Der älteste Stadtpark Österreichs feiert sein 150-jähriges Bestehen

Der Wiener Stadtpark

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Grüngürtel Historische Parks und Gärten
Der Stadtpark ist Erholungsort für Einheimische und Touristen, April 2011. Foto: Christian Hlavac

Im Vergleich zu anderen Großstädten Europas wurde die mittelalterlich strukturierte Residenz- und Reichshauptstadt Wien relativ spät entfestigt. Diese räumliche "Sprengung" Mitte des 19. Jahrhunderts war nicht nur der Beginn der städtebaulichen Verbindung der Stadt mit den Vorstädten, sondern ermöglichte die Errichtung von großen Park- und Gartenanlagen am Rande der dichtbebauten Stadt. Obwohl diese Anlagen am ehemaligen Befestigungsgürtel offiziell vom österreichischen Kaiser initiiert wurden, stehen sie für das immer größer werdende Selbstbewusstsein des Bürgertums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die erste Parkanlage Wiens, die eigens für die breite Öffentlichkeit errichtet wurde, war der Stadtpark, der im Sommer 2012 sein 150-jähriges Bestehen feierte.

Die Entfestigung der Stadt

Das "Allerhöchste Handschreiben" von Kaiser Franz Joseph I., datiert mit 20. Dezember 1857, beginnt mit den Worten: "Es ist mein Wille, daß die Erweiterung der inneren Stadt Wien mit Rücksicht auf eine entsprechende Verbindung derselben mit den Vorstädten ehemöglichst in Angriff genommen und hiebei auch auf die Regulirung und Verschönerung Meiner Residenz- und Reichshauptstadt Bedacht genommen werde. Zu diesem Ende bewillige Ich die Auflassung der Umwallung und Fortifikationen der inneren Stadt, so wie der Gräben um dieselbe." Hinsichtlich der Anlage einer Ringstraße um die innere Stadt enthielt das Handschreiben folgende grundlegende Bestimmung: Es sollte "um die innere Stadt ein Gürtel in der Breite von mindestens vierzig (40) Klafter [rund 75 Meter], bestehend aus einer Fahrstraße mit Fuß- und Reitwegen zu beiden Seiten, auf dem Glacisgrunde in der Art angelegt werden, daß dieser Gürtel eine angemessene Einfassung von Gebäuden abwechselnd mit freien zu Gartenanlagen bestimmten Plätzen erhalte."

Mit dem Beschluss der Schleifung der Wiener Befestigungsanlagen wurden neu zu planende Grünflächen als teilweiser Ersatz für das vor der Stadt Wien liegende, unverbaute, teilweise vom Militär und von der Bevölkerung als Erholungsfläche genützte Glacis vorgesehen. Die erste dieser neuen öffentlichen Grünanlagen war der Stadtpark auf der Fläche des ehemaligen "Wasserglacis". Die Gemeinde Wien erhielt 1860 die Fläche links des Flussufers der "Wien" unter der kaiserlichen Bedingung, dass "auf diesem Raume ein der Residenz zur Zierde gereichender öffentlicher Garten auf Kosten der Stadtgemeinde möglichst schnell angelegt" und "daß dieser Garten zu keiner Zeit seiner Widmung für die Bevölkerung entzogen werde."

Der Stadtpark - als erster öffentlicher Park im Wirkungskreis der Stadtverwaltung Wiens - sollte alle Funktionen des einstigen Erholungsgebietes am Wasserglacis übernehmen: Die mit Alleen, Wegen und Wiesenplätzen ausgestattete Glacisfläche beiderseits des nicht regulierten Wienflusses enthielt Promenaden, Aussichtsplätze, Zelte und Pavillons zum Ausschank von Kaffee oder Mineralwasser. Als Ersatz für die 1862 geschleifte, namensgebende Mineralwassertrinkanstalt errichtete man 1865 bis 1867 im Stadtpark den noch heute existierenden "Kursalon" als prachtvolles Festgebäude.

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Als Ersatz für die Mineralwassertrinkanstalt erbaut: Der Kursalon im Stadtpark. Postkarte 1922.
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Postkarte von 1906 mit Pavillon und Brunnen "Die Befreiung der Quelle".

