Engagement für Natur und Landschaft, für Gärten und Gartenkultur

Deutsche Gartenbaugesellschaft 1822 im 200. Gründungsjahr

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Gartenkultur Landschaft
Abb. 1: Luftbild Insel Mainau von 1964. Foto: Archiv Schloss Mainau/Albrecht Brugger

"Allen Verantwortlichen in Stadt und Land soll eindringlich aufgezeigt werden, dass individuelle und letztendlich auch politische Freiheit nur in einem Lebensraum mit gesunder Daseinsordnung gedeihen kann" (Grüne Charta von der Mainau, 1961)

Dieses grundlegende Credo der "Grüne Charta von der Mainau" wurde zwar erst am 20. April 1961 der Öffentlichkeit vorgestellt und anschließend vom Präsidenten der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft (DGG), Graf Lennart Bernadotte, dem damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke überreicht. Aber dieses Credo prägt seit nunmehr 200 Jahren die inhaltliche Arbeit, das fachliche wie fachpolitische und gesellschaftlich-sozial-ökologische Engagement dieser ältesten deutschen Vereinigung, die sich mit großem Engagement für Gärten und Gartenkultur, für Natur und Landschaft und damit für die Lebensqualität in Stadt und Land einsetzt.

Die heutige "Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V." (DGG) wurde als "Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Preußischen Staaten" durch "Kabinetts-Ordre" 04. Juli 1822 gegründet und mit Kabinetts-Ordre vom 17. August 1857 umbenannt in "Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten". 1910 erhielt der Verein den Namen "Deutsche Gartenbau-Gesellschaft". Die DGG ist heute eine unabhängige und offene, gemeinwohlorientierte Non-Profit und zivilgesellschaftliche Non-Government-Organisation, deren Basis ehrenamtliches, gesellschaftliches Engagement ist.

Gesellschaftlicher und historischer Hintergrund

Über das 19. Jahrhundert hinaus gestaltete sich das Wirken der DGG praktisch handelnd durch ein aktives Mäzenatentum wirtschaftlich und sozial etablierter Kreise, die großzügig, offen, kulturbeflissen und durch aufmerksame Betrachtung durchaus auch gesellschaftlich problembewusst waren: Die Fortbildungsmöglichkeiten für Gärtner dienten ganz bewusst nicht nur dem Ziel der Verbesserung einer intensiven Gartenkultur, sondern sollten auch Einkommens- und Lebensverhältnisse durch Ausbildung und Eröffnung von Aufstiegschancen verbessern. Auch wenn die DGG von 1822 sich in sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht schon damals als Verein im heutigen Sinne betrachtete, ergab sich aus ihrer Gründung in Gestalt des "Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preußischen Staaten" eine besondere Bindung an Krone und Staat. Trotzdem war man ganz bewusst Verein, der durch monatliche Treffen und gesellschaftliche Zusammenkünfte lebendig war.

Durch die kulturellen, ethischen und philosophischen Grundlagen des aktiven Handelns der Gründer schufen diese ein beständiges Bild ihrer Zeit für die Nachwelt. Dauerhaft, über ihre Zeit hinaus prägende Persönlichkeiten wie Alexander (1769-1859) und Wilhelm (1767-1835) von Humboldt mischten sich aktiv in die DGG ein. Aber auch Peter Beuth (1781-1853), der Vater der preußischen Gewerbeförderung, der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel (1781-1842), sowie die Industriellen Werner von Siemens (1816-1892) und August Borsig (1804-1854) gehörten in die Reihen der DGG. Und nicht zuletzt Peter Joseph Lenné, der "General-Gartendirektor der königlich preußischen Gärten", dem Volkspark und Arkadien gleichermaßen am Herzen lagen.

In diesem Kontext der Aufklärung mit den gesellschaftlichen, sozialen und städtebaulichen Veränderungen - insbesondre nach den Befreiungskriegen als Folgen der europäischen Revolutionen - war die Gründung einer Gesellschaft mit dem Themenspektrum Natur, Pflanze, Garten eine naheliegende Konsequenz.

