Ein Gartenkunstschatz in Brandenburg aus der Zeit der Markgrafen

Der Park oder Lustgarten Monplaisir in Schwedt/Oder

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1 Die Stadt Schwedt/Oder mit der zentralen Verkehrsachse, der sogenannten Schlossfreiheit von 1741, die seither das im Vordergrund befindliche neue Theater (am Platz des ehemaligen Schlosses) mit dem Monplaisirpark am oberen Ende des Bildes verbindet. Die den Park umgebenden Waldstücke markieren noch den ehemaligen Jagd- oder Wildpark der Markgrafen. Unterbrochen wird diese Achse durch die Bahnlinie. Quelle: Stadtverwaltung Schwedt

Ich möchte die Aufmerksamkeit auf ein Gartenkunstwerk im Land Brandenburg richten, von dem man hoffen kann, dass es in den nächsten Jahren eine Renaissance auf der Grundlage seiner noch erhaltenen Gartenstrukturen erfahren wird. Anzumerken ist, dass dieser Beitrag nur einen Anriss zum hochinteressanten Gartenwerk bieten kann.

Es ist ein Wunder, dass es noch immer beinahe unberührte und vor allem bedeutende Gartenkunstschätze in Brandenburg gibt. Ein solcher Schatz ist der Park Monplaisir in Schwedt/Oder. Als Gartendenkmal ist er bekannt, hat aber als solches nur geringe öffentliche Wahrnehmung erlangt. Ein kleines Schloss oder besser das kleine Schlösschen, beinahe nicht mehr als ein großzügiges Gärtnerhaus aus der Zeit der Markgrafen Schwedt/Vierraden, hat wie durch ein Wunder, die Wirren der Zeit überstanden.

Monplaisir ist die einzige noch vollständig erhaltene Gesamtkonzeption einer Gartenanlage mit seinem Schlösschen, die bis in die Entstehungsgeschichte des Parks unter den Markgrafen zurückreicht. Die Stadt Schwedt dieser Zeit wurde durch den Zweiten Weltkrieg beinahe vollständig getilgt, aber eine gewaltige Achse, als doppelreihige Lindenallee ausgebildet, die beinahe 100 Meter breite Schlossfreiheit, welche einst die beiden Schlösser der Markgrafen und Könige, Monplaisir und das Stadtschloss verband, ist heute städtebaulich die Hauptachse der Stadt und verbindet Monplaisir wie einst mit dem "Ersatzbau des Stadtschlosses", dem neuen Theaterbau!

Mit der Darstellung der Entstehungsgeschichte des Monplaisirparks, der heute bedeutendsten und damit wichtigsten Gesamtanlage Schwedts aus der Zeit der Markgrafen, Kurfürsten und später des preußischen Königshauses, wird ein Beitrag geleistet, der dem Gartendenkmal in einer hoffentlich folgenden Restaurierung wieder zu seiner ehemaligen Ausstrahlung und Würde verhilft.

Nicht eingegangen werden kann auf die Persönlichkeiten der drei Markgrafen, die Monplaisir schufen und ihre Herrschaft Schwedt-Vierraden zu großer Blüte brachten. Sie waren mit dem Kurfürsten und späteren König in Preußen Friedrich I. verwandt, hatten durch bestimmte Umstände ein enormes Vermögen zur Verfügung und waren im Grunde "kleine Kurfürsten" - ein geduldeter Staat im Staate - die den König wohl dadurch beständig ärgerten, dass sie in ihrer persönlichen Lebensführung sehr eigenwillig waren und mit ihren Bauten und Gärten eine Konkurrenz zu den königlichen Anlagen darstellten, bis ihre Seitenlinie durch einen fehlenden Erben erlosch.

