Ein Plädoyer für Bauerngärten

Der Vorgarten im Dorf

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Bauerngärten Gartengestaltung
Der Vorgarten als dörfliches Strukturelement. Foto: Katrin Korth

In Zeiten weiter zunehmender versteinerter Vorgärten zunächst Fragen: Was ist eigentlich mit der ländlichen Gartenidylle? Wie steht es um die üppig bepflanzten dörflichen Vorgärten, die malerischen Zäune und gepflegten Hecken, die prächtigen Gemüse- und Kräutergärten? Unser Bild des Dorf- oder Landlebens, einschließlich seiner Gärten und Vorgärten wird durch reich bebilderte Hochglanz- Zeitschriften wie "Landlust", "Landliebe" oder "Landleben" geprägt und ist doch vor allem Projektionsfläche städtischer Sehnsüchte nach einer heilen Welt. Und vereinzelt gibt es sie ja tatsächlich, die wundervollen Vorgärten mit wohlkomponierten Mischungen aus Rosen, Stauden und einjährigen Schmuckblumen. Sie lassen sich entdecken in den Gärten der Heimatmuseen oder der Schaubauernhöfe; werbewirksam vor den Hofläden der bäuerlichen Direktvermarkter; dort, wo Betonpflaster, Stellplatz- und Carportwahn noch nicht die Überhand über den Vorgarten gewonnen haben, möglicherweise weil eine liebevolle und unermüdliche Hand meist weiblicher Natur und eher höheren Alters sich nicht die Frage stellt, ob der Aufwand für den Vorgarten eigentlich lohnt; und schließlich bei einigen Unermüdlichen, die hartnäckig darauf beharren, dass ein Vorgarten mehr sei als eine geschotterte Fläche mit zwei armseligen Zypressen darin. Doch die große Masse der Vorgärten im dörflichen Kontext bietet den Anblick eines verstummten oder steingewordenen Grauens, an das wir uns längst gewöhnt haben.

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Hagnau um 1900, der Übergangsbereich zwischen Hof und Dorfstraße mit Misthaufen, Vorgärten, Hofbäumen. Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe, Signatur: 498-1 Nr. 4130
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Dorfstraße in Wagshurst um 1960, der Wandel beginnt. Foto: Staatsarchiv Freiburg, Signatur: W134 Nr. 060559a, Bild1

Überfällig sind deshalb Initiativen wie "Rettet den Vorgarten" des Bundesverbandes Garten- und Landschaftsbau¹ und weiterer in ihrem Bemühen, das Verständnis für blühende und sogar artenreiche Vorgärten zu fördern. Dabei muss sich die Branche der Garten- und Landschaftsbauer ja durchaus auch den Vorwurf gefallen lassen, nicht ganz unbeteiligt am jetzigen Zustand zu sein, propagierten doch einige Vertreter lange Zeit das Bild des pflegeleichten und steinernen Gartens. Doch es bleibt an dieser Stelle auch festzustellen, dass es sich beim heutigen Zustand der dörflichen Vorgärten um kein neues Phänomen handelt. Offenbar fehlt es seit längerem am Diskurs darüber, was ein Vorgarten im dörflichen Kontext überhaupt sein sollte, welche Bedeutung er für das Dorf hat und welche Form die passende sein könnte für Haus und Grundstück. Und möglicherweise ist die Bedeutung eines Vorgartens am Ortseingang eine andere als die eines in der verkehrsberuhigten, historischen Ortsmitte oder in einem der Neubaugebiete, welche die Ortskerne wie Speckringe umhüllen.

Zur Geschichte des dörflichen Vorgartens

Die Geschichte des Vorgartens im Dorf ist eng verknüpft mit der des Bauerngartens. Bauerngärten waren Gemüsegärten, doch die jeweilige Zusammensetzung der Pflanzen wurde auch beeinflusst durch das dörfliche Brauchtum oder handwerkliche Tätigkeiten. So fanden Färberpflanzen wie Lein, Stockrose und Holunder ihren Platz im Bauerngarten. Riechpflanzen wie Eberraute, Lavendel und Ysop waren notwendig für Kirchgänge oder als Einlage im Wäscheschrank. Dazu kamen Heilpflanzen wie Rose, Salbei, Eibisch oder Malve und schließlich Myrthe, Rosmarin, Wacholder, Pfingstrose und Buchs als Schmuck für die religiösen Feste oder das Erntedankfest.² Der Bauerngarten war immer eine Mischung aus Gemüsegarten und Kräuter- und Heilpflanzengarten. Vor allem die topografischen und klimatischen Einflüsse führten zur Herausbildung regionaler Besonderheiten, die sich in ihren Grundstrukturen bis heute ablesen lassen.³ So wurde in Bergregionen sparsam mit dem wenigen ebenen Grund und Boden umgegangen. Im klimatisch und topografisch begünstigten Rheintal hingegen war Platz für großzügige Gärten mit aufwendigen Buchseinfassungen. In Weinbauregionen fand sich weniger Gartenkunst, dafür gab es Ziergärten vor dem Haus und im vor Wind wenig geschützten Flachland sind Heckenelemente tradiert - beispielhaft die Taxushecken im oldenburgischen Ammerland.

Die Existenz des Bauerngartens ist aufgrund der wirtschaftlichen Notwendigkeit unstrittig. Die Existenz historischer Vorgärten lässt sich hingegen nicht ohne weiteres nachweisen. Sie wird vor allem durch strukturelle bauliche und sozialräumliche Aspekte bestimmt.4 So blieb bei geschlossenen Mehrseitenhöfen mit ihren hohen Mauern und Toren meist kein Platz für Vorgärten. Auch in engen Haufen- und Straßendörfern fanden sich seltener Vorgärten. Der Platz vor und neben den Häusern wurde als Rangier- und Abstellraum für landwirtschaftliche Gerätschaften benötigt. Der eigentliche Nutzgarten befand sich störungsfrei rückwärtig der Höfe im Übergang zu Wiesen und Obstbaumgärten. In den lockeren, unregelmäßigen Haufendörfern blieb tendenziell mehr Raum für den Vorgarten, die dann nicht selten eine Mischung aus Nutzgarten und Vorgarten waren.

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Der Vorgarten mit seinen Elementen Kletterrosen, Rosen und Stauden, umrahmt vom regionaltypischen Holzlattenzaun. Foto: Katrin Korth
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Schaugärten als gutes Beispiel mit geschottertem Weg, Obstspalieren und blühenden Heilkräutern, Klostergarten Bebenhausen. Foto: Katrin Korth

Die Existenz und Ausprägung von Vorgärten ist auch an die Funktion der Dorfstraße und ihrer Bedeutung als Wirtschaftsraum geknüpft. Seit dem späten Mittelalter orientierte man sich bei der Neuansiedlung oder Erweiterung bestehender Siedlungen an den vorhandenen Verkehrswegen. Eigene dörfliche Straßennetze, entlang derer die Dörfer Richtung Feldflur wuchsen, sind seit der Neuzeit nachgewiesen. Die Dorfstraßen waren oft bis weit in den 1950er-Jahre unbefestigt, schmal und mit einem eher ungeregelten Verlauf. Nicht selten diente der Seitenraum als Lagerfläche für Holz, als Stellplatz für Fuhrwerke und bot Raum für Misthaufen. Blieb noch Platz, wurden ein Hofbaum gesetzt und manchmal ein kleines Geviert für Sommerblumen abgetrennt. Insbesondere die Hofbäume waren bedeutende dörfliche Strukturelemente. Sie spendeten Schatten und galten im Fall von Walnuss auch als Schutz vor Schnaken. Mit dem Anschluss der Dörfer an das Wasser- und Abwassernetz wurden Dorfstraßen ab den 1960er-Jahren begradigt und verbreitert. Das autoaffine Zeitalter machte vor dem Dorf nicht halt, selbst Landmaschinen wurden immer größer. Die asphaltierte breite Straßenfläche - geradlinig, breit, sauber und mit geordneten Abläufen für Regenwasser - wurde das Maß aller Dinge. Der öffentliche Verkehrsraum mit schmalen Gehwegen an den Seiten reichte nun von Gebäude zu Gebäude. Viele der Hofbäume wurden gefällt, was das Gesicht der Dörfer grundlegend veränderte. Wo vor den Häusern bis dato noch Platz für Vorgärten war, wurde mit Pflaster versiegelt. Grenzten die Höfe lange Zeit direkt an die Straßen, rückten in den folgenden Jahren, einhergehend mit der Zunahme des Autoverkehrs, neue Gebäude von den Straßen weg. Ohnehin wurde auf den Grundstücken mehr Platz gebraucht für Einfahrten, Garagen und Carports. Die Flächen zwischen Haus und Straße wurden gepflastert, abgesehen von der Restfläche für ein wie auch immer gestaltetes Schmuckbeet. In Abgrenzung zu vielbefahrenen Straßen waren weniger Vorgärten gefragt als vielmehr Abstandsgrün als Sichtschutz, was teils zu waldartigen Anmutungen inmitten der Dörfer führte. Die tradierten Naturstein- oder Klinkermauern und Holzzäune wichen industriell gefertigten Mauern aus Betonwerkstein und Zäunen aus Stabgittermatten oder farbigen Metallapplikationen.

Die beschriebene Entwicklung hat auch eine sozialräumliche Komponente. Bis in die 1960er-Jahre lebten im Dorf vor allem Menschen, die von der Landwirtschaft lebten - ergänzt durch Dorflehrer, Apotheker, Zimmermann, Kolonialwarenhändler und Gastwirt. Gärten dienten der Sicherung der Ernährung. Fleisch, Eier kamen aus der eigenen Landwirtschaft, ebenso das Getreide für Brot und Kuchen. In diesem engen sozialen Gefüge mit streng geregelten Tätigkeiten blieb wenig Zeit für die Muße eines Vorgartens, es sei denn, es gab eine besondere Leidenschaft für das Gärtnern oder die Notwendigkeit der Repräsentation aufgrund des sozialen Status. Die Nachkriegsentwicklung änderte das Dorfleben grundlegend. Kleinere landwirtschaftliche Betriebe rechneten sich nicht mehr, aus Vollerwerbslandwirten wurden Nebenerwerbslandwirte. Gut bezahlte Jobs in der aufblühenden Industrie lockten. Das Dorf wurde zum Wohnort, begünstigt durch niedrige Bauplatzpreise wurde es auch attraktiv für Städter. Zeitsparende Haushaltsmaschinen hielten Einzug, der Kolonialwarenhändler wurde durch den großflächigen Lebensmittelmarkt ersetzt. Gärten wurden Zeitvertreib, Gemüseanbau war nicht mehr überlebensnotwendig und ging zugunsten visueller Blühaspekte zurück. Der Vorgarten wurde zum Aushängeschild der arbeitssamen Hausfrau, passend zum Frauenbild der Zeit. Damit setzte ein Verlust der alten Kenntnisse über das Gärtnern ein. Innerhalb einer Entwicklung, in der zwar immer mehr Freizeit zur Verfügung stand, diese aber immer weniger für die Belange von Haus und Hof genutzt wurden, mussten sich Gärten und Vorgärten in den folgenden Jahrzehnten immer stärker zeitpraktischen Erwägungen unterordnen.

Zusammenfassend lässt sich so feststellen, dass es beim Vorgarten im dörflichen Kontext anders als beim Bauerngarten keine Entwicklungsgeschichte gibt und der Vorgarten offenbar kein tradiertes Element dörflichen Lebens war und ist.

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Vorgarten im Übergang zum Bauerngarten, sorgsam geplantes Chaos. Foto: Katrin Korth
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Der Hofbaum als Element des Übergangs zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Foto: Katrin Korth

Der Vorgarten als Grundelement dörflichen Lebens

Auch wenn der Vorgarten offenbar kein klassisches Element von Dörfern zu sein scheint, lohnt es sich mit seiner Bedeutung für das heutige Dorfleben auseinanderzusetzen. Denn findet sich eine Reihe von Gründen, warum Dörfer nicht auf Vorgärten verzichten können.

Vorgärten sind typische Elemente des Übergangs zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Durch sie wird der Wechsel von der einen in die andere Welt gestaltet. In unserer zunehmend digitalisierten Welt, in der die Übergänge zwischen diesen Welten immer mehr aufgehoben werden, kann dem Vorgarten deshalb eine Bedeutung als sichtbares und emotional erfahrbares Übergangsritual zukommen.

Der Vorgarten ist ein repräsentatives Element, er zeugt von individuellen Gestaltungsvorstellungen wie auch ökologischen Grundhaltungen seiner Besitzerinnen und Besitzer.

Ein Vorgarten, blühend gestaltet, ist immer Anlass zur Freude - für die Besitzer ohnehin, doch auch für diejenigen, die den Vorgarten von der öffentlichen Straße aus erleben können.

Vorgärten sind kommunikationsfördernde Elemente, ihr Erleben wie auch alle praktischen Tätigkeiten der Pflege laden ein zum Gespräch mit Vorübergehenden und netten Schwatz mit den Nachbarn über den Gartenzaun. Vorgärten fördern in diesem Sinne das dörfliche Miteinander.

Unversiegelte Vorgärten sind positiv für das Klima, welches sich im Sommer auch im Dorf erheblich aufheizen kann. Vorgärten, vor allem wenn sie blütenreich und mit einem Schwerpunkt auf Insekten und Kleinlebewesen angelegt werden, fördern die Biodiversität. Dies ist heute eine ihrer wichtigsten Aufgaben, insbesondere dann, wenn im Umfeld des Dorfes großflächige Monokulturen vorherrschend sind.

Zusammen mit den typischen Elementen wie Holzzäune und Hofbäume vermögen Vorgärten aufgrund ihrer strukturgebenden Funktion Wunden im baulichen Gefüge des Dorfes zu heilen, die durch Veränderungen der letzten 40 Jahre entstanden sind. Sie können dem Dorf ein Gesicht (wieder)geben.

Auch wenn der eigentliche Vorgarten kein traditionelles Element des Dorfes ist, steht er - wenn er die typische Bauerngartenbepflanzung aufweist - für eine dörfliche Tradition, in Zeiten des stärker werdenden Bedürfnisses nach Regionalität, Ortstypischem und Traditionellem eine nicht zu unterschätzende Bedeutung.

Vorgärten, insbesondere entlang von vielbefahrenen Hauptstraßen, können ein weiches Begleitelement von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sein, die den Durchfahrenden visuell signalisieren: "hier wird gelebt" und so das langsame Fahren fördern.

Vorgärten zeigen schließlich, dass den Bewohnerinnen und Bewohnern ihr Lebensort wichtig ist.

Elemente des Vorgartens

Einige typische Elemente der Vorgärten wurden bereits genannt. Vorgärten benötigen eine Begrenzung, die doch keine trennende Abgrenzung sein darf und deshalb Durch- oder Darüberblicke ermöglichen muss. Holzlattenzäune sind dies oder niedrige Heckeneinfassungen mit Buchs, Eiben oder Liguster. Bei viel Platz eignen sich auch prägnantere Heckenstrukturen, beispielsweise Hainbuchenhecken.

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Mut zu Zweijährigen: Farbenfülle und Duftexplosion durch Goldlack. Foto: Katrin Korth
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Struktur im Übergang zwischen Hof und Straße, Hofbäume, Blühsträucher, Vorgärten, Zäune, Pfosten. Foto: Katrin Korth

Vorgärten - abgesehen vom Hauptweg, der zum Hauseingang führt - brauchen keine befestigten Wege. Kies oder Rindenhumus sind ausreichend, trotz und wegen möglicher Unkräuter. Für den Hauptweg eignet sich vor allem Naturstein, idealerweise und trotz höherer Unterhaltungsaufwendungen ungebunden verlegt.

Die Pflanzung des dörflichen Vorgartens orientiert sich am Bauerngarten: Mischungen aus Stauden sowie Ein- und Zweijährigen, durchsetzt von Kräutern. Unter Berücksichtigung regionaler und klimatischer Unterschiede und der individuellen Ausrichtung des Vorgartens zur Sonne hin sind die typischen Bauerngartenstauden Pfingstrosen, Türkenmohn, Phlox und Rittersporn, Malven und Stockrosen, Mädchenauge und Sonnenhut sowie Spornblumen und Schafgarbe. Strukturgebend wirken Fetthenne, Frauenmantel, Salbei, Katzenminze, Eberrauten und Weinrauten. In keinem Vorgarten sollten Rosen fehlen. Dazu kommen die Einjährigen: Löwenmäulchen, Vergissmeinnicht, Ringelblumen, Bechermalven, Sommerastern, auch Borretsch und Kapuzinerkresse. Wer einmal den betörenden Duft des Goldlacks erlebt hat, die Farbenpracht von Bartnelke und die Kühnheit der Fingerhüte, wird gern probieren, für sie einen Standort im Vorgarten zu finden, an dem sich diese Zweijährigen immer wieder von selbst aussäen. Wenn der Platz für Sträucher reicht, können Flieder, Schneeball, Hortensie, Jasmin oder Magnolien einziehen, auch Holunder kann durchaus lohnenswert sein. Im Übergang zum Hof sollte ein Hofbaum nicht fehlen. Ja, Bäume bereiten Aufwand, vor allem im Herbst, aber ohne Bäume wäre unser Leben nur halb so schön. Fehlen darf im Vorgarten nicht der Hauswurz, der - auch wenn es nur eine Überlieferung sagt - gegen Blitzschlag schützt. Größere Vorgärten, vor allem wenn sie eine gut besonnte Südausrichtung haben, eignen sich für Obstspaliere: Äpfel oder Birnen und in klimatisch günstigen Lagen Pfirsich und Aprikose. Berankte Hauswände sind durchaus umstritten, dem sauberkeitsfanatischen Hausbesitzer sind sie vielleicht ein Dorn im Auge. Doch Kletterrosen, Clematis oder Wein sind nicht nur ein visueller Aspekt. Sie bringen in den Vorgarten ein vertikales Moment, darüber hinaus bieten sie Schutz für Vögel. Vorgärten, wie hier beschrieben, sind nicht ohne Arbeit zu haben, doch bei den eher kleinen Abmessungen eines üblichen Vorgarten hält sich der Aufwand letztlich immer in einem überschaubaren Rahmen von wenigen Stunden im Jahr. Im Vergleich dazu ist die Kehrwoche wesentlich aufwendiger.

Die Lust auf den Vorgarten fördern

Die Anlage und Pflege eines Vorgartens ist eine private Aufgabe. Zum Glück. Und dennoch gibt es Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten, wie kommunalen Verwaltungen Vorgärten fördern könnten. Klimawandel, abnehmender Artenreichtum, Leerstand in den Dorfmitten oder strukturverbessernde Projekte und Maßnahmen lassen sich nicht sektoral lösen. Was nutzt es, wenn Betriebshöfe kein Glyphosat mehr verwenden, private Hauseigentümer es aber weiter großzügig versprühen. Was nützt es, Insektenhotels zu installieren, wenn Wildbienen und Hummeln in den Gärten keine Nahrung mehr finden. Vielfach herrscht bei gartenunkundigen Hausbesitzern Unwissenheit oder Unsicherheit, weshalb Beratung sinnvoll ist. Kommunale Aktionen wie das "Offene Gartentor" und auch die mitunter belächelten Wettbewerbe um die schönste Balkon-, Hof- oder Vorgartenbepflanzung und schließlich der Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" sind wichtig. Sie schaffen Öffentlichkeit. Geführte Dorfspaziergänge und organsierte Pflanzentauschmärkte können hilfreich sein oder eben eine Diskussion darüber, was ein dörflicher Vorgarten ist. Lebenswerte Dörfer entstehen nur im gemeinsamen Handeln, weshalb kommunale Verwaltungen hier unterstützend tätig werden können.

Eine Auseinandersetzung mit dem Vorgarten, mit seiner Geschichte, seiner Entwicklung, seiner Bedeutung für das soziale Leben und seinen Bestandteilen lohnt sich. Nur dann lässt sich eine regionale und ortstypische Vielfalt wiederherstellen, ganz unabhängig von kurzlebigen Modetrends, die es ja auch in der Gartenkunst gibt.

Anmerkungen

1 Siehe: Rettet den Vorgarten auf Facebook.

2 Christa Brand, Kathrin Hofmeister: Faszination Bauerngarten, Deutsch Verlags Anstalt München, 2015.

3 Bärbel Steinberger: mein Bauerngarten, blv Buchverlag München.

4 Heinz Ellenberg: Bauernhaus und Landschaft in ökologischer und historischer Sicht, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1990.

Dr.-Ing. Katrin Korth
Autorin

Freiraum- und Verkehrsplanerin

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