Interkulturelle und generationsübergreifende Nutzung eines Geländes in Bonn-Beuel

Der lange Weg zum Spiel

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Landschaftsarchitektur
Präsentationstermin der Modelle vor Ort. die3 Landschaftsarchitektur
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Wünsche: Rutsche. die3 Landschaftsarchitektur

Vor acht Jahren wurde auf der rechten Rheinseite von Bonn, im Stadtteil Beuel ein neues Baugebiet erschlossen. Trotz des im gesamten Stadtgebiet aufgrund steigender Bevölkerungszahl bestehenden Drucks auf die wenigen zur Verfügung stehenden und verbliebenen Bauflächen, legte die Stadt Bonn bereits im Bauleitplanverfahren großen Wert darauf, dass eine zentral gelegene Fläche des Baugebiets als großzügiger, öffentlicher Freiraum entwickelt wird. Das Herzstück des neuen Viertels ist eine Freifläche mit einer Größe von etwa 2500 Quadratmeter.

Das Wohngebiet wurde in den letzten Jahren realisiert und umschloss in der Folge die künftige öffentliche Freifläche an drei Seiten. Prägend waren bisher vor allem zwei Alt-Bäume und zahlreiche Obstbäume, die als Zeugnisse der ursprünglichen Obstwiese und einer Nutzung als Schrebergärten standen.

Die Bewohner, vor allem die Kinder, eigneten sich mit voranschreitender Entwicklung des Baugebiets diesen Zwischenraum im Laufe der Zeit selbst an. Dies war der Ausgangspunkt eines intensiven Planungsprozesses für die Gestaltung der Fläche als Spielplatz und Treffpunkt des Viertels, der im Frühjahr 2009 begann.

Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels und der Öffnung zur Bürgergesellschaft wurde die Planung gemeinsam mit dem Jugendamt der Stadt Bonn durchgeführt. Ziel des Konzeptes war eine interkulturelle und generationsübergreifende Nutzung. Gemäß dem Motto mitmachen - mitreden - mitgestalten wurden die Kinder des Viertels und einer benachbarten Grundschule angeregt, ihren Spielplatz mitzugestalten. In das darauf zu entwickelnde Gestaltungskonzept wurden die vielen Gespräche und Diskussionen, Wünsche und Anregungen der Bürger einbezogen. Wunsch war vor allem eine "Spiellandschaft", in der sich alle Generationen zwanglos treffen können. Die Fläche sollte "aus sich heraus" einen Spielwert erhalten und in ihrer Grundgestalt robust für einen Generationenwechsel innerhalb des Wohnquartiers sein.

Die Grundlage für die Planung lieferte eine eintägige Zukunftswerkstatt mit den Kindern des Stadtteils im März 2009. Als Thema kristallisierte sich "Indianer" für potenzielle Spiellandschaften heraus. Die entwickelten Ideen und Wünsche mündeten in von den Kindern gebastelten farbenfrohen Modellen.

Bei einem Ortstermin mit Kindern, Anwohnern, der Stadt Bonn und den beauftragten Planern wurden diese im Herbst 2009 auf der künftigen Spielfläche vorgestellt. Hier zeigten die Kinder auf Streifzügen über die Fläche auch ihre Lieblingsplätze. Als besondere Qualität des Ortes empfanden sie die große, offene Wiesensenke zum herumtollen, die vielen bunten Früchte der alten Obstbäume und -sträucher, sowie Trampelpfade durch das Dickicht. Für die Planer waren so bereits kinderfreundliche Räume erkennbar. Die Ergebnisse dieses Vor-Ort-Treffens mündeten in der Erstellung eines Modells durch das Planungsbüro zur Veranschaulichung der räumlichen und thematischen Ideen der Kinder. Das schon vorhandene räumliche Potenzial und die von den Kindern genannten Wunschthemen wurden auf der Fläche mit dem Thema "Prärie" weiterentwickelt. Das Konzept wurde anhand des Modells nochmals vor Ort unter Beteiligung der Kinder und Anwohner diskutiert. Mit diesem Modell endete die gemeinsame Projektarbeit zunächst.