Hinter der Vereinsgründung stand zunächst vorrangig die Idee, dass der Verein als Vermittler der Gärtnerei in den Provinzen des preußischen Staates fungierte. Es sollten Kulturen, die in einigen Landesteilen mit Erfolg angebaut wurden, durch Sämereien und lebende Pflanzen in ganz Preußen verbreitet werden. Die Hauptaufgabe sollte Anfangs darin bestehen, Kontakt mit Privatpersonen und bereits bestehenden Vereinen zu knüpfen.

Mit der "Kabinetts-Ordre" wurde dem Verein das Korporationsrecht verliehen, ein Versammlungsraum zugewiesen, die Benutzung des Botanischen Gartens, des Herbariums und der dazugehörigen Bibliotheken erlaubt. Außerdem durfte er ein den preußischen Adler führendes Dienstsiegel benutzen, wodurch er auch Portofreiheit erhielt.

Zu den ersten Aktivitäten des Vereins gehörte gemäß den Vereinsstatuten die Einrichtung einer Bibliothek. Ab 1824 gab es eine Vereinszeitschrift (Titel zuletzt: "Garten-Pavillon"), bereits 1826 konnte der erste Katalog der Gartenbaubücherei mit 216 Titeln gedruckt werden. Schon ein Jahr nach der Gründung entstand auf Antrag Peter Josef Lennés die weltweit erste akademische Ausbildungsstätte für Gartenbau: Am 20. August 1823 erließ König Friedrich Wilhelm III. eine "Allerhöchste Kabinetts-Ordre", durch welche die Königliche Gärtnerlehranstalt gegründet wurde. Eng mit ihr verbunden war die - gleichzeitig und ebenfalls durch jene Order etablierte - Landesbaumschule. Träger war der "Verein zur Beförderung des Gartenbaus in den Königlich Preußischen Staaten", die heutige DGG. Im Oktober 1823 wurde Lenné zum Direktor der Königlichen Gärtnerlehranstalt und der Landesbaumschule ernannt. Sein Wirken war fortan untrennbar mit der Entwicklung dieser Anstalt verbunden, deren Gründung als "ein Wendepunkt in der höheren Ausbildung des gärtnerischen Wissens und Könnens" bezeichnet wurde. Als städtebauliches Pendant wurde 1832-1836 die Lehranstalt für Bauwesen in Berlin errichtet: die "Schinkel´sche Bauakademie". Die Bau- und Gartenkunst wurde ästhetisch und ökologisch geprägt, und die Stadtentwicklung entwickelte neue Leitbilder.

Die volle Entfaltung seiner Kapazität erreichte der Verein durch zahlreiche wissenschaftliche Vorträge und regelmäßige Pflanzen-Ausstellungen auf hohem Informationsniveau. Zu den bedeutenden Ausstellungen gehören u. a. die Große Herbstausstellung 1879, die Große Winterausstellung 1881, die Allgemeine Gartenbau-Ausstellung 1890 und die Internationale Gartenbau-Ausstellung 1909 in Berlin. Der Ort der Ausstellung wechselte ständig, lag aber immer in Berlin, wie zum Beispiel die Philharmonie, das Centralhotel, das Hotel Kaiserhof gegenüber der alten Reichskanzlei und die Flora in Charlottenburg. Selbst die schwierigen Zeiten des I. Weltkrieges, der Inflation und Weltwirtschaftskrise überstand die DGG durch zielgerichtete Arbeit für Gartenbau und Gartenkultur, wenn auch unter schweren Belastungen.

Nationalsozialismus und Kriegsphase

Ab 1933 folgten zwei Phasen, in denen die DGG unter Ausnahmebedingung tätig war. Die Gesellschaft blieb vom Nationalsozialismus nicht verschont wie die Satzung von 1937 widerspiegelte. Zuvor hatten die Nationalsozialisten Ludwig Lesser nach ihrer Machtübernahme 1933 seiner jüdischen Abstammung wegen aus dem Amt als Präsident der DGG vertrieben, nachdem er die DGG mehr als ein Jahrzehnt erfolgreich geleitet hatte. Die posthume Ernennung von Gartenbaudirektor Ludwig Lesser im Jahre 2013 zum Ehrenpräsidenten ist ein Anfang für das Bekenntnis auch zu unangenehmen Wahrheiten der eigenen Geschichte, die noch einer umfassenden, rückhaltlosen und ehrlichen, wissenschaftlichen Aufarbeitung bedarf. Eine Untersuchung der einzelnen Tätigkeiten wird durch geringes Quellenmaterial erschwert, im Rahmen der 200-Jahr-Feierlichkeiten soll aber eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung erfolgen. Zahlreiche Archivbestände sind in den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit komplett untergegangen. Auch während des Krieges und in der Nachkriegszeit hatte die DGG mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, die Fakten hierzu gilt es noch, mit großem Detailaufwand, in den (Rest-)Beständen zahlreicher Archive zu erschließen.

