Ilex aquifolium L.: geliebt und geschmäht – eine Hommage, Teil 1

Die Stechpalme ist Baum des Jahres 2021

von:
Arboristik Bäume
Abb. 1: Zweig mit weiblichen Blütenknospen und Früchten, Karlstr., Darmstadt, 29.3.21. Foto: Renate Scheer
Arboristik Bäume
Abb. 2: Dreistämmiger Ilex, 8 m hoch, nach 1945 gepflanzt, Herrngarten, Darmstadt, 9.4.21. Foto: Renate Scheer

"Die Wanderer erreichten einen niedrigen Grat, gekrönt von alten Hulstbäumen, deren graugrüne Stämme aussahen, als bestünden sie aus dem Gestein der Berge. Ihre dunklen Blätter glänzten, und ihre Beeren glühten rot im Schein der aufgehenden Sonne." (Tolkien, I, 1996, S. 343)

Tolkien liebte 'the Hollies', denn auch auf ihrem weiteren beschwerlichen Weg begegnen Frodo und Sam immer wieder diesen eindrucksvollen Pflanzen. Das Verhältnis zur Stechpalme scheint in den europäischen Ländern nirgendwo so innig zu sein wie in England und Irland. Nicht vorstellbar ein Weihnachtsfest ohne den Schmuck der dunkelgrünen Blätter und roten Beeren. Sie verzieren Karten und Servietten, werden zu Kränzen und Girlanden gebunden, mit denen die Zimmer dekoriert werden. In seiner Geschichte 'Der Weihnachtsabend' schildert Dickens einen solchen festlichen Raum: Wände und Decken waren mit den glänzenden, steifen Blättern der Stechpalme sowie mit Mistel und Efeu geschmückt, zwischen denen die prächtigen Beeren schimmerten. - Ging man am Weihnachtsnachmittag durch die verschneiten Straßen an den Fleischerläden vorbei, leuchteten Palmenzweige und Beeren farbenfreudig in der Lampenwärme der Schaufenster, oft wurde zusätzlich jedes Fleischstück mit Zweigen verziert.

Unter die Ilex-Kränze und -Girlanden mischten sich in der Regel Efeu und Mistel. Das traditionelle englische Weihnachtslied 'The Holly and the Ivy' bezeugt dies:

Die Stechpalme und der Efeu,
Sind nun beide ganz ausgewachsen;
Von allen Bäumen im Wald
Trägt die Stechpalme allein die Krone

(gemeint ist die Dornenkrone Christi).

So ausgiebig zu Weihnachten geschmückt wurde, am Abend des 6. Januar (Heilige Drei Könige) durfte kein Ilex-Blatt mehr im Haus zu finden sein, sollte nicht Unglück die Bewohner ereilen. Unglück bedeutete es aber auch, wenn man die Stechpalmen zu früh entfernte oder sie womöglich schon vor dem Weihnachtsabend ins Haus holte. Doch auch das Gegenteil ist möglich: Ein Stück der Weihnachtsdekoration aufbewahrt, bringt Glück für das ganze Jahr.

Zur Entstehung der Stechpalme, die mit ihren immergrünen Blättern das Leben über den Tod hinaus symbolisiert, gibt es mehrere Legenden. In der Schweiz berichtet man Folgendes: Am Palmsonntag, als Christus in Jerusalem einzog, nahm das Volk Palmenzweige und ging ihm entgegen (Johannes-Evangelium 12, 12). Als aber am kommenden Karfreitag das Volk rief "Kreuziget ihn", bekamen die Palmen, von denen die Wedel genommen waren, Stacheln. Die Stechpalme war geboren (De Cleene, Lejeune, 2003). Dort wo es keine Palmen gab, nahm man Ilex-Zweige für den 'Palmbusch', der in der Kirche geweiht wurde.

"Im Vatikan bedient man sich
Palmsonntags echter Palmen; …
Muß im Gebirg zu diesem Brauch
Stechpalmen gar verwenden;"

(Johann Wolfgang von Goethe, aus: Parabolisch, 1827)

Die geweihten Zweige wurden über der Haustür, an Scheunen und Ställen angenagelt und schützten die Hofgemeinschaft vor Blitz, Donner und bösen Geistern (Marzell, 1960). In England verwendete man lieber den ganzen Baum. Neben Kirchen, Häusern und auf Friedhöfen wurde Ilex gepflanzt. Einen 'Holly' in Hausnähe zu haben, noch dazu, wenn man ihn selbst herangezogen hatte, brachte Glück und beschützte das Haus vor Sturm, Blitz, Donner und Teufel. Vielleicht ist das der Grund, warum es in England so viele von Stechpalmen umhegte Landhäuser gibt (De Cleene, Lejeune, 2003). Bei dieser engen Verbundenheit lässt sich die Freude der englischen Auswanderer nachvollziehen, als sie im November 1620 die Küste des heutigen Massachusetts erreichten und an Land von den geliebten dunkelgrünen, stacheligen Blättern und roten Beeren begrüßt wurden - ihr 'Holly' (hier Ilex opaca) wuchs auch in der neuen Heimat (Grelen, 1990).

Vielfältig wie das Brauchtum sind die Namen der Stechpalme, die sich auf Eigenschaften, Wuchsorte oder auch bestimmte Gepflogenheiten beziehen. Die Bezeichnungen Hülse, Hulst sowie die regional abgewandelten Formen Hülskrabbe (Münster, Westf.), Hilse (Pfalz) oder Hülsbusch auf Rügen gehen auf das ahd. hulis, mhd. huls zurück. Hierher gehören auch das englische Holly und das französische Houx. In Jütland war sie der hylvertorn, woraus vermutlich das englische hulver entlehnt ist.

Auf die Verwendung im Palmbusch beziehen sich die Namen Waldpalmen (Hessen) oder Kratzpalme in Bütgenbach (Provinz Lüttich). Mit Blick auf die lorbeerähnlichen Blätter spricht man in Tirol vom Stechloaba. Hieronymus Bock, der die Pflanze als Stechpalme oder Walddistel bezeichnet, zieht in seinem Kräuterbuch (1565) ebenfalls eine Parallele zum Lorbeer: "Ich halt das der Stechpalme nichts anders sey/dan ein wild geschlecht von Lorbeeren/will aber niemandts das zu glauben dringen/zu Latin Laurus/Spinea aculeigera" (Cap. LIIII).

Gegenden, in denen die Pflanzen besonders häufig auftraten, wurden nach ihr benannt, so zum Beispiel das "Hülsenland" - die Zwergstrauchheide des nordwestdeutschen Tieflandes um Osnabrück, wo Ilex eine hohe Verbreitungsdichte innehat (Beisinger, 1956). Familiennamen leiten sich ebenfalls von Hülsenvorkommen ab. Annette von Droste-Hülshoff, eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen, wurde 1797 in der Wasserburg Hülshoff bei Münster geboren. Der Burgname leitet sich sehr wahrscheinlich von der adligen Familie Hüls (Hulse) zu Kleve ab, den mutmaßlichen Erbauern der Burg.

Mit dem botanischen Namen Ilex bezeichneten die Römer die immergrüne Steineiche (Quercus ilex), deren Blätter wie beim Ilex ganzrandig oder stachelspitzig/dornig gezähnt sind. Man vermutet, dass dem aquifolium ursprünglich acufolius (lat. acus Nadel) zugrunde liegt, das in aqui- und acrifolius umgestaltet wurde (Marzell, 1960). Den heute gültigen Namen verwendete Adam Lonitzer bereits 1587 in seinem Kräuterbuch, nach Beisinger auch schon in der Ausgabe 1557.

Die Bezeichnung Klesebusch leitet zu den Nutzungen über: In der Rinde befindet sich ein klebriger Stoff, der einst als Vogelleim diente. Mancherorts wurde dieser kleistrige Brei noch mit den schleimigen Mistelbeeren vermischt.

Vogelfang mit Leimruten wurde bis ins 19. Jahrhundert in ganz Europa praktiziert. Seit 1979 ist das Fangen von Vögeln aufgrund einer EU-Vogelschutzrichtlinie an und für sich verboten, wird aber in manchen Ländern, insbesondere auf Malta, Gozo, Sardinien und der Südostküste Zyperns, immer noch (illegal) gehandhabt.

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    Abb. 3 Weihnachtsgruß mit einem echten Stechpalmenzweig aus dem Garten. Foto: Renate Scheer
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    Abb. 4: Weihnachtsserviette. Foto: Renate Scheer

    Triebe

    De Cleene und Lejeune (2003) berichten, dass die Bauern von Morbihan (Süd-Bretagne) ihre Rinder erfolgreich mit jungen Ilex-Zweigen fütterten. Die Triebe wurden getrocknet, weichgeklopft und von Ende November bis April dreimal pro Tag den Kühen gegeben. Das Futter erwies sich als sehr bekömmlich, die Tiere gaben gute Milch und die Butter war vortrefflich. Foerster (1916) beschreibt diese Gewohnheit ebenfalls, bezieht aber die jungen Blätter mit ein. Und sicher betrifft die Verfütterung nur die jungen Blätter. Bei Pott (1990) geht der Zusatz 'jung' verloren, Pietzarka et al. (2003) übernehmen die Aussage von Pott wörtlich: "Weichgeklopfte Blätter und Triebe dienten als Winterfutter für das Vieh" (S. 8), ein paar Absätze davor heißt es: "Weidevieh verschmäht in der Regel die Blätter, da sie sehr bitter und schleimig sind." (S. 3)

    Blätter

    Im Schwarzwald wurden die an der Sonne getrockneten Blätter als Tee genutzt, eine koffeinfreie Variante des Mate-Tees (Ilex paraguariensis). Um zum Räuchern aufgehängtes Fleisch vor Katzen zu schützen, band man das stachelige Laub darum. Hohlräume in Decken wurden als Schutz vor Ratten und Mäusen mit Zweigen und Blättern ausgestopft.

    Früchte

    Die gerösteten pulverisierten Früchte wurden im zweiten Weltkrieg als Kaffeeersatz getrunken (De Cleene, Lejeune, 2003).

