Ein Zeugnis der Biedermeierzeit wird zu neuem Leben erweckt

Der Lennépark in Frankfurt (Oder)

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Bürgergärten Gartendenkmalpflege
Südeingang nach Restaurierung mit antikem Kunstwerk „Betender Knabe“ nach dem Original aus der Berliner Gipsformerei. Beachtenswert die aus der Ebene wieder herausgearbeitete feine Topografie aufgrund von Befunden. Foto: Jürgen Kleeberg

Einen der ältesten Bürgerparks in Deutschland finden wir in Frankfurt (Oder). Der Park wurde durch den Preußischen Gartenkünstler Peter Joseph Lenné gestaltet und ist ein frühes Dokument der geschichtlichen Entwicklung der Gartenkunst unserer Städte in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

In seiner topografischen Struktur, welche die Elemente der ehemaligen Wallanlagen aus dem 16. Jahrhundert und die Landschaftsstruktur der Höhenzüge entlang der Oder gestalterisch zu einer einzigartigen Parklandschaft zusammenfasst, ist dieser Park ein bedeutendes Werk deutscher Gartenkunst. Trotz mehrfacher Eingriffe und Anpassungen im 19. und 20. Jahrhundert ist in besonders anschaulicher Weise die Stilistik der Gartenkunst Lennés erhalten geblieben. Aber der Park spiegelt auch etwa 170 Jahre intensiver Frankfurter Sozialgeschichte wieder, welche ihn einst möglich machte und bis in unsere Tage gegen alle Widerstände verteidigte. Nach dem 2. Weltkrieg und dem Verlust der Altstadt ist der Lennépark das wichtigste städtebauliche Element aus der Biedermeierzeit geworden.

Dieser Beitrag stützt sich auf theoretische und praktische Forschungsergebnisse. Die aus der Forschung der letzten Jahre gewonnenen Erkenntnisse und ihre Umsetzung sind es, die den Park nun zum Leben erwecken, die ihn befreien aus dem Bann staubiger Akten, die ihn herauslösen aus den Fragmenten der Erinnerung, ihm einen neuen inneren Zusammenhalt verleihen und in unsere Zeit hineinwirken lassen. Tatsächlich hat dieser Park wie kein anderer über Generationen hinweg Förderer und Beschützer an sich binden können. Nicht zuletzt war es gestern und ist es heute wieder die Bürgerschaft, die - vertreten durch ihre Fachämter und Politiker - den Park auf dem Weg in das 3. Jahrhundert seines Bestehens begleitet und ein deutsches Kulturdenkmal bewahrt.

Es sei noch angemerkt, dass eine umfassende Darstellung der inhaltlichen denkmalpflegerischen Diskussionen in der gebotenen Kürze naturgemäß nicht erfolgen kann. Alles ist nur "angerissen". Aus gleichem Grunde muss die wissenschaftliche Darstellung an allen Stellen ihrer tieferen Begründung entbehren. Die denkmalpflegerische Aufgabe stellt bei diesem Projekt höchste Anforderungen an die technischen Aspekte und deren historische Wurzeln, wie z.B. Brückenbau, Natursteinmauern, Wasseranlagen, Wegebau oder Ausstattung. Während der Textbeitrag Hintergründe erhellt, zeigen die Fotos und Pläne überwiegend die fertigen Anlagenteile und Bauwerke und deren technische Aspekte. Leider kann eine Gegenüberstellung "vorher-nachher" nur ausnahmsweise erfolgen.