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2 Vogelschau 1741/42 von R.H. Richter, gezeichnet und von J.W. Wolffgang gestochen. Kupferstich, "Sr. Königl. Hoheit des Marggraff Fridrich Wilhelm, Gegend von Monplesey und andere Theil des Thier Gartens".
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3 Das Lustschloss Monplaisir. Radierung. Johann David Schleuen, um 1752. Die Datierung dieser Ansicht ist in der Literatur unterschiedlich angegeben. Im Vordergrund der große Kanal mit der ausgedehnten umgebenden Platzbefestigung. Bildarchiv G+P

Geschichte des Monplaisir-Parks

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erhielt das Stadtschloss nordwestlich von der Stadt gelegen ein Lustschloss. "Nach seinem Erbauer, dem Markgrafen Philipp Wilhelm von Brandenburg-Schwedt (1689-1711), wurde der ländliche Sitz, der seit 1613 als Domäne mit der Bezeichnung Neues Vorwerk bestand, am Ende des 17. Jahrhunderts in Philippsruh umbenannt [. . . ] und zur Jagd eingerichtet. Dazu gehörte ein Wald, ein Ziergarten und ein landwirtschaftlicher Betrieb für Fasanenzucht mit kleinem Gartenschlösschen und Umfriedung durch einen Palisadenzaun."¹

Von diesem ersten Schlösschen wissen wir nichts, außer dass es existierte. Erst Markgraf Friedrich Wilhelm, Sohn des Vorigen, hat mit seiner Frau Sophie von Preußen (1719-1765), einer Tochter des Soldatenkönigs, ein anspruchsvolleres Lustschloss errichten lassen. Der Markgraf schickte 1735 ein "Projet von Monplesir zur approbation."² und König Friedrich Wilhelm selbst wollte das Schloss 1736 fertiggestellt sehen.³ Es existieren zwei Ansichten aus dieser Zeit. Richter liefert eine Vogelschau mit Schloss Garten4 und der weiteren Umgebung. Der Stich von J. D. Schleuen d. Ä. zeigt das Schloss detailliert.

Aus der Vogelschau wird uns erstmals die Gartenanlage mit einigen Details gezeigt. Zwei große Blumenparterres liegen hinter dem Schloss. Ihnen folgen zwei tief liegende rechteckige Teiche mit Rasenböschungen, dahinter zwei gefasste Wasserbecken, vielleicht Goldfischteiche oder auch Boulingrins. Alle Flächen sind mit Platesbandes, auf denen Pyramidenbäumchen stehen, eingefasst und an den ausgerundeten Ecken mit Vasen und Kübelpflanzen verziert. Das Ende dieses Parterres bilden zwei große Heckenwände mit runden Nischen hinter denen das Boskettquartier folgt, das den Ansatz zu einem Wegestern in der Mitte zeigt und sich nach allen Seiten über die Parkgrenzen hinaus ausbreitet.

Aus der Zeit, in welcher das Lustschloss Monplaisir als vis-à-vis dem Stadtschloss Schwedt in der Wegeachse gegenüber stand, gibt es bislang keinen aufgefundenen Gartenplan, lediglich die Vogelschau, ein Ölgemälde, Schleuens Ansicht und das Schmettausche Kartenwerk (hier nicht gezeigt) geben Aufschluss über die Existenz. So müssen wir uns mit einem von G+P entworfenen Gartenplan, der sich aus der Vogelschau 1741 herleitet, begnügen.

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4 Planstudie von G+P 2019 von den Gartenanlagen Monplaisir 1741 nach der Vogelschau Richters ergänzt um die Bosketts mit dem Sternwegesystem von 1797. Bildarchiv G+P
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5 Ausschnitt aus dem Plan von Unger 1797. Am südwestlichen Ende des Parks befinden sich mit der Nr. 12 "zwei große Kiefern mit einer Schaukel" und mit der Nr. 14 "ein Baßin". Bildarchiv G+P

