„Wohl wenige Städte sind von solch einer öden Gegend umgeben“

Der Stralsunder Stadtwald

von:
Moore Stadtparks
Plan von Stralsund und der umliegenden Gegend zur Zeit der Wallensteinischen Belagerung 1628, Ausschnitt. Abb.: Stadtarchiv Stralsund
Moore Stadtparks
Plan der Stadt Stralsund, 1912. Abb.: Stadtarchiv Stralsund

Das Gebiet des Stralsunder Stadtwaldes liegt als Niederung im Bereich der ebenen bis flachwelligen Grundmoränenlandschaft Vorpommerns. Ursprünglich stellte es eine eiszeitliche Abflussrinne dar, die in den Strelasund entwässerte. Noch heute ruht unter dem Moorteich eine bis zu 7 Meter mächtige Torfschicht. Der feuchte, moorige Untergrund ist an vielen Stellen im Stadtwald deutlich zu erkennen.

Bereits im 14. Jahrhundert wurden die ursprünglich dicht bewaldeten Ländereien in Stadtnähe sowohl aufgrund der reichen Verwendung des Baustoffes Holz als auch aus Gründen der Verteidigungsfähigkeit vernichtet. Jahrhundertelang prägte infolgedessen eine nahezu gehölzfreie Landschaft die Umgebung Stralsunds. "Wohl wenige Städte sind von solch einer öden Gegend umgeben und besitzen in ihrer nahen Umgebung so wenig Laubholz oder Vergnügen und Schatten gewährende Plätze wie Stralsund, denn wenn man die kleine Anpflanzung im Brunnen ausnimmt, so ist meilenweit in der Nähe kein Schatten zu finden, und doch wäre dies leicht und mit nicht großen Kosten herbeizuführen", bemerkte die Wochenzeitschrift Sundine im Jahr 1837.

Der 1899 durch das Bürgerschaftliche Kollegium gefasste und vom Rat bestätigte Beschluss zur Anlage eines Stadtwaldes am westlichen Ausläufer des Moorteiches hatte daher zunächst das Ziel, die landschaftliche Umgebung der Stadt zu bereichern und einen Ausflugs- und Erholungsort für die Bevölkerung zu schaffen. Die königliche Regierung war in jener Zeit bestrebt, minderwertige Ländereien durch Aufforstungen ertragreicher zu machen, und so wurden nach dem Erstellen eines Gutachtens durch einen Forstsachverständigen im Jahr 1901 die bis dahin zum Teil zum Bleichen genutzten Wiesen zwischen dem Moorteich und dem Mühlengraben (heute: Birkenweg) sowie die Moorteichwiesen, die sogenannten Herrenwiesen, zur Schaffung eines Stadtwaldes für die Aufforstung vorgesehen.

Während die bereits auf einem Stadtplan aus der Zeit der Wallenstein'schen Belagerung 1628 dargestellten, grabendurchzogenen Moorteichwiesen überwiegend mit Erlen bepflanzt wurden, sollten die höher gelegenen Bereiche mit Buchen, Birken, Eichen und Eschen gestaltet werden.

Das öffentliche Interesse stand den Bewaldungsplänen mit der Absicht, den Städtern eine Gelegenheit zu ausdauernden Spaziergängen an der frischen Luft zu bieten, durchaus wohlwollend gegenüber. Über die Art der Bepflanzung des nördlichen Moorteichufers wurden hingegen kontroverse Diskussionen geführt.