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Modell auf Basis der Zukunftswerkstatt. die3 Landschaftsarchitektur
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Perspektive auf Basis der Zukunftswerkstatt. die3 Landschaftsarchitektur

Bewegung in der Prärie

Das Gestaltungskonzept sah vor, die bisherige Wiesenmulde wird über Bodenmodellierungen in eine bewegte Wiesenfläche verwandelt. Durch die Hügel mit Höhen zwischen 30 und 200 Zentimeter entstehen vielfältigste Raumeindrücke. Sie bilden Rückzugsorte und bieten sich zum Toben an. Dieser Bereich bietet vor allem kleineren Kindern Möglichkeiten für Bewegungsspiel und Naturerfahrung. Ein großer Sandkasten mit Rutsche in der Nähe eines Bestandbaums ist Treffpunkt für die Eltern und die kleineren Kinder. Verschiedene abstrakte Objekte, wie farbige Stelen bieten vielfältige Möglichkeiten zum Erproben der körperlichen Grenzen, zum Balancieren, Hüpfen, Springen, Klettern und Kriechen.

Der nördlich des Weges gelegene Teil des Spielplatzes wurde schon vor dessen Realisierung sehr stark von den Kindern genutzt. Auf dieser Seite weitet sich der Weg auf und umläuft ein relativ mittig gelegene Baumhaus. Im Zuge der Realisierung erwiesen sich die alten Obstbäume, die als Kulisse für das Baumhaus dienten, leider als stark bruchgefährdet, so dass deren Fällung vorgenommen werden musste. Die darauf neu gepflanzten Bäume sollen dem Baumhaus zukünftig die passende Kulisse geben, können den verlorenen Altbaumbestand aktuell jedoch noch nicht aufwiegen. Die Randbereiche des Spielplatzes wurden auf Wunsch der Kinder und Anwohner und in Anlehnung an die bisher schon genutzten Obstbäume mit einer Blüh- und Fruchthecke bepflanzt. Eichen, Esskastanien und neue Apfelbäume komplettieren das Angebot an Früchten. Die Verbreiterung des Weges wurde in einem Abschnitt so bemessen, dass hier Sitz- und Spielflächen entstanden. Spielgehölze wie Weiden, aber auch Eichen ergänzen den Baumbestand aus Obstgehölzen und bieten mit Früchten und Blattfärbung (Indian Summer) jahreszeitliche Anregungen zum Spiel. Langfristig hüllen Sie das Spielhaus mit ihren Kronen ein.

Der mittig durch den Spielplatz verlaufende Asphaltweg wird als abstrakte Spielfläche zum Malen, Rollerfahren oder Treffen genutzt. Durch die unregelmäßige Form wird ein schnelles und gefahrvolles Durchqueren des Spielplatzes verhindert. Rampen und schräge Ebenen erschließen tiefer gelegene Spielflächen, die, um eine vielfältige räumliche Gliederung zu erreichen, in Teilen angehoben wurden. Letztlich erlauben die Modellierungen eine vielfältige Bespielung der Fläche auf mehreren Ebenen. Eine Kriechröhre verbindet den nördlichen und südlichen Spielbereich auf der Bestandsebene. Alle Erschließungswege queren als barrierefreie Rampen den Spielplatz.

Mach mit, mach's nach, mach's besser

Die Kinder und Anwohner hatten aufgrund der langen Wartezeit auf ihre Spielfläche nur wenig Verständnis für die monatelange Planung. Damit wurde die Bauphase zu einer Herausforderung. Die umgebrochenen Flächen und Erdhügel wurden trotz Absperrung durch die Baufirma nach Feierabend regelmäßig bespielt.