Vom Wasserglacis zum Stadtpark

Das rund 94.000 Quadratmeter große Areal am ehemaligen Wasserglacis wurde der Stadt Wien durch kaiserliche Entschließung 1860 geschenkt. 1861 erhielt die Stadtgemeinde als Parkerweiterungsgelände auch die Glacisflächen am rechten Wienufer. Mit August 1861 lagen der Stadterweiterungskommission mehrere Entwürfe von eingeladenen Fachleuten für den Stadtpark vor, wobei bereits im Vorfeld die Anlage eines Parks nach "englischer Manier" festgelegt worden war. Im November 1861 empfahl die Kommission dem Gemeinderat eine Planskizze des österreichischen Landschaftsmalers Joseph Selleny (1824-1875) zur Annahme.

Aber "wiewohl die schwunghafte künstlerische Auffassung der Idee anerkannt wurde, so zeigten sich doch gegen einzelne Details so viele Bedenken, dass man beschloss, die Skizze durch mehrere Tage öffentlich auszustellen und je nach dem Eindrucke auf das Publikum sich für die Annahme oder Nichtannahme des Planes zu entscheiden" (Wiener Kommunalkalender 1863). Selleny hatte bei seinem Entwurf auf den zeitgenössischen Typus eines herrschaftlichen Landschaftsgartens zurückgegriffen, wobei er typische Elemente einfügte, wie etwa eine Felspartie mit Wasserkaskade, einen Teich samt Bach und eine Tropfsteingrotte. Der Gemeinderat kritisierte unter anderem das zu verspielte Moment, die zu engen Wege sowie das Fehlen von "Durchsichtigkeit" und freien Wiesenplätzen.

Nun wurde Sellenys Planentwurf ausgestellt, um das "Urtheil des Publicums und der Journale zu hören", wie es in einem zeitgenössischen Zeitungsbericht hieß. Die Suche nach einem "allen Wienern gehörenden Volksgarten" wurde hiermit in eine eingeschränkte Öffentlichkeit getragen. Wie aus einem Ende 1861 erschienenen Feuilleton deutlich wird, wollte das Bürgertum - und vor allem seine politischen Repräsentanten - sein neues Selbstbewusstsein auch im Garten sehen: "In Wien gibt es mehrere dem Publicum geöffnete Gärten - aber sie gehören einzelnen Familien oder dem Staate; das Publicum athmet darin mit hoher Erlaubnis Luft und Duft ein. Der Wiener wollte deshalb selbst einen Garten haben, mit seinem Gelde erbaut, wo er sagen konnte, hier bin ich bei mir. Er wollte den Garten nicht erst aufsuchen; knapp neben der Ringstraße sollte er liegen, daliegen von keiner hohen Steinmauer eingeschlossen und dem Auge entzogen!"

Der Planentwurf von Selleny wurde von manchen Kommentatoren gelobt, von anderen hingegen heftig kritisiert. Nach intensiven Debatten akzeptierte der Gemeinderat den Entwurf Sellenys unter der Bedingung, einige Änderungen vorzunehmen. Der erfahrene deutsche Gärtner Rudolph Siebeck (1812-1878), der 1861 eigens für den Stadtpark provisorisch als "Stadtgärtner" eingestellt wurde, erstellte auf Sellenys Grundlage neue Entwurfspläne. Im Wesentlichen wurde von ihm der Plan Sellenys an die räumlich begrenzten Möglichkeiten angepasst. Auf Anraten des Gemeinderates und in Bezug zu seinen eigenen, in mehreren Buchpublikationen veröffentlichten Gestaltungsideen reduzierte Siebeck den kleinteiligen, zu dicht mit Bäumen und Sträuchern gefüllten und von zahllosen Haupt- und Nebenwegen durchschnittenen Landschaftsgarten. Er fügte in zwei Entwürfen eine lange Sichtachse als Durchblick und mehrere Rasenflächen ein. Zum Blickpunkt wurde ein gusseiserner Pavillon, den die Gemeinde 1862 am Rande des Teiches aufstellte.

