Landschaftsphilosophische Thesen für einen Perspektivwechsel

Draußen auf dem Land, drinnen in der Stadt?

von:
Landschaftsplanung
Salatpflanzung in Gusow, Oderbruch, 2007. Jedes Drinnen hat ein Draußen. Fotos, soweit nichts anderes angegeben, Kenneth Anders

Am Wochenende fahren wir raus aufs Land. So sagen viele Städter - und die Landbewohner fahren unterdessen hinein in die Stadt, zum Einkaufen etwa oder ins Konzert. Die Stadt bildet das Zentrum, das "Umland" definiert sich über seine Lage am Rand. Immobilien werden in Abhängigkeit von ihrer Nähe zum Zentrum bewertet. Das Denken in Mitte und Rand, in Zentrum und Peripherie, in drinnen und draußen sitzt tief in unserer Sprache. Es bestimmt die Sicht auf Orte und auf unsere Position im Raum. Es hat sich nicht nur als räumliches Muster eingeprägt, sondern bestimmt auch die Vorstellung von Moderne und Tradition: Die Ballung großer Menschenmengen bildet die Avantgarde, die wenigen Menschen auf dem dünn besiedelten Land hinken dagegen hinterher wie eine angeschlagene Nachhut.

Die These meines Beitrages lautet: Wir müssen dieses Denken verändern, denn es hindert uns an der Wahrnehmung wichtiger Zusammenhänge zwischen den Räumen, die wir bewirtschaften und gestalten müssen, um nachhaltig leben zu können. Von einer Wahrnehmung dieser Zusammenhänge gehen neue gestalterische Spielräume aus, die wir nutzen müssen, wenn wir wollen, dass Regionalentwicklung, Landschaftsplanung und individuelle Lebensgestaltung noch etwas miteinander zu tun haben.

Veränderungen zwischen "drinnen" und "draußen"

Die Vorstellung, dass die Stadt ein Drinnen ist, hat historisch gute Gründe: Mittelalterliche Städte kontrollierten das Betreten und Verlassen des Stadtraums, sie hatten Mauern und Tore. Die Stadt konnte nur existieren, indem sie sich einschloss und abgrenzte, so erlangte sie die Systemqualität, die ihr eine eigenständige Entwicklung ermöglichte. Wenn die Stadttore schlossen, war man drinnen oder draußen, die Spielregeln hier und dort waren meist verschieden, von der Gerichtsbarkeit bis zu den Sitten. Zugleich waren die Städte stark von den sie umgebenden ländlichen Siedlungen abhängig. Sie nutzten die Nahrungsmittel und das Brennholz aus der direkten Nähe, befanden sich also in einer direkten Wertschöpfungsbeziehung mit den Menschen auf dem Land.

Aus dieser Dialektik von Ausschluss und Einschluss entwickelte sich die typische europäische Stadt-Land-Polarität. Sie hatte einiges für sich, vor allem eine gegenseitige gesellschaftliche Rückkopplung. Aus unterschiedlichen Erfahrungsräumen heraus konstituierten die Menschen die Normen ihrer Gesellschaft im diskursiven Konflikt. Man muss sich nur vor Augen führen, dass noch in unserer Elterngeneration die meisten städtischen Familien Verwandte auf dem Land hatten, um zu verstehen, dass es immer mehrere, durch unterschiedliche Raumerfahrungen untersetzte Wahrheiten in unserer Gesellschaft gab.

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Der Dorfteich in Buchholz im Land Brandenburg. Auch Dörfer können ein Drinnen haben.

Das Bild von Stadt und Land hat sich seither grundlegend gewandelt. Stadtmauern sind nur noch als bauliche Reste vorhanden und die Städte haben ihre Spielregeln auch außerhalb ihrer Siedlungsbereiche etabliert. Die von ihnen "erfundenen" bürgerlichen Ideen und Rechte gelten heute überall in Deutschland. Stadt und Land lösen sich in ihrer gewohnten Gestalt und Abgrenzung vielerorts auf und bilden stattdessen ein unübersichtliches Geflecht an natur- und sozialräumlichen Strukturen, das die Rede von einer Stadt-Land-Polarität gegenstandslos macht¹.

