sich überraschenderweise auch an den anderen Stellen nicht so gut gehalten. Bei ihr liegt das wohl eher weniger an der Trockenheit als an Spätfrösten. Linaria purpurea, die ebenfalls in die schüttere Problemfläche eingebracht wurde, säte sich nicht wie erwartet aus. Ebenfalls jüngst eingebracht wurde Teucrium hibernica.

Pflege und praktische Empfehlungen

Konzipiert wurde eine Anlage mit einem geringen Pflegebedarf. Nachdem nach drei Jahren Etablierungspflege die Unterhaltung der Fläche auf die Stadt übertragen wurde, goss diese anfänglich bei sehr großer Trockenheit die Pflanzen. In den ersten Jahren wurde auch im März mit Floranid permanent einmal gedüngt, nicht nur zur Förderung der Geophyten, sondern auch um die Vitalität nährstoffbedürftiger Arten wie Rudbeckia fulgida v. deamii, der hohen Astern und Miscanthus zu erhalten. Mittlerweile hat sich faktisch aber eine Minimalpflege der Fläche durchgesetzt, bei der nicht mehr gedüngt und gewässert wird. Bewährt hat sich eine Kontrolle im Frühjahr, wenn sich im feuchten Boden die Wurzelunkräuter leicht ziehen lassen. Diese halten sich jedoch sehr im Rahmen, eher bilden sich Dominanzen von Zierarten (Foeniculum und Alium). Allerdings taucht die Strandquecke vereinzelt immer wieder auf. Noch gut sichtbar ist die mineralische Mulchschicht, da abgeschnittene Stängel entfernt werden. Wird durch das Ziehen oder Ausgraben von Pflanzen Erde nach oben gebracht, wäscht diese mit der Zeit wieder aus, so dass die mineralische Abdeckung wieder sichtbar wird. Sie hat sich insofern auch bewährt, als Kahlstellen immer ordentlich aussehen.

Die eingebrachten Geophythen treiben bei den milden Wintern der letzten Jahre teilweise schon Ende Januar aus. Damit sie nicht zertreten werden, muss der Frühjahrsrückschnitt der Stauden immer früher erfolgen, bestenfalls bereits im Januar.

Fazit

Die Pflanzung auf dem Goethestern ist zu einem charakteristischen Bestandteil des Bezirks geworden, auf den man immer wieder angesprochen wird. Wir haben keine systematischen Befragungen vorgenommen, aber hören immer wieder positive Urteile, wenn wir uns etwa auf dem Platz aufhalten. Auch dient er als Vorbild bei der Anlage von Privatgärten. Der wilde Charakter wird als belebend empfunden, auch die Ruhephase im Sommer wird dank vor allem der prächtig entwickelten Perovskien nicht als negativ eingeschätzt. Die Strukturvielfalt des Winteraspekts wird ebenfalls überwiegend geschätzt, nur wenige verstehen nicht, warum das Tote über den Winter stehen bleibt.

Gerade im Winter kommt der einfassenden Buchsbaumhecke eine wichtige ordnende Rolle zu. Wenn sie geschnitten wird, werden auch die toten Stängel der Stauden an den Rändern ca. 30 Zentimeter tief in die Pflanzung mitabgeschnitten. Die Hecke verhindert auch, dass Menschen oder Hunde die Flächen betreten. Allerdings funktioniert das nur so gut, weil die Platzquerungen pragmatisch in die wichtigsten Gehrichtungen angelegt sind und daher niemand den Weg abkürzen will. Der Platz wird sehr gerne zum Sitzen angenommen. Das unterscheidet ihn von der jüngeren, "architektonischen" Anlage des Rudolphsplatzes, der nicht allzu weit entfernt ist. Hier kämpfen in der vollständig versiegelten Fläche einige Taxus ums Überleben.

Prof. Dr. Stefan Körner
Autor

Universität Kassel, Fachgebiet Landschaftsbau, Landschaftsmanagement und Vegetationsentwicklung

Universität Kassel

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