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Abb. 2: DGG Schirmherr Bundespräsident Theodor Heuss und DGG Präsident Graf Lennart Bernadotte. Foto: Archiv Schloss Mainau
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Abb. 3: Bundespräsident Heinrich Lübke und DGG Präsident Graf Lennart Bernadotte. Foto: Archiv Schloss Mainau

Wiederbelebung nach dem Krieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1955 die Wiederbelebung der DGG auf Initiative des Präsidenten des Zentralverbandes des deutschen Gemüse-, Obst und Gartenbaus, Ernst Schröder mit Unterstützung von Bundespräsident Theodor Heuss. Bei der Eröffnung der Bundesgartenschau 1955 in Kassel formulierte der Bundespräsident die enorme Herausforderung, wie die Menschen "aus der schicksalhaft mechanisierten Welt an die Welt des Natürlichen, noch Natürlichen heranzubringen seien."

Bei der Gründungsversammlung im Oktober 1955 wurde Graf Lennart Bernadotte zum Präsidenten gewählt, dieses Amt hatte er bis 1982 inne. Sein Stellvertreter wurden Dr. Karl Korn, Max Brauer und Dr. h.c. Schröder. Bundespräsident Theodor Heuss übernahm die Schirmherrschaft des Vereins und Bundeskanzler Konrad Adenauer wurde zum Ehrenpräsidenten gewählt. Dem Ehrenpräsidium gehörten der bekannte Gärtner Dr. h.c. Karl Foerster und die Alterspräsidentin des Deutsche Bundestages, Dr. h.c. Maria Elisabeth Lüders an.

Nicht mehr nur die Förderung des Gartenbaus, sondern die Heranführung des Menschen zur Natur stand im Mittelpunkt der Bestrebungen der DGG. In diesem Sinne äußerte sich Graf Lennart Bernadotte 1958: "Die DGG will durch die Förderung der Liebe zum Garten, zu Blumen und zur Grünpflanze helfen, die sozialen Probleme unserer Gegenwart einer menschengerechten Lösung näher zu bringen. Ihr ist darüber hinaus bewusst, dass die Natur- und Pflanzenfreundschaft ein Band ist, das die Bevölkerung von Stadt und Land verbindet und das in alle Tagesprobleme immer wieder das gute Licht einer verständnisvollen Einsicht bringt".

Trotz der großen zeitlichen Spanne zwischen der Gründung 1822 und der Wiederbegründung 1955 sind grundlegende Parallelen zu erkennen. Beide Gründungen erfolgten mit intensivem, großem staatlichen Interesse und entsprechender staatlicher Unterstützung. Der Staat war an der Verwirklichung der Ziele von 1822 (Förderung des Gartenbaus) und der von Theodor Heuss genannten Ziele von 1955 (die Menschen an das Natürliche heranzubringen) sehr interessiert und war demzufolge auch zu einer Unterstützung der DGG-Organisation und DGG-Arbeit bereit.

Im Gefolge von technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüchen entwickelten sich zunehmend grundlegend neue Prämissen. Natur und Landschaft hatten sich nicht nur in ihrem Erscheinungsbild stark verändert, auch in ihrer allgemeinen Wertigkeit und Bedeutung wurden sie kaum wahrgenommen. Dramatisches Wirtschafts- und Städtewachstum und eine dringend erforderliche "Umwelt-Daseinsvorsorge" mahnten zu neuem Denken und Handeln. DGG-Präsident Graf Lennart Bernadotte brachte wiederum Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Forschung sowie der Bau- und Gartenkultur im Rahmen der "Mainauer Gespräche" zusammen, um über die Zukunft des Naturschutzes in Deutschland zu diskutieren.