Übergänge, Ausfransungen, Suburbanität, Persistenzen, Überbauungen und Fragmente bestimmen das Bild. Der Raum differenziert sich aus in Zonen des Wohnens, der Konsumtion, der modernen Landwirtschaft und Energieproduktion, verbunden durch Verkehrsnetze und Logistikzentren und unterbrochen von Inseln für Naherholung oder Naturschutz. Der funktionale Zusammenhang einer solchen Landschaft kann nur noch gedacht, nicht mehr gesehen werden. Dennoch sprechen wir von Stadt und Land noch immer in einer Logik von "drinnen" und "draußen". Warum?

Unser Wirtschaftssystem fördert die Logik der Konzentration. Die Verdichtung von Konsumangeboten, Kultur und Wohnraum vermarktet sich am besten als Innen. Die Vorstellung, "drin zu sein" ist ein Ideal der Teilhabe an Gesellschaft überhaupt. Die räumliche Nähe soll letztlich auch Effekte des sozialen Austauschs und der wirtschaftlichen Dynamik generieren - die erfolgreiche Stadt versteht sich als Schmelztiegel und Wachstumskern.

Als Metropole schwebt sie gleichsam in einem luftleeren Raum. Durch die globale Kommunikation und die weltweiten Energie- und Stoffströme ist sie sozusagen "enträumlicht". Die Beziehung zu dem, was zwar in der Nähe, aber nicht in der Stadt ist, wird diffus. Es erscheint als fremde Umgebung, die Stadt dagegen als Rückzugsort, als Innen. Das Außen kann in Erlebnisparks konsumiert oder aus dem eigenen Horizont ausgeblendet werden, aber es gehört nicht zum Eigenen.

In diesem Spannungsfeld finden wir nun verschiedene Versuche, den Stadtraum mit Elementen des "Außen" zu vervollständigen. Diese Versuche haben die moderne Stadt in den letzten 100 Jahren sehr verändert - und, das muss man sagen, grundsätzlich zu ihrem besseren! Die hervorragende und immer wieder erneuerte Bedeutung des Grüns in der Stadt wurde über die ganzen letzten Jahrzehnte in verschiedensten Formen sichtbar, von der Schrebergartenkultur bis zum urban gardening, von den großen Stadtparks bis zu den vielen Straßenbäumen, die heute unsere Städte ausmachen. Man fahre in der Welt herum und staune, wie stark unser Modell von einer modernen Stadt von anderen Modellen abweicht, die tatsächlich beinahe nur aus Stein zu bestehen scheinen.

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Angler am Cospudener See bei Leipzig, 2005. Die Begriffe Stadt und Land wollen hier nicht mehr so recht passen.
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Gartenbau in Detroit. In Anbetracht des Verschwindens der alten Innenstand stellt sich die Frage, warum es sich eigentlich um urban farming handeln soll oder ob es nicht viel eher einfach farming ist. Foto: Hubertus von Dressler

Ist somit alles in bester Ordnung? Ist die mitteleuropäische Stadt, die all die unverzichtbaren Elemente des verlorenen Landes integriert hat, ein vollkommenes Modell? Was bleibt denn den Städten anderes übrig, als in einer immer fremder werdenden Welt wenigstens den eigenen Stadtraum so schön und grün wie möglich zu machen?

Dagegen ist in der Tat nichts zu sagen. Die hier entscheidende Frage ist aber, welches Verhältnis zu dem, was nicht Stadt ist oder als solche gilt, in dieser Entwicklung gestiftet wird. Schaffen sich die Städte ihre eigene kleine Welt, optimiert für ihre Bewohner und abgeschottet von den Veränderungen um sie herum? Oder verankern sie sich in einem komplexen Raum und begreifen sich als Teile von Landschaften, in die sie funktional eingebunden sind und die sie mitgestalten wollen? Die Stadt in leerem "Außen" oder als Teil einer Landschaft - beide Möglichkeiