Gartenarchäologische Forschungsergebnisse in Brandenburg

Der Lustgarten des ehemaligen Schlosses Altlandsberg

von:
Lustgärten Gartendenkmalpflege
Abb. 1: Stich von Petzold, Alten Landsberg, um 1710–12, vgl. Meißner 1913. Der Stich ist teils Phantasie oder zeigt die noch nicht fertige Anlage, wie sie Friedrich I. geplant hatte. Abb.: Bildarchiv G+P Landschaftsarchitekten

Die Stadt Altlandsberg liegt nordöstlich am Rande Berlins. Schlossareal und Schlosspark Altlandsberg sind Teil des Denkmals Historische Stadtanlage innerhalb der ehemaligen Stadtbefestigung Altlandsbergs. Die Schlossanlage mit Schlosskapelle (Schlosskirche), Schlosspark und Kellergewölben des Nordflügels ist außerdem als Einzeldenkmal gelistet.¹ Der Schlosspark wurde 2010 unter Denkmalschutz gestellt.² Die Belange der Bodendenkmalpflege sind durch das Bodendenkmal Nr. 60730 definiert und Naturschutz und Landschaftsschutz liegen ebenfalls teilweise auf dem Areal des Lustgartens.

Altlandsberg hat vor rund 260 Jahren sein Schloss verloren. Die herrschaftlichen Gartenanlagen, die es umgaben, verloren sich bereits ab 1713 mit Aufgabe des Schlosses als Residenz König Friedrichs I. nach dessen Tod. Wesentliche bauliche Elemente (Kreuzteich, Gräben, Topografie) des Lustgartens sind noch vorhanden. Der Lustgarten soll gartendenkmalpflegerisch restauriert werden. Die gartenhistorischen und gartenarchäologischen Untersuchungen wurden im Auftrag der Stadt in enger Abstimmung mit dem Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege, BLDAM, Bereich Gartendenkmalpflege von uns geführt und sind nicht abgeschlossen.³

Der Beitrag beschreibt den Stand der gartenhistorischen Forschung mit Schwerpunkt der Gartenarchäologie und umfasst den zentralen Schlossgarten, den so genannten Lustgarten mit anschließender Schlossterrasse und Schlosshof oder Ehrenhof. Basis ist unsere gartendenkmalpflegerische Studie des Jahres 2013, welche erstmals seit 1710/13 ein weitgehend authentisches Grundmuster des Lustgartens aufzeigt.4

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Lustgärten Gartendenkmalpflege
Abb. 2: Plan von 1736. Ausschnitt Karte von Altlandsberg mit Schloss und Gartenanlagen, Schütze 1736.[17] Das Schloss ist noch nicht abgebrannt aber der Lustgarten bereits aufgelassen. Weder der vorhandene Kreuzteich noch die vorhandenen Kanäle sind abgebildet. Abb.: Ausschnitt Bildarchiv G+P Landschaftsarchitekten
Lustgärten Gartendenkmalpflege
Abb. 3: Luftaufnahme Lustgarten um 1935. Die Parterreflächen werden gärtnerisch oder landwirtschaftlich genutzt. 1. Stadtkirche, links davon nicht sichtbar die Schlosskirche, 2. zugewachsene Schlossterrasse, 3. Feldscheune (abgerissen), 4. Kreuzteich, 5. Außenallee Nord, 6. Mittelallee, 7. Außenallee Süd, 8. Parterre, 9. Beginn der Boskettzone. Abb.: Bildarchiv G+P Landschaftsarchitekten
Lustgärten Gartendenkmalpflege
Abb. 4: Lage der "Wirthschafts-Gebaeude by dem Amtsvorwercke" Alt-Landsberg, 1792. Ausschnitt: [18] 1. Schlosskirche, 2. Nordflügel Schloss, heute Gewölbe-Ruine, 3. Schlosshof/Ehrenhof, 4. Schlossterrasse, 5. Terrassenmauer, 6. Lustgarten, 7. Brauhaus, 8. Orangerie, 9. Domänenhof, 10. Braukanal. Abb.: Bildarchiv G+P Landschaftsarchitekten