Der erste Höhepunkt der Gartenanlagen Monplaisirs ist also um 1740. Zwei wunderbare Gemälde von Anna Dorothea Lisiewska, "Die Schaukel" und "Federballspiel"5, führen uns in die Welt der Markgrafen und in das entstandene Gartenwerk mit seinen Heckenräumen, Rasen- und Wasserspiegeln. Das Gemälde "Die Schaukel", auf etwa 1741 datiert, zeigt ein Motiv, das irgendwo sein könnte. Aber wir entdecken es rund 60 Jahre später in einem Gartenplan Monplaisirs von 1797. Es zeigt tatsächlich eine Situation, die dem Plan entspricht, nämlich die Schaukel an zwei Bäumen und im Hintergrund rechts das Bassin. Durch die Aufnahme in den Plan müssen wir den Ort als etwas Besonderes ansehen oder gar als tatsächlich schon 1741 existent. Eine andere Deutung wäre, dass ein Motiv der Phantasie später in ein reales Gartenbild übertragen wurde. Wir wissen es nicht, aber was für schöne bewegte und fröhliche Bilder einer vergangenen Zeit!

Das Motiv "Federballspiel" führt den Blick vom Rand der Boskettzone über die Parterres nach Osten auf die Gartenseite des Lustschlosses und überlässt hier den Bezug zum realen Garten nicht der Phantasie, auch wenn das Schloss in der Bildmitte in weiter Ferne verschwimmt.

Der Untergang dieses schönen Schlosses muss schon vor 1758 stattgefunden haben. Graf Lehndorff6 berichtet über einen Besuch in dem viel kleineren Schlösschen, welches nun seitlich der Hauptachse im Garten steht. Dort lebte seit etwa 1750 die Markgräfin Sophie Dorothea Marie (1719-1765), eine Schwester Friedrichs des Großen (1712-1786, König 1740), die 1734 den Markgrafen Friedrich Wilhelm geheiratet hatte und sich wegen Ehestreitigkeiten hierher zurückzog. Auch dieses kleine Schlösschen am Rande der Hauptwegeachse verfällt schnell und es entsteht ein neues Lusthäuschen im modernen Stil, nun mit Elementen des frühen Klassizismus.

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6 Anna Dorothea Lisiewska, "Die Schaukel", Ölgemälde um 1741. Schaukel und Bassin (Hintergrund rechts) sind auf dem unten gezeigten Planausschnitt bezeichnet. Aus: Wiese, Wolfgang 2016
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7 Anna Dorothea Lisiewska, "Federballspiel", Ölgemälde um 1741. Im Hintergrund das Lustschloss Monplaisir, dass wir von der Gartenseite her sehen. Uns wird zugleich eine großartige Qualität der Gartenanlage vor Augen geführt, die so anzunehmen ist mit all ihren Applikationen. Aus: Wiese, Wolfgang 2016
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8 Das Schloss Monplaisir (mit späterem Anbau, links) mit der davor liegenden freien Fläche des zentralen Pleasuregrounds. Foto G+P 06.02.2019

Ein anonymer Plan von 1780 leitet die Zeit der Gartenpläne ein. Das zentral in der Hauptwegeachse gebaute Schloss existiert nicht mehr. Auf der linken Seite des Hauptweges steht jetzt das 1778 bis 1779 errichtete neue Schlösschen mit der Front nach Norden. Das neue Lustschlösschen bestand aus einem zweigeschossigen Mittelbau und wurde von zwei eingeschossigen Anbauten flankiert. Der Putz war von braunroter Farbe.7 Die erste Datierung dieses Gartenplans ohne Jahresangabe orientiert sich an der Gartenbeschreibung eines Reisenden. Johann III. Bernoulli beschreibt bei seinem Besuch des Markgrafen Friedrich Heinrich in Schwedt im Juli 1780 den Garten zu Monplaisir:

"Dieser Ort ist ein ehemaliges Lustrevier der hochseligen Königl. Schwester und Gemalin des vorigen Markgrafen; sie hatte auch ein Lustschloß hier; nach ihrem Tode aber wurde dieses niedergerissen und der schöne Garten gänzlich vernachläßiget. Erst seit zwey Jahren nun wurde er wiederum in Acht genommen und nach und nach verschönert; womit es in der kurzen Zeit schon über alle Erwartungen weit gekommen war. [ . . .] Sodann folgen lange Alleen, [ . . .] ein neuangelegter Irrgarten und zu dessen Gegenbild ein neues Lustgärtchen, das la surprise heißt, [ . . .] Dieser Ort war ein bloßer Sumpf, der aber vermittelst kleiner Graben abgelassen worden; diese Graben stellen einen Stern vor, über dessen Strahlen artige chinesische kleine Brücken führen; in der Mitte stehet ein chinesischer Pavillon; rings herum hohe Rosenstöcke, und in einem weiteren Kreis noch höhere schöne Fichtenbäume; [ . . .] Außerdem sind hier auch runde Plätze mit Rasenbänken, und was mir vorzüglich wohl gefiel, sehr große und hohe Clumps oder Taillis [Gebüsch, Buschholz], die für die Nachtigallen ein erwünschter Sammelplatz seyn müssen. Mir fiel sogleich ein, daß diese hohen Gehölze einen viel größeren Werth an Annehmlichkeit erhalten könnten, wenn darin geschlängelte Gänge durchgehauen würden: diese Idee würdigten S. K.H. Ihres Beyfalls, [ . . .] überhaupt hat dieser Park große Reize, [ . . .], obschon ihm einige wesentliche Vorteile abgehen: als da sind ein laufendes Wasser, einige Erhöhungen und eine freiere Aussicht in das Feld; es ist wohl Wasser vorhanden, aber nur in ein paar Teichen, sumpficht und stehend; und wegen der vollkommenen Ebene kann diesem Mangel nicht abgeholfen werden. [ . . .] Den 31sten Juli. vormittags hatte ich die Ehre, mit dem Markgrafen nach Monplaisir zu fahren, und die angenehme Überraschung, die vorgeschlagenen kleinen Alleen in den Gehölzen schon großentheils ausgeführet zu sehen; man konnte bereits darinn spatzieren; sie kamen mit meiner Erwartung überein und gefielen Sr.K.H. selbst so wohl, daß Sie durch die Benennung der Bernoullischen Gänge Ihre Zufriedenheit darüber zu bezeugen beliebten."8

Mit dieser Beschreibung können wir den ersten Gartenplan von Monplaisir in das Jahr 1780 oder zumindest in diesen Zeitraum setzen. Zugleich ist es wohl der einzige Plan aus der Markgrafenzeit abgesehen von der Vogelschau Richters!

Mit dem Tod des dritten Markgrafen Friedrich Heinrichs am 12. Dezember 1788 fällt endgültig die Markgrafschaft zurück an das Königshaus. Ohne Markgraf übernahm jetzt die Hofkammer die Verwaltung und die Potsdamer Garteninspektion die Oberaufsicht über die Gärten. Aus den folgenden Jahrzehnten gibt es zahlreiche Pläne der Liegenschaft Monplaisir, von denen nur wenige genannt werden können.

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9 Park Monplaisir 1797, "Plan Des Gartens Ihrer Königl. Hoheit Zu Monplaisir." und am Ende der Legende "Fecit Georg Friedrich Unger D. 20-27. May 1797". Quelle: SPSG, GK II (1)_9392
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10 Ausschnitt aus Nietners Plan von 1830. Er zeigt den landschaftlichen Garten am Schloss der als Pleasureground zu betrachten ist. Durch die Farbfassung von G+P wird die räumliche Wirkung des kleinen Gartens mit seinen vielen Schmuckbeeten besonders deutlich. Die Gewässer, Kanal und Teiche und die parallelen Wege-Längsachsen sind aus der Fassung des Gartens von 1741 in den Parkteil übernommen. Bildarchiv G+P. Farbige Fassung von G+P 2019. Quelle Original: SPSG, GK II (1)_9397
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11 Plangrundlage von G+P 2019 des Gartens von 1741. Der auch heute noch existierende Hauptweg (1) von 1741 und die Lage der gefundenen Wasserrinne (2), wohl als Entwässerung vom Schloss in den Kanal gebaut. Mit der Dendroprobe, die auf "nach 1642" beprobt wurde, war der Baumstamm beim Einbau 80–100 Jahre alt. Bildarchiv G+P