"Es kann nun keinem Zweifel unterliegen, dass die Straße 'An den Bleichen' nach ihrer ganzen Lage eine der schönsten Villenstraßen Stralsunds einmal hergeben kann, und dass namentlich der Südabhang, welcher sich zum Moorteich herabsenkt, ein außerordentlich bevorzugtes Bauterrain für Villen mit Gartenanlagen bietet. Die vollständige Bepflanzung des Wiesenstreifens vernichtet mit einem Schlage das schöne, bei jedem Spaziergänger so sehr beliebte Panorama des Moorteiches mit seiner weitgestreckten und regelmäßigen Wasserfläche, seinen grünen Ufern und den malerischen Baumgruppen und Ansiedlungen seiner Südseite, dieses wundervolle landschaftliche Bild besteht nur so lange, wie das Auge von einem erhöhten Punkte, wie es die Straße ,An den Bleichen' ist, freien Ausblick hat, ein bewaldeter Saum mit schnell aufsprießenden Weichholzbäumen zieht einen undurchdringlichen Bretterzaun vor jenes Bild, und das Gleiche würde ein am Strande des Teiches etwa als Ersatz angelegter Uferweg verursachen, er ist zu niedrig und das üppig entwickelte Röhricht würde den einzigen, recht problematischen Naturgenuss bieten", gab die Stralsundische Zeitung am 23. Dezember 1899 zu bedenken. Eine Erwähnung, die ungehört blieb, denn die heutige Situation bietet genau jenes Bild, welches der Verfasser des Artikels vermeiden wollte. Hier wurde eine großartige Chance, im Dialog mit der Landschaft zu bauen, nicht genutzt.

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Moore Stadtparks
Moorteich und Stadtwald, 2017. Foto: Angela Pfennig
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Nördlicher Uferweg, 2020. Foto: Angela Pfennig

Ursprünglich handelte es sich bei der Anlage des Stadtwaldes um eine 50 Hektar große bepflanzte Fläche, welche im Laufe der Zeit auf 73 Hektar erweitert wurde. Ein Stadtplan aus dem Jahr 1912 dokumentiert erstmalig die im Sinne der Bürgerparkbewegung des späten 19. Jahrhunderts als dicht bepflanzter Stadtpark gestaltete Anlage. Die Bereiche westlich und nördlich des Moorteiches sind als Stadtwald bezeichnet und durch ein feingliedriges Wegesystem parkartig angelegt. Ein weit verzweigtes Grabensystem durchzieht die Anlagen.

Die Hauptattraktion im Stadtpark bildete ein vom Mühlengraben gespeister, naturalistisch mit Findlingen gestalteter Wasserfall am nördlichen Moorteichufer. Die Wasserfallanlage als Zeugnis für eine bewusste Gestaltung der Randbereiche des Stadtwaldes ist nach ihrer Trockenlegung durch die Verlegung des Mühlengrabens mit direktem Abfluss in den westlichen Ausläufer des Moorteiches in den 1920er-Jahren heute nur noch in Form künstlich aufgeschichteter Steine erkennbar.

Ein vom Gemeinnützigen Verein 1915 herausgegebener Führer durch Stralsund empfahl den Besucher*innen der Stadt neben Rundgängen um die alten Wälle auch einen Spaziergang in den Stadtwald, einer neuen, in guter Entwicklung begriffenen Anlage, sowie einen Ausflug zur Stadtkoppel, einer ländlich gelegenen Gastwirtschaft mit Garten.

Bereits 1902 wurde unmittelbar am Moorteich auf der ehemaligen städtischen Bleiche (heute: Nachtigallenweg), welche damals noch der Dampfmühlenbesitzer Laß in Pacht hatte, ein Licht-, Luft- und Sonnenbad für die Mitglieder des Vereins für Gesundheitspflege projektiert und ausgeführt.

Licht- und Luftbäder sind ein klassischer Bestandteil von Volksparkanlagen, die in der Tradition der Naturheilbewegung zur Förderung der Gesundheit in naturgemäßer Lebensweise durch Anwendung von Licht, Luft, Wasser, Sonne, Ruhe und Bewegung vor allem in größeren Städten Deutschlands errichtet wurden und ihren gestalterischen Höhepunkt in den Jahren zwischen 1905 und 1930 erreichten. Der Stralsunder Stadtpark markiert somit in Ansätzen den Übergang vom Zierpark des 19. Jahrhunderts zum Erholungspark des 20. Jahrhunderts mit seinen hohen Ansprüchen an eine vielfältige Nutzung für alle Bevölkerungsschichten.

1928 wurde in der Stralsundischen Zeitung am nordwestlichen Ende des Moorteiches, dem sogenannten Papenhagen, ein erhöhter freier Sitzplatz mit Blickbeziehungen zur Altstadt und den Kirchtürmen von St. Nikolai, St. Jakobi und St. Marien beschrieben. Durch Baggerungen sollten die von dem um den westlichen Zipfel herumführenden stark begangenen Spazierweg ausgehenden freien Blicke über die stark zugewachsenen Wasserflächen wieder geöffnet werden.

Die vielfältigen Blickachsen zum Moorteich, zur Altstadt oder in die freie Landschaft dürften das Schönheitsempfinden der auf den weitläufigen Parkwegen Spazierenden sehr angesprochen und die Qualität des Stadtwaldes bestimmt haben. Eine Rundwanderung um den Moorteich ist allerdings erst ab 1939 möglich, als ein Teil der nördlich und südlich der Moorteichbrücke in der Nähe der heutigen Friedrich-Engels-Straße befindlichen, ehemals bis an das Wasser heranreichenden Grundstücke zwecks Anlage einer Promenade durch die Stadt angekauft wurde.

1940 wurden der Stadtwald und die Stadtteiche als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Bereits 1941 hatte sich der Baumbestand derart entwickelt, dass Durchforstungsarbeiten dringend notwendig wurden. Dies war sowohl hinsichtlich der Bestandspflege als auch aus gestalterischen Gründen von Bedeutung. Zum einen mussten kranke Bäume entfernt werden, die aufgrund des hohen Grundwasserspiegels des Moorteiches kaum Überlebenschancen hatten. Zum anderen achtete die Gartenbauabteilung auf die Erzielung gut gewachsener Einzelbäume im Bereich der forstmäßigen Anpflanzungen, da der Stadtwald von Anfang an als Erholungsplatz und Ausflugsort für die Stralsunder konzipiert und angelegt worden war und nicht als reiner Forst. Forstästhetik, 1885 durch den Förster Heinrich von Salisch (1846-1920) als Lehre von der Schönheit des Wirtschaftswaldes definiert, lag auch der Gestaltung und Pflege des Stralsunder Stadtwaldes zugrunde.

Der Zweite Weltkrieg hinterließ zahlreiche Schäden an den Baumbeständen. In der Nähe des Zoos befindet sich das Fliegergrab des 1945 über dem Stadtwald abgestürzten Piloten Hans-Ernst Meyer.

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Mühlengraben mit Wasserfall, um 1910, Postkarte. Repro: Angela Pfennig
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Ehemaliger Wasserfall, 2020. Foto: Angela Pfennig

Idee eines Volks- und Kulturparks

Es ist für viele Park- und Gartenanlagen der Nachkriegszeit charakteristisch, dass sie in ihrer Formensprache auf die Gestaltauffassung der 1920er- und 1930er-Jahre zurückgreifen.

Nachdem weitreichende Pläne zur Anlage eines Krankenhauses am Stadtwald während des Zweiten Weltkrieges scheiterten, ist in Anknüpfung an die Volksparkidee der 1920er-Jahre eine Planung zur Entwicklung des Stadtwaldes zu einem Volks- und Kulturpark aus den beginnenden 1950er-Jahren überliefert, die zur Wiederbelebung des gesellschaftlichen Lebens auf dem gesamten Gelände der Moorteichufer, des Stadtwaldes und weiter Bereiche südlich der Barther Straße umfangreiche Sport- und Freizeitanlagen - unter anderem eine Radrennbahn, ein Freibad, ein Stadion und Volleyballplätze - aber auch Kulturhäuser mit Musikpavillon, Gaststätten und Staudensichtungsgarten vorsah. Das Gebiet des eigentlichen Stadtwaldes sollte durch ein großzügiges Wanderwegesystem erschlossen werden. Weite Wiesenflächen, Solitärbäume und Baumgruppen sowie aufgelockerte Waldränder wechselten mit dichten Gehölzanpflanzungen, die vor allem die Randbereiche der Anlage begrenzten. Von all den Planungen wurde lediglich das heute als Speedway-Bahn und Fußballplatz mit mehreren Spielfeldern genutzte Paul-Greifzu-Stadion realisiert, mit dessen Bau bereits in den 1930er-Jahren begonnen worden war.

Auch in den späteren Jahren erstellte Planungen zur Entwicklung eines Kulturparks fanden keine Umsetzung. Dafür wurde 1959 im westlichen Teil des Stadtwaldes auf einer Fläche von etwa 15 Hektar mit dem Bau des Tierparks begonnen, der heute als Zoo nach wie vor sehr beliebt ist.

Moorteich

Als Bestandteil der Verteidigungsanlagen wurden seit dem 13. Jahrhundert die noch immer existierenden, die Altstadt umschließenden Stadtteiche angelegt, deren Wasserspeisung durch künstlich angelegte Gräben und den ebenfalls dafür künstlich angestauten Voigdehägener Teich erfolgt. Die Gräben aus dem 13. Jahrhundert sind zum Teil bis heute erhalten.

Das Wasser der Teiche hatte neben der Verteidigungsfunktion auch einen nicht unwesentlichen Nutzen als Trink- und Löschwasser sowie für den Antrieb von Wassermühlen. Nicht zuletzt wurde der ästhetische Reiz der unmittelbaren landschaftlichen Umgebung Stralsunds und des Stadtbildes bis zum späten 19. Jahrhundert entscheidend durch die großzügigen Wasserflächen der Teiche geprägt. Hier verbindet sich Schönes mit Nützlichem.

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Tierpark am Stadtwald, um 1970, Postkarte. Repro: Angela Pfennig
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Entschlammungsarbeiten am Moorteich, um 1930. Abb.: Stadtarchiv Stralsund
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Ausflugslokal Stadtkoppel, 1910. Foto: Stadtarchiv Stralsund
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Blick vom südlichen Promenadenweg auf die Moorteichbrücke, 1914. Foto: Stadtarchiv Stralsund

Mit dem Beginn der Aufhebung des Festungscharakters der Stadt Stralsund im Jahr 1873, der damit verbundenen Umwandlung der Wallanlagen in Promenaden, dem Anlegen von Dämmen durch den Frankenteich und Knieperteich und den baulichen Erweiterungen der Stadt in den Vorstädten wandelte sich sowohl räumlich als auch gestalterisch der Charakter des Landschaftsbildes. Es entstanden kleinteilige Teichzonen und die ehemals bastionierten Uferbereiche des die Altstadt umgrenzenden Franken- und Knieperteiches wurden zu innerstädtischen Parkanlagen.

Eine Ausnahme bildeten der Moorteich und seine Umgebung. Er blieb bis zum vierspurigen Ausbau des Grünhufer Bogens und der Errichtung des Einkaufszentrums Strelapark in den 1990er-Jahren wesentlichstes Bindeglied des sich von den Wallanlagen über die Uferbereiche der Stadtteiche und die Vogelsangwiesen bis zum Pütter See in die freie Landschaft öffnenden Hauptgrünzuges der Stadt.

Trotz der vor allem seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzenden baulichen Entwicklung Stralsunds über die ehemaligen Festungsanlagen hinaus konnte das Moorteichufer mit dem angrenzenden Stadtwald seinen Charakter als größte öffentliche Parkanlage der Stadt bewahren und blieb frei von jeglicher Bebauung.

Ein ständiges Problem bei der Pflege der künstlich angestauten Stadtteiche bildete die immer wiederkehrende Verkrautung und Verlandung der Wasserflächen. Bereits aus dem Jahr 1428 sind Beschreibungen über die verschlechterte Wasserqualität der Teiche durch zunehmenden Pflanzenbewuchs überliefert. Umfangreiche Baggerungen sind allerdings erst ab 1859 nachweisbar.

Stadtpläne und Kartenwerke zeigen ab 1835 besonders am nördlichen Moorteichufer großflächige Verlandungszonen. Neben der alljährlichen wirtschaftlichen Nutzung der Rohrbestände an den Teichufern - im Ersten Weltkrieg erlangte das Schilf als Rohstoff für Webwaren sogar militärische Bedeutung - wurden auch stets ganz bestimmte Sichtachsen auf die Stralsunder Altstadt freigehalten. Erst im Zusammenhang mit den ab den 1930er-Jahren verstärkt geförderten Naturschutzgedanken erlosch allmählich die regelmäßige Pflege der Uferbereiche, wenngleich die Landschaftsschutzverordnungen eine weitere wirtschaftliche Nutzung der Teiche erlaubten und Aspekte des Naturgenusses und der Landschaftsbildpflege berücksichtigten.

Über notwendige Ausbaggerungen am äußersten Westrand des Moorteiches im Zulaufbereich des neuen Mühlengrabens wurde unter anderem 1928 berichtet. Das Baggergut lagerte man damals auf den abgestorbenen Rohrplanpartien des Stadtwaldes.

In den 1950er-Jahren erfolgte eine weitere Entschlammung. Als wesentlich folgenschwerer erwiesen sich hingegen die im Zusammenhang mit den 1970 begonnenen umfangreichen Entschlammungsarbeiten erfolgten Eingriffe in das Gefüge des Stadtwaldes, welches seitdem nachhaltig gestört ist.

1971 kam es nördlich des Moorteiches zu großflächigen Rodungen, wobei der ursprünglich vorhandene Erlenbruchwald einschließlich des historischen Wegesystems völlig zerstört wurde. Begründet wurde das rigorose Vorgehen damit, dass der Stadtwald in den letzten Jahren in diesem Bereich aufgrund starker Versumpfung und kranken Baumbestandes sehr an Niveau verloren habe.

Einer Zeitungsmeldung des Demokrat aus dem Jahr 1973 ist die euphorisch formulierte Zielstellung für die künftige Gestaltung des Stadtwaldes zu entnehmen: "Aus dem einstmals versumpften Stadtwald wollen wir einen herrlichen Stadtpark gestalten." Zunächst aber wurde auf den Rodungsflächen das gesamte Baggergut der bis 1979 andauernden Teichentschlammung auf sogenannte Spülfelder aufgebracht. In einigen Bereichen erreichte der Schlamm eine Höhe von 6 Metern. Ein Wanderweg zum Tierpark bestand in jener Zeit nur noch am südlichen Ufer.

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Flächennaturdenkmal im Stadtwald, 2019. Foto: Dagmar Fromme
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Sumpfzypresse und Kinderspielplatz am Naturlehrpfad, 2017. Foto: Angela Pfennig
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Holzbrücke im Hochwald, 2020. Foto: Angela Pfennig
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Birkenweg am Mühlengraben, um 1910. Abb.: Stadtarchiv Stralsund
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Birkenweg, 2020. Foto: Angela Pfennig

Rekultivierung des Stadtwaldes

Projekte zur Rekultivierung des Stadtwaldes nach Abschluss der Teichentschlammung beinhalteten neben Aufforstungsarbeiten unter anderem das Anlegen von Wanderwegen, eines Naturlehrpfades und einer Festwiese.

1979 begann die Aufforstung der Spülfelder mit dem Ziel, einen Laubmischwald aufzubauen. Das Landschaftsbild ist jedoch seitdem durch Dammbauten, Aufspülungen und die vordergründig nach forstlichen Gesichtspunkten erfolgten Gehölzanpflanzungen nachhaltig geschädigt. Es gibt in diesem Bereich keine ausgebauten Wegeverbindungen mehr; ehemals vorhandene Wege sind zum Teil zugewachsen. Somit ist der Naherholungswert des Grünraumes für die vielen Bewohner der in den 1960er- und 1970er-Jahren entstandenen Plattenbausiedlungen nördlich des Stadtwaldes sehr eingeschränkt. Ebenfalls erhebliche Veränderungen erfuhr das historische Grabensystem. Der Wasserfall mit seinem Abflussgraben zum Moorteich und die Gräben nördlich des Stadtwaldes und Moorteiches wurden beseitigt. Zur notwendigen Flächenentwässerung entstanden neue Gräben.

Der zentrale Bereich des Stadtwaldes - ein unter Naturschutz stehendes Feuchtbiotop - wird heute durch breite wassergefüllte Gräben und den westlichen Ausläufer des Moorteiches fast vollständig von seiner Umgebung abgegrenzt. Es handelt sich hierbei um ein ehemaliges Flachmoor, das aufgrund seiner Unwegsamkeit stets zum wenig erschlossenen Teil des Stadtwaldes zählte und auch gegenwärtig bewusst nur vom Rand her erlebbar, aber nicht begehbar ist. 1987 wurde diese Fläche als Flächennaturdenkmal ausgewiesen und der Sukzession überlassen.

Am südlichen Moorteichufer wurden ab 1979 ein dendrologischer Naturlehrpfad - hier wachsen unter anderem Stieleichen, Silberweiden, Sumpfzypressen und Eschen - und in der Nähe der Einmündung der Mariakronstraße ein Rhododendrongarten mit Sitzplatz angelegt, der in seiner Formgebung an den Resten der Betoneinfassung bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts erkennbar war. Beide Anlagen sind als Versuche zu werten, die ehemaligen gestalterischen Aspekte des Stadtparks neu zu beleben, das Landschaftsbild zu bereichern und somit den Erholungssuchenden reizvolle Naturerlebnisse zu bieten.

Der Stadtwald - Gartendenkmal und Projekt des Landesparkprogramms

Der Stadtwald und der Moorteich werden seit 1988 auf der Denkmalliste der Hansestadt Stralsund als Denkmal geführt. Die im Rahmen des durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt ab 1993 geförderten Landesparkprogrammes geäußerten Planungsideen zur Entwicklung des Stadtwaldes zu einem naturnahen Erholungswald unter behutsamer Ergänzung des Wegesystems sind als Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Interessen und Zielsetzungen der Denkmalpflege, der Forstwirtschaft und des Naturschutzes zu verstehen. Unter Beachtung der gleichwertigen Ziele der Erholungsvorsorge für die Bevölkerung, des Erhalts des Gartendenkmals, der naturnahen Waldentwicklung und des Schutzes des Landschaftsbildes sowie des Arten- und Biotopschutzes soll der Stadtwald auch künftig für die Naherholung der Stralsunder*innen und ihrer Gäste erhalten und attraktiv gestaltet werden.

2005 wurde der südliche Moorteichweg nach Planungen des Stralsunder Landschaftsarchitekturbüros Olaf Petters komplett saniert. Ein Jahr später entstanden verschiedene Spielstationen nach Entwürfen durch die Stralsunder UmweltPlan GmbH, zum Beispiel an der Mariakronstraße und auf der Höhe des Norma Marktes am Carl-Heydemann-Ring. Eine schwingende Holzbrücke überquert den Graben 3 in Nähe der Barther Straße. Etwa 40 Prozent des Baumbestandes auf den feuchten Flächen des Stadtwaldes sind Eschen, die aufgrund des Eschensterbens in den letzten Jahren zum größten Teil gefällt werden mussten. Es erfolgten Neupflanzungen mit Erlen. Die Vorzugsvariante der Stadtwalderneuerung außerhalb der feuchten Bereiche ist die Naturverjüngung. Vor allem Ahorn und Buchen sollen sich selbst vermehren.

Im Zusammenhang mit der zweifachen Sanierung des nördlichen Uferweges zwischen der Ecke Vogelwiese/An den Bleichen und dem Wohngebiet Knieper West 2008 und 2014/2015 wurde die historische Birkenallee am Birkenweg nachgepflanzt.

Seit 2020 legt der Förster Thomas Struwe mit der Freilegung von Wegen, Gräben, Lichtungen, Wasserfall und Blickbeziehungen zur Altstadt und zum Moorteich sowie gezielten Plenterungen und standortgerechter Nachpflanzung von Bäumen die Grundlage für einen Stadtwald der Zukunft ganz im Sinne der Waldlandschaftspflege.

Dr.-Ing. Angela Pfennig
Autorin

Stralsunder Akademie für Garten- und Landschaftskultur

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