Kurzgeschichte der Entwicklung der Gartenanlage5

Die Vorbesitzer der Liegenschaften, Familie von Krummensee, waren durch den 30-jährigen Krieg und die Teilung ihrer Güter verarmt und mussten 1654 Altlandsberg abgeben. "Der Nachfolger der Krummensees in Alt-Landsberg und seinen Zubehörungen war im Jahr 1654 [.....] der Reichsfreiherr Otto von Schwerin. Die Gesammt-Besitzung wurde vom großen Kurfürsten unterm 3. August 1672 zu der Baronie und Herrschaft Alt-Landsberg erhoben. Bei der Stadt baute Otto von Schwerin ein neues großes Schloß [....].6

Otto von Schwerin führte das Schloss wie eine fürstliche Residenz auf. Er begründete den Garten und baute ihn zu einem der großartigsten Gärten Brandenburgs in seiner Zeit aus. Vorbilder waren Beispiele berühmter Gärten in Holland und nicht zuletzt auch die Gartenanlage der Kurfürstin Luise-Henriette in Oranienburg. Etwa ab 1663 erfolgte die Anlage des Lustgartens. Johann Sigismund Elsholtz (1623-1688) erwähnt ihn 1666 in seinem Werk "Vom Garten-Baw": "Durch solche ruhmwürdige that [die Anlage des Lustgartens am Berliner Schloss] [...] sind/einige Großen im Lande [...] zu größerer liebe des Gartenbaws auffgemuntert worden [...] so haben insonderheit [...] Churfürstl. hohe Ministri ansehnliche Häuser mit zierlichen und nutzbaren gärten theils allbereit erbawet theils aber sind noch damit im wercke begriffen. Als [...] zu ALTEN LANDSBERG/drey meilen von Berlin Se. Hochw. und Gn. der Hochwürdige und Hochwolgeborene Herr/Herr Otto Freyherr von Schwerin.7

Der Lustgarten war ausgestattet "mit 2 Waßer Künsten und schönen Graben rund umb quer durch darin sindt fisch zu finden. Über dieses ist der Garten mit schonen lauffwerk gezieret wie auch der gnedigen Herrschafft Nahme mit schonem Blumenwerk versetzet.8

Der Eintrag vom 21. Juli 1667 im Erziehungsbuch Schwerins schildert eine Fahrt des Kurfürsten mit Gefolge auf einem Schiff durch den Garten und die Prinzen fahren auf Schiffen am 22.10.1667 ebenfalls durch den Garten. Dafür setzen wir das Grabenwerk und wenigstens einen zentralen Teich an der Stelle des heutigen Kreuzteichs voraus.

Die Gestaltung des Gartens mit den seitlich umlaufenden Alleen, dem Grabengeviert und den begrenzenden Laubengängen entsprach dem damals in Brandenburg vorherrschenden holländischen Gartenstil. Otto von Schwerin hatte "im Garten-Wercke, eine sonderbahre Vergnügung, und seine principaleste Satisfaction gesuchet, wie Er sich dann offters mehr über einer schönen und raren Blumen, als sonsten über einigen andern großen Vortheil erfreuet.9

Das "Orangeriehaus" des Lustgartens gegenüber dem Brauhaus, hatte einen umfangreichen Pflanzenbestand. Dieser ist in einem Inventar vom 21. April 1708 aufgezählt. Das "Orange-Hauß" wird wie folgt beschrieben: "Ist zum eingange mit einer gedoppelten Thüre [...] wohl verwahret [...], darinnen sindt 5. Fenster iedes mit 4. Fach so alle guth. Zwey gute Kachell-Ofen [...]. Zwey Gallerien mit guten Treppen [...]. Auß der Orangerie gebet eine [...] gedoppelte Thüre nach den Mist-Beeten, zu selbigen Mist-Beeten gehören 32. Fenster.10