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Plan Südeingang vor Restaurierung mit Lage der Sondierungen. Plan Südeingang. Nach Restaurierung aufgrund der Befunde, kleines Bild. Abb.: Jürgen Kleeberg
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Lennépark 1840. Zeichnung von G+P aus der Stadtkarte. Die Altstadt liegt zwischen Oder und dem Park. Abb.: Jürgen Kleeberg

Die Anfänge des Parks

Der Lennépark erstreckt sich entlang einer Hügellandschaft. Aus dem welligen Gelände heben sich die Kuppen zahlreicher Endmoränen heraus. Diesen östlich vorgelagert, lagen die der Oder abgewandten ehemaligen westlichen Verteidigungsanlagen der Stadt mit von natürlichen Quellen gespeistem Hauptwassergraben. Der Park entstand auf diesem großen Verteidigungswerk mit Doppelgraben und zehn Meter hohen Wällen.

Die Anfänge des Parks reichen mit den ersten Planierungsarbeiten in das Jahr 1818 zurück. Neben diesem topografischen Element ist der älteste Bauteil des Lennéparks die Schmeißerbrücke aus dem Jahr 1827. Beides ist in die Planung Lennés von 1835 eingeflossen. Die Finanzierung des Gartens erfolgte durch die Bürgerschaft. Im Verlauf von etwa zehn Jahren, 1835-1845, wurde der Park realisiert.

Der Entwurf zählt zu Lennés besten Arbeiten und insbesondere die Idee, den Park auf dem schmalen Streifen von etwa 90 Metern und auf einer Länge von etwa 900 Metern nicht linear zu den Wällen anzulegen, sondern diese mit einem Gewässer zu durchstoßen und so ein natürliches Mäander zu inszenieren, schuf eine Landschaft, deren Sinnbild sich aus den südlichen Alpen Oberitaliens herleitet. Voraussetzung für dieses Motiv waren die natürlichen artesischen Quellen, die seit Jahrhunderten das Grabenwerk und den späteren Stadtgraben bis zum heutigen Tage speisen. Entwurfs- und Pflanzplan sind schon um 1900 verschollen, und so ist der Entwurf nur noch in der Stadtkarte 1840 von Frankfurt erhalten. In dieser Fassung sehen wir den bereits fertig gestellten südlichen Teil als Bestand, während der Norden die Planung darstellt.

Auch Lennés Begleitschrift zu seiner Planung ist verschollen und hat sich nur in Zitaten der Zeit fragmentarisch erhalten. Immerhin entnehmen wir daraus, dass Lenné selbst den Park nicht als fertig sah, sondern ihm ein Entwicklungspotenzial mit auf den Weg gab, damals nicht verwirklichte Ideen, wie einen großen Wasserfall, der dann in den 1880er Jahren realisiert wurde.

Seit 1998 wird von mir die denkmalpflegerische Arbeit für die Stadt Frankfurt (Oder) intensiv geleistet. Die Stadt hat es trotz der beschwerlichen Haushaltslage immer verstanden, an der Wiederherstellung dieser einmaligen Gartenanlagen zu arbeiten und den tatsächlichen Arbeiten im Park auch ein umfassendes Forschungswerk voranzustellen. Bohrsondierungen, Schürfen, Grabungen und Archivarbeit bilden den Grundstock der Wiederherstellung und Restaurierung des Parks, im Einzelfall auch der Rekonstruktion von Objekten.

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Kaskade/Südanlage. Das wichtigste Motiv in der Bergwelt Lennés. Die mit Ausnahme des Kernbaus baufällige und teils zerstörte Kaskade wurde in Handarbeit mit Seil- und Flaschenzug restauriert, jeder Bruchstein einzeln begutachtet und beschafft. Der Abflusskanal zum Fließ war schon um 1900 völlig zerstört. Fotos: Jürgen Kleeberg

Entwurf und Wirklichkeit

Der Entwurf gefällt gut, aber wo tiefe Gräben waren, sollen nun Berge entstehen.

