Aussichten für die weitere Entwicklung und seinen Erhalt

Die Bedeutung des Saxdorfer Pfarrgartens für die Region

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Botanischer Garten Gartengestaltung
Die Kletterrose „Trompeter von Säckingen“ wächst bis zum Dach des Pfarrhauses. Foto: Paul Böckelmann

Der Saxdorfer Pfarrgarten liegt in der Peripherie der Stadt Uebigau-Wahrenbrück und des Landes Brandenburg. Während sich das Umfeld des Saxdorfer Pfarrgartens in den vergangenen Jahrzehnten stark veränderte - Saxdorf verlor nach 1989 durch die Schließung landwirtschaftlicher Betriebe einen großen Teil der Bevölkerung und kämpft mit Leerstand, Überalterung und fehlender Infrastruktur - hat sich das bürgerschaftlich initiierte Garten- und Kulturprojekt zum traditionellen Kleinod im ländlichem Raum entwickelt. Durch Projekte wie den Saxdorfer Musiksommer (seit 1974), Pleinairs, Lesungen, Ausstellungen und Gartenfeste (Rosenfest und Bambusfest) und die Restaurierung der Dorfkirche wurde Saxdorf zu einem Ort der Entfaltungsmöglichkeit im Sinne von bürgerschaftlichem Engagement und Kreativität. Der Saxdorfer Pfarrgarten spiegelt wie keine vergleichbare Anlage die Synthese von Kunst und Natur wider. Dabei ist die Natur nicht nur der formale grüne Rahmen der Kunstwerke. Kunst und Botanik, Kultur und Natur durchdringen sich gegenseitig und bilden ein Miteinander dieser heute oft konträren Sphären.

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Der Pfarrgarten in Saxdorf mit Scheune, Pfarrhaus und Kirche im Jahr 1967.Foto: Paul Böckelmann Foto: Paul Böckelmann
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Übersichtsplan Saxdorfer Pfarrgarten 2016. Abb.: Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, BTU
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Die Ergebnisse eines Pleinairs im Sommer 1983 wurden im Garten ausgestellt: Keramiken von Elke Böckelmann. Foto: Paul Böckelmann
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Pleinair im Saxdorfer Pfarrgarten mit befreundeten Künstlern 1981. Foto: Paul Böckelmann

Der 1992 gegründete Verein Kunst & Kultursommer Saxdorf e. V. ist im kulturellen Leben des südlichen Brandenburgs eine seit Jahrzehnten bedeutsame Größe und ein Imageträger. In Zukunft soll ein besonderes Augenmerk auf die Übergänge zwischen Kunst und Natur, zwischen Traditionen und Zukunftsperspektiven fallen.

Der Saxdorfer Pfarrgarten lebt durch und von seinen Besucher/innen. Bereits seit seiner Gründung im Jahr 1967 haben sich der Pfarrer Karl-Heinz Zahn und der Künstler Hanspeter Bethke sowie befreundete Künstler und bürgerschaftliche Akteure in Saxdorf engagiert. Dieses anhaltende, intensive und bereichernde bürgerschaftliche Engagement soll auch in Zukunft gefördert und fortgeführt werden.

Die Veränderungen der Rahmenbedingungen und die Umfeldentwicklung in Saxdorf erhöhen den Entwicklungsbedarf für den Saxdorfer Pfarrgarten, der ein Anker in der regionalen Entwicklung werden kann. Durch das bürgerschaftlich initiierte Garten- und Kulturprojekt erhöht sich die Lebensqualität, gleichzeitig gehören zu den akuten Sorgen der beiden 80-jährigen Hauptakteure des Pfarrgartens zu Recht die Frage nach dessen Erhaltung im Sinne eines behutsamen und nachhaltigen Pflege- und Entwicklungskonzeptes.