Eine ausführliche Liste der hier kultivierten Pflanzen enthält das Inventar ebenfalls. Von 70 Orangenbäumen waren 23 in weißen Holzkästen. Außerdem befanden sich 211 kleine Orangenbäume in der Nachzucht. Hier nur einige Beispiele:

  • Adams-Apffel-Baum. [Adamsapfel, Citrus x aurantium `Pomo d'Adamo`]
  • Citronen Bäume. [Zitrone, Citrus x limon]
  • Granat-Bäume in 4. Runden mit Eysern Bändern beschlagenen Kasten. [Granatapfelbaum, Punica granatum]
  • Mistel- [Mispel?, Mespilus germanica]
  • Kleine Gefäße ingleich
  • . Töpffe mit Granat-Bäume.
  • Agnus Castus in eitler kleinen Tuppe. [Keuschbaum, Mönchspfeffer, Vitex agnus-castus]
  • Lohrbeer Bäume. [Lorbeerbaum, Laurus nobilis]

Auf die anderen Pflanzenarten kann ich hier leider nicht eingehen. Wie ein Teil der Pflanzentöpfe ausgesehen hat vgl. Abb. 7.

Kurfürst Friedrich Wilhelm ernannte schon 1662 Otto von Schwerin zum Erzieher des siebenjährigen Kurprinzen Karl Emil und ab 1665 auch des zwei Jahre jüngeren Friedrich, dem späteren König. In diesem Umstand erkennen wir den Wunsch König Friedrichs I., die Liegenschaft O. v. Schwerins nach dessen Tod zu erwerben, wie es dann auch 1708 von dessen Erben geschah. Boeck schreibt zum Garten: "Als der Schwerinsche Besitz 1708 in die Hände König Friedrichs I. überging, erfuhr neben dem Schloß auch der Lustgarten eine großzügige Neugestaltung entsprechend dem nach französischen Vorbildern gewandelten Zeitgeschmack. Eine neue Wasserkunst nebst Springbrunnen und Kaskaden wurde angelegt, der Statuenschmuck vermehrt, große eiserne Vasen aufgestellt und dergleichen.¹¹

Vier Sommer der Jahre 1709 bis 1712 blieben König Friedrich I. Schloss und Garten zu erleben. Er verbrachte in dieser Zeit in Altlandsberg insgesamt 51 Tage, um hier Entspannung zu finden. Altlandsberg war nach Charlottenburg, Potsdam und Oranienburg sein bevorzugtester Aufenthaltsort.¹² Zuletzt weilte er vom 20. Juli bis 17. August und vom 21. bis 24. September 1712 in Altlandsberg. Als der König am 25. Februar 1713 starb, waren die Arbeiten an Schloss und Garten noch nicht abgeschlossen. Was Friedrich I. tatsächlich im Garten vollbracht hat, ist noch nicht endgültig erforscht. Der Stich von Petzold "Alten Landsberg" um 1710-12¹³ zeigt als einziges bekanntes Bild der Zeit die Schlossanlage mit Lustgarten und den Kreuzteich mit einem aufwändigen Wasserspiel als Merkmal einer kunstvollen Gartenwelt. Die Wassergräben waren bereits bei Schwerin vorhanden und wurden wohl von Friedrich I. so übernommen, der Garten und das Schloss selbst durch reichere Ausstattung zur königlichen Residenz aufgewertet.

Mit Friedrichs Tod 1713 beginnt augenblicklich der Verfall von Schloss und Garten, die Residenz wird aufgegeben. "Nach einem Brand 1757 wurde das Schloss bis auf die Keller abgetragen, und die Steine wurden zum Kasernenbau nach Berlin abtransportiert.14 Die Schlosskapelle, heute Schlosskirche, wurde wieder aufgebaut.

