Wechselflor als Bild der Klimaphänomene auf der BUGA Mannheim 2023

Die Klimagärten der Bundesgartenschau

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BUGA 2023 Bundesgartenschauen
Abb. 1: Das Thema Hitzewelle wird sehr markant durch eine lodernde Pflanzung in warmen Gelb- und Orangetönen mit einem hohen Anteil an runden Korbblütlern, sozusagen sonnenförmigen Blüten mit einer sehr markanten Höhenstaffelung dargestellt. Man kann sich der Hitze quasi nicht entziehen. Foto: Christine Orel

Im Frühjahr 2021 lobte die Bundesgartenschaugesellschaft Mannheim einen zweistufigen Wettbewerb zur Gestaltung des Wechselflores dieser Gartenschau aus. Aus der Fülle der Bewerbungsunterlagen wurde eine Handvoll Planer ausgewählt, die dann am konkreten Wettbewerb teilnehmen durften.

Rund um die ehemalige Spinelli-Kaserne in Mannheim wurden 62 Hektar in einen Klimapark verwandelt. Von dort aus gelangt man in einem langen Grünzug von 260 Hektar in die Mannheimer Innenstadt hinein. Diese Flächen um die Spinelli-Kaserne, sie werden nun Spinelli-Park genannt, beinhalten während der Gartenschau das sogenannte Experimentierfeld, in dem verschiedene Themen konkret dargestellt werden. Und zu diesen Themen sollte es auch Wechselflor geben, zu den eben jener Wettbewerb ausgelobt wurde.

Die Themen des Experimentierfeldes lauten Nahrung, Umwelt, Klima und Energie. Jeder Wettbewerbsteilnehmer sollte zu jedem Thema seine Ideen darstellen. Zu guter Letzt gab es so viele gute Entwürfe, dass die Gartenschaugesellschaft sich entschieden hat, jeweils ein Thema einem Planer zuzuordnen.

Seit vielen Jahrzehnten, das erste Mal wohl 1992 bei der Landesgartenschau Pforzheim ist es für mich eine spannende Gelegenheit mit Sommerblumen charakteristische Themenbilder zu entwickeln, die durch ihre Symbolkraft, durch ihre markante Pflanzenauswahl ein ganz bestimmtes Thema charakterisieren. So gab es zum Beispiel bei der IGA Rostock 2003 einen sehr großen Bereich, der die "Stimmungsgärten" hieß. Dort habe ich eine heitere, eine aggressive, eine traurige und eine melancholische Pflanzung, jeweils durch Farben und Wuchsform, Blütenanordnung und Blattexturen arrangiert.

Mit dieser Grundidee vertraut, Bilder aus Pflanzen zu schaffen die weit über die reine Farbe und Formzuordnung hinausgehen, wurde auch dieser Wettbewerb angepackt und so für die vier Bereiche Pflanzideen entwickelt. Über allen standen, da sich ja alle Themen mit der Existenz letztendlich beschäftigen, die vier Elemente Feuer - Wasser - Erde - Luft.

Im Themenfeld Energie wurden sie schon per se dargestellt, da aus den vier Elementen Energie gewonnen werden kann. Und so kamen noch Kohle und Öl als fossile Energieträger dazu, die Darstellungen waren sehr sinnbildlich. Die Luft, aus sehr flirrig angeordneten kleinblütigen Pflanzen, die Erde aus klumpig angeordneten Pflanzen in Braun- und Purpurtönen. Das Wasser als große Welle mit viel Blau. Natürlich spielte die Sonne (Licht) als wichtiger Energieträger eine Rolle. Große Gruppen in orange und gelb habe ich hier im Entwurf zum Wettbewerb vorgeschlagen. Im Frühling durch kräftige Stiefmütterchen mit Isländischen Mohn dargestellt, im Sommer mit vielen korbblütigen Blumen wie Zinnen, Thitonien, Rudbeckien, Sonnenblumen und Studentenblumen.

Als weiteres Beispiel dieses Wettbewerb-Beitrages zu Energie sei noch die Luft vertiefend dargestellt. Sie ist eine der traditionellsten Gewinnungsträger. Windräder begleiten viele Landschaften seit Jahrhunderten. Luft hat keine Balken, sie flirrt, ist nahezu immer in Bewegung, dies wird auch in der Pflanzung aufgegriffen, durch Kleinblütigkeit und durch zarte Farben. Scabiosen, Sommerastern und Schmuckkörbchen gesellen sich hier im Sommer dazu. Im Frühling sind es Anemonen, Gedenkemein und rote Lichtnelke, die für die Zartheit dieses Themas sorgen. Die Kohle wurde im Gegensatz dazu komplett brockig klumpig dargestellt mit schwarz und orange.

Der zweite Themenbereich des Wettbewerbes war die Nahrung. Hier war meine Idee Monokulturen, Mischpflanzungen und exotische Pflanzen gegenüberzustellen und deren Probleme oder Vorteile aufzuzeigen. Die Monokultur im Frühling war in schlichten Reihen aus cremegelben Stiefmütterchen dargestellt, dazwischen einfach nackter Boden, sonst nichts. Im Sommer gibt es auch nackten Boden und Reihen aus Spitzkohl. Wiegesagt Wettbewerbsidee. Bei der Mischpflanzung wurde, wie beim alten Bauerngarten vorgeschlagen, Gemüse, Kräuter und Blumen miteinander zu vermengen. Aus ästhetischen und auch aus Pflanzenschutz Gründen wurden zum Beispiel Tagetes verwendet, denn Tagetes verhindern Nematoden. Ernährung soll natürlich so regional wie möglich sein. Aber es gibt auch Exoten die hier zu Lande wachsen, diese sollten im Bereich Exoten bei den Nahrungsgärten dargestellt werden. Zum Beispiel die Andenbeere (Physalis peruviana) oder die Artischocke (Cynara cardunculus).

Das Gremium hat sich schließlich dafür entschieden, aus dem von uns beigesteuerten Beiträgen die Ideen zu den Klimagärten mit der Realisierungsplanung zu beauftragen. Im Wettbewerb war es noch so, dass Wasser, trockener Garten, Luft, Wald, Sonne und Boden für das Klima dargestellt werden sollten. Im Zuge der Bearbeitung habe ich mir dann aber doch überlegt, dass es wesentlich markanter wäre, wirklich Auswirkungen des Klimas darzustellen. Also die Hitzewelle, den großen Wirbelsturm, die Trockenheit, den Urwald, sprich, dort wo es zu viel regnet. Den Urwald als Symbol der Überschwemmungen, wobei das natürlich kritisch zu betrachten ist, da viele Überschwemmungen ja gerade dort passieren, wo zu wenig Pflanzung ist, weil keine Pflanzen mehr da sind, die das Wasser aufnehmen und der Boden nicht mehr mit Wurzeln durchzogen ist. Ein weiterer wichtiger Punkt der Klimagärten ist, die Pflanzung zu Starkregen. Wie bei jeder Bundesgartenschau ist es auch hier so, dass es den komplizierten Aufgabenkatalog gibt, der vorschreibt, wie viele Sorten einer Gattung oder Art verwendet werden müssen und vor allem, wieviel Stück davon, dass es für die ausstellenden Gärtner zu einer wertbaren Aufgabe wird. Und je mehr Gärtner sich auf einer Fläche zeigen wollen, um so komplizierter wird es Aufgaben zuzuordnen.

Die Klimagärten erstrecken sich auf 1000 Quadratmetern und aus der Fülle, der sich bewerbenden Gärtner wurden zwei sehr kompetente und engagierte Gärtnereibetriebe und Arbeitsgruppen gewählt, die sich hier auf jeweils 500 Quadratmetern einbringen. Es ist dies die Gärtnerei Zürn aus Möckkmühl, sowie die Gartenbau-Gruppe aus den Betrieben Hofmann, Pudell und Roth, die sich im Bereich Bamberg - Schweinfurt befinden und über jahrelange Erfahrung bei der Umsetzung von Pflanzungen und Pflege auf Bundesgartenschauen verfügen.