Der erste, gezeichnet von Georg Friedrich Unger, datiert aus dem Jahre 1797. In den ergänzten Wegen im Boskettgarten, den geschlängelten Wegen durch die Boskettzone, erkennen wir die Bernoullischen Gänge des Jahres 1780. Der Wegestern ist voll ausgebildet und kreisförmige Alleen mit zwei kleinen Plätzen ergänzen die Alleestrahlen, "Englische Blumenpartien" umgeben das Schloss und eine "Reorganisation" des Bereichs am Haupteingang verbessert das gestalterische Konzept ohne wirklich eine Lösung herbeizuführen.

Eine Zeichnung von Kistmacher des Jahres 1812, "Plan von dem Schloss- und Küchen Garten bey Mon plaisir,. . ." stellt die Wasseranlagen des Parks im Rahmen einer Flächenberechnung dar. Erst ein anonymer Plan, wohl um 1820, zeigt den Beginn der Verlandschaftung des barocken Parterre-Gartens. Das Grundgerüst der Anlage bleibt und die Boskettzone wird nun nur noch als Park bezeichnet, wobei zwei Bereiche am westlichen Ende des Parks noch als "Laubholzhain" hervorgehoben werden. Südwestlich der beiden Teiche ist eine große Obstbaumplantage aus dem Boskett herausgelöst worden. Der lange Laubengang über dem nördlichen Parkweg existiert noch. Die größten Veränderungen zeigen die Parterreflächen. Der Irrgarten ist zugunsten eines kleinen Landschaftsmotivs mit einem lauschigen Platz inmitten von (wie man vermuten muss) blühenden Gehölzen, zum Beispiel einem Fliederboskett, aufgegeben. Der chinesische Wassergarten, ehemals als "Soupprise" bezeichnet, existiert ebenfalls nicht mehr und ist in ein Heckenparterre umgewandelt. Das große Parterre nördlich vor dem Schloss löst sich landschaftlich auf und ist der Vorbote einer anderen Gartenkultur, die nun Europe ergriffen hat, der Landschaftskunst. Große Quartiere von Baumschulen, die auch im inneren Park platziert sind, zeugen von bevorstehenden Wandlungen.

Die Gouache von Barth vermittelt einen Eindruck der Zeit, die wir auch als Biedermeier bezeichnen. Kellners Plan 1821 beruht auf dem Plan 1820, ist im Detail hervorragend ausgearbeitet und damit ein bedeutendes Zeugnis der Gartenentwicklung in Monplaisir. In den Bosketts des westlichen Parkteils zeigt Kellner den Unterschied zwischen Laub- und Nadelholz, hebt aber auch die Größe einzelner Bäume hervor und erzeugt dadurch nicht nur eine Räumlichkeit in den Waldstücken, sondern zeigt uns damit auch die ältesten Bäume aus dem 18. Jahrhundert. Aber erst Nietners Plan von 1830 gibt die völlig ins Landschaftliche aufgelöste vordere Partie des Parterre-Gartens wieder. Lediglich der Kanal am Eingang und die beiden rechteckigen Teiche sowie die durchgehende Hauptachse mit ihren verkürzten Parallelachsen sind geblieben. Hinter den Teichen hat sich nur noch das Parterre der ehemaligen Soupprise erhalten, wenn auch mit Bäumen und Sträuchern stark besetzt. Alles andere ist ein Waldpark geworden, in dem nur noch Mittel- und Seitenachsen, die Querachse und der Stern mit den bogen- oder kreisförmigen Verbindungswegen zu finden sind und das barocke Gerüst des Parks aufrechterhalten.