Zwei zentrale Gartenbereiche der ehemaligen Schlossanlage existieren noch im Jahr 1792, auch wenn wir wissen, dass auf ihre Schönheit und Funktion schon seit 1757, nach dem Schlossbrand, keine Mühe mehr verwendet wurde, nämlich der im Plan mit mm. bezeichnete Schlossgarten und der mit z. bezeichnete Lustgarten am unteren Planrand, westlich des Schlosses (vgl. Abb. 4). Er bleibt durch glückliche Umstände in seinen Grundlagen erhalten (nur ein Gebäude wurde im Lustgarten unterhalb der Terrassenmauer errichtet), während der Bereich der Schlossterrasse im 19. Jahrhundert als Erweiterung des Domänenhofs (nördlich vom Brauhaus) beinahe vollständig mit Wirtschaftsgebäuden bebaut war.

Das Gartenwerk hat rund 300 Jahre in einem "Dornröschenschlaf" überdauert. Die denkmalpflegerischen Arbeiten beziehen sich auf die Anlage Friedrichs I. auf der Grundlage des Gartens von O. von Schwerin.

An baulichen Elementen mit Bezug zum Lustgarten existieren die Reste des ehemaligen Schlossbaus, bestehend aus Schlosskirche und Fragment des Schloss-Nordflügels, dazu der von ABD-Dressler erforschte Schlossgrundriss, weiterhin das restaurierte Brau- und Brennhaus, nordwestlich des ehemaligen Nordflügels des Schlosses und der freigelegte Grundriss der ehemaligen Orangerie, dem Brauhaus gegenüber.

Der Lustgarten ist auf das Schloss ausgerichtet. Der Beitrag stellt die Ergebnisse der Gartenarchäologie in der Abfolge der Elemente vom Schloss her dar und kann nur die Eckpunkte der gartenarchäologischen Ergebnisse aufzeigen. Die Forschungsgrabungen sind nicht abgeschlossen und haben bisher folgende Ergebnisse erbracht:

Lustgärten Gartendenkmalpflege
Abb. 5: Lustgarten mit Kreuzteich und Kanal. Rechts das Areal des ehemaligen Küchengartens. Blick nach Westen. Foto: Jannis Kleeberg, 20.02.2015
Lustgärten Gartendenkmalpflege
Abb. 6: Lustgarten Altlandsberg um 1713. Restaurierungsstudie 2018. Konstruktion nach A.J. Dezallier D´Argenville und Alexandro Le Blond 1731 in Rheinländischen Ruten und Fuß nach dem Maßstab eines Schlossgrundrisses von Altlandsberg aus dem Jahr 1746. Abb.: Bildarchiv G+P Landschaftsarchitekten

Schlosshof (Ehrenhof)

Es wurde eine größere Fläche des Originalpflasters aus Lesesteinen (Feldsteinen) aus der Zeit um 1713 freigelegt. Eine in dieser Fläche erhaltene offene Rinne macht das alte Entwässerungssystem sichtbar. Die Originalhöhen im Schlosshof konnten bewiesen werden. Geborgen wurde ein originaler holländischer gelber Ziegel der Zeit, mit dem die mittlere Gehbahn des Hofes ausgelegt war. Ziegelmaß: L/B/H 17,5 Zentimeter/7,2-7,5 Zentimeter/3,5 Zentimeter.

Der Ehren- oder Schlosshof war durch ein Gitter gegenüber der Schlossterrasse abgegrenzt. Bisher konnten Pfeilerfundamente nur zum Teil freigelegt werden. Als besonderer Befund gilt ein fein ausgearbeitetes Sockelfragment aus Sandstein direkt im Anschluss an die Schlosskirche, welches die außerordentliche Qualität der baulichen Elemente der ehemaligen Gartenanlage beweist. Durch seine noch originale Positionierung ist der Beweis erbracht, dass heute das Gelände um etwa 100 Zentimeter angehoben ist.