Die Bauarbeiten und die Eröffnung

Der größte Teil der Bauarbeiten im Stadtpark begann im Jahr 1862. Die Erd- und Bauarbeiten liefen trotz Benutzbarkeit großer Teile des Parkgeländes für die Öffentlichkeit noch einige Zeit weiter. Nicht nur durch diese Tatsache herrscht eine Verwirrung um eine allfällige offizielle Eröffnung des Stadtparks. Laut einer damaligen Tageszeitung und mehreren Sekundärquellen soll am 21., 22. August oder 1. September 1862 der nördliche Teil des Stadtparks eröffnet worden sein. Berichte über eine solche offizielle Eröffnung vor und nach diesem Ereignis fehlen jedoch in den damaligen Tageszeitungen. Nachdem sich bisher keine Belege für eine offizielle Eröffnung nachweisen lassen, dürfte es sich hier um eine "urban legend" handeln. Das Gleiche gilt auch für die Grünfläche auf der ehemaligen Glacisfläche am rechten Wienufer: Im Oktober 1862 begann unter der Leitung Siebecks die Gestaltung des so genannten "Kinderparks".

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Situationsplan mit Stadtpark und Kinderpark, Allgemeine Bauzeitung 1872.

Dieser soll am 3. Mai 1863 dem Publikum übergeben worden sein. Mit dem an die Vorstadt Landstraße grenzenden "Kinderpark" dürfte der Versuch gestartet worden sein, neue soziale Bedürfnisse in einer neuen Form zu befriedigen. Entgegen der durch den Namen "Kinderpark" intendierten Funktion als Spielplatz für Kinder bot dieser Parkteil nur eine Sandfläche, die durch einen Baumhain geprägt war. Er bot nur wenige Möglichkeiten für Kinderspiele und führte neben der positiven Wirkung des Schattens zu einer unangenehmen Staubentwicklung.

So schreibt Roessler 1909: "[D]er 'Kindergarten', der aber eigentlich gar kein richtiger Garten ist, sondern ein großer, leider auch recht staubiger Spielplatz. [...] Man könnte sich darüber freuen, wenn der große Tummelplatz, den man den Kindern freigab, eine staublose Wiesenfläche wäre, so aber, wo von hunderten kleinen und ewig bewegten Füßen der Staub aus der kiesbedeckten Fläche aufgewirbelt wird und die Luft ganz stickig macht, ist die Freude über den ,Kinderpark' nicht groß, der nur den einen Vorteil vor der Straße hat, daß die Kinder nicht überfahren werden können." Entgegen heutiger Ansprüche stand damals der Begriff "Kinderpark" für eine den Kindern gewidmete freie Fläche ohne besonderes Mobiliar. Mehrmals umgestaltet bietet er bis heute verschiedenste Kinder- und Jugendspielplätze, die dem Zeitgeschmack laufend angepasst wurden.

Die Kritik zum Stadtpark

Trotz der heftigen Diskussionen im Vorfeld der Planung wurde diese Grünanlage in den darauffolgenden Jahren von den betroffenen Wienern positiv rezipiert. Einschränkend gilt, dass wir von Angehörigen mancher Besucherschichten keine schriftlichen Äußerungen besitzen. So sind wir vor allem auf Texte in Zeitungen und Äußerungen von Bildungsbürgern angewiesen. Drei Jahre nach Übergabe der Grünanlage meinte ein Architekturbuchautor: "Die Anlage ist ein vielbesuchter Ort der Wiener geworden, welche sich aus allen Stadttheilen dahin flüchten, um den Park als erquickenden Erholungsort zu geniessen." Für ihn war beim Stadtpark "die Idee vorherrschend, der Anlage den freundlichen Charakter eines Ziergartens zu geben." In der Allgemeinen Bauzeitung aus dem Jahre 1872 heißt es: "Immer mehr gestaltet sich durch das Heranwachsen der Bäume und Gesträuche, durch die sorgsame Pflege, welche Baum und Gesträuch, Blumen und Rasenflächen zu Theil wird, diese wohlthätige grüne Oase in der steinigen Umgebung zu einem gesuchten Erholungsplatze der Bevölkerung."

Wie sich zeigt, wurde der Stadtpark als Erholungsort, als "Sanatorium" für die Menschen in der Natur gesehen. Wie auch heute noch, entwickelt eine Garten- oder Parkanlage erst mit dem Wachsen der Vegetation eine "Persönlichkeit". Was zu Baubeginn noch als kahle, wüste Landschaft gesehen und kritisiert wird, reift im guten Fall zu einer Anlage, die von den Menschen wertgeschätzt wird. Zum 40-jährigen Jubiläum erschien in der deutschen Fachzeitschrift Die Gartenkunst ein anonymer Beitrag über den Stadtpark, in dem dieses Moment angesprochen ist: "Aus der vor vierzig Jahren vielfach bespöttelten, kahlen und leeren Neuanlage ist ein landschaftlich herrlicher Park geworden, geschmückt mit sehenswerten Monumenten, umringt von neuen architektonisch bemerkenswerten Gebäuden, ein Lieblingsaufenthalt der Wiener, die heute wohl in dankbarer Erinnerung der verdienstvollen Schöpfer dieses Parks zu gedenken die Pflicht haben."

Die Stadt passte das Angebot im Stadtpark laufend an. So wurde ab dem Winter 1867/1868 der Teich im Stadtpark als Eislaufplatz freigegeben. Im mittleren Teil des Kinderparks erbaute man 1902/1903 nach Plänen von Friedrich Ohmann und Josef Hackhofer die "Milchtrinkhalle". Sie enthielt neben einigen Terrassen und Räumen auch Zugänge zum inzwischen regulierten Wienfluss, um im Winter dort eiszulaufen. Somit wurde nach Fertigstellung der Wienflussregulierung und der Wienflusseinwölbung (1898-1907) das Gewässer wieder in das Freizeitangebot des Stadt- und Kinderparks einbezogen.

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Das Wetterhäuschen von 1913, April 2011. Foto: Christian Hlavac
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Die Wienflusseinwölbung am Stadtpark: Ein Jugendstil-Juwel, April 2012. Foto: Christian Hlavac

Der Stadtpark als Bildungsort

Östlich vom Kursalonparterre fand 1883 ein Wetterhäuschen aus Metall Aufstellung. Im April 1914 wurde das baufällige Wetterhäuschen abgetragen, da der Platz für die Errichtung des (später weltberühmten) Johann-Strauß-Denkmales vorgesehen war. Als Ersatz wurde bereits 1913 das noch heute bestehende, aus Steinguss gefertigte Wetterhäuschen errichtet, welches, durch Kriegseinwirkungen desolat, 1966 restauriert und mit neuen Anzeigen ergänzt wurde: Nun gab es eine Anzeige der Mondphasen und eine Weltzeituhr. Eine besondere Attraktion war die Wettervorhersage, die direkt von der "Hohen Warte" (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) dreimal täglich durchgegeben wurde. Die Daten wurden mittels 30 verschiedener Symbole angezeigt. In einem weiteren Abschnitt des Wetterhäuschens lief ständig ein kleiner Lichtbildervortrag, der in 80 Farbdias Bilder von Wiener Gartenanlagen zeigte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde eine kleine Menagerie im Stadtpark errichtet. Bei der Vogelinventur im August 1953 zählte man 46 türkische Enten, zwölf Pfaue, vier japanische Höckergänse, zwei Nilgänse, zwei Schwäne und einen Storch am Stadtparkteich. 1954 kam ein Kakadu-Pärchen vom Amazonas dazu. Eine Menagerie oder das Aussetzen einheimischer oder exotischer Tiere in Parkanlagen lassen sich im Wien der Nachkriegszeit für einige Anlagen nachweisen. So existierten zum Beispiel von 1953 bis in die späten 1970er-Jahre mehrere freilebende Pfauen im Türkenschanzpark.

1954 fand erstmals die Veranstaltung "Plastiken im Stadtpark" zu beiden Seiten des Wienflusses im Stadt- beziehungsweise Kinderpark statt. Ziel war "ein breites Publikum mit den Tendenzen moderner Kunst vertraut zu machen." Diese Plastikenausstellung bei freiem Eintritt, die vom Kulturamt der Stadt Wien gemeinsam mit dem Wiener Stadtgartenamt veranstaltet wurde, fand 1980 das letzte Mal statt. Bereits Anfang Juli 1954 musste das Rathaus in einer Pressemitteilung von Vandalen im Stadtpark berichten: In der Nacht hatten unbekannte Täter bei ihrem "Kreuzzug gegen moderne Kunst" drei Skulpturen durch Eisenstangen und Spitzhacken beschädigt. Vier Polizisten bewachten seit diesem Vorfall "bei Tag und Nacht die Ausstellung". Statt Zerstörungen tauchten Flugzettel mit der Ankündigung weiterer Zerstörungsaktionen unter dem Titel "Was habt ihr denn sonst erwartet für diesen Schund?" auf.

Zum Bildungsauftrag und zum Selbstbewusstsein des Bürgertums passt, dass der Stadtpark einst wie heute als denkmalreichster Wiener Park gilt, in dem bis in jüngste Zeit Monumente für verdienstvolle Männer (Frauen fehlen bis heute) enthüllt werden. Sie sind fast ausschließlich bekannten Wiener Künstlern gewidmet und wurden in den meisten Fällen von bürgerlichen Denkmalkomitees initiiert.

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Reste aus den 1950er-Jahren: Die Sonnenschirm-Pilze, April 2011. Foto: Christian Hlavac
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Der bereits im ersten Entwurf vorgesehene Bachlauf, April 2011. Foto: Christian Hlavac

Der Stadtpark im europäischen Kontext

Géza Hajós hat in seinem Beitrag 2007 über die Stadtparks in der österreichischen Monarchie deutlich gemacht, dass im Gegensatz zu Großbritannien kaum Stadtparkanlagen als Reaktion einer Kommunalverwaltung auf die Bedürfnisse einer durch Industrie stark expandierenden Stadt angelegt wurden. In Kontinentaleuropa war in vielen Fällen der zentrale Anlass für die Errichtung von neuen Grünanlagen in Städten ein anderer: Die fehlende, weil überflüssige Nutzung und spätere Abtragung der mittelalterlichen Befestigungssysteme. Diese neu gewonnenen Freiräume wurden von den adeligen Herrschern "verschönert"; sie dienten nicht mehr ausschließlich dem Amüsement, sondern bezweckten auch die Erziehung des Volkes. Der nächste Schritt war ein nach der Revolution von 1848 naheliegender: Das Bürgertum schuf sich - mehr oder minder auf eigene Kosten - seine eigene Parkanlage.

Der Wiener Stadtpark steht am Beginn der Errichtung von Stadt(teil)parks durch die Bürgervertreter für die Bürger. Entgegen der einstigen, gesellschaftspolitisch bedingten Nutzung durch die bürgerliche Schicht und dem offiziell nie ausgesprochenen, aber faktischen Ausschluss der "niederen" Gesellschaftsschichten von Nutzungen weist der Stadtpark heute eine durchwachsene Benutzerschar auf. Nicht zu vergessen sind die tausenden Touristen, die einen kurzen Blick auf den Walzerkönig Johann Strauß Sohn erhaschen wollen. In den wesentlichen Grundzügen bis heute gut erhalten, stellen der Stadt- und Kinderpark als früheste kommunale Parkanlagen wichtige Zeugnisse der aufblühenden Gartenkunst der expandierenden Stadt Wien und der Stadtgemeinde als eigenständige Kommune dar.


Literatur

Berger, Eva, Ralph Gälzer (1989): Parkpflegekonzept Stadtpark Wien. TU Wien.

Berger, Eva (2012): Stadtpark und Kinderpark, in: Christian Hlavac, Astrid Göttche, Eva Berger (Hg.), Historische Gärten und Parks in Österreich. S. 295-301. Böhlau Verlag Wien.

Hajós, Géza (Hg.) (2007): Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765-1918. Böhlau Verlag Wien.

Hlavac, Christian (2012): Anmerkungen zum 150. Geburtstag des Wiener Stadtparks. In: Historische Gärten. Österreichische Gesellschaft für historische Gärten (Hg.), Heft 1/2012, S. 25-33. Wien.

Masanz, Michaela, Martina Nagl (1996): Ringstraßenallee. Von der Freiheit zur Ordnung vor den Toren Wiens. Verlag Franz Deuticke Wien.

Dr.- Ing. Christian Hlavac
Autor

Gartenhistoriker und Gartentouristiker am Zentrum für Garten, Landschaft und Tourismus, Wien

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