Nördlich des inzwischen zum Hofgärtnerhaus umfunktionierten ehemaligen Schlösschens und um es herum entstand ein Pleasureground der neuesten Mode. Die eingetragenen Sichtlinien gehen über niedrig gehaltene Randbereiche hinaus in die umgebende Landschaft.

Nach Aufhebung der Hofgärtnerstelle 1876 wurde das Gelände von Monplaisir an Gärtner verpachtet und ein Ausflugslokal etabliert, welches sich großer Beliebtheit erfreute. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs der Park waldähnlich auf, die beiden Teiche wurden zu Sumpflöchern. Die Teiche wurden 2018 gesäubert und in eine vorläufige Fassung gebracht. Auf dem Gelände des Vorwerks und des einstigen Küchengartens entstanden Kleingärten und Wochenendlauben. Die heute noch vorhandenen Wege in der Boskettzone verdanken wir Bürgern aus Schwedt, die sie in freiwilliger Leistung und einer ersten Aufbauphase wieder freigelegt haben um den Charakter des Gartens zu erhalten.

Nach 1945 gab es Bemühungen den Monplaisirpark wieder zu beleben und seine historische Struktur neu aufleben zu lassen, wenn auch nicht grundsätzlich als Gartendenkmal, sondern als das beliebte Ausflugsziel. Mit der Unterschutzstellung des Parks Monplaisir wurden die Voraussetzungen geschaffen, das Gartendenkmal einer neuen Wertschöpfung zuzuführen.

Bestandsanalyse und Gartenarchäologie

Eine Bestandserhebung mit dem Schwerpunkt "Baumstruktur" ist erfolgt. Das allgemeine Höchstalter der Bäume reicht mit wenigen Exemplaren noch in die Zeit bis 1820, vielleicht bis 1800. Es lassen sich Heckenstrukturen der Barockphase nachweisen. Der offene Wiesenbereich um das Schlösschen und der zwischen Haupteingang und Schlösschen überwiegend vorhandene Jungaufwuchs (20-50 Jahre) durchsetzt mit einzelnen Altbäumen bestätigt die landschaftliche Veränderung von 1830 und den geschaffenen Pleasureground.

Die drei wohl ältesten lebenden Bäume des Parks, zwei Platanen und eine Kastanie auf dem Schneckenberg oder Kastanienhügel, finden sich in diesem Bereich. Erhaltene Elemente des barocken Gartens sind Größe, Topografie, der Kanal am Haupteingang, die Teiche, Längswegeachsen und die Boskettzone mit dem Wegestern. Der große Platz im Zentrum des Sterns ist an den Wegezusammenführungen erkennbar.

Die gartenarchäologischen Forschungsgrabungen9 des Jahres 2019 im Bereich Pleasureground wurden erfolgreich abgeschlossen. Das umfangreiche Planwerk, das uns zur Verfügung steht, setzt zudem die Interpretationsmöglichkeiten der Grabungsschnitte in ein günstiges Licht. Jeder Aufschluss lieferte Erkenntnisse welche die Planbilder vom Barock bis zur Landschaftskunst belegen, nämlich maßliche Erfassung des Kanals, Wegeführungen, Aufgang zum Schneckenberg oder Kastanienhügel. Eine hölzerne Wasserrinne steht wohl in Zusammenhang mit dem ersten Lustschloss um 1740 und weite Teile des extrem verfestigten Untergrunds sind vermutlich die Platzbefestigungen vor diesem ehemaligen Schloss.