Die Realisierung der Spielfläche war unter Beteiligung der Kinder an einem Baustellentag im Frühjahr geplant. Doch welche Arbeiten können Drei- bis Zehnjährige ausführen? Aufgrund der Haftungsrisiken fiel die Entscheidung auf das Bemalen der Kriechröhren und der Spielgeräte. Fast schon sommerliche Temperaturen, Kuchen, herbeigeschaffte Bierbänke und Grillduft verstärkten die Motivation bei Kindern und Eltern. In diesem Rahmen wurden die Spielgeräte, die auf Grundlage der von den Kindern entwickelten Spielmodelle hergestellt wurden, bemalt. Zu diesem Zweck waren die aus Eichenholz hergestellten Geräte wie Baumhaus, Schaukel, Rutsche und Kletterstelen relativ abstrakt gehalten. Applikationen, wie Kaktus und Erdmännchen nahmen Bezug auf die festgelegte Spielthematik und wurden mit Begeisterung und bis zur Androhung eines Wannenbades durch die Eltern farblich gestaltet.

Im September feierten alle Beteiligten die Eröffnung des Spielplatzes. Organisiert wurde dieses Fest gemeinsam von der Stadt Bonn und den Anliegern. Damit ist der Spielplatz bereits Identifikationspunkt für das Viertel. Dieser, als Spielbereich ausgebaute Grünraum, stellt mittlerweile einen festen Treffpunkt dar und ist zugleich Begegnungsraum aller Generationen und Kulturen. Durch die Verbindungswege, die gleichzeitig Spiel- und Aufenthaltsflächen sind, liegt der Spielplatz im Wohngebiet selbst sehr gut vernetzt. An diesem Spielplatz führt sozusagen "kein Weg vorbei". Auf eine Bepflanzung entlang des überörtlichen Radweges und der Stadtbahn wurde bewusst verzichtet. Dadurch wird der Spielplatz auch außerhalb des Wohngebietes wahrgenommen und ist für die dahinter liegenden Viertel sehr gut erreichbar.

Landschaftsarchitektur
Spielplatz im Sommer 2011. die3 Landschaftsarchitektur
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"Inbetriebnahme" der Spielgeräte im Sommer 2011. die3 Landschaftsarchitektur

Praxistest am Objekt

Der Spielplatz ist seit einem halben Jahr eröffnet. Gebrauchsspuren überall: hier ist der Rasen herunter getreten, dort der ein oder andere Ast der Sträucher abgebrochen. Die grundlegende Frage ist, was im Praxistest herausgefunden werden soll. Bei aller Professionalität der Planung und Erfahrung der im Planungsprozess beteiligten Architekten, Gärtner, Gutachter und Pädagogen kann nur eine intensive Beobachtung der Aneignung dieses Spielraumes Auskunft über Erfolg oder Misserfolg geben. Erfolgreich ist der Spielplatz aus unserer Sicht vor allem dann, wenn er seine Funktion als Spielort erfüllt und für verschiedenste Menschen zu einem Raum der Begeisterung, der Bewegung, des Zusammentreffens und des sozialen Miteinanders wird.

Eine neue Betrachterperspektive

Start ist auf der Spielstraße vor dem Spielplatz. Mit dem Kinderwagen für den Kleinsten kommen wir, Mutter und Vater mit unseren drei kleinen Kindern, sehr gut seitlich an den Barrieren vorbei auf den Spielplatz. Das Spielplatzschild am Eingang werden wir erst beim Herausgehen wieder entdecken, vermutlich da wir wissen, dass es hier steht. Ohne diesen Hintergrund wäre es uns sicher nicht aufgefallen, obwohl es sehr bunt und groß ist.

Ausgestattet mit Schaufel und Bagger bewegen sich Jan und Luka Richtung Baumhaus. Der erste Einsatz von Schaufel und Bagger findet also gar nicht in der Sandkiste ganz am anderen Ende des Spielplatzes statt, sondern im Bereich der als Fallschutz dienenden Holzhackschnitzel. Wobei die Begeisterung am Baggern hier nur von kürzester Dauer ist. Da erscheint der Kletterspaß am Baumhaus doch weit aus spannender. Der große Jan zieht den kleinen Luka auf die Rampe und so versuchen beide Kinder auf das Podest und in das Baumhaus zu gelangen.

Zum ersten Mal wird die Eigenschaft des Fallschutzbelages deutlich, denn Jan gelingt es nicht, Luka komplett auf das Podest zu ziehen und Jan poltert zurück, der Schwerkraft folgend, auf den Boden, glücklicherweise ganz ohne jeden Kratzer. Nicht unbedingt geschockt, aber mit etwas mehr Respekt der Rampe gegenüber zieht das Jungenduo weiter, die Erdrampe hinauf zum Haupterschließungsband des Spielplatzes. Der Aufstieg hier gelingt, ohne Sturz aber mit väterlicher Hand am Rücken, zumindest für den "Kleinen".

Den Blick von oben ausnutzend entdecken beide ganz unterschiedliche Punkte als erste Wunschziele. Während wir Eltern bereits die "Mütterbank" erobert haben und den Tisch mit allerlei Essbarem ausstatten, ergründet Luka das Federtier und Jan konzentriert sich begeistert auf das Rutschen. Dabei wird eines schnell klar, dieses hölzerne Federtier kommt bei unseren Kindern nicht an, auch nicht nachdem der große Bruder das gleich auch nochmals probiert. Ganz anders die Rutsche und der dazugehörige Rutschenhügel mit Spielsandbereich im Umfeld des Rutschenauslaufes.

Hier tummeln sich Kinder verschiedenster Altersgruppen beim Rutschen, Klettern, Burgen bauen. Auch wenn ab und zu anstatt eines Kindes ein Spielzeugbagger die Rutsche hinunter geschossen kommt.

Ein Mädchen klettert derweilen auf dem großen Ahorn, der eigentlich primär den Sitzbereich für Eltern und Großeltern oder auch Kleinkinder im Kinderwagen beschatten soll, ziemlich weit nach oben. Vom Begeisterungszentrum Rutsche und Sandkiste ausgehend wird in kurzen Ausflügen von fast allen Kindern hier der Spielplatz erkundet und erlebt.

Dabei ist die Schaukel oft und lange genutzt, wobei die Hügel immer wieder langsam bestiegen und rasant mit Begeisterung verlassen werden. Wie die anderen Eltern und Großeltern auf diesem Spielplatz berichten, dienen die Hügel sportbegeisterten Zehn- bis 14-Jährigen zum wilden Radfahren mit geländegängigen Rädern. Eine weitere Art der Inanspruchnahme.

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Spielplatz im Sommer 2011. die3 Landschaftsarchitektur
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Rutschenhügel im Frühjahr 2012. Foto: David Baier

Plötzlich konzentrieren sich die meisten Kinder auf eine ganz unerwartete Entdeckung - eine zahme Katze. Diese lenkt über einen langen Zeitraum die komplette Begeisterung fast aller Kinder auf sich, bis sie sich irgendwann müde durch die Sträucher davonschleicht. Spuren hinterlässt das braune Tier mit dem weichen Fell auf einer mittlerweile matschigen Fläche am Tiefpunkt des Spielplatzes. Hier lagen bis vor einigen Wochen Kieselsteine in verschiedener Größe, nicht nur als Abdeckung der Sickergruben sondern auch als Gestaltungselement im Bereich des aufsteigenden Wassers zu bestimmten Jahreszeiten. Den Kindern haben diese Steinflächen nach Auskunft der Eltern vor Ort sehr gut gefallen. Da die Rasenpflege ohne erhebliche Schäden an den Maschinen durch auf der Fläche verstreut liegende Steine leider nicht sicherzustellen war, wurde die gesamte Steinfläche jedoch kürzlich weggenommen. Jetzt befindet sich an dieser Stelle der schon erwähnte Matsch, auch ein echter Anziehungspunkt für die Kinder.