Was nützt der beste Plan, wenn seine Realisierung dem Auftraggeber unmöglich erscheint? Nichts! Und so wäre es vermutlich auch dem Entwurf Lennés ergangen, wenn sich nicht zu seiner genialen Planung ein ebenso genialer Organisator und Wissenschaftler mit technischem Sachverstand gefunden hätte, der Mathematik-Professor Schmeißer, zugleich Chronist und strengster Verfechter der reinen Lehre des Lenné'schen Gestaltungswillens. Ohne ihn wäre die Anlage wohl nie so entstanden. Schmeißer legte ein scharfsinnig und mathematisch bewiesenes Erdmassen-Verschiebungsmodell vor und übernahm daraufhin die Bauleitung über die entstehenden Parkanlagen. Zudem musste er die Differenzen zwischen der Planung und der Realität des Geländes ausgleichen.

Wesenszüge der Anlage

Der Park hat eine Nord-Süd-Ausrichtung und teilt sich in zwei deutlich voneinander zu unterscheidende Bereiche. Durch den gesamten Park mäandriert das mit mehreren Wasserbecken aufgeweitete Gewässer, von Lenné als Hauptmotiv der Anlage kreiert. Dieses Gewässer lehnt sich auf der Westseite an einen zehn Meter hohen Wall an, der zugleich den Übergang in die natürliche Hanglage der Oderlandschaft bildet und auf dem die Straße "Halbe Stadt" wie eine Promenade über dem Park thront und ihn auf seiner gesamten Länge begleitet. Hier standen die herrlichen klassizistischen Villen, von denen sogar viele noch existent sind.

Der südliche Teil als der Größere, wurde zuerst fertig gestellt. Der Nordteil schwenkt am Ende nach Osten zur Oder hin ab und das Gewässer läuft damit in natürlicher Linie in die Oder. Beide Parkteile werden durch einen Damm (heute: Rosa-Luxemburg-Straße) getrennt, der um 1840 angelegt wurde. Der Abtrag der Wälle wurde genutzt zur Schaffung einer Berglandschaft mit Schluchten und Auenbereichen. Die neu geschaffene Topografie wurde mit einem Pflanzkonzept von etwa 250 Arten überstellt, welche im Südteil der Anlage durch Laubholzformationen bestimmt ist und im Nordteil überwiegend das Nadelholz herausstellt. Die Originalfassung der Vegetation ist bis auf einzelne Bäume verloren und durch die Folgebepflanzungen ersetzt. Einen Eindruck der Originalvegetation liefern Zeitungsberichte des Jahres 1864/65.

Zu den Wesenszügen der Anlage gehören auch die Umgebungs- und Parkbauten, die den "Italientyp" der Anlage stützen. Am Südeingang befand sich das leider nicht mehr erhaltene Theater, ein Bau im besten Klassizismus. Von hier aus führt der Weg in den Park vorbei an der später hinzugefügten Kaskade, einem Wasserfall im Stil der Berglandschaft des Tessin, weiter zu einer Brücke im venezianischen Stil (Schwanenbrücke) und zur heute noch vorhandenen ehemaligen Bürgerschule (1862), nachempfunden einem italienischen "Palazzo", der sich wie eine Bergfeste mit Schutzmauer über dem Wasserlauf, dem stilisierten Bergbach erhebt. Von hier aus betritt man entweder den Hochweg an der "Bergkante" oder einen Talweg um den nördlichen Teil der Anlage zu erschließen. Der Höhepunkt im Norden ist der große runde, mit Platanen umstellte Aussichtsplatz mit dem 1887 hinzugefügten Schöpferdenkmal. Dieser Aussichtspunkt ist in seinem ganzen Ausdruck eine grandiose Berglandschaft mit einem vorgelagerten Bergsee.

Das Denkmal und die denkmalpflegerische Arbeit

Das Gartendenkmal ist gleichzeitig integraler Bestandteil des Bodendenkmals "Mittelalterliche Stadt Frankfurt (Oder)". Wie bei kaum einer anderen Gartenanlage verzahnen sich hier die Fachgebiete der klassischen Archäologie, der gartenhistorischen Forschung und der Bauforschung und geben ein hervorragendes Beispiel ab für interdisziplinäre Arbeit. Ein Beispiel ist der Fund eines Teiles der Verteidigungsanlagen aus der Zeit um 1600.