Anlässlich des fünften Mainauer Rundgespräches wurde am 20. April 1961 das Manifest "Die Grüne Charta von der Mainau" von 16 namhaften Persönlichkeiten des Natur- und Landschaftsschutzes unterzeichnet, von Graf Lennart Bernadotte dem anwesenden Bundespräsident Lübke übergeben und von diesem öffentlich verkündet. Der Bundespräsident rief daraufhin den "Deutschen Rat für Landespflege" ins Leben, der wesentlich dazu beitragen sollte, die in der Grünen Charta aufgestellten Forderungen umzusetzen. Der DRL wurde am 5. Juli 1962 von Graf Lennart Bernadotte berufen und steht seitdem unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Bundespräsidenten. Heute ist Prof. Dr. Werner Konold sein Vorsitzender. Die "Grüne Charta" ist das erste zentrale Dokument deutscher Umweltgeschichte, das über die Vorstellung hinausweist, Umweltschutz sei vor allem Heimat- und Landschaftsschutz. Gut 30 Jahre später war sie entscheidender Wegbereiter für die Agenda 21 der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992. Die gesellschaftliche, staats- und umweltpolitische Bedeutung dieses Werkes ist mittlerweile durch die Aufnahme in die "100 Schlüsseldokumente der Deutschen Geschichte im 20.Jahrhundert" dokumentiert.

In diese Epoche fällt 1961 auch die Ausrufung des Bundeswettbewerbs "Unser Dorf soll schöner werden" auf Initiative von Graf Lennart und unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Im Auftrag des damaligen Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BML) war die DGG über viele Jahre Ausrichter dieses Wettbewerbs. 1976 wurde der Wettbewerb, der in fast allen Bundesländern in Deutschland durchgeführt wurde, umbenannt in "Unser Dorf hat Zukunft". Vor dem Hintergrund der Konferenz von Rio (1992) wurde der Wettbewerb 1998 in "Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft" erneut umbenannt. Mit der Ausschreibung zum Bundeswettbewerb 2007 verkürzte sich der Titel auf "Unser Dorf hat Zukunft".

1982 wurde Gräfin Sonja Bernadotte zum Nachfolger von Graf Lennart Bernadotte zur Präsidentin gewählt und blieb es 26 Jahre lang bis kurz vor ihrem Tod im Herbst 2008. Unter dem von ihr erweiterten Leitgedanken "Gärtnern um des Menschen und um der Natur willen" förderte Gräfin Sonja die Gartenkultur durch zukunftsweisende Projekte wie die "Wege zur Naturerziehung", "Gartenkulturpfade" sowie diverse Wettbewerbe und Auszeichnungen für herausragende Leistungen. Der erste Gartenkulturpfad wurde bereits im Jahr 2000 in Fulda von der DGG modellhaft und als Grundstein für ein langfristiges Garten-Agenda-Programm ins Leben gerufen.

Ein wichtiges Anliegen der DGG war und ist es stets auf die Bedeutung der kommunalen Gartenämter hinzuweisen. Um diese besonders zu betonen, verleiht die DGG seit 2001 die Auszeichnung "Goldener Ginkgo" an Persönlichkeiten kommunaler Verwaltungen oder Institutionen, die sich in besonderem Maße für die Entwicklung und Gestaltung des öffentlichen Grüns engagieren.

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Abb. 4: Gold-Dörfer-Wettbewerb Treffen 1991 auf der Insel Mainau. Foto: Archiv Schloss Mainau
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Abb. 5: Baumpflanzung "Goldener Ginkgo", Düsseldorf 2018. Foto: Mechthild Klett

Gegenwart und Zukunft

Im Oktober 2008 wurde der langjährige Präsident des Zentralverbandes Gartenbau e. V. (ZVG), Karl Zwermann, zum Nachfolger von Gräfin Sonja gewählt. Mit seiner Präsidentschaft beginnt eine neue Ära der DGG, die mit Beginn des Jahres 2009 zu ihren Ursprüngen nach Berlin zurückkehrte. Insbesondere die Hinwendung von Garten und Gärtnern zu Kindern und Jugendlichen ("Die kleinen Gärtner") und die besondere Bedeutung des ökologischen Gärtnerns waren ihm ein großes Anliegen. Er war maßgeblich an zahlreichen zukunftsweisenden Initiativen beteiligt, darunter die Weiterentwicklung der BundesArbeitsGemeinschaft Schulgarten (BAGS) oder das Projekt "Netzwerk Pflanzensammlungen". In diesem Kontext hat die DGG auch die "Empfehlungen an die KMK zur Naturerziehung im Bildungswesen" herausgegeben.