Schlossterrasse

Die Schlossterrasse liegt vor dem Schloss zwischen restauriertem Brau- und Brennhaus und der ehemaligen Orangerie. Letztere soll als Neubau wiedererrichtet werden. Die Originalhöhen der Schlossterrasse konnten durch Grabungsbefunde (originale Pflasterhöhen an Schlosskirche, Orangerie, Terrassenmauer, Schlosshofgitter-Fundament) erkannt werden. Eine große Fläche Originalpflaster mit schöner Bänderung aus größeren Feldsteinen, identisch mit dem im Schlosshof (Ehrenhof), schließt direkt oberhalb an die Terrassenmauer an. Durch eine Reihe unveränderlicher Zwangspunkte aktueller Höhen können die historischen Höhen im Wesentlichen nicht wieder hergestellt werden.

Terrassenmauer

Besondere Bedeutung erlangt die Freilegung der etwa 150 Zentimeter hohen Terrassenmauer, die Brauhaus und Orangerie verbindet und den Lustgarten von der Schlossterrasse trennt. Sie konnte in Lage, Höhe und in der technischen Bauweise bestimmt werden. Ihr Erhaltungszustand ist schlecht, zeigt aber noch Fragmente des Ziegelmauerwerks als Verblendung einer Schwerkraftwand aus Feldsteinen und Mörtel. Gut erhaltene Reste von Mauervorlagen zeigen den Rhythmus in der Architektur der Mauer. Als Ergebnis der begleitenden Bauforschung15 wurde eine ehemals farbige Fassung der Mauer festgestellt, rot gestrichene Ziegel wohl mit weißem Fugenbild.

Terrassenaufgang

Die Suche nach einem Aufgang zwischen Lustgarten und Schlossterrasse zeigte kein klares Ergebnis. Die bei Petzold gezeigten seitlichen Treppenaufgänge existierten nicht oder beim Tod Friedrich I. noch nicht! Eine zentrale Erdrampe vor der Mauer wird von mir als Baurampe eines noch nicht fertig gestellten Gartens unter Friedrich I. gewertet. Eine These! Mit diesem Befund musste auch die Existenz eines zentralen Wasserbeckens nach Petzolds Stich aufgegeben werden. Für die bauliche Wiederherstellung eines Aufgangs ist im Abstimmungsprozess das Votum für eine halbrunde, der Terrassenmauer vorgelagerte Treppenanlage nach dem Muster eines Plans von 1706 von Schloss und Park Het Loo, Holland, ergangen.16

Lustgärten Gartendenkmalpflege
Abb. 7a: Bei den im Verzeichnis von 1708 genannten "Töpfen" könnte es sich um diesen Typ handeln, von dem am Fuß der nördlichen Terrassenmauer Gefäßscherben aus gebranntem Ton geborgen werden konnten. ... Animation: G+P, P. Kluge 2016
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Abb. 7b: ... Der Fund lag in einem Auffüllhorizont des frühen 18. Jh.... Animation: G+P, P. Kluge 2016
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Abb. 7c: ... Die Scherben wurden 2016 mit den Standardmethoden und Techniken der Thermolumineszenz-Verfahrens auf ein Alter von etwa 250 Jahre errechnet. Animation: G+P, P. Kluge 2016

Lustgarten

Heute noch oder wieder sichtbar sind folgende Elemente.

  • Die Dimension des Lustgartens ist in den Originalmaßen erhalten.
  • Topografie. Das ebene Gelände des Lustgartens.
  • Der im Zuge der Gartenarchäologie wieder freigelegte Höhensprung vom Lustgarten zur Schlossterrasse, die Terrassenmauer.
  • Das barocke Kanalsystem mit Quergraben am Ende der Gartenanlage, der trocken gefallen aber noch vorhanden ist.
  • Der deformierte Kreuzteich.
  • Die heutige Mittelallee als Mittelachse des Lustgartens.
  • Der westliche Abschluss der ehemaligen Boskettzone als waldähnlicher Bestand.
  • Die im Zuge der Gartenarchäologie und der baubegleitenden Archäologie freigelegten Grundmauern der ehemaligen Orangerie, südwestlich der Schlosskirche einschließlich Gartenmaueransatz.