Am Park selbst lassen sich Lenné'sche Gestaltungs- und Konstruktionsprinzipien studieren. Der Park verfügt über dendrologische Besonderheiten, an denen sich physische Gehölzentwicklungen und Alterungsprozesse von Parks unter gartenhistorischen Gesichtspunkten studieren lassen.

Für die stratigrafische Erforschung des Mittelalters und der jüngeren Zeit sind neben der klassischen Archäologie auch militärhistorische Forschungen notwendig, da im 2. Weltkrieg der Park zu Verteidigungszwecken vom deutschen Militär okkupiert war.

Die Fülle der Parkarchitekturen und ihre stilistischen Bezüge zeigen alte Handwerkstechniken und bauhistorisch wertvolle Konstruktionen.

Schürfen und Bohrsondierungen

Im Herbst 1998 wurden Schürfen als Vorsondierungen zur Feldforschung gelegt. Im Jahr 2000 wurden diese Forschungen mit Bohrsondierungen fortgesetzt. Aus einem flächendeckenden Netz von möglichen Sondierungen wurden 108 Bohrsondierungen ausgewählt und teils bis in acht Metern Tiefe unter Ansatzpunkt niedergebracht.

Durch die Erkundung der Auffüllhorizonte und durch die Interpretation dieser Ergebnisse wurden Erkenntnisse zu Auf- und Abtragflächen des Parks in den letzten 170 Jahren gewonnen. Sie lieferten die Grundlagen zur Wiederherstellung der topografischen Nuancen, wie auch Erkenntnisse zu Wegehöhen und früheren Wegeverläufen.

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Schöpferdenkmal. 1887 von Johannes Böse entworfen, mit dem neu hergestellten, wiederrunden Aussichtsplatz als Zentrum des Montanmotivs mit Bergsee, 2011 vollständig restauriert. Der cyclopische Unterbau war schon vor 1900 wohl durch Zusammenbruch stark gestört. Der Abtrag der Steine zur Restaurierung bis auf die Original-Lagen des Steinumbaus betrug etwa 70 Prozent. Der Sandsteinobelisk wurde gereinigt. Hangwege links und rechts Asphalt, Platz: Tenne. Foto: Jürgen Kleeberg
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Geländeschnitt. Montanmotiv vom Fließ-Schöpferdenkmal. Mit elf Metern die größte Höhendifferenz zwischen der Straße Halbe Stadt und Park. Abb.: Jürgen Kleeberg
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Montanmotiv am Ende der Nordanlage. Links Schöpferdenkmal, rechts am Fuß des Hangs, der Bergsee, die Vegetation von 100-jährigen Pseudotsuga dominiert. Vordergrund: Neupflanzung einer Larix-Gruppe. Foto: Jürgen Kleeberg

Restaurierungsarbeiten

Die Elemente des Parks wie Topografie, Gewässer, Wegesystem, Vegetation, Bauwerke, Ausstattung bilden eine Einheit, die aufeinander aufbaut und in sich verwoben ist. Nichts ist zufällig! Aber fast alles war zu Beginn unserer Arbeit unkenntlich. Die eben geschilderten Umstände, fehlende Betreuung nach 1945 und Wildaufwuchs von Bäumen haben die Basis der Anlage nicht erschüttert, aber haben ihr ehemaliges Erscheinungsbild vernichtet. Der Laie sieht das nicht, wenn es "schön grün" ist. Damit ist Baum und Gras gemeint. Mehr gab es zu Beginn unserer Tätigkeit nicht.

Ein denkmalgeschützter öffentlicher Park stellt an seine Restaurierung nicht nur die klassischen wissenschaftlichen Anforderungen, sondern für Verwaltung und folgende Instandhaltung auch gravierende technische Anforderungen, die in Einklang mit den Denkmalschutzbehörden zu bringen sind, insbesondere die Frage der Wegebeläge.