Trockener geht es bei den Fahrradständern auf asphaltiertem Belag zu. Zwar ist heute dort kein Fahrrad zu finden, stattdessen parkt hier aber an zentraler Stelle ein stolzer Puppenwagen. Die Puppenmama streitet sich vermutlich im Spielsand mit den Jungs um die kleine blaue Schaufel. Ganz in der Nähe stehen mit gutem Blick über alle Bereiche des Spielraumes wiederum Sitzbänke. Heute besucht von einem Großelternpaar, die wohl zur Aufsicht Ihrer Enkel engagiert wurden. Joe, der kleinste unserer Familie, sitzt mittlerweile ebenfalls auf einer Bank, allerdings auf Papas Schoß neben dem Sandspielbereich. Hier treffen sich die Eltern mit und ohne Kinderwagen. Obwohl hier bereits zwei Bänke und ein Tisch zu finden sind, reichen die Plätze an Wochenenden nicht aus, wie im lockeren Spielplatzgespräch heute berichtet wird. In diesem Moment rauscht die Straßenbahn hinter unseren Rücken vorbei und sofort drehen sich interessiert die Köpfe der Kinder in Richtung Bahntrasse.

Wir merken in diesen Blicken Richtung Eisenbahn, dass unsere Kinder langsam müde werden, auch die Brotdosen mit Apfelstücken sowie die Butterkekse an der Verpflegungsstation neigen sich dem Ende zu. Zeit, um den Aufbruch anzukündigen. Beim Rückweg treffen wir noch eine Frau zusammen mit ihren beiden Kindern, eines davon sitzt auf dem großen Holzkaktus. Auch wenn dieses von Kindern bemalte Ausstattungselement eher Dekoration als klassisches Spielelement sein soll, erfährt es so eine unvorhergesehene Nutzung, die Mutter und Kind sichtlich Spaß bereitet.

Ganz zum Schluss nutzen wir noch den Abfallbehälter am Ausgang, um unsere Butterkeksverpackung los zu werden und setzen unseren Heimweg gemütlich fort. Ein wirklich gelungener Nachmittag und ein spannender Praxistest mit zufriedenen Kindern und Eltern.

Spiellandschaft Prärie 2012 - Ende gut, alles gut?

Die Gestaltung der Spiellandschaft erforderte von allen Beteiligten ein besonderes Engagement. Ein halbes Jahr nach Fertigstellung blicken alle auf eine sehr lebendige, bereichernde Planungsaufgabe zurück. Dank der vielen Gespräche zwischen Kindern, Anwohnern, Planern und den Mitarbeitern der Stadt Bonn ist die Identifikation mit dem Spielplatz ungebrochen. Der Spielplatz ist fester Treffpunkt - nicht nur für die Kinder. Die intensive Bespielung führt zu neuen Anknüpfungspunkten und Gesprächen zwischen Stadt, Planern und Anwohnern. Ausgehend von der verbindlichen Bauleitplanung über die politischen Entscheidungsprozesse, Kinderbeteiligungen, Planungs- und Bauphasen und der Einweihung müssen sich Stadt und Planer nun am Erfolg Ihrer Arbeit vor Ort messen lassen. Der Praxistest führt vor Augen, dass die umfangreiche Arbeit im Vorfeld der Einweihung Früchte trägt. Hier kann sich offensichtlich ein großer Teil der Spielplatzbegeisterten richtig wohl fühlen. Nichtsdestotrotz kommt es jetzt vor allem darauf an, sensibel auf Schäden in Folge der intensiven Nutzung zu reagieren sowie Spielplatzgestaltung und Möblierung nicht einfach nur auf einem guten Stand zu halten, sondern in einem gemeinsamen Prozess diesen Freiraum weiterzuentwickeln. Pflegende und Planende stehen über die Fertigstellung hinaus in engem Kontakt zueinander, um für diese und weitere Planungen im Stadtgebiet von Bonn wichtige Schlüsse ziehen zu können.