Die Flächen der Klimagärten liegen entlang eines Weges, der in etwa auf der Hälfte seiner Strecke einen Knick macht. Die Gesamtlänge der jeweils 3-4 Meter breiten Beete beträgt insgesamt rund 220 Meter. Um die Beete von beiden Seiten gut erlebbar zu machen, sind in unrhythmischen Abständen Querwege eingeplant. Diese trennen dann auch gleichzeitig die Pflanzenthemen voneinander. Damit jeder Gärtner eine möglichst große Pflanzenauswahl darstellen darf, um die Leistungsfähigkeit seines Betriebes zu präsentieren, wiederholen sich die Themenflächen. Der Weg ist sehr lang, und daher ist es nicht verwerflich, wenn das markante Thema Blitz ganz am Anfang und dann noch mal kurz vor Ende auftaucht. Diese Wiederholung macht es dem Besucher, so glaube ich, viel interessanter hier entlangzulaufen, denn die große Länge dieser Beete bedeutet ja ohnehin, dass ein einzelnes Thema oft 20 oder 30 Meter lang ist. Also so groß, wie ein durchschnittliches Baugrundstück.

Der Urwald

Lassen Sie mich nun ein wenig von den einzelnen Ideen der Klimathemen berichten. Beginnen wir mit dem Urwald. Die Farbe spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Die Empfindung für diese Fläche erhält der Besucher von Anordnung von Blattfiguren. Besonders viele großlaubige, weichlaubige oder opulent grüne Pflanzen werden hier kombiniert. Die Fläche ist auch diejenige mit der größten Wuchshöhe aller vorgestellten Themen, einzig die Hitzewelle hat ebenfalls eine deutlich spürbare Höhe. So sorgt im Urwald das große Indische Blumenrohr mit seinen stattlichen Blättern zusammen mit dem 2 Meter hoch werdenden Dost (Eupatorium capillifolium 'Elegant feather'), oder auch die am Boden kriechende Süßkartoffel (Ipomea batata 'Emerald Glas') mit ihren großen Blättern für Opulenz.

Die Pflanzen, die blühen, zeigen sich nicht in lodernden Farben, sondern deutlich dem Grün angepasst. So ziert ab dem späten Juli die hohe Zinnie elegans 'Froggies' mit den nahezu grünen Blüten die Pflanzung, genauso wie der Ziertabak (Nicotiana alata 'Perfume F1 Lime') oder der große Ziertabak (Nicotiana sylvestris 'Only the lonely') das Beet.

Schon im Frühling kündigt sich diese Opulenz an, die Viridiflora-Tulpe 'Spring Green' ist die am häufigsten auftretende Tulpe, dazu kommen die Viridiflora-Tulpe 'Evergreen' und Viridiflora-Tulpe 'Green Love'. Also auch hier, wenig Leuchtendes. Als edle Ergänzung zeigt sich die dunkelrote Lilienblütige Tulpen Sorte 'Lastig Love' sowie als Besonderheit Cammassien in Weiß und Blau sowie hohe Frittilarien mit schwarzen und cremegelben Blüten. Grüne Stiefmütterchen gibt es nicht, aber solche in Cremefarben oder Weiß. Und als Ergänzung des Frühjahrsflors beim Thema Urwald sind natürlich Blattschmuckpflanzen wie Heuchera 'Lime Marmelade' oder Euphorbien sehr gut einsetzbar, um diesen Urwaldcharakter herauszuarbeiten.

Übrigens verwenden wir, soweit es geht, Pflanzen aus dem Frühling im Sommer wieder um hier im Wechselflor, der ja leider von sich aus nicht unbedingt nachhaltig ist, zumindest ein Quäntchen Nachhaltigkeit zu zeigen. Und wenn es möglich wird, so werden wir auch hier wieder, wie in Erfurt, die Töpfe der Wiederverwendung zuführen und nicht den Müllcontainer übergeben.

Die Wüste

Das Gegenstück zur Pflanzung Urwald ist die Pflanzung Wüste. Hier sind Pflanzen gewählt, die sehr kompakt, niedrig und graulaubig wachsen. Auch hier ist der Nachhaltigkeit sehr viel Raum gegeben, denn weite Teile der Frühlingspflanzen werden im Sommer übernommen so sämtliche Cinerarien. Dadurch ergibt sich übrigens die ganz besondere Gelegenheit, Blumenzwiebeln in den Wechselflor einzubauen, die normalerweise dort nicht funktionieren würden. Denn durch das Abräumen eines Wechselflores müssen ja auch bis dahin die Blumenzwiebeln geblüht haben. Das bedeutet, Sommerblühende Lauch- oder Eremurus-Arten sind üblicherweise nicht verwendbar. Durch die Übertragung, zum Beispiel von Cineraria vom Frühjahrsflor auf den Sommerflor sind daher im großen Stil Eremurus, spätblühende Allium mit integriert.