Der Lustgarten konnte stofflich bisher nur rudimentär mit seinen Anschlüssen an die Terrassenmauer erforscht werden. Der Anschluss einer circa zwei Zentimeter dünnen grauen Sandschicht an den freigelegten Mauersockel definiert hier die Höhenlage des Lustgartens. Eine sehr gut erhaltene Wasserleitung in Nordsüdrichtung im Bereich Südseite Brauhaus steht vielleicht in einem Zusammenhang mit den ehemaligen Wasserkünsten im Park. Auffällig ist, dass noch kein gemauerter Ab- oder Regenwasserkanal im Bereich von Schloss und Schlossterrasse aufgefunden wurde.

Zusammenfassung

Mit den gartenhistorisch begründeten Forschungsgrabungen bis 2017 sind mehrere Beweise für die ehemalige bauliche Beschaffenheit des Übergangs vom Lustgarten zur Schlossterrasse erbracht worden und bilden die Grundlage für denkmalgerechte Wiederherstellungen:

  • Die flankierenden Bauten des ehemaligen Schlosses, Brauhaus und Orangerie, sind in den Originalabmessungen ihres Grundrisses unter Otto von Schwerin I bestimmt worden.
  • Die Terrassenmauer, welche den Lustgarten von der Schlossterrasse abgrenzte konnte als gerade Mauer mit einer Felderteilung durch Mauervorlagen bestimmt werden. Sie datiert in die Zeit um 1665/1670.
  • Die bauliche Erweiterung der Orangerie. Durch die anschließende Terrassenmauer und deren Spiegelbild am Brauhaus konnte die Symmetrie der Anlage bewiesen werden.
  • Die mit den Erweiterungsbauten von Brauhaus und Orangerie einhergehende Vergrößerung der Schlossterrasse durch flankierende, die Anbauten begleitende Terrassenmauer-Erweiterungen konnte der Ausbau des Lustgartens und seine Veränderung bewiesen werden.
  • Es ergeben sich Übereinstimmungen des auch mit Phantasie hergestellten Motivs auf dem Stich von Petzold 1710 zur ehemaligen realen Anlage, welche auf Merkmalen beruht, die bislang bewiesen werden konnten:
  • Bauliche Struktur der Schlossbauten
  • Hofgitter zwischen den Kopfbauten (Pavillons) der Schlossflügel
  • Anschlüsse der Terrassenmauer an die jeweilige Innenecke von Brauhaus und Orangerie
  • die Terrassenmauer
  • Felderteilung der Terrassenmauer
  • südliche Gartenmauer des Lustgartens im Anschluss an die Orangerie

Zugleich bleiben elementare durch historische Berichterstattung bekannte Bauteile vorerst noch "im Dunkeln", zum Beispiel die Wasserspiele und Wasserkaskaden, die im Zusammenhang mit der Terrassenmauer hätten in ihren Grundzügen erfasst werden müssen. Sie sind trotz der großartigen Grabungserfolge zurzeit nicht belegbar. Noch zu erforschen sind die Einfassungen der Kanäle und des Kreuzteichs, dazu die Felderteilung des Lustgartens mit den Wegeaufbauten. Die Kreuzteicheinfassung bestand aus profilierten Steinen, der Beckenboden vermutlich aus Steinplatten.

Der seit 300 Jahren nicht mehr erlebbare Lustgarten mit dem ehemaligen Schlossbereich konnte durch Archivforschung und Gartenarchäologie in wesentlichen Teilen seiner originalen baulichen Substanz bewiesen werden. Mit den noch sichtbaren, wenn auch gestörten Gartenelementen (Topografie, Kanäle, Kreuzteich, Mittelallee) ergibt sich ein weitgehend vollständiges Gartenbild in der Grundsubstanz, welches noch vor kurzem in diesem Umfang für nicht wahrscheinlich gehalten wurde.