Über das Spielplatztelefon der Bundesstadt Bonn können zudem Bürger täglich Informationen zum neu gestalteten Präriespielplatz an die Fachpersonen herantragen. Die Telefonnummer ist am Eingang des Spielplatzes auf dem Spielplatzschild vermerkt. Zudem erhofft sich die Stadtverwaltung Bonn über Spielplatzpaten aus der Bevölkerung eine intensivere Identifikation der Bürger mit deren Freiräumen. Daraus resultieren bereits in anderen öffentlichen Spielanlagen Bonns vielfältige Vorteile für alle Nutzer und die Gesamtverantwortlichen, unter anderem eine Verringerung der Vandalismusschäden.

Kommt es dann noch zu Spielplatzfesten verschiedenster Art, selbst organisiert von den verantwortungsbewussten Anwohnern aus dem direkten Umfeld, so zeigt die bisherige Erfahrung eine deutlich verringerte Reparatur- und Instandsetzungsnotwendigkeit am gesamten Spielplatz. In Zeiten knapper Finanzressourcen für die Instandhaltung von mehr als 470 Spielanlagen in der Stadt Bonn ein extrem wichtiger Sachverhalt.

In welcher Art und Weise der neu gestaltete Präriespielplatz eine Karriere mit Spielplatzpaten und Spielplatzfesten erleben wird, ist bislang noch ungewiss. Fakt ist jedoch, dass die Intensität der Anfangsnutzung bereits zahlreiche Spuren hinterlassen hat, welche schon im ersten Jahr nach der Einweihung kleine, korrigierende Eingriffe erfordern. Vom Umgang mit ursprünglich geplanten Kiesflächen bis hin zu tiefen Furchen am Rutschhügel ergeben Handlungsfelder für die Nachbearbeitung. Auch die individuell gefertigten Spiel- und Ausstattungsgegenstände mit Kletternetzen oder das Holzwipptier verlangen eine kritische Betrachtung, wobei bei Bedarf die Gewährleistungs- und Garantieansprüche der Hersteller in Anspruch genommen werden müssen. Diese Sachverhalte zwischen den verantwortlichen Pädagogen, Planern und Pflegenden zu kommunizieren, ist der formulierte Anspruch für die kommenden Jahre der Spielplatzentwicklung in Bonn. Vor diesem Hintergrund der Neu- und Umgestaltung vieler weiterer Anlagen in der Bundesstadt Bonn kontinuierlich zu lernen.

Der sichtbare Spaß aller Kinder während der ersten Erkundungen des geöffneten Präriespielplatzes war in diesem Zusammenhang besonders motivierend und weit mehr als nur ein Lohn für das engagierte Arbeiten im Vorfeld.

Name: Themenspielplatz "Prärie" im Neubaugebiet Am Sonnenhang in Bonn

Flächengröße: 2400 Quadratmeter

Realisierungszeitraum: 2009-2011

Finanzen: Gesamtinvestition für Planungs- und Beteiligungsprozesse, Bau, Fertigstellungspflege: 250.000 Euro

Bauherr/Oberbauleitung: Bundesstadt Bonn, Amt für Stadtgrün in AG mit Jugendamt der Bundesstadt Bonn

Planung: die3 landschaftsarchitektur, Bonn

Dipl.-Ing. David Baier
Autor

Landschaftsarchitekt, Stellv. Amtsleiter und Abteilungsleiter im Amt für Stadtgrün der Stadt Bonn

Autorin

Landschaftsarchitektin (AKNW), Schwerpunkte Landschaftsarchitektur und Freiraumplanung

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