Topografie

In der Entwicklung des Parks finden wir durchgehend Anpassungen an die Funktion als Bürgerpark aber auch an technische Neuerungen, zum Beispiel Gasbeleuchtung, Spielplätze, Fernheizungsleitung. Die letzten umfangreichen Eingriffe in die Bodenstruktur verursachten Munitionssuche und -bergung in den 1990er Jahren. Insgesamt ist der Park im Verlauf seiner Geschichte beinahe flächendeckend zwischen zehn und 100 Zentimeter angefüllt. An den Rändern durch die Anhebung der umgebenden Straßen, im Parkinneren durch die Überlagerung der alten Wege durch die neueren und durch Beseitigung von Kriegsschäden zum Teil auch durch die partielle Einbringung von Kriegsschutt. Ausnahmebereiche gibt es. Diese markieren sich durch die nicht angefüllten Stammfüße der ältesten Bäume.

Trotz Schürfen und Bohrsondierungen bleibt der wesentliche Teil der Forschung zur Topografie der "baubegleitenden" Feldforschung überlassen, die sich nur im Zuge der jeweiligen Teilbaumaßnahme zur Restaurierung des Parks realisieren lässt. Erst bei den Freilegungen der Originale (zum Beispiel Wege oder ehemalige Oberbodenhorizonte) ergibt sich ein kantenscharfes Bild. Dies führt in der Praxis immer wieder zu Konflikten, da sich dadurch das Leistungsbild der beauftragten Firmen ändern kann und damit auch die Kostensituation variabel wird. Dieser Konflikt ist nicht lösbar, da bei einer so gravierend gestörten Stratigrafie, wie wir sie hier vorfinden, überhaupt nur der Aufschluss endgültige Wahrheiten zeigt.

Das sogenannte Lennéfließ

Das Fließ ist das Kernstück des Entwurfs von Lenné. Am Beispiel dieses Gewässers wurden die wissenschaftlichen Forschungen zum Entwurf und damit zum Vergleich mit dem Bestand abgearbeitet.

Das Fließ wurde wohl in den 1970er Jahren mit einer Uferbefestigung aus Beton versehen. Nachteil: Hässlich - Vorteil: Rettung der Uferlinie. Bei der Renaturierung der Ufer (bisher nur im Südteil) wurden die historisch begründeten Uferlinien, wo sie fehlten, nachgearbeitet.

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Schwanenbrücke nach grundhafter Restaurierung des gesamten Bauwerks. Foto: Jürgen Kleeberg
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Bürgerschule mit Schlucht unter der Stützwand, Postkartenmotiv 1907.
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Uferweg mit den inszenierten Geröllhalden des „Bergbachs“. Fotos und Abb.: Jürgen Kleeberg

Die Bepflanzung

Lenné lieferte einen Pflanzplan mit einer Pflanzenliste von 250 Arten. Details der Vegetation lassen sich nur noch aus den vorhandenen Pflanzen, frühen Fotos und einer einzigen Berichterstattung von 1864/65 mit Arten- und grober Ortsbeschreibung darlegen. Sie beschreibt den Zustand rund 30 Jahre nach Fertigstellung der Anlagen.

Wie die Bepflanzung exakt aussah, wird niemals mehr genau erforscht werden können. Für die Restaurierung der Vegetation wurden die 1864/65 genannten Arten und verfügbare Pflanzenarten der Zeit 1835 bis 1900 zu einer neuen Liste zusammengestellt, nach der die Pflanzpläne ausgearbeitet werden.