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Abb. 8: Basis-Werkstücke der Schlosshofgitter-Pfeiler. Sie sind dem gemauerten Zaunsockel als Viertelpfeiler mit Anschluss an die Schlosskirche als Verblendung angesetzt. Foto: G+P Landschaftsarchitekten, 10.11.2016
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Abb. 9: Grabungsfeld Orangerie und südliche Terrassenmauer. 1. Westgiebel Orangerie unter Schwerin I+II. 2. Nordfassade späterer Anbau, 3. Terrassenmauer Schwerin I. mit Anschluss an die Orangerie Bauphase 1 Westgiebel, 4. Terrassenmauer. Erweiterung Bauphase 2. Zwischen der Mauer-Erweiterung und der Nordfassade Bauphase 2 liegen noch die Auffüllhorizonte der Terrassenerweiterung. Foto: Jannis Kleeberg, 30.06.2016.
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Abb. 10: Trocken gefallener barocker Querkanal als Grenze zum Auenwald. Westlicher Abschluss des Lustgartens. Foto: G+P Landschaftsarchitekten, 2013

Literatur

Berghaus, Dr. Heinrich: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts, 2. Bd., Brandenburg 1855.

Boeck, Wilhelm: Der "Fräulein-Garten" von Alt-Landsberg. Ein "Muskau" in der Mark, in: Deutsche Allgemeine Zeitung, 11.01.1938, Berliner Abendausgabe.

Boeck, Wilhelm: Schloß und Schloßkirche zu Altlandsberg, in: Centralblatt der Bauverwaltung, Jg. 59, Berlin 1939, S. 363-367.

D´Argenville, Antoine Joseph Dezallier: La théorie et la pratique du jardinage. Nachdruck der Ausgabe Paris 1760, Georg Olms Verlag, Hildesheim, New York 1972.

Elsner, Ines: Friedrich III./I. von Brandenburg-Preußen (1688-1713) und die Berliner Residenzlandschaft, Berlin 2013.

Friske, Matthias u. Hartmut Niedrich: Altlandsberg. Glanz und Vergänglichkeit in acht Jahrhunderten. Findling Buch und Zeitschriftenverlag, Neuenhagen 2000.

Gähde, J. K. Fr. W. F.: Geschichte der Stadt Alt-Landsberg, Halle 1857, S. 60-63.

Giertz, Alexander: Bausteine zu einer Geschichte des Barnim sowie seiner Dörfer Petershagen und Eggersdorf, 3 Teile. Nicht im Handel - 200 Exemplare. Petershagen bei Fredersdorf 1901-1905.

G+P Landschaftsarchitekten: Lustgarten Altlandsberg. Teilleistung zur Erarbeitung eines Vorentwurfs für den Lustgarten in der LP 2 HOAI. Erläuterungsbericht. Berlin 24. Nov. 2014 (Typoskript).

Jerchel, Heinrich und Joachim Seeger: Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1939.

Kleeberg, Jürgen: Altlandsberg. Der Lustgarten des ehemaligen Schlosses. in: Brandenburgische Denkmalpflege, Neue Folge, Jg.1, Heft 2015-1.

Kleeberg, Jürgen und Jannis Kleeberg (Bearb.): Schlosspark Schloss Altlandsberg. Der Lustgarten. Gartenhistorische Voruntersuchung. G+P Landschaftsarchitekten, Berlin im November 2013 (Typoskript).

Kleeberg, Jürgen und Jannis Kleeberg (Bearb.): Schlossbezirk Schloss Altlandsberg mit Domänenhof, Schlossterrasse, Schlosshof- u. -gärten, Lustgarten. Gartenhistorische Untersuchung. Denkmalpflegerischer Zwischenbericht 2. Gartenarchäologie. G+P Landschaftsarchitekten, Berlin im Oktober 2015 (Typoskript).

Kleeberg, Jürgen (Bearb.): Schlossbezirk Schloss Altlandsberg. Höhenentwicklung von Schlossterrasse und Schlosshof unter Berücksichtigung des Neubaus Orangeriegebäude. Gartenhistorische Untersuchung. Denkmalpflegerischer Zwischenbericht 3. G+P Landschaftsarchitekten, Berlin 11. Mai 2016 (Typoskript).