Im Sommerflor ist als markante Pflanze der große Neuseeland Flachs (Phormium tenax) mit eingebaut. Außerdem werden trockenheitsliebende Sommerblumen wie Ptilotus exaltatus 'Joey' mit ihren beeindruckenden Blüten-Puscheln verwendet. Und nicht zu vergessen, sind hier die vielen Gräser, wie Pennisetum alopecuroides 'Pennstripe' und Pennisetum setaceum 'Rubrum' zu sehen.

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BUGA 2023 Bundesgartenschauen
Abb. 2: Die felsenbetonte Landschaft der Wüste spiegelt sich in der Anordnung der Pflanzen bereits im Plan zur Wüste wider. Übrigens werden in diesem Beet viele Pflanzen vom Frühjahr in den Sommer übernommen, unter anderem allen Cineraria Sorten. Zeichnung: Christine Orel
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Abb. 3: Mit einem hohen Anteil an graulaubigen Sommerblumen wird der Charakter der Wüste umgesetzt. Als blühende Akzente werden sich unter anderem Gruppen der noch nicht allzulange erhältlichen Petunien in Kupfer und Rosttönen dazu gesellen.
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Abb. 4: Zu den überwiegend graulaubigen Pflanzen des Themenbeetes Wüste gesellen sich einige besondere Pflanzen wie das Haarschöpfchen (Ptilotus exaltatus \'Joey)\' mit seinen aparten Blütenwuscheln oder der Neuseeländer Flachs (Phormium tenax), der mit seinem stabilen, grasförmigen Laub eine architektonische Ergänzung der Pflanzung bietet. Tabelle: Christine Orel

Der Blitz

Lebt die Pflanzung Wüste auch sehr deutlich von der Pflanzenauswahl und den jeweiligen Charaktereigenschaften der Pflanzen, so lebt die Pflanzung Blitz ganz stark über die Farbwirkung und die Formgebung innerhalb dieser Pflanzfläche. Auf einem dunklen Untergrund, der den Nachthimmel symbolisiert, der aus eckig angeordneten Pflanzengruppen besteht, zieht ein strahlend leuchtend gelber Blitz seinen Weg. Er Verzweigt sich innerhalb seiner Fläche. Ist mal heller gelb, mal dunkel gelb. So wie es auch am Nachthimmel erlebt wird. Im Frühlingsflor sind die Blumenzwiebeln nur im Blitz zu finden, als durchmischte Bänder. Der Nachthimmel wird aus dunkel farbigen Violen dargestellt.

Die Pflanzung ist sehr niedrig gehalten, um dieses Bild darstellen zu können, ohne aber auf Sortimentsvielfalt und Präsentation zu verzichten. Im Sommer prägen Federbuschcelosien (Celosia spicata 'Fresh Look Yellow') und kompakte Tagetes-Sorten die Blitzstreifen. Sie sind geeignet die zackige Form auch über den Sommer beizubehalten. Der Nachthimmel wird von dunklen Salbei-Sorten und Petunien dominiert.

BUGA 2023 Bundesgartenschauen
Abb. 5: Der Blitz wird ziemlich flach bepflanzt, um die zackige strenge Anordnung der Blumen gut wahr zu nehmen. Über dem tiefdunklen Nachthimmel flammt der Blitz in Creme, Gelb und Orange auf. Zeichnung: Christine Orel
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Abb. 6: Da die Gärtner bei der Blumenzwiebelbepflanzung zeitversetzt auf dem Gelände waren, und die Bauleitungszeit für alle Planer von der BUGA GmbH zur Kosteneindämmung sehr reduziert werden musste, erhielt die zweite Gärtnerei eine Pflanzanleitung für das Legen der Blumenzwiebeln gemäß dem Muster der ersten Fläche, für die wir die Zwiebeln ausgelegt haben. Foto: Christine Orel
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Abb. 7: Am Tag der Eröffnung der Bundesgartenschau ließen sich alle Planungsgedankendeutlich ablesen. Mit den strengen Pflanzkanten und der gezielten Anordnung der Farben sieht man den Blitz ziemlich deutlich im Nachthimmel zucken. Foto: Christine Orel
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Tabellen: Christine Orel