Baumschutz - Naturschutz - Artenschutz

Die Fragen zu diesem Komplex in Gartendenkmalen könnten den Stoff für eine Fachtagung bieten oder für einen weiteren Artikel. Tatsächlich ist die Frage, wie sich zwei gleichwertige denkmalpflegerische Komponenten, nämlich Erhalt originaler Baumsubstanz und Wiederherstellung der Parkwege auf Befundhöhe bei der Restaurierung der Wege in Einklang bringen lassen, nicht einfach zu beantworten, weil unterschiedlich beteiligte Persönlichkeiten auch unterschiedlich Schwerpunkte setzen. Am besten wäre es, ein Gartendenkmal aus dem Baumschutz zu entlassen, nicht etwa um alle Bäume zu fällen, sondern um die notwendige Erneuerung/Verjüngung der Vegetation nach einheitlichem Handlungsmuster durchführen zu können. Jedes Gartendenkmal ist die Mutter des heute auf ihm "lastenden" Naturschutzes und kein Landschaftspark, der saniert ist, bietet perspektivisch weniger Natur als der verfallene Park.

Bauwerke

Die Parkbauten und Bauwerke, die den Park begleiteten, sind Produkte italienischer Architektur. Noch heute vorhanden sind fünf Brücken, teils als Durchlässe konzipiert, welche der Formensprache der Brücken der St. Gotthardbahnstrecke entlehnt sind.

Es gibt eine dreistufige Wasserkaskade, zehn Meter hoch, die ehemalige Bürgerschule, architektonisch als Pallazzo gefasst mit einer vorgesetzten Stützwand aus Zyklopenmauerwerk und das Schöpferdenkmal zu Ehren der Personen, die wesentlich an der Realisierung der Parkanlagen beteiligt waren.

Stand der Restaurierung

Seit 2001 wurden die Restaurierungsarbeiten in Bauabschnitten, mit jeweils begleitender wissenschaftlicher Forschung umgesetzt, nämlich:

  • Sanierung der Schmeißerbrücke von 1827, wohl die älteste im Original erhaltene Parkbrücke im Bundesland Brandenburg und das älteste Bauwerk im Lennépark, Südanlage.
  • Renaturierung der Uferbefestigungen des Gewässers inklusive Rückführung von Teilbereichen in die ursprüngliche Linienführung, Südanlage.
  • Grundhafte Wiederherstellung des Parkteils "Südlicher Parkeingang" mit dem antiken Kunstwerk "Betender Knabe" in der künstlerischen Tradition des griechischen Bildhauers Lysipp, etwa 300 v. Chr. (Abguss vom Original aus der Berliner Gipsformerei).
  • Vollständige Erneuerung der Stützwand an der Bürgerschule mit Zaunanlage von 1862.
  • Freilegung und Dokumentation eines Teils des Hauptwalls der mittelalterlichen Verteidigungsanlage mit einer Bastion aus der Zeit um 1630, anschließend wieder mit Boden angedeckt.
  • Sanierung der Schwanenbrücke von 1862, Südanlage.
  • Sanierung der Parkwege des Westhanges mit Sanierung der begleitenden Stützwände aus Lesesteinen, Südanlage.
  • Aufstellung und Fassung des Kunstwerks "Mythologische Gruppe" im südlichen Kastanienrondell an der Rosa-Luxemburg-Straße.
  • Wiederherstellung beziehungsweise vollständige Restaurierung der großen dreistufigen Wasser-Kaskade aus der Zeit etwa 1880 bis 1890, Südanlage.
  • . Wiederherstellung des Uferwegs am Lennéfließ nach einem "wieder entdeckten" Erlebniskanon.
  • . Im Jahr 2011 die Wiederherstellung des Aussichtsplatzes von 1845 mit Schöpferdenkmal von Johannes Böse aus dem Jahr 1887.

Die weiteren Parkteile werden hoffentlich wie bisher durch Bereitstellung von Fördermitteln etwa im gleichen Zeitrhythmus restauriert werden können.

Das Projekt wurde mit einer Anerkennung beim Brandenburgischen Denkmalpreis 2011 gewürdigt.

Dipl.-Ing. Jürgen Kleeberg
Autor

Landschaftsarchitekt BDLA, Gartenhistoriker

G+P Planungs- und Beratungsgesellschaft mbH

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