    Holz

    Das Holz der Stechpalme ist zerstreutporig, Splint und Kernholz sind kaum unterscheidbar. Frisch geschlagen hat es eine rein weiße Färbung mit leicht grünlicher Tönung, es dunkelt nach zu grauweiß. Es ist ein dichtes, schweres und sehr hartes Holz, wodurch es allen anderen weißen Holzarten überlegen ist. Der hohe Wassergehalt erfordert eine gute und sorgfältige Trocknung vor der Verarbeitung, da es sonst zum Reißen und Werfen neigt, es schwindet sehr stark. Das Holz ist leicht zu sägen und zu bearbeiten, hobelt sich sehr gut und nimmt ausgezeichnet Politur an (Begemann, 1985). Es ist - gerade auch durch die feine gleichmäßige Maserung - hervorragend geeignet für alle Arten von Drechslerarbeiten. Es nimmt sehr gut Farbe an, schwarzgefärbt dient es als Ersatz für Ebenholz. Hergestellt werden Klaviertasten, mathematische Geräte, Schachfiguren, Stiele für Werkzeuge, besonders Hammerstiele, Peitschen, Handgriffe für Kessel, Druckstöcke für das Bedrucken von Kattun, Türschwellen, Dachsparren und Spazierstöcke (De Cleene und Lejeune, 2003), ein besonders wertvoller befindet sich im Goethehaus in Weimar - Goethes Ilex-Stock steht nach wie vor in seinem Arbeitszimmer (März 2021). Außerordentlich geschätzt war und ist das Holz für feine Intarsienarbeiten, und nach Auskunft einer Schweizer Antikschreinerei ist es sehr beliebt für Möbelknöpfe und Möbel-Zierteile.

    Medizin

    In der Volksheilkunde wurden die Blätter als harntreibender und fiebersenkender sowie schweißtreibender Tee eingesetzt, ferner bei chronischer Bronchitis. Die in den Blättern enthaltenen Bitterstoffe helfen bei Koliken, Verdauungsschwäche, Rheuma und Gicht. Heute wird aus den frischen, im Juni gesammelten Blättern eine Essenz hergestellt, die in der Homöopathie Verwendung findet zum Beispiel bei Bindehautentzündung (Geßner, 1953).

    Die Giftigkeit der Beeren, die früher gegen Verstopfung eingenommen wurden, wird unterschiedlich bewertet, Vonarburg (2005) gibt 20 bis 30 Beeren als tödliche Dosis an. Die Informationszentrale gegen Vergiftungen (Bonn) bezeichnet Früchte und Blätter als gering giftig. Beim Verzehr von bis zu fünf Beeren ist in der Regel außer reichlicher Flüssigkeitszufuhr keine weitere Therapie erforderlich. Bei größeren Mengen sind weitere Maßnahmen notwendig. Mögliche Symptome sind: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, in älterer Literatur wurden auch Todesfälle genannt.

    Inhaltsstoffe

    In den Zellen der Blattepidermis befinden sich Schleimablagerungen, im Mesophyll der Blätter sowie in den Parenchymzellen der Zweigrinde sind Gebilde enthalten, die aus einem kautschukhaltigen Kern bestehen, der von einer Harzhülle umgeben ist. In den Blättern befindet sich ferner der gelbe Farbstoff Rutin (Ilixanthin) sowie in geringen Mengen Theobromin¹, ein Alkaloid mit mild anregender Wirkung, das auch im Kakaobaum und in Teepflanzen vorkommt (Hegnauer, 1964), Geßner (1953) erwähnt noch den Bitterstoff Ilicin.

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    Abb. 5: Die grünen Triebe, Wolfskehl\'scher Park, Darmstadt, 23.3.21. Foto: Renate Scheer
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    Abb. 6: Bestachelte und ganzrandige Blätter an einem Zweig, Herrngarten, Darmstadt, 14.4.21. Foto: Renate Scheer
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    Abb. 7: Blättervielfalt: ganzrandiges Blatt (lorbeerblattähnlich), ein Blatt, bei dem eine Spreitenseite ganzrandig, die andere mit Stacheln versehen ist und beidseitig bestachelte Blätter, Schlossgraben, Darmstadt, 22.3.21. Foto: Renate Scheer
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    Abb. 8: Blatt mit je einem Stachel an der Seite, in eine Spitze auslaufend, Schlossgraben, Darmstadt, 22.3.21. Foto: Renate Scheer
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    Abb. 9: Die hinter den Blättern stehende Sonne "malt" einen leuchtenden Blattrand, Odenwald, 26.3.21. Foto: Renate Scheer
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    Abb. 10: Das charakteristische stachelige Laub, das ihr in manchen Gegenden den Namen \'Böse Hülse\' eintrug. Foto: Renate Scheer

    Die Vielgestaltigkeit der Blätter

    Die Rose prangt, doch kommt der Herbst,
    Steht sie verwelkt und trauert,
    Des Stechpalmblatts bescheiden Grün
    Den Winter überdauert.

    Joseph Victor von Scheffel (1826-1886), aus dem Gedicht "Der Trompeter von Säkkingen".

    Die attraktiven und sehr vielgestaltigen Stechpalmenblätter geben Anlass zu unterschiedlichen Interpretationen. Die Ursache scheint nach wie vor nicht endgültig geklärt. Loesener gliedert Ilex nicht nur in drei geographische Varietäten, sondern unterscheidet die in Europa und Nordafrika vorkommende var. occidentalis in zwei Formen: die buchtig, stachelig gezähnte oder ganzrandige f. vulgaris und die f. heterophylla mit schmaleren stachelig oder ganzrandigen, zugespitzten Blättern, die meist in einem Stachel auslaufen (Loesener in Callauch, 1983). Diese Unterscheidung ist nicht recht plausibel, da Loesener andererseits die Ausbildung der verschieden geformten Blätter mit der Nährstoffversorgung in Beziehung setzt (s. unten). Diese kleinteilige Untergliederung wurde in den 60er-Jahren aufgegeben (Flora europaea, 1968).

    Callauch greift dennoch die beiden Formen auf, schreibt aber, dass es "… nicht möglich [ist], immer eindeutig zwischen der f. vulgaris und der f. heterophylla zu unterscheiden. Beide Formen kommen … stets nebeneinander vor. Mit zunehmendem Alter und erhöhtem Lichtgenuss neigt jedes Individuum der f. vulgaris zur Heterophyllie, d. h. bestachelte und unbestachelte Blätter treten zunehmend gemeinsam auf" (1983, S. 9). Auch Hegi (1925) sieht zwischen Alter und zunehmend ganzrandigen Blättern einen Zusammenhang, den Pietzarka et al. (2003) nach eigenen Beobachtungen nicht bestätigen können.

    Wie abwechslungsreich und jeder Theorie sich entziehend sich Ilex in der Belaubung zeigt, beschreibt Dalmer äußerst anschaulich: "Die Zweige in Manneshöhe waren noch mit den gewöhnlichen Ilex-Blättern besetzt, …, am Ende 1 Dorn, ebenso Dornen beiderseits am Rand, an jeder Seite ungefähr 5-8. Etwas höher hinauf, … eben noch zu erreichen, sind die Blätter an den Ästen völlig ganzrandig, nur am Ende mit einer Spitze versehen, und zwar so bis zum Gipfel des Baumes. Dazwischen finden sich alle möglichen Übergangsformen, Blätter mit 3 Dornen auf der einen Seite, mit 1 auf der anderen, Blätter mit 2 Dornen auf der einen und 1 auf der entgegengesetzten, sodann Blätter mit 1 Dorn nur auf einer Seite, auf der andern ganzrandig. Der Rand ist im übrigen bei allen Blättern verdickt, ein wenig nach unten umgebogen. Einzelne Blätter sind schließlich noch nicht völlig ganzrandig, sondern mit 1 oder mehreren winzigen Spitzchen oder Höckerchen am Rande versehen nach der Spitze oder nach der Basis zu. Mit der Blüten und Fruchtbildung hat die Erscheinung nichts zu thun, …" (1897, S. 4).

    Über Beobachtungen dieser Art berichtet auch Foerster (1916), demnach vollzieht sich die Umformung allmählich, sowohl an den Blättern selbst als auch in ihrer Anordnung an den Zweigen. Das stacheligste Blatt, das Foerster fand, wies 33 Stacheln auf. Je mehr Stacheln, desto gewellter und gewölbter ist das Blatt; je weniger desto ebener und flacher. Bei den stachellosen verändert sich das Blatt auch in der Form, die Blattspreite verringert sich und das Blatt kann viermal so lang wie breit sein. Beide Blattformen können an einem Zweig vorhanden sein.

    Nach eigenem Augenschein waren bei einem Parkbaum bestachelte und unbestachelte Blätter sowie die Übergangsformen bereits in einer Höhe von ca. 80 Zentimeter zu entdecken. Bei einem freiwachsenden Exemplar im Wald von ca. 4 Meter Höhe fanden sich bis zur Spitze derbe, stark bestachelte Blätter (sechs-sieben Stacheln pro Seite).

    Die weit verbreitete Auffassung, die auch Linné vertrat, dass die Bestachelung als Schutz gegen den Fraß von Tieren diene, der in größerer Höhe überflüssig wird, kann nach Loesener (1919) keine ausreichende Erklärung sein. Er geht davon aus, dass es sich hierbei um eine Gesetzmäßigkeit handele, die mit der inneren Organisation der Pflanze zusammenhängen dürfte. Seiner Ansicht nach, drückt der Verlust der Bestachelung einen Mangel an Wasser und Nährstoffen aus. Da sich die Leitungsbahnen zwar verlängern, aber nicht erheblich erweitern, hält die Zufuhrmenge der zum Aufbau der Stereomteile (Festigungsgewebe) nötigen Stoffe nicht Schritt mit der Anzahl neugebildeter Blätter. So konnte er beobachten, dass diejenigen Blätter, die die stärkste Wellung und Bestachelung zeigen, sich während des stärksten Treibens entwickeln, wohingegen die, die zu Beginn des Treibens oder bei seinem Aufhören zur Entfaltung gelangen, diese Merkmale in oft beträchtlich geringerem Maße besitzen. Weiter schreibt er, "dass die Blätter des Haupttriebes, des Stammendes selbst, die Bestachelung überhaupt nicht oder später einstellen als die an den letzten Verzweigungen der Seitenäste" (S. 27).