Wirbelsturm

In der Pflanzung zum Wirbelsturm ist es nun wiederum so, dass die gewählten Arten als auch die Anordnung dieses Bild vom Wirbelsturm symbolisieren. Ein Wirbelsturm aus der Luft betrachtet zeigt sich mit großen rotierenden Wolkenfeldern, die wie Fahnen hinten anhängen. Diese Wolkenfelder oder Fahnen sind im Frühling durch sich auflösende Tulpenlinien mit einzelnen Farbschweifen symbolisiert. Die Blüten sind innig miteinander verwoben, quasi stürmisch im Umgang mit einander, die Farbigkeit ist sehr den Himmelsfarben angelehnt in überwiegend Rose, Blau und Weisstönen.

Im Sommer ist eine Vielzahl von Blumen, deren Blüten auf sehr dünnen Stängeln schweben, für diese Pflanzung charakteristisch. Zum Beispiel Schmuckkörbchen (Cosmos), Prachtkerze (Gaura) oder Celosia spicata Flamingo Feather.

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Abb. 8: Die Bilderanimation des Entwurfes zeigt die Möglichkeit auf, dass es das milde Klima in Mannheim erlauben kann, für den Frühjahrsflor zum Thema Starkregen auch spätere großblütige Lauchsorten wie Allium \'Globemaster\' als Symbol für große Regentropfen zu pflanzen. Lassen wir uns überraschen, ob sie bis zum Wechsel auf den Sommerflor tatsächlich die Besucher begeistern können und ihre spektakulären Blütenbälle zeigen Foto: Christine Orel
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Abb. 9: Die Wettbewerbsskizze zum Starkregen zeigt bereits, dass es sich bei der Pflanzung dann um viel rundes, große Tropfen darstellendes handeln wird. Zeichnung: Christine Orel
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Abb. 10: Damit der Regenbogen nicht nur ein Farbspiel ist, sondern auch gärtnerisch interessant und mit vielen für den Besucher nachpflanzbaren Details, erhält er die zur farbtragenden Grundbepflanzung locker darüber stehende Tuffs lange blühender Sommerblumen. Tabelle: Christine Orel
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Abb. 11: Damit der Regenbogen nicht nur ein Farbspiel ist, sondern auch gärtnerisch interessant und mit vielen für den Besucher nachpflanzbaren Details, erhält er die zur farbtragenden Grundbepflanzung locker darüber stehende Tuffs lange blühender Sommerblumen. Tabelle: Christine Orel

Starkregen

Zu guter Letzt noch ein Wort zum Starkregen. Hier sind auf einem plätschernd blauen, lustig verwobenen Untergrund im Frühling aus Viola und Myosotis, im Sommer aus Ageratum, Begonien und vor allem Petunien, große Regentropfen zu sehen. Eine Komposition die so angelegt ist, dass überdimensionierte Wassertropfen aus jeweils einer Pflanzenart diesen Starkregen symbolisieren sollen. Die Wassertropfen, Kreisrunde ganz oder wenn am Rand liegende, angeschnittene Flächen, sind abstrakt in einzelnen Nicht-Wasserfarben aus Tagetes in Orange, Rudbeckien in gelb oder Kupferfarben, aber auch Sonnenblumen und Zinnien dargestellt. Ebenso finden hier Dahlien mit ihren großen Bällen (gezielt wurden hier Ball-Dahlien in Sorten gewählt, der großen Wassertropfen halber) ihren Platz. Im Frühling sind die Wassertropfen durch intensive Tulpenverwendung sehr großblütiger, gefüllter Tulpen charakterisiert. Der Himmel, wie schon gesagt aus Violen Myosotis und dazu ab und zu eine Narzisse, die ein bisschen die Gischt im Himmel darstellt.

HItzewelle

Mögen manche dieser Pflanzungen im Bereich Klima sehr artifiziell wirken, so ist die Fläche, die im Sommer neu dazu kommt, mit dem Thema Hitzewelle sicherlich sowohl symbolisch zu verstehen als auch als wirklich prachtvoller Sommerflor anzusehen. Hier sind viele kräftig blühende Sommerblumen, wie Rudbeckia, Zinnia oder Helianthus vereint in einer sehr deutlichen Höhenstaffelung und sehr großen Gruppen, die auch die einzelne Pflanze wirken lassen. Orange, Gelb und Goldfarben ist hier das Symbol für die Sonne.

