Studenten arbeiten an Lösungen für zukunftsorientierte Städte

Die Stadt von morgen mitentwickeln

von:
Grünflächenmanagement
Eine einmalige Lehr- und Lernumgebung. Foto: ZHAW

Weltweit leben immer mehr Menschen in Städten und Ballungsräumen. Die Bedeutung des urbanen Bereichs als Habitat für Menschen, Tiere und Pflanzen nimmt zu. Es braucht Innovationen, damit trotz zunehmender Siedlungsdichte die Lebens- und Umweltqualität gesteigert werden kann. Die Vertiefung "Urbane Ökosysteme" im Bachelor-Studiengang Umweltingenieurwesen der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften befähigt Studenten, nachhaltigen Lösungen für unsere urbane Gesellschaft mit zu entwickeln.

Interessiert hört die Gruppe von Hochschülern dem Verantwortlichen des Friedhofs Rosenberg in Winterthur zu. Er erzählt die Geschichte des Grabackers, der 1914 eröffnet wurde und verweist auf die unterschiedlichen Gestaltungsprinzipien zwischen dem Südteil und dem Nordteil, der 1940 dazu kam. Unter Berücksichtigung von kulturhistorischen Leitlinien sollen neue ökologische Erkenntnisse und ein verändertes Nutzungsverhalten antizipiert werden. Die Exkursion ist einer von vielen Praxiseinblicken, die es den Studenten ermöglicht, zukünftige Arbeitsfelder und Arbeitgebende kennen zu lernen, Theorie und Praxis zu verknüpfen und ihr Wissen in Projekt- und Teamarbeiten anzuwenden. Die Vertiefung im Bachelor-Studiengang Umweltingenieurwesen liefert die notwendigen Kompetenzen für Planung, Bau, Nutzung, Unterhalt und Pflege urbaner Ökosysteme. Sie wurde in Zusammenarbeit mit relevanten Akteuren, Experten und Arbeitgebern aus Praxis und Wissenschaft entwickelt. Inhaltliches Kernstück der Vertiefung sind die urbanen Ökosystemleistungen, die das Stadtgrün gegenüber der Bevölkerung erbringt.

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Modulaufbau und Schwerpunkte innerhalb der Module.

Grün unter Druck

Rund 75 Prozent der Bevölkerung mitteleuropäischer Länder leben heute in Städten und Ballungsräumen, mit steigender Tendenz. Vor diesem Hintergrund gerät Stadtgrün zunehmend unter Druck. Das fortschreitende Siedlungswachstum, die bauliche Verdichtung bestehender Siedlungsgebiete, der Klimawandel, der Verlust städtischer Biodiversität, die Nutzungskonflikte in Frei- und Grünräumen und der Spardruck in öffentlichen Verwaltung sind Beispiele solcher Stressfaktoren.

Die urbane Gesellschaft antwortet mit neuartigen Initiativen und Projekten, in denen städtische Brachflächen zu temporären Gärten umfunktioniert und Gemüse in der Stadt angebaut werden. Die mediale Aufmerksamkeit richtet sich auf junge Agrarwissenschaftler, Stadtimker und Guerilla-Gärtner. Doch der grüne Hype allein reicht nicht aus. Es braucht fundiertes naturwissenschaftliches Wissen, interdisziplinäre Planungskompetenzen, neue Standards im Bereich des nachhaltigen Bauens und eine Sensibilisierung der gesamten Bevölkerung. Die grüne Infrastruktur, Stadtbäume und -wälder, begrünte Gebäude, Parks und Freizeitanlagen müssen systematisch entwickelt und über den gesamten Lebenszyklus in Wert gesetzt werden. Es sind neue Lösungen gefragt, um städtische Lebens- und Grünräume umwelt- und nutzerorientiert zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Urbane Ökosysteme im Fokus

Die Vertiefung Urbane Ökosysteme bildet Studenten dafür aus, einen Beitrag zu dieser Lösungssuche zu leisten. Es stehen die Themenfelder angewandte Stadtökologie, Biodiversität im Siedlungsraum, Vegetationssysteme und Gehölze im urbanen Ökosystem im Fokus. Neben der disziplinären Tätigkeit spielt die inter- und die transdisziplinäre Arbeitsweise eine wichtige Rolle, denn Fragestellungen innerhalb urbaner Ökosysteme sind komplexen Wechselwirkungen unterworfen. Das Modulangebot der Vertiefung spiegelt diese Wechselwirkungen wider. Die Studenten lernen, unterschiedliche Aspekte und Denkweisen verschiedener Disziplinen zu reflektieren und in ihre Arbeit zu integrieren.

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Lernen im Grünen. Foto: ZHAW
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Studenten auf Exkursion. Foto: ZHAW

Für die Stadtbevölkerung mit ihren vielfältigen, sich überlagernden Bedürfnissen und Ansprüchen gilt es, in partizipativen Prozessen Lösungen zu entwickeln, die auch gegensätzliche Interessen berücksichtigen. Nach dem Studium sollen die Studierenden in vier Berufsfeldern Fuß fassen können:

  • Stadtökologie und Naturschutz: Konzeptionierung und Monitoring von Schutzmaßnahmen, Planung, Begleitung und Umsetzung von Vernetzungs- und Aufwertungskonzepten
  • Management von Stadtgrün: Bewirtschaftung, Pflege und Unterhalt von Stadtgrün, Stadtbäumen und Stadtlandschaften
  • Planung und Landschaftsarchitektur: Planung, Ausschreibung, Projektierung, Baubegleitung
  • Naturwissen und Kommunikation: Umweltkommunikation, Schulung, Beratung und Bildung

Diese Themenbreite wird durch ein vielfältiges Modulangebot ermöglicht: Den Studierenden steht neben den Vertiefungsmodulen eine breite Palette an Wahlmodulen und Minors (Zusatzqualifikationen) zur Auswahl. So kann sich jede Studentin und jeder Student ein Studium entsprechend den persönlichen Interessen und Berufszielen zusammenstellen. Dies erfordert Eigeninitiative und Selbstkompetenz. Um den Studierenden die Auswahl zu erleichtern und die Zusammenstellung zu optimieren, bietet die Studiengangleitung regelmäßge Studienberatungen an, um die Studenten auf ihrem individuellen Weg zu begleiten.

In der Vertiefung folgen auf die drei Module "Grundlagen Urbane Ökosysteme 1-3" die Vertiefungsmodule (siehe Abbildung 1). Diese Module werden von Dozenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern des Forschungsbereichs Urbane Grünräume des Institutes für Umwelt und Natürliche Ressourcen geleitet. Neben der Lehrtätigkeit sind diese Personen in angewandte Forschungs- und Entwicklungsprojekte eingebunden. Dies ermöglicht eine Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis und die Einbindung der Studenten in aktuelle Fragestellungen.

Die Vertiefung ist eine von fünf Vertiefungen im Bachelor-Studium Umweltingenieurwesen, die das Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen an der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften anbietet. Neben "Urbane Ökosysteme" sind das "Biologische Landwirtschaft und Hortikultur", "Erneuerbare Energien und Ökotechnologien", "Natur-management" sowie "Umweltsysteme und Nachhaltige Entwicklung".

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Kennenlernen vertikaler Begrünungskonzepte. Foto: ZHAW
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Vielseitige Nutzungsformen in die Planung miteinbeziehen. Foto: ZHAW

Dieses Angebot deckt eine breite Themenpalette an der Schnittstelle von Natur und Gesellschaft ab.

Ein Beispiel für praxisorientierte Lehrtätigkeit

Die Verknüpfung von Theorie und Praxis ist in allen Modulen der Vertiefung vorgesehen. Das zeigt das Beispiel des Moduls Freiraummanagement: In diesem Modul steht das nachhaltige Management über den gesamten Lebenszyklus im Mittelpunkt. Die Forschungsgruppe Freiraummanagement, die dieses Modul organisiert, passt die Modulinhalte aufgrund von Erkenntnissen aus aktuellen Forschungsprojekten laufend an, unter anderem aus dem Projekt "GRÜNSTADT SCHWEIZ - ein Label für nachhaltiges Stadtgrün", das in einer früheren Ausgabe dieses Magazins bereits vorgestellt wurde (01/ 2015). Im Modul ergänzen Beiträge von Fachpersonen aus Praxis und Forschung die theoretischen Vorlesungen. Überdies ermöglicht eine Projektarbeit in Zusammenarbeit mit einer Schweizer Stadt den Studenten die direkte Anwendung des Gelernten. In Bezug auf die zu Beginn des Artikels erwähnte Exkursion in den Friedhof Rosenberg ist die Stadtgärtnerei Winterthur Auftraggeberin der Projektarbeit. Nach der Exkursion zum Friedhof besichtigt die Klasse weitere Grünflächen der Stadt. Danach erarbeiten die Studenten ein Pflege- und Entwicklungskonzept für einen der besichtigten Grünflächentypen. Sie erfassen die Vegetations- und Pflegeeinheiten mittels mobiler GIS-Geräte und analysieren und bewerten die Flächen bezüglich der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie, Soziales. Zentral für die Erarbeitung des Konzepts sind ökonomische Überlegungen zum Unterhalt sowie die Berücksichtigung einer künftigen nutzerorientierten und naturnahen Bewirtschaftung. Aus den Analysen resultieren Optimierungsvorschläge, die an der Abschlussveranstaltung den Verantwortlichen der Stadt Winterthur präsentiert und gemeinsam diskutiert werden. So lernen die Studenten Frei- und Grünräume differenziert zu betrachten, die Ziele zur Förderung der Bio-Diversität und zur Verbesserung der Lebensqualität im städtischen Raum ökonomisch effizient umzusetzen und in der Pflegeplanung zu verankern. Für sie ist es eine wichtige Übung im Hinblick auf den zukünftigen Berufsalltag, für die Verantwortlichen der Stadt eine wertvolle Möglichkeit, ihre urbanen Ökosysteme mit frischen und aktuellen Ideen weiter zu entwickeln.

Ein Austauschsemester in der Schweiz?

Das Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil, das den Studiengang Umweltingenieurwesen anbietet, ist mit 70 Partnerhochschulen in Europa und Übersee vernetzt. Im Rahmen des Swiss European Mobility Programme SEMP stehen deutschsprachigen Studenten anderer Hochschulen ab dem dritten Semester alle Module des Bachelor-Studiums Umweltingenieurwesen offen, den englischsprachigen Gaststudenten werden im vierten Semester Module in Englisch angeboten. Die Studienatmosphäre in Wädenswil ist sehr persönlich und die Inhalte dank der Einbettung der Dozenten in Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Institutes praxisnah. Die Hochschule liegt am Zürichsee, zwischen den Bergen und dem Ballungsraum Zürich. Weitere Informationen zum Studium und der internationalen Mobilität finden Sie unter: www.zhaw.ch/iunr/bachelor

 Martina Weiss
Autorin

MSc Life Sciences ZFH

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