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    Abb. 11: Die in den Blattachseln sitzenden weiblichen Blütenknospen, Karlstr., Darmstadt, 29.3.21. Foto: Renate Scheer
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    Abb. 12: Die zahlreicheren männlichen Blütenknospen, Herrngarten, Darmstadt, 11.2.21. Foto: Renate Scheer

    Blüten

    Im Alter von rund 20 Jahren entwickeln sich an den zweijährigen Trieben die (überwiegend) weißen angenehm und intensiv duftenden Blüten. Die Stechpalme ist streng zweihäusig, wobei die Diözie durch Verkümmerung entstanden ist; denn in jeder einzelnen Blüte werden zwar die Organe für beide Geschlechter angelegt, aber in der männlichen Blüte bleibt der Fruchtknoten ohne Samenknospen (Pistillodien) und in der weiblichen sind die Staubgefäße leer (Staminodien).

    In den schottischen Highlands will man beobachtet haben, dass an Stellen, wo die Population für eine Bestäubung durch Insekten zu weitläufig ist, zur örtlichen Arterhaltung Exemplare auftreten, die beide Geschlechter tragen (Hageneder, 1998). Von einem noch merkwürdigeren Ereignis berichtet Foerster (1919): Im Vorfrühling des Jahres 1911 suchte er den großen Hülsenbaum in Mittel-Enkeln (Rheinisch-Bergischer Kreis) auf und fand ihn "über und über mit roten Beeren besetzt". Bei weiteren Besuchen konnte er keine Beeren mehr entdecken. Im Frühjahr 1916, bei einer erneuten Visite, war "seine Hülse" mit männlichen Blüten überzogen. Auch der Heimatforscher und Botaniker Albert Schumacher aus Waldbröl ging diesem "Wunder" nach. In seiner Veröffentlichung schreibt er: "Am 6.12.32 bat ich die ehemaligen Besitzer, mir mitzuteilen, wann sie den Baum zum letztenmal mit Beeren gesehen hätten. Die Antwort vom 12.12.32 lautet wörtlich: ,Auf Ihre werte Anfrage erwidern wir, daß wir uns nicht entsinnen können, jemals rote Beeren am Hülsenbaum gesehen zu haben.'" (1934, S. 6). Was es mit dieser Verwandlung auf sich hat, wird sich nicht mehr klären lassen.

    Teilweise wird die Meinung vertreten, dass in natürlichen Beständen männliche Exemplare überwiegen. Diese Annahme geht davon aus, dass die fruchtenden Pflanzen weibliche sind und die nichtfruchtenden männliche, damit käme man auf ein Verhältnis von ca. 1:5. Bei dieser Art der Geschlechterauszählung, die meist anhand der Früchte erfolgt, mischen sich unter die "männlichen" Exemplare somit auch nichtfruchtende weibliche. Dies zu berücksichtigen ist insofern wichtig, als die Zahl nichtfruchtender Stechpalmen mit zunehmender Bestandesdichte steigt. Eine Auszählung von 485 Stechpalmen im New Forest ergab ein Verhältnis von männlichen zu weiblichen Pflanzen von 1:1 (Callauch, 1983). Nach Beobachtungen von Loesener (1893) und Foerster (1916) sind die männlichen Pflanzen nicht nur in den Blütenständen, sondern auch an den vegetativen Sprossteilen stärker verzweigt. Foerster schreibt, in guten Jahren sitzen die Blüten so dicht, "daß ein blühender Hülsenzweig aus einiger Entfernung wie eine dicke, weiße oder weiß-rötliche Rispe aussieht . . . " (S. 21).

    Alter

    Das Alter von Stechpalmen zu bestimmen, ist nicht ganz einfach, da mit ca. 150, mitunter schon ab 100 Jahren die Zersetzung des Holzkörpers beginnt. Das Holz wird weich und verfärbt sich schwarz, was eine genaue Auszählung von Jahrringen unmöglich macht. Trotzdem können solche Bäume noch Jahrzehnte überdauern, da sie vom äußeren jungen Holz getragen werden. Es gibt aber auch Glücksfälle: Am Naturdenkmal "The Hollies" gelang es bei einem Baum 193 Jahrringe auszuzählen, bevor der Bereich des Holzzerfalls einsetzte (Callauch, 1983). Dieser eindrucksvolle Stechpalmenhain, in dem vermutlich die ältesten Ilex-Exemplare Europas stehen, befindet sich bei Snailbeach (West Midlands). Die Bergleute, die hier im 19. Jahrhundert in der Bleimine arbeiteten, hielten sich zur Aufbesserung ihres Einkommens ein paar Schafe und Rinder. Im Winter suchten die Schafe unter den 'Hollies' Schutz, im Sommer erfreuten sie sich ihres Schattens. Für sie stellten die stachellosen Blätter oberhalb der Verbissgrenze ein nährstoffreiches Winterfutter dar. Infolge dieser Nutzung wurden die Bäume nicht gefällt. Das Gebiet wird vom Shropshire Wildlife Trust betreut (www.shropshirewildlifetrust.org.uk/nature-reserves/hollies).

    Arealgeschichte

    In den frühen Zeitabschnitten des Tertiärs (Eozän vor etwa 55 Mio. Jahren) besiedelten Arten Europa, die gegenwärtig ihren Lebensraum in den Subtropen haben. Zu dieser Vegetation, die heute noch reliktartig zum Beispiel in den Lorbeerwäldern der Kanaren vorkommt, gehörte auch Ilex. Während dieser Zeit erstreckte sich Ilex über ein größeres Verbreitungsgebiet als heute, wie zum Beispiel Funde aus dem Braunkohlelager Geiseltal (südwestl. von Merseburg) aus dem Mittel-Eozän belegen (Callauch, 1983).

    Eine tendenzielle Klimaverschlechterung bewirkte, dass die immergrüne subtropische Flora nach und nach durch von Norden her vordringende sommergrüne Gehölze verdrängt wurde. Im Obermiozän und zu Beginn des Pliozäns erloschen in Europa die meisten immergrünen an subtropisch-humides Klima gebundenen Sippen. Nur wenige von ihnen kommen auch heute noch in Europa vor: Neben Buxus, Hedera und anderen gehört dazu auch die Stechpalme (Lang, 1994). Funde aus dem Pliozän stammen zum Beispiel aus Wallensen (Weser-Leine-Bergland) und Bourberg in Holland.

    Mit dem Beginn des Eiszeitalters im anschließenden Pleistozän (vor 2,5 Mio. Jahren bis 9700 v. Chr.) setzt der Rückzug der immergrünen Flora nach Süden ein. Ein wichtiges Rückzugsgebiet waren vermutlich die Kanarischen Inseln. Die dort wachsenden Stechpalmen Ilex parado ssp. platyphylla sowie Ilex canariensis ähneln der europäischen Stechpalme sehr und gehen wahrscheinlich auf gemeinsame Vorfahren zurück (Callauch, 1983). Während der Interglazialzeiten erreicht Ilex Gebiete, die außerhalb der heutigen Verbreitungsgrenze liegen. Funde aus Bilshausen (Landkreis Göttingen) belegen das Vorhandensein von Ilex innerhalb der Cromerzeit. Während des Holstein-Interglazials sind Ilex, Buxus und Hedera in ganz Westeuropa weit verbreitet, Ilex erreicht im Osten die untere Kama, einen Nebenfluss der Wolga, wo er auf lokal klimatisch begünstigten Standorten mit Eichen und Hainbuchen wächst (Callauch, 1983). Dies deutet auf ein (in weiten Teilen Europas) stärker ozeanisch geprägtes, wintermildes Klima als in der Gegenwart. Dies gilt auch für das Eem-Interglacial (128.000 bis 113.000 v. Chr.). Während dieser Zeit erstreckt sich Ilex bis nach Polen, anscheinend sogar bis in die Nähe Moskaus (Lang, 1994). In den Kalktuffen bei Weimar wurden Blattabdrücke und im Torflager von Klinge (bei Cottbus) ein Blatt und sechs Steinkerne entdeckt.

    Die nacheiszeitliche Ausbreitung der Stechpalme erfolgt sehr wahrscheinlich aus glazialen Refugien im Mittelmeerraum. Während des Präboreals, Boreals und Atlantikums wandert Ilex von der Biskaya über die Britischen Inseln und im Subboreal bis nach SW-Norwegen und Schweden (Lang, 1994). Die Klimaerwärmung im Atlantikum, der postglazialen mittleren Wärmezeit, begünstigt die Einwanderung in das Binnenland, dabei geht Ilex stellenweise wiederum über sein heutiges Areal hinaus (Südmähren), ohne aber die weit nach Osten reichenden Interglazialstandorte zu erreichen.

    Im Eichenmischwald des Atlantikums, der nach Bodenqualität und Höhenstufe eine sehr differenzierte Zusammensetzung aufweist, ist daher auch die Stechpalme zu finden. Mit dem Übergang vom Atlantikum zum Subboreal verändert sich der Wald zugunsten der Buche, wie Pollendiagramme belegen. Dabei ist stellenweise ein gleichzeitiger Anstieg von Ilex-Pollen zu bemerken. Eine Klimaverschlechterung bewirkt den Rückgang von Ulmen und Linden, dies begünstigt die Vorherrschaft der Buche. Zunehmende Siedlungstätigkeiten mit dazugehöriger Waldweide wirken sich positiv auf die Stechpalme aus; sie erscheint nun häufiger in den Pollendiagrammen. Ein Grund hierfür ist, dass Ilex vom Großvieh gemieden wird, somit eine positive Auslese erfolgt. Ein weiterer ist die üppige vegetative Vermehrung, die zwar auch im Schatten erfolgt, sich bei besseren, waldweidebedingten Lichtbedingungen aber noch verstärkt. Zudem kommen bei einer Aufhellung der Flächen die Pflanzen zum Blühen und Fruchten. So lässt die mit Siedlungsphasen und -rückgängen parallel verlaufende Kurve des Ilex-Pollens eine hudebedigte Ausbreitung der Stechpalme offenkundig erscheinen. Sie wird damit zum Zeugen des frühen Beginns der Waldweidewirtschaft (Pott, 1990).

    Ilex gehört zur Gruppe der extrem schwachen Pollenproduzenten, Funde von Einzelkörnern können daher in der Regel als Hinweis auf örtliche Anwesenheit interpretiert werden (Lang, 1994).

    Verbreitung

    Die Stechpalme wächst in den atlantisch und subatlantisch geprägten Regionen Mitteleuropas. Vom 63 Grad nördlicher Breite an der norwegischen Küste (Kristiansund) erreicht sie, sich nach Süden wendend, Jütland und von dort etwas nach Osten abbiegend Rügen. Die Ostgrenze der Stechpalme ist recht markant: in vielen Windungen verläuft sie von Rügen über Rheinsberg westlich nach Salzwedel, von dort südlich nach Helmstedt, den Harz auslassend weiter zum Habichtswald bei Kassel und bis nach Wissen an der Sieg. Nach Süden gehend überquert sie zweimal, bei Östrich (Nähe Geisenheim) und bei Mannheim, den Rhein. Von Mannheim wendet sich die Linie leicht östlich nach Neckarsteinach (bei Heidelberg) und verläuft schließlich südlich über Pforzheim zum Schwarzwald (Loesener, 1919). Im Süden des Schwarzwaldes schwenkt die Arealgrenze nach Osten und zieht am Nordrand der Alpen in Richtung Balkan. Im Kaukasus und Nordpersien kommt sie mit nahe verwandten Arten vor (Loesener, 1919; Hegi, 1925).

    Ilex gedeiht in Irland, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Frankreich - besonders in den Vogesen -, der Schweiz, dort häufig in der Nähe der Seen, und Österreich, am südlichen Alpenrand konzentriert er sich auf Insubrien. Im Mittelmeerraum findet man Ilex in Gebirgswäldern, zum Beispiel den Schwarz-Kiefernwäldern Korsikas (bis ca. 1400 m); im Stechpalmen-Buchenwald Kalabriens und Siziliens (1000-1500 m) sowie an den feuchten Nord- und Nordosthängen der montanen Eichenmischwälder, einer in den Gebirgen des Mittelmeerraumes weit verbreiteten Pflanzengesellschaft. In Südosteuropa wächst Ilex in den Illyrischen Buchen- und Tannen-Buchenwäldern in Höhenlagen zwischen 500 und 1600 Meter. Die Südgrenze verläuft in Nordafrika (Callauch, 1983).

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    Erkennungsmerkmale

    Familie: Aquifoliaceae

    Gattung: Ilex, rund 400 Arten

    Untergattung: Euilex

    Art: Ilex aquifolium Linné 1753

    Höchstalter: ca. 200-300 Jahre (s. Text)

    Wuchshöhe: 3-10 m, vereinzelt über 20 m

    Wachstum: in den ersten Jahren beträgt das Höhenwachstum ca. 1 cm jährl., bis zum 40.-50. Lebensjahr wächst sie relativ schnell (rascher als die Eibe, aber langsamer als die anderen Holzarten). Im Alter innerhalb einer Vegetationsperiode häufig nur noch Jahrestriebe mit 5 Blättern (Foerster, 1916; Pietzarka, et al., 2003). Der mittlere Jahrringbreitenzuwachs liegt bei 10-jährigen Pflanzen bei ca. 1,9 mm und sinkt bis zum 50. Jahr auf 1,2 mm. Danach verringert sich der Zuwachs weiter, bei Bäumen ab 100 Jahren fiel er auf 0,6 bis 0,45 mm ab. (Callauch, 1983).

    Stamm: maximaler Durchmesser 90 cm

    Rinde/Borke: im Alter grau ähnlich der Buche, bleibt zunächst glatt mit feinen Punkten und Rillen, im hohen Alter reißt sie stellenweise schuppig auf.

    Krone: baumförmige Exemplare: kegelförmige Krone mit durchgehendem Stamm; Äste sparrig, schräg bis waagerecht abstehend, im Alter oft hängend. Im Wald häufig strauchartig mit abstehenden, teilweise in die Höhe gehenden Ästen.

    Junge Triebe: bis zu 10 Jahren grün bis gelbgrün (Rinden-Photosynthese), kantig, kahl od. sehr kurz flaumig behaart, Lentizellen.

    Knospen: Endknospe: schmal-kegelförmig, ein- oder zweispitzig, grünlich bis braunrot; Seitenknospen: halb-eiförmig, kurz zugespitzt, grünlich

    Blätter: immergrün, wechselständig, bleiben 2-3 Jahre (selten 8) am Baum, eiförmig bis länglich, 3-8 (10) cm lang, 2,5-4 (6) cm breit, am oberen Ende zugespitzt, ledrig, derb Spreitenbasis in den Blattstiel verschmälert, keilförmig

    - B-rand: In der typ. Form stachelig gezähnt mit dtl. abgerundeten Buchten zwischen den Zähnen, Buchten mit verdicktem Rand, ± stark gewellt; (Abweichungen s. Text)

    - B-oberseite: dunkelgrün, stark glänzend, kahl, feine Nervatur

    - B-unterseite: hell- bis mittelgrün, feine Nervatur

    - B-stiel: 0,5-1,5 cm lang, dick

    - Nebenblätter: sehr klein, dreieckig, bald abfallend

    Blüte: Mai-Juni; zweihäusig, Insektenbestäubung, weiß bis rötlich- oder grünlichweißBlütenknospen: zu mehreren (weibl. bis zu 6, männl. bis zu 20) traubig in den Blattachseln, kugelig, klein, von 4 grünen oder auch dunkel violett überlaufenen Knospenschuppen umschlossen

    - Kelch: meist 4 Blätter, spärlich kurz behaart, Zipfel abgerundet, stumpf oder spitz, mitunter fein bewimpert.Blüte: 4 Kronblätter, radförmig ausgebreitet, Kronblatt 4-5 mm, männl.

    - Blüten 4 Staubblätter, weibl. Bl. 4-fächeriger Fruchtknoten, um den herum sterile Staubgefäße erkennbar sind.

    - Bl.-stiel: männl.: 4-8 mm, weibl.: 8-10 mm

    Früchte: Steinfrucht, rot glänzend, kugelig, erbsenförmig, 7-10 mm. Die zunächst grünen Beeren nehmen im Herbst die rötliche Färbung an, können bis zum Frühjahr an der Pflanze verbleiben.

    Steinkerne: meist 4 (3-5) hellbraune, gefurchte, sehr harte Kerne in jeder Frucht, 4-8 mm l.

    Same: weißliches, fetthaltiges Nährgewebe, das an der Spitze den kleinen Embryo einschließt; Vogeldarmpassage ist für die Keimung nicht erforderlich; Keimruhe mind.1 Jahr; für die Keimruhe ist vermutlich der Entwicklungszustand des Embryos ver antwortlich, der bei der Fruchtreife noch klein und wenig entwickelt einen bis mehrere Sommer zur Reife und zum anschließenden Keimen benötigt (Callauch, 1988).

    Keimpflanze: Hypokotyl meist dunkel rotbraun mit einfacher Wurzel und i.d.R. 2 eiförmigen, ganzrandigen, dunkelgrünen, 9-16 mm langen und ca. 5 mm breiten Keimblättern. Auf die Kotyledonen, die bis ins 2. Jahr (und länger) erhalten bleiben, folgen die normalen Laubblätter, die ersten noch nicht gewellt, aber am Rand mit einigen Stachelzähnchen (Loesener, 1919).

    Wurzeln: Die horizontal verlaufenden Hauptwurzeln verzweigen sich in der Humusschicht zu einem dichten Netz von Feinwurzeln. Von diesen Hauptwurzeln dringen Senker in größere Bodentiefen. Die horizontale Ausdehnung der Wurzeln entspricht ungefähr der Krone (Pietzarka, et al., 2003).

    Literatur: Foerster, 1916; Loesener, 1919; Callauch, 1983, 1988; Godet, 1987; Pietzarka, et al., 2003


    Anmerkung

    ¹ In Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis von 1993 heißt es: das Vorkommen von Theobromin konnte nicht bestätigt werden.

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    • digitale-bibliothek-mv.de/viewer/image/PPN898641055/59/
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    • Wener, H. (o.J.): Die Baut.
    Schriftliche Auskünfte
    • Albrecht, Dr. Jörg, Senckenberg Biodiversity and Climate Research Centre, Frankfurt (schriftl. 18.3.21).
    • Deitermann, Wilhelm, Leitung Pressestelle, Pressesprecher, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, Nordrhein-Westfalen (schriftl. 3.3.21).
    • Erkert, Tatjana, Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Karlsruhe (schriftl. 11.3.21).
    • Ernst, Wolfgang, Stadt Heidelberg, Landschafts-und Forstamt, Abt. Forst, Forstrevier Königstuhl (schriftl. 4.3.21).
    • Hinte, Andreas, Landesforst Mecklenburg-Vorpommern, Forstamt Rügen (schriftl. 18.3.21).
    • Kellner, Simon, Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein. Abteilung Naturschutz und Forst, Dezernat Biodiversität (schriftl. 4.3.21).
    • Pries, Ricarda, Landesforst Mecklenburg-Vorpommern, Forstamt Rügen (schriftl. 18.3.21).
    • Schroeder, Dr. Annette, Landesanstalt für Bienenkunde, Universität Hohenheim, (schriftl. 15.3.21).
    • Steffen, Ulrik, Schleswig-Holsteinische Landesforsten (AöR), Abteilung 3 - Naturschutz (schriftl. 2.3.21).
    • Steenbuck, Dietmar, Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, Untere Forstbehörde (schriftl. 24.3.21).
    • Täuber, Dr. Thomas, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (schriftl. 2.3.21).
    • Weiner, Philipp, Forst Baden-Württemberg, Forstbezirk Hochschwarzwald, Pressemitteilung März 2021

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