In den vergangenen Jahren wurden, initiiert durch den Verein Kunst & Kultursommer Saxdorf e. V. und die kommunalen Verantwortungsträger, verschiedene Aktivitäten für den Erhalt des herausragenden Garten- und Kulturensembles durchgeführt - jedoch nur mit einer zeitlich begrenzten Wirkung. Es ging dabei vornehmlich darum, die Unterhaltungspflege für den Garten zu sichern. Ein nachhaltiges Kultur- und Pflegemanagement konnte bisher nicht erreicht werden.

Zu diesem Zweck wurde im Mai 2016 der übergreifende Prozess Entwicklungskonzeption Saxdorfer Pfarrgarten angestoßen, um Handlungsfelder und Lösungen der nachhaltigen Entwicklung des Pfarrgartens gemeinsam mit den lokalen Akteuren, Bürger/innen und Experten/innen zu formulieren. Moderiert und begleitet wird der Prozess von einem Team aus Landschaftsarchitekten/innen, Architekten/innen, Denkmalpfleger/innen, Stadt- und Regionalplaner/innen, Kunsthistoriker/innen und Soziologen der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), die den Akteuren die Möglichkeiten einer Entwicklung darlegen, beraten und so das Vorgehen zum planerischen Handeln vereinfachen.

Potenziale nutzen und behutsam weiter entwickeln

Die Entwicklungskonzeption bezieht sich auf die Potenziale des Pfarrgartens, auf seine Rahmung in einem integrierten kulturell ausgerichteten Gesamtkonzept und auf die organisatorischen Rahmenbedingungen, die diesem besonderen Ort eine nachhaltige Zukunft sichern können. Insofern spricht die Entwicklungskonzeption sowohl die derzeitig aktiven Protagonisten als auch diejenigen an, deren zukünftige Mitwirkung eingeworben werden soll.

Die Geschichte dieses Ortes und die tragende Rolle der beiden Protagonisten, des Pfarrers Karl-Heinz Zahn und des Künstlers Hanspeter Bethke, und der stützenden Akteure machen deutlich, dass jeder Wandel an diesem Ort seine Wurzeln berücksichtigen muss. Bei aller Notwendigkeit für einen zukunftsgerichteten Wandel steht die Wertschätzung für das bisher Erreichte im Zentrum der Entwicklungskonzeption.

Von zentraler Bedeutung für den Erhalt des Ensembles sind Aspekte wie Geschichte, Kultur, Denkmalpflege, Regeneration, Naherholung, Bildung, Identifikationsmöglichkeiten für Akteure vor Ort, bürgerschaftliches Engagement und gartenkulturelles Erbe. Weitere Chancen für eine sanfte Weiterentwicklung bieten die Themen Förderung des Artenspektrums, Erhalt von pflanzlichem Genpotenzial, Verbesserung des Klimas sowie die Unterstützung der Grünvernetzung und Sicherung öffentlicher Gärten im ländlichen Raum.

Ziel der Studie ist es, operative Maßnahmen zu entwickeln, die zum Erhalt und Weiterentwicklung des Saxdorfer Pfarrgartens unter touristisch-denkmalpflegerischen Aspekten führen, zur Aktivitätssteigerung in den Bereichen sanfter Kulturtourismus und Bildungstourismus, Umwelterziehung, Natur- und Umweltschutz, zur Stärkung der Bedeutung des gartenkulturellen Erbes und zum Aufbau eines nachhaltigen Wirtschaftskonzeptes sowie zur besseren Vermarktung des Saxdorfer Pfarrgartens beitragen.

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Rosentaufe im Saxdorfer Pfarrgarten am 16. September 2016: Bodendecker-Rose Kleiner Spreewald: v.?l.?n.?r.: Andreas Claus, Karsten Jurischka, Hanspeter Bethke und Karl-Heinz Zahn. Foto: Christine Fuhrmann
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Unterschiedliche Pflanzengruppen und über Jahrzehnte gesammelte Skulpturen sind die Hauptkomponenten des gartenkünstlerischen Gesamtwerkes von Hanspeter Bethke. Foto: Christine Fuhrmann

Projektorganisation und Expertengespräche

Die Arbeit des Projektteams der BTU wurde durch eine Kommission begleitet. Externe Experten und Impulsgeber (z. B. Kulturamt des Landekreises Elbe-Elster, Lenné-Akademie für Gartenbau und Gartenkultur e. V., DGGL e. V. Brandenburg, Evangelischer Kirchenkreis usw.) wurden von der Projektgruppe hinzugezogen - manche davon punktuell, manche als Begleiter des gesamten Arbeitsprozesses. Auch Bürgerinnen und Bürger konnten ihre Meinung und Expertise einbringen - bei einer Experten-Werkstatt im September 2016, per Mail oder durch Teilnahme an der Festveranstaltung anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Saxdorfer Pfarrgartens im März 2017.

Im Rahmen der Experten-Werkstatt wurden mit ausgewählten Experten/innen und Vereinsmitgliedern die Ergebnisse aus der Bestandsanalyse sowie erste entwickelte Leitbilder und Konzeptideen diskutiert und profiliert. Die Expertengespräche erschlossen für das BTU-Team die Sichtweisen und Wahrnehmungen der Situation des Saxdorfer Pfarrgartens aus der Perspektive eines möglichst breiten Spektrums der lokalen Akteure, die mit dem Garten auf unterschiedliche Weise, im Betrieb und intern, aber auch aus einer gewissen Distanz als Freunde und Förderer verbunden sind.

Definition "Saxdorfer Pfarrgarten" als Grundlage der Analyse

Der Saxdorfer Pfarrgarten entwickelte sich in den letzten 50 Jahren von einem verwilderten Pfarrgarten zu einem Gesamtkunstwerk und einer Sammlung aus Gehölzen und Stauden von fünf Kontinenten. Die Studie versteht den Saxdorfer Pfarrgarten als Synthese von Künstlergarten, botanischem Schaugarten und Arboretum. Als botanischer Schaugarten hat er Funktionen in der Bildung und Erholung und Potenzial eines lebendigen Museums (gemäß den Kriterien des International Council of Museums - vgl. ICOM 2003).

Die Bedeutung des Saxdorfer Pfarrgartens als gärtnerisches Ensemble ist eingebettet in eine in Jahrzehnte erarbeitete künstlerisch-kulturelle Gesamtkonzeption, in der die bildenden Künste ebenso wie eine breite Palette unterschiedlicher Musikdarbietungen eine wichtige Rolle spielen. Dieser integrierte Ansatz, zu dem auch die Vermarktung der züchterisch-gärtnerischen Produkte eine wichtige und Besucher/innen ebenso wie Mitarbeitende bindende Rolle spielen, haben sich als der zusammenfassende Rahmen für den kulturellen Ort des Saxdorfer Pfarrgartens erwiesen. Auch für die weitere Entwicklung und die Förderung des Saxdorfer Pfarrgartens als ein resilientes Element in der Kulturlandschaft der Region Elbe-Elster sollte das kulturelle Gesamtkonzept im Zentrum stehen, auch wenn zweifellos der Pfarrgarten eine regional wie überregional herausragende und zentrale Bedeutung hat.

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Die Kakteensammlung im Saxdorfer Pfarrgarten. Foto: Christine Fuhrmann
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Hotensien gehören zu den Lieblingspflanzen des Künstlers. Foto: Paul Böckelmann

Kulturtouristische Alleinstellung des Saxdorfer Pfarrgartens

Das Saxdorfer Gartenensemble verfügt mit seinem einzigartigen Dreiklang aus Pfarrgarten, Künstlergarten und Botanischer Sammlung über ein umfangreiches Bildungs- und Erholungspotenzial und eignet sich daher besonders gut als ein kulturtouristischer Ankerpunkt in der Region:

  • Der Saxdorfer Pfarrgarten hat als "Quelle und Zeugnis menschlicher Geschichte" einen vielfältigen historischen (Denkmal)Wert. Die Saxdorfer Kirche ist ein bedeutendes Zeugnis christlicher Glaubenstraditionen, die vom Mittelalter bis in die Gegenwart reichen. Geschichtlich-philosophisch bietet sich dem Besucher ein Einblick in die Zeit von der Reformation zur Wiedervereinigung und bis heute.
  • Die in mehr als einem halben Jahrhundert erfolgreich etablierte Tradition bildnerischer und musikalischer Events mit einer Vielzahl von Konzerten, Ausstellungen und Künstlerwerkstätten weist darauf hin, dass auch in der peripheren Lage ein Potenzial entwickelt werden kann, das behutsam und möglichst in regionaler Abstimmung mit anderen Kulturorten als Ankerfunktion für die kulturelle Bestandsentwicklung in einem regionalen Netzwerk dienen kann.
  • Pädagogisch-wissenschaftliche Interessenschwerpunkte für den Saxdorfer Pfarrgarten ergeben sich speziell im gärtnerisch-botanischen Bereich der Anlage (Pflanzenzüchtung und -sichtung, botanischer Schaugarten, botanische Sammlungen, Raritäten) sowie im kulturhistorischen und philosophischen Bereich.
  • Das bedeutende künstlerische Potenzial des Saxdorfer Pfarrgartens zeigt sich den Besucher/innen insbesondere in der Überlagerung und gegenseitigen Befruchtung der Bereiche Gartenkunst, Architektur, Musik und bildende Kunst, die die Wirkung eines für unterschiedliche Interessentengruppen attraktiven Gesamtensembles vermitteln.
  • Der Saxdorfer Pfarrgarten bietet vielfältige Freizeit- und Erholungsqualitäten für Touristen/innen. Das Angebot reicht von Ausruhen und Entspannen über das Kennenlernen von Kunst und Kultur bis zum Besuch von Veranstaltungen. Schließlich ist der Saxdorfer Pfarrgarten mit seinen Pflanzen und Architekturen ein wertvoller Teil der Kulturlandschaft und weist wichtige ökologische und baukulturelle Qualitäten auf.
  • Auch für die Region und den Ort Saxdorf kann das Pfarrgartenensemble Chancen zur Weiterentwicklung bieten, wenn es gelingt, über das Pfarrgartenensemble hinaus Örtlichkeiten des Dorfes für eine soziokulturelle, touristische oder wissenschaftsbezogene Nutzung zu aktivieren.

Der Saxdorfer Pfarrgarten als Wirtschaftsfaktor

Die wirtschaftliche Entwicklung in der Kurstadtregion Elbe-Elster und insgesamt die Bevölkerungsentwicklung in den Regionen Leipzig und Dresden bieten günstige Ausgangsbedingungen für den Saxdorfer Pfarrgarten und sein kulturbezogenes Marktpotenzial.

Mit dem Zusammenschluss der Städte Uebigau-Wahrenbrück, Bad Liebenwerda, Mühlberg und Falkenberg zur Kurstadtregion Elbe-Elster soll mittel- bis langfristig ein gemeinsames Angebot an Infrastrukturen geschaffen werden. Darüber hinaus haben die Städte der Kurstadtregion in den letzten Jahren bereits aufgaben- und themenbezogen (z. B. Gewässertourismus, Energiewirtschaft, AG Historische Stadtkerne, Kinder- und Jugendarbeit) miteinander kooperiert. Auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen und entstandenen Netzwerke soll die kommunale Kooperation auch in anderen Bereichen weiterentwickelt werden. Der Kooperationsraum umfasst eine Fläche von rund 400 Quadratkilometern mit derzeit etwa 26.000 Einwohnern.

Damit kann der Saxdorfer Pfarrgarten mit seinen Angeboten für die Region die Rolle eines weiteren unterstützenden Netzknotens annehmen, der im Gesamtangebot von regionalen und überregionalen Highlights die Gesamtattraktivität steigert. Andererseits kann er bei einer auch nur behutsamen Stärkung für das Dorf selbst einen Arbeitsmarktfaktor für die lokale Bevölkerung darstellen.