Kleeberg, Jürgen (Bearb.): Schlossbezirk Schloss Altlandsberg. Lustgarten und Terrassenmauer. Gartenhistorische Untersuchung. Denkmalpflegerischer 4. Zwischenbericht. G+P Landschaftsarchitekten, Berlin 23. Juli 2016 (Typoskript).

Kleeberg, Jürgen (Bearb.): Schlossbezirk Schloss Altlandsberg. Studie Treppenaufgang Mauer Schlossterrasse unter Berücksichtigung der Befunde vom 03.10.2017. Gartenhistorische Untersuchung. Denkmalpflegerischer Zwischenbericht 6. G+P Landschaftsarchitekten, Berlin 11. Okt. 2017 (Typoskript).

Kleeberg, Jürgen (Bearb.): Schlossbezirk Schloss Altlandsberg. Studie Auffüllungsbereiche Lustgarten u. Mauer Schlossterrasse unter Berücksichtigung der Befunde vom 04.10.2017. Gartenhistorische Untersuchung. Denkmalpflegerischer Zwischenbericht 7. G+P Landschaftsarchitekten, Berlin 17. Okt. 2017 (Typoskript).

Krauß, Alexander u. Detlev von Olk: Altlandsberg. Erkenntnisse der Bauforschung auf dem ehemaligen Schlossgelände. Eine Skizze, in: Brandenburgische Denkmalpflege, Neue Folge, Jahrgang 1, Heft 1, Aachen 2015.

Krauß, Alexander, Detlev von 0lk und Ivonne Tschoepe: Schlosskirche Altlandsberg, Altlandsberg/Landkreis Märkisch-Oderland, Bauhistorische und restauratorische Untersuchung und Dokumentation. Zwischenbericht Stand 6. Mai 2009, Berlin 2009.

Meißner, Heinrich: Ansichten märkischer und pommerscher Städte aus den Jahren 1710-1715. Georg Reimer. Berlin 1913.

ANMERKUNGEN

¹ Denkmalliste des Landes Brandenburg, Landkreis Märkisch-Oderland, Stand: 31.12.2012, S. 23.

² Denkmalliste des Landes Brandenburg, Landkreis Märkisch-Oderland, Stand: 31.12.2012, S. 2.

³ Die Grabungen wurden in unserem Auftrag mit Büro ABD-Dressler durchgeführt. ABD erfüllt zugleich die Berichterstattung beim BLDAM Abt. Bodendenkmalpflege.

4 Kleeberg, Jürgen und Jannis Kleeberg (Bearb.) November 2013 (Typoskript).

5 Zur Geschichte siehe: Kleeberg, Jürgen in: Brandenburgische Denkmalpflege, Neue Folge, Jg.1, Heft 2015-1.

6 Berghaus, Dr. Heinrich 1855, S. 406-408.

7 J.S. Elßholz, Vom Garten-Baw 1666. S. 4 f.

8 W. Boeck. Der Fäuleingarten.

9 J. C. F. W. F. Gähde 1857, S. 62.

10 Berlin, GStA PK, X. HA Brandenburg, Rep. 2 A Kurmärkische Kriegs- u. Domänen-Kammer, Amt Altlandsberg Nr. 7. Inventar von 1708, ohne Blattzählung.

¹¹ vgl. Boeck 1938.

¹² I. Elsner, Friedrich III./I., S. 175 f.

¹³ vgl. Meißner, Heinrich 1913.

14 vgl. Elsner 2013, S. 175.

15 Büro KVO/Berlin.

16 Vgl. Kleeberg, Jürgen, Studie Treppenaufgang Mauer Schlossterrasse. Berlin 11. Okt. 2017 (Typoskript).

17 "Charte derer Pertinenzien des Amts Altlandsberg oder Vorwerk Wolfshagen". Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, PK, XI HA Karten, Allg. Kartenslg. A 50088.

18 Grundlage: LHA Pr Br. Rep 2 D3762.

Dipl.-Ing. Jürgen Kleeberg
Autor

Landschaftsarchitekt BDLA, Gartenhistoriker

G+P Planungs- und Beratungsgesellschaft mbH

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