Die Pflege der Rosengärten auf der Berliner Pfaueninsel

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Historische Parks und Gärten
Blick zur Wildrosensammlung östlich des Ergänzungsrosengartens, Mai 2014. Fotos: Jan Uhlig

Die Rosengärten auf der Pfaueninsel zählen zu den bedeutendsten gärtnerischen Anlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Für die Pflege und die Präsentation der Rosen sind jeweils eine Gärtnerin und ein Gärtner verantwortlich, die sich mit den Rosen als einer der intensivsten gärtnerischen Kulturen beschäftigen. Auf der Pfaueninsel herrschen Sandböden vor, mit dem damit verbundenen Problem der fehlenden Wasserspeicherung. Der hiesige Standort ist somit für die Rosen nicht optimal.

Die Geschichte der Rosengärten ist stets von Niedergängen der Pflanzungen geprägt. Als Hauptursache gelten Schädlingsbefall, Witterungseinflüsse wie Frost und extreme Hitzeperioden, Bodenmüdigkeit und vernachlässigte Pflege. Von den im Zeitraum zwischen 1989 bis 1991 gepflanzten etwa 600 Rosen sind zwei Drittel der Hochstammrosen nicht mehr existent. Bereits in den Anfangsjahren wurden zahlreiche Exemplare durch Wühlmausfraß vernichtet. Zudem verkümmerten bestimmte Rosen an den Veredlungsstellen. Einige der noch im Rosenführer beschriebenen Sorten sind nicht mehr zu beschaffen oder kaum als Hochstämme zu veredeln.

Es bleibt ein langwieriger Prozess, den Bestand zu stabilisieren. Anders als in modernen Gärten hat die Stiftung die denkmalpflegerische Aufgabe, ausschließlich historische Rosen, die bis 1871 gezüchtet wurden, zu verwenden. Bundesweit sind nur wenige Rosenschulen auf historische Hochstammrosen spezialisiert und meistens stehen diese in den benötigten Sorten und Mengen nur in begrenzter Zahl zur Verfügung.

Seit mehreren Jahren bezieht die Pfaueninsel die Rosen aus dem traditionellen Familienbetrieb Schultheis in Bad Nauheim. Aus 25 Jahren Erfahrung mit der Pflege der Rosengärten auf der Pfaueninsel lassen sich nunmehr Rückschlüsse auf zukünftige Maßnahmen schließen.

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Anzucht in den Rosengärten

Schädlinge

In den vergangenen Jahren ist eine deutliche Zunahme der Schädlinge auf der Pfaueninsel festzustellen. Nennenswert sind vor allem Rosenrollblattwespe, Rosenblattwespe, Rosentriebbohrer und Rosengallwespe (bei Wildrosen). Insbesondere der Befall mit der Rosenblattwespe hat dazu geführt, dass in letzter Zeit einige Rosen zum Teil erheblich geschwächt wurden. Die Rosen werden je nach Intensität des Befalls mit Bienen verträglichen Insektiziden behandelt. Außerdem wurden im Ergänzungsrosengarten in letzter Zeit verstärkte Aktivitäten von Wühlmausen festgestellt, die zum Verlust einiger wertvoller Hochstammrosen führten. Deshalb erhalten sämtliche Rosen bei Neupflanzungen einen Drahtkorbschutz, der in einem ausreichenden Abstand um die Wurzelballen gewickelt wird. Pilzkrankheiten an den Rosen, hervorgerufen durch Echten und Falschen Mehltau, Sternrußtau und Rosenrost, entstehen vorrangig witterungsbedingt und sind auf der Pfaueninsel in geringem Maße vorhanden.

Unkrautbewuchs

Neben dem Auftreten von Schädlingen ist der Unkrautbewuchs in den Rosengärten vor allem optisch das größte Problem, insbesondere im Lennéschen Rosengarten. Der Boden muss für die Rosen einerseits sehr locker und luftdurchlässig sein, andererseits begünstigen genau diese Bedingungen den Unkrautbewuchs. Die Unkrautbeseitigung bindet im Sommer einen Großteil der Arbeitszeit.

Bodenmüdigkeit

Hinsichtlich der sogenannten Bodenmüdigkeit wurde auch noch 25 Jahre nach Anlage der Pflanzungen an den meisten Rosen keine abnehmende Vitalität beobachtet. Bei allen Neupflanzungen erfolgt ein Bodenaustausch unter Verwendung von jeweils einem Teil Lauberde und einem Teil Lehm-/Tongemisch.

Unterpflanzung

Für die Unterpflanzung im Lennéschen Rosengarten sind ausschließlich Pflanzen aus historischen Beschreibungen in der Verwendung, wie zum Beispiel Kaiserkrone im Frühjahr und im Sommer Fingerhut (Digitalis officinalis), Glockenblume (Campanula horizontalis), verschiedene historische Dahliensorten (Dahlia), Stockrose (Alcea rosea), Wunderblume (Mirabilis jalapa), Verbene (Verbena) und Sommer-Phlox (Phlox drummondii). Zur Verringerung des Unkrautbewuchses und vor allem zur Minimierung des Pflegeaufwandes im Lennéschen Rosengarten wurde 2014 erstmals eine Testpflanzung mit Bodendeckern durchgeführt. Auf insgesamt einem Viertel der Beetflächen erfolgte die Verwendung von Immergrün (Vinca minor), Storchschnabel (Geranium sanguineum) und Frauenmantel (Alchemilla epipsila). Die Pflanzungen benötigen bis zur Etablierung vermutlich noch zwei bis drei Jahre. Daher können noch keine Aussagen getroffen werden, welche Bodendecker sich bewährt haben.

Im Ergänzungsrosengarten wird jährlich eine alternierende Unterpflanzung aus historisch verwendeten Studentenblumen (Tagetes), Gemeiner Ochsenzunge (Anchusa officinalis), Gauchheil (Anagallis) und Lakritz-Strohblume (Helichrysum petiolare) vorgenommen.

Festons an Hochstämmen im Lennéschen Rosengarten

Gemäß der historischen Vorbilder werden an den äußeren, reihig an den Wegen stehenden Rosenhochstämmen auf einer Höhe von etwa zwei Dritteln des Rosenstammes Festons gebunden und im Frühsommer mit den in der Gärtnerei der Pfaueninsel gezogenen Rankern aus Rosenkleidchen (Rhodochiton atrosanguineus), Asarine (Asarina) und Schönranke (Eccremocarpus scaber) bepflanzt. Der Wuchs variiert in Abhängigkeit der Witterung, was nicht immer zu dem gewünschten Ergebnis führt.

Bepflanzung der Randbereiche im Lennéschen Rosengarten mit Rosen

In den vergangenen Jahren erfolgte entlang der Beete an Stelle der vorhandenen Rasenstreifen die Anlage von 550 Burgunderröschen (Rosa parvifolia). Die kleinblumige Rosensorte zeichnet sich durch gute Schnittverträglichkeit, Robustheit und einem kompakten Wuchs aus. Diese Art der Pflanzung war für zeitgenössische Rosengärten typisch. Damit wurde auf die aufwändige Pflege der Rasenrandstreifen und Randpflanzungen reagiert.

Besonderheiten des Winterschutzes

Bei den Hochstämmen werden die Veredlungsstellen mit dem bei der Gehölzpflege auf der Pfaueninsel anfallenden Eibenreisig abgedeckt und im Anschluss mit Schilfmatten umwickelt. Die traditionelle Methode wurde bereits von den Gärtnern im 19. Jahrhundert angewendet. Dadurch soll erreicht werden, dass die Veredlungsstellen bei Frost umfangreich geschützt sind. Außerdem verhindert diese Maßnahme das Austrocknen der Rosen und bewirkt den Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung der unbelaubten Rosenstämme. Die Veredlungsstellen an den Büschen werden mit Boden angehäufelt oder mit Eibenreisig bedeckt.

Düngung

Die Rosen werden einmal im Frühjahr mit Steinmehl, Rosendünger, Hornspänen sowie mit Pferdemist im zweijährigen Abstand und kurz nach der Blüte Ende Juni gedüngt.

Schnittmaßnahmen

Ziel der Schnittmaßnahmen bei den Hochstämmen ist die Erziehung einer kompakten, aber luftdurchlässigen habitusgerechten Krone. Der erste Schnitt erfolgt im Frühjahr nach der Entfernung des Winterschutzes. Dabei wird ein starker Rückschnitt um zwei Drittel durchgeführt und abgestorbene, verletzte Äste und Zweige werden entfernt. Beim zweiten Schnitt nach der Blüte müssen die Rosen in Form gebracht werden: durch Beseitigung der Wasserreiser und der Wildtriebe sowie durch Rückschnitt des abgeblühten Materials. Beim dritten Schnitt im Herbst werden zu lange und verletzte Triebe um ca. ein Viertel bis ein Drittel entfernt und das Rosenlaub in den Zweigen beseitigt, damit darin keine Schädlinge überwintern können.

Fazit

Die Rosengärten der Pfaueninsel weisen 25 Jahre nach Rekonstruktion und Neuanlage etliche Fehlstellen auf, bedingt durch die vorhandenen Altbäume und durch die schwer zu beschaffenden oder auf Hochstämmen schwierig zu veredelnden historischen Rosensorten. Einige Bereiche im Lenné`schen Rosengarten konnten durch die Fällung von zwei Nadelbäumen und der Umwandlung von Rasen- in Beetflächen in den vergangenen Jahren gärtnerisch zurückgewonnen werden. Allein im Jahr 2013 wurden über einhundert Hochstämme in verschiedenen Sorten gepflanzt. Auch der gestalterische Umgang mit den verwendeten Randeinfassungen aus Rosen und die Unterpflanzungen sind eine Interpretation, die einerseits bekannte Vorbilder historischer Rosengärten aufnimmt, andererseits auf die aktuellen Pflegeprobleme zur Verringerung des Unkrautbewuchses eingeht.

Leider liegt keine zeitgenössische Abbildung des Lennéschen Rosengartens vor und es können nur an Hand von Plänen und Beschreibungen sowie von Abbildungen aus anderen Rosengärten der damaligen Zeit Rückschlüsse auf die Gestaltung vorgenommen werden. Insofern ist noch viel Experimentieren ganz im Sinne der "gärtnerischen Tradition" notwendig. Im vergangenen Jahr wurde damit begonnen, Eigenveredlungen von Hochstämmen in Zusammenarbeit mit dem Europa-Rosarium Sangerhausen durch die Beschaffung von Rosenaugen seltener historischer Sorten durchzuführen. Inwieweit diese zum gewünschten Ergebnis führen, ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch offen.

Dipl.-Ing. (FH) Jan Uhlig
Autor

Fachbereichsleiter Gartenabteilung Pfaueninsel/Glienicke

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