Kommentar

Deutschland mit Nachholbedarf

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Viele Reiseunternehmen haben die Faszination der Parks und Gärten für ihre Kunden zum Thema gemacht und organisieren Rundfahrten durch Länder mit sehr langer Tradition in der Gartenkunst. Im Zentrum dieser Reisen stehen meist die bekannten Beispiele historischer Parks und Gärten in Italien, Frankreich oder England. Immer mehr stehen auch die Parks und Gärten in Deutschland im Interesse und Fokus - nicht zuletzt, weil es oft mit großem privatem Engagement gelungen ist, viele Anlagen aus einer drohenden Pflegekrise herauszuholen. Auch die Expo 2000 in Hannover mit dem Thema "Die Welt als Garten" oder der Park in Berlin-Hellersdorf/Marzahn "Gärten der Welt", der mit der IGA 2017 erweitert wurde, haben das Thema Garten für den Tourismus auch in Deutschland neu befördert. Es ist bekannt, dass in Ländern wie England, Frankreich oder Italien die Gartenkultur und die Pflege des Grüns in den Städten einen deutlich höheren Stellenwert hat als in Deutschland und die Bereitschaft, sich dafür auch privat aktiv oder finanziell zu engagieren, groß ist. Doch auch in Ländern, die auf eine weniger lange Gartentradition zurückblicken können, haben Gärten und Parks in der Bevölkerung nicht nur eine große Bedeutung für die Erholung, sondern sind auch Orte des Engagements und der Identifikation mit der Stadt bzw. dem Wohnumfeld. Die bekannten Beispiele aus den USA werden häufig als Vorbild für die deutschen Grünflächenämter zitiert und mit der Aufforderung verbunden, ihr Grünflächenmanagement auch stärker auf privates Engagement auszurichten. Übersehen wird dabei, dass es dafür in Deutschland keine gewachsene und gepflegte Tradition gibt, sondern diese erst langsam wächst - ausgenommen die staatlichen Schlösser- und Gartenverwaltungen.

International gibt es in Ländern wie Brasilien, Neuseeland oder Kanada Beispiele dafür, wie sich Grünflächenverwaltungen und Bürgergruppen für die Erhaltung, Pflege und Weiterentwicklung von Parks und Gärten gemeinsam engagieren und Parknutzungen von Naturschutz bis Sport- und Musikevents miteinander verbinden. Da in diesen Ländern in der Regel die klassischen historischen herrschaftlichen Gärten und Parks fehlen - es sein denn, als Kopie europäischer Vorbilder - besteht dort auch ein "entspanntes Verhältnis" zu Veränderungen in Nutzung und Gestaltung, wenn es den Bedürfnissen und dem Trend der Zeit entspricht. In Deutschland haben Parks in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert, wie es Umfragen immer wieder belegen. Den Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden und die Angebote zu modernisieren, gelingt nach meiner Wahrnehmung in vielen internationalen und deutschen Beispielen sehr gut. Die für das Grünflächenmanagement verantwortlichen Ämter benötigen dafür - auch vor dem Hintergrund der Weißbuch-Ziele - zugewiesene Kompetenzen und ein entsprechendes Budget. Im internationalen Vergleich hat Deutschland hier Nachholbedarf.

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 Heiner Baumgarten
Autor

Ehemals GALK-Präsident und Vorsitzender vom GALK-Arbeitskreis Stadtplanung

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