Geschichten mit Blumen zu erzählen ist einer meiner, auch nach über 35 Jahren an Gartenschauen beteiligt, besonders gerne bei Pflanzungen versuchten Ansätzen. Der Frühling und der Sommer werden zeigen, ob es gelungen ist. Oder ob vielleicht doch die eine oder andere Pflanze fehlt, um das Bild zu perfektionieren, oder ob es besser gewesen wäre, doch mit einer noch kleineren Auswahl zu arbeiten.

Neben den Klimagärten durften wir dann für Mannheim noch das Seilbahnumfeld planen, den Nordeingang und die Flächen beim Gastarbeiterinnendenkmal. Hier wird den vielen Frauen, die über Jahrzehnte aus den unterschiedlichsten Ländern zu uns kamen, um zu arbeiten und ihre Familien hier und in ihrer Heimat zu versorgen, ein längst überfällliges Denkmal gesetzt. Pinien, die auch in vielen Ländern dieser Erde zu Hause sind, stehen als Symbol für die Herkunftsländer der Gastarbeiterinnen.

Unter Pinien ist immer ein besonderes Licht, eine ganz besondere, flirrende Stimmung, die durch die Unterpflanzung mit dem Wechselflor noch gesteigert wird. Im Frühjahr wird diese Stimmung durch sanft zweifarbige Violen aufgegriffen und durch die zart darüber schwebenden Blüten des Islandmohn.

Im Sommer dominieren dann die verschiedensten Salbei-Sorten, die teilweise sehr aromatisches Laub haben. Sie sind ebenso kosmopolitisch wie die Pinienarten. Salbei ergänzt mit seinem Aufbau das flirrende Licht unter den Pinien bestens. Die Begleiter der Salbeiarten und -sorten wie Kugelamaranth und Knorpelmöhre fügen sich in diese besondere Stimmung ein.

Die Gesamtheit der Beete verschmilzt von oben gesehen zu einem Pinienzapfen. Im Frühjahr verbinden die Zwiebeltuffs aus Narzissen und Zierlauch die Flächen, und im Sommer wird dies mit unterschiedlichen Gräsern erreicht.

Das Seilbahnumfeld, von den schwebenden Bahnen aus gut zu sehen, ist als Pflanzung der Hoffnung, als der Blumenregenbogen angelegt. Kaum ein Naturereignis verbindet so viel mit dem Gedanken der Hoffnung, wie der Regenbogen. Er steht symbolträchtig für die Sonne nach dem Unwetter, für absolute Toleranz, für Aufbruch und Frieden. Hier startet die Seilbahn, ebenso eine Metapher für den Aufbruch.

Und so hat der Blumenregenbogen hier seine Berechtigung und er kann darüber hinaus noch perfekt aus der Vogelperspektive bewundert werden. Er zeigt sich in den vielen schmalen Streifen mal ganz von Weiß bis Violett, mal nur in Farbausschnitten von Weiß bis Rot oder von Rosa bis Violett.

Die Farbkomposition wird im Sommer identisch sein, wie im Frühjahr, um das Thema dauerhaft für den Besucher erlebbar zu machen. Im Frühjahr lässt sich der Blütenregenbogen sowohl mit den über allem schwebenden Blumenzwiebeln als auch mit der Grundbepflanzung aus Steifmütterchen mit verschiedenen Einstreuern wie Gedenkemein und Goldlack perfekt umsetzen.

Im Sommer übernehmen nicht zu hohe Pflanzen mit dichtem Blütenbesatz wie Studentenblume, niedrige Zinnie oder mehlige Salvie die Aufgabe des Farbträgers. Dazu gesellen sich im Farbreigen passend Dahlien, Löwenmäulchen und Sommerastern.

Den ersten Entwurf für diese Flächen, sie wurden im Februar 2022 angefragt, habe ich ausschließlich in den Farben der Ukrainischen Flagge gestaltet. Der Entwurf wurde abgelehnt mit dem hoffnungsvollen Argument, 'Man wisse ja nicht, wie lange das geht'. Nun wäre es traurigerweise mehr denn je rechtfertigbar als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine alle diese Flächen in den facettenreichsten Kombinationen aus Blau und Gelb zu gestalten.

Dipl.-Ing. Christine Orel
Autorin

Landschaftsarchitektin

Orel + Heidrich Landschaftsarchitekten

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