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Abb. 6: Informationsschrift der DGG zum Projekt "Tausende Gärten-Tausende Arten", Berlin, 2021. Abb: DGG
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Abb. 7: Tagungsband von BMEL und DGG zum Kongress "Gärten und Gartenkultur als Bestandteil struktureller Entwicklung ländlicher Räume", 2021. Abb: DGG
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Abb. 8: Tagungsband von BMEL und DGG zum Kongress "Garten und Medizin", 2017. Abb: DGG

Seit dem Oktober 2016 ist Prof. Dr. Klaus Neumann neuer Präsident der DGG 1822. Wiederum wurden neue Themen und Schwerpunkt für die DGG entwickelt, die sich insbesondere durch die aktuellen gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Entwicklungen im 21. Jahrhundert geprägt werden.

Die aktuellen und zukünftigen Aufgaben der DGG werden bestimmt durch wiederum fundamentale Veränderungen von Gesellschaft und Umwelt. Digitalisierung und Globalisierung, Migrationsentwicklung und Urbanisierung, Klimawandel mit Biodiversitäts- beziehungsweise Artenverlust bringen neue Herausforderungen, ebenso die neuen Wertigkeiten von individueller und gesellschaftsgebotener Gesundheitsvorsorge sowie gesellschaftlichen Integrationserfordernissen. Diese Herausforderungen werden dem Garten und der Gartenkultur neue Bedeutung zukommen lassen. Insbesondere aber gilt es, die Bedeutung der DGG, des ehrenamtlichen, bürgerschaftlichen, nicht wirtschaftlich und nicht kommerziell orientierten Engagements für Garten, Umwelt und Natur in einem zusammenwachsenden Europa und einer globalisierten Welt zu positionieren.

In diesem Sinne wurden neue Themenfelder entwickelt und mit Tagungen, Publikationen und Forschungsprojekten bearbeitet. Für das Thema "Garten und Medizin" wurde gemeinsam mit Ärzten, Hochschulen und Gärtnern ein interdisziplinärer Arbeitskreis gegründet, der im Mai 2017 in Berlin einen ersten vielbeachteten internationalen Fachkongress "Medizin und Garten" durchführte und seitdem zahlreiche Publikationen veröffentlichte.

Im Rahmen des Forschungsprogramms Maßnahmen auf dem Gebiet "Grün in der Stadt", wurde 2018 im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) die grundlegende Studie zum Projekt "Bundeswettbewerb Grün in der Stadtentwicklung" erstellt.

Das 2019/2020 entwickelte Projekt "Tausende Gärten - Tausende Arten" möchte Begeisterung für das Gärtnern mit einheimischen Wildpflanzen wecken und so Artenvielfalt und Biodiversität durch regionale heimische Wildpflanzen zu fördern.

Im Mai 2021 wurde mit dem Thema: "Gärten und Gartenkultur als Bestandteil struktureller Entwicklung ländlicher Räume" die zukünftige Bedeutung der Gartenkultur im ländlichen Raum thematisiert.

Angesichts der anstehenden Wandlungsprozesse von Gesellschaft, von Stadt und Landschaft und insbesondere die ökologischen Veränderungen bei Klima und Artenschutz bedarf es heute erneut einer fachübergreifenden Betrachtung mit entsprechenden Empfehlungen im Sinne der "Grünen Charta".

Eine grüne Charta für das 21. Jahrhundert, in der die Bewahrung der Schöpfung, der pflegliche Umgang mit Natur und Landschaft, die Wertschätzung und Wertschöpfung für öffentliches wie privates Grün immer wieder neu in das ökologische wie gesellschaftlich und kulturelle Bewusstsein von Politik und Wirtschaft hineingetragen wird. Dafür engagiert sich die DGG seit nun 200 Jahren.

Die heutige Aufgabe der Deutschen Gartenbau Gesellschaft ist ein Spagat zwischen dem Ernten der Werte und Aktivitäten von Gestern und dem Säen neuer Initiativen für Morgen. Wie heißt es doch schon bei Thomas Morus: "Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme".

Prof. em. Dr. Klaus Neumann
Autor

Berliner Hochschule für Technik, Präsident der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft (DGG)

Autor

Mitglied im Präsidium der DGG

Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl

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