Denkmalpflegerische Aussichten

Die Stadt Schwedt hat beschlossen den Monplaisirpark denkmalpflegerisch aufzuarbeiten. Ein gartendenkmalpflegerisches Gutachten von G+P Landschaftsarchitekten10 liegt vor. Hieraus entwickeln sich zwei Zeitschichten, die im Park sehr präsent sind. Der Barock ab den Teichen von 1741 bis an das westliche Parkende mit der großen Boskettzone, dem Wegestern und den Wege-Längs- und Querachsen sowie die Landschaftskunst um 1830 mit dem Pleasureground zwischen Haupteingang und Schloss beziehungsweise den Teichen. Dazu kommt die noch nicht zum Gartendenkmal gehörende Schlossfreiheit zwischen Park und Bahnlinie welche auf diesem Abschnitt in ihrem Grundmuster authentisch ist.

Das Restaurierung- und Maßnahmenkonzept¹¹ beruht auf dem "Gartendenkmalpflegerischen Gutachten" vom Februar/März 2019. In ihm wurden nach der geschichtlichen Aufarbeitung und der gartendenkmalpflegerischen Bewertung des Monplaisirparks die wesentlichen Aspekte einer möglichen Restaurierung aufgezeigt. Die dort gemachten Ausführungen sollen in diesem Jahr mit den eingearbeiteten Forschungsergebnissen von Bestandsanalyse und Archäologie in einer denkmalpflegerischen Zielstellung münden. In einem ersten Schritt ist es geplant, den Pleasureground des Jahres 1830 wieder zu beleben.

ANMERKUNGEN

1 Wiese, Wolfgang in: Stadtmuseum Schwedt/Oder, Zeitensprünge. 750 Jahre Schwedter Geschichte. Katalog. Schwedt/Oder 2016, S.97.

2 Graf von Wintzingerode 2011, S. 332.

3 ebenda, S. 336.

4 aus: Stadtmuseum Schwedt/Oder, Zeitensprünge. 750 Jahre Schwedter Geschichte. Katalog. Schwedt 2016, S.98.

5 Beide Gemälde befanden sich bis etwa 1900 im Schwedter Schloss. Heute befinden sie sich in Schloss Rheinsberg.

6 Giebel, Wieland: Die Tagebücher des Grafen Lehndorff. Die geheimen Aufzeichnungen des Kammerherrn der Königin Elisabeth Christine. 1. Aufl., Berlin Story Verlag. Berlin 2007.

7 Böer, Ludwig: Der Landbaumeister Georg Wilhelm Berlischky. Ein Beitrag zur Baugeschichte der Herrschaft Schwedt-Vierraden am Ausgang des 18. Jahrhunderts, Angermünde 1935 (Angermünde Heimatbücher, 6), S. 66.

8 Bernoulli, Johann: Johann Bernoulli´s Sammlung kurzer Reisebeschreibungen und anderer zur Erweiterung der Länder- und Menschenkenntnis dienender Nachrichten. Band 2, Berlin 1781, Bd. 2, S. 271 ff.

9 G+P Landschaftsarchitekten: Monplaisirpark. Bericht Gartenarchäologische Forschung - Teil 1.

PE 2019 UM 5069 zur denkmalpflegerischen Konzeption. Berlin Oktober/Dezember 2019 (Typoscript).

10 G+P Landschaftsarchitekten: Monplaisirpark. Bericht Denkmalpflegerische Grundlagen. Denkmalpflegerischen Konzeption. Berlin Februar/März 2019 (Typoscript).

11 G+P Landschaftsarchitekten: Monplaisirpark. Restaurierungs- und Maßnahmenkonzept. Denkmalpflegerische Konzeption. Berlin März 2019 (Typoscript).

Dipl.-Ing. Jürgen Kleeberg
Autor

Landschaftsarchitekt BDLA, Gartenhistoriker

G+P Planungs- und Beratungsgesellschaft mbH

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