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Der Saxdorfer Pfarrgarten im Kontext überregional bedeutsamer Gärten. Abb.: Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU)

Nutzung des Saxdorfer Pfarrgartens für die Region

Der Beitrag des Pfarrgartens zum Image der Kurstadtregion zeigt sich auch an den gut besuchten Konzerten des Kunst & Kultursommers, der sowohl Menschen aus dem engeren regionalen Umfeld als auch aus den weiter entfernten Zentren anzieht. Die Stadt verfügt mit dem Garten somit über ein kulturelles Aushängeschild, das weit auf das Gesamtbild der Region ausstrahlt. Uebigau-Wahrenbrück wird als Stadt im Naturpark "Niederlausitzer Heidelandschaft" mit dem Saxdorfer Pfarrgarten als bedeutendes Beispiel ländlicher Gartenkultur wahrgenommen und verfügt damit über eine hohe Anziehungskraft bei den ökologischen und kulturellen Qualitäten.

Aufgrund der hohen Anforderungen und Belastung hat der Verein das Kulturangebot im Saxdorfer Pfarrgartens jedoch seit Jahren immer weiter reduziert. Die Unterstützung bei Konzerten wird auf ehrenamtlicher Basis organisiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Potenzial des Saxdorfer Pfarrgartens für die Region suboptimal genutzt wird. Grund dafür sind im Wesentlichen organisatorische Schwächen, eine fehlende Entwicklungs- und Betreiberkonzeption, die unterkritische Ausstattung des Gartens mit Gärtner/innen sowie wie die fehlende Anbindung an den ÖPNV.

Zielgruppen

Als wichtige Voraussetzung für eine effiziente Entwicklungs- und Betreiberkonzeption wurden vier wesentliche Zielgruppen des Saxdorfer Pfarrgartens ermittelt. Dies erfolgte durch das Team der BTU mit Experteninterviews, der Experten-Werkstatt und der Gartengespräche mit Gästebefragung von Mai bis Oktober 2016. Es handelt sich dabei um die Kulturbesucher, Naturliebhaber, Stammkunden und Garteninteressierte. Die Kulturbesucher nennen Musik und Gartenkunst gefolgt vom Interesse am Naturerleben als wichtigste Besuchsgründe. Für die Naturliebhaber sind Spazierengehen, Entdecken und Ruhe/Erholung die vorrangigen Besuchsmotive. Stammkunden erachten alle abgefragten Motive als wichtig und Garteninteressierte haben ein besonders starkes Interesse an der Blüte (Geophyten, Rosen usw.) und an Pflanzenraritäten. Als Sonderzielgruppe wurden darüber hinaus Busreisende identifiziert. Kinder, Schulklassen, Jugendliche und Studierende gehören bisher nicht zu den Besuchern.

Qualität, Zustand und Präsentation der botanischen Sammlung

Die botanische Sammlung im Saxdorfer Pfarrgarten hat einen beträchtlichen Wert als Sammlungsstruktur für den Erhalt seltener und gefährdeter Arten sowie für Ausstellungs- und Bildungsarbeit. Die Sammlung ist nach einem nachvollziehbaren Konzept aufgestellt und gepflegt worden. Eine Erfassung des Pflanzenbestandes mit rund 75 Prozent erfolgte erstmals im Jahr 2000. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde mehr als 90 Prozent des Baumbestandes erfasst und digitalisiert. Es liegen keine Herbarien vor.

Die Sammlung zeigt für Deutschland eine Reihe von Alleinstellungsmerkmalen, die in Zukunft erhalten und weiterentwickelt werden sollen. Im Arboretum werden beispielsweise Scheinparrotie, (Parrotiopsis jacquemontiana), Urwaldmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides) und die seltene Bronsonetia papyrifera kultiviert. Einen weiteren Schwerpunkt stellen historische Rosen, Bambus und Kletterpflanzen dar (z. B. Clematis). Dazu kommen Sammlungen von Kamelien, Kakteen und Exoten. Die Kameliensammlung befindet sich während der Hauptblüte im Gewächshaus und kann aus Mangel an geeignetem Platz und Schaugewächshäusern nicht präsentiert werden. Daneben gibt es bereits eine kleine Erhaltungssammlung sowie züchterische Referenzsammlung (Rosen, Obstsorten). Die Hauptfunktion der Pflanzensammlung im Freiland liegt schwerpunktmäßig im Bereich Botanik, Ökologie und ländlicher Gartenkultur.

Die Sammlung des Saxdorfer Pfarrgartens leistet zudem einen Beitrag zur gartenkulturhistorischen Entwicklung durch das Bewahren und Dokumentieren von historischen Arten und Sorten bis hin zu aktuellen Züchtungen. So gehört zu den bekanntesten Rosenzüchtungen aus dem Saxdorfer Pfarrgarten die 2009 getaufte Lenné-Rose.

Die Saxdorfer Sammlung trägt zum Naturschutz bei, durch das Bewahren und Dokumentieren von Wildarten oder vor dem Aussterben bedrohter Arten. Der Garten könnte zukünftig für die Wissenschaft und Forschung durch die Bewahrung von innerartlicher genetischer Variabilität und die Verfügbarkeit von samenechten Sorten und vegetativen Material genutzt werden. Der Saxdorfer Pfarrgarten zählt damit zu den zehn wichtigsten Einrichtungen mit dieser Funktion in Brandenburg und ist ein unverzichtbarer Baustein im Netzwerk deutscher Pflanzensammlungen.

Diskussionsprozess um die Aufnahme in die Denkmalliste des Landes Brandenburg

Beim Saxdorfer Pfarrgarten handelt es sich um ein einmaliges Ensemble aus deutschem Pfarrgarten, englischem Cottage-Garten, botanischem Schaugarten und Künstlergarten. Die Aufnahme in die Denkmalliste könnte entscheidend dazu beitragen, dieses Alleinstellungsmerkmal überregional zu kommunizieren und einen erheblichen Qualitätssprung im Tourismus genauso wie in der Forschung zu vollziehen.

Bei der Diskussion um die Aufnahme in die Denkmalliste des Landes Brandenburg sollte allerdings auch berücksichtig werden, dass Besitzer eines Gartendenkmals häufig nicht nur finanziell überfordert sind. Es erfordert vor allem Zeit und einen langen Atem. Es bedarf des Sachverstandes, um den kunsthistorischen und gartendenkmalpflegerischen Wert zu erkennen und zu würdigen. Erforderlich sind heute Strategien, die den Erhalt und gleichzeitig die zeitgemäße Nutzung ermöglichen. Das setzt eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Denkmalbesitzer und -nutzer, der Gemeinde und der Denkmalbehörde voraus. Dabei sind nicht immer das Detail, sondern vor allem die Ensemblewirkung und das Gesamterscheinungsbild von Bedeutung. Die Herausforderung wird sein, realisierbare Lösungswege für den Saxdorfer Pfarrgarten zu finden.

Neue Akzente setzen als Freizeit- und Bildungsstätte

Im Saxdorfer Pfarrgarten geht es nicht nur darum, den Besucher/innen möglichst viele Pflanzen zu präsentieren. Entscheidend für die zukünftige Arbeit sind auch der Artenschutz und die Erforschung und Erhaltung der Artenvielfalt. Das Studium von Pflanzen und Natur in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit, verbunden mit einem entsprechenden Wissens- und Informationsangebot, kann Menschen unterschiedlicher Altersgruppen begeistern und sensibilisieren. Der Saxdorfer Pfarrgarten bildet damit einen harmonischen Gegenentwurf zur allgemeinen Zerstörung der Natur durch den Menschen.

Für die Zukunft gilt es also, vorhandene Potenziale und Traditionen zu erhalten und darauf aufbauend nachhaltige und innovative Maßnahmen zu entwickeln, die auf die veränderten Umweltentwicklungen und Bedürfnisse der Besucher/innen reagieren, neue Akzente zu setzen und damit den langfristigen Fortbestand dieses Kleinods der brandenburgischen Kulturlandschaft zu sichern.

Dr. Christine Fuhrmann
Autorin

Professur an der Internationalen Hochschule/Fernstudium in Erfurt Landschaftsarchitektur

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