Kunst im öffentlichen Raum

Digitale Werkzeuge für Wasser-, Licht- und Klangtechnik

Kunst Wasser in der Stadt
Zürich, Sportanlage Heerenschürli: 2009 wurde das unterirdisch in fünf Schachtbauwerken eingebaute, elektromagnetisch und wasserbetriebene Klangfeld Cassiopeia nach Idee und Konzept des Schweizer Künstlers Andres Bosshard realisiert. Foto: Metallatelier

Die Bedeutung städtischer Brunnen hat sich komplett gewandelt. Obwohl ihre Wasserqualität um ein Vielfaches besser sein dürfte als im Mittelalter, werden dezent Schilder angebracht mit der Warnung: Kein Trinkwasser! Wozu sind sie denn überhaupt noch da, diese Wasseroasen im Inneren unserer Siedlungen? Erinnerung an alte Zeiten - die wir selbst nicht mehr erlebt haben? Als hier noch das lebensnotwendige Wasser geholt, in Kannen und Kübeln nach Hause getragen wurde, gab es für Waschen der Wäsche, gewerbliche Nutzung und Viehtränke klare Regeln und separate Brunnenbecken.

Bedeutungswandel städtischer Brunnen

Mit der öffentlichen Trinkwasserversorgung sind solche "manuellen Versorgungszentren" im wahrsten Sinne des Wortes über-flüssig geworden. Dennoch werden sie erhalten, manchmal sogar neu errichtet. Urbaner Zierrat? Städtisches Mobiliar ohne Funktion? Kunstobjekte? Was findet dort wirklich statt? Sinnliches Erleben des Elementes Wasser möglicherweise - falls davon tatsächlich etwas Interessantes zu sehen, zu hören oder zu begreifen ist.

Beispiel Memmingen: Nur wenn es in Memmingen regnet, wird der 2016 fertiggestellte Freiheitsbrunnen wirklich nass. Bei ihm tritt statt flüssigem Wasser versprühter Nebel in Erscheinung. Die Umgebung versorgt er mit periodisch austretenden Schwaden. Die entsprechende szenische Beleuchtung erfolgt nach einem ausgeklügelten Steuerungskonzept, das Teil der Brunnenskulptur ist. Kunst und Freiraum wird damit neu erlebbar. Siehe dazu Artikel "Sprühnebel statt Wasserbecken, der Freiheitsbrunnen am Memminger Weinmarkt" in Stadt + Grün 2/2016, Seite 53 bis 57.

Beispiel Badenweiler: Wesentliches Element ist eine Freitreppe mit integriertem Wasserlauf. Im Gebäude des früheren Inhalatoriums symbolisieren heute eine Quellschale und ein Trinkbrunnen aus Bronze den hohen Stellenwert des Thermalwassers für Badenweiler. Diese Wertschätzung wird gesteigert durch die sorgsam programmierte Choreografie des Metallateliers zu Menge, Bewegung und Beleuchtung. Stadt + Grün berichtete über dieses Objekt in Ausgabe 2/2017, Seite 23 bis 26, unter dem Titel "Inhalatorium Badenweiler, die Choreografie der Römerquelle lässt Wasser über Treppen fließen".

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Bewässerungsrohre als Resonanzkörper

Beispiel Zürich: Das 2009 unterirdisch eingebaute Klangfeld Cassiopeia in der Sportanlage Heerenschürli, Schwamendingen, beruht auf Idee und Konzept des Schweizer Künstlers Andres Bosshard. Es besteht aus vier klingenden Steinplatten (elektromechanisch betrieben) sowie zwei Tropfkörpern aus Metall und vier Bronzetrommeln (wasserbetrieben). Diese Instrumente sind verteilt auf drei Schächte und werden durch MIDI (Musical Instrument Digital Interface) automatisch bespielt. Elektronik und Wasserverteilung mit Steuereinheit befinden sich in zwei weiteren Schachtbauwerken. Wie ein Hörlabyrinth ist das Klangfeld an beiden Enden mit den kilometerlangen Bewässerungsrohren der Sportanlagen verbunden, um den gesamten Hall-Raum dieser weit verzweigten Unterwelt als Resonanzkörper akustisch nutzen zu können. Laut Bosshard entsteht so "eine ungewohnte Geräuschkulisse, die jahraus jahrein aufhorchen lässt. Diese Anlage wird nicht nur gelegentlich anders programmiert, sondern kann auch aktiv bespielt werden". Die Stadt Zürich gab auf ihrer Website dazu bekannt: "Dort werden hin und wieder Konzertveranstaltungen stattfinden - eine Auszeit für den Sport und eine Extraspielzeit für die Kunst".

Kunst Wasser in der Stadt
Kloster Bonlanden: Wellenchoreographien, auf Knopfdruck abgespielt in immer anders gemischten Dreiergruppen, von der automatischen Steuerung zufällig zusammengestellt aus 56 verschiedenen Mustern.Bonanden Foto: Sr. Verena, Franziskanerinnen

Infraschall, Wasserwellen und Klangregie

Beispiel Bonlanden/Iller: Einen besonderen Beitrag zum Erkennen der Wasserphänomene leisten auch im Franziskanerinnen-Kloster Objekte des Metallateliers aus Deggenhausen. Dessen Schwerpunkt liegt auf dem Werkstoff Metall in Kombination mit Wasser, Licht/Glas, Klang, Kinetik und Steuerung. Geschäftsführer und Inhaber David Fuchs beschreibt seine ersten Gedanken an diese ihm von den Ordensschwestern übertragene Aufgabe so: Welche natürlichen Schwingungen sind dauerhaft präsent und zugleich geeignet für die Modulation des Wassers - und sind unseren Sinneswahrnehmungen entzogen? Die Lösung lautet: Infraschall, zwischen 10 und 0,5 Herz, verstärkt. Er wird direkt auf die Wellenerzeuger gegeben. Eine Autotür schlägt, ein Traktor fährt vorbei, ein Windstoß - all das erzeugt nun wunderschöne Wellenbilder! Physik als Teil der Natur wird damit sichtbar und offenbart einen wesentlichen Charakterzug des Wassers. Es kann Phänomene für uns sinnlich erlebbar machen, zum Beispiel Licht reflektieren, mechanische Bewegung aus Wind und Erschütterung an seiner Oberfläche abbilden.

Als weiteres Thema am Löschteich hat Fuchs die Schwingungen des Bodens auf einen Springbrunnen übertragen. Sein Team entwickelte diesen mit einem dicken, gläsernen, weichen und laminaren Strahl, welcher mit ungefiltertem Teichwasser funktioniert. Er zeichnet die seismischen Schwingungen mal ruhig, mal aufgeregt, aber mit hoher Dynamik in den Teich. Die Besucher sind begeistert, wenn ihre Schritte und Sprünge am Ufer in dem zitternden Wasserstrahl sichtbar werden. Dazwischen setzt die automatische Steuerung immer wieder zufällig eingefügte Pausen, denn auch die Ruhe ist hier wesentlich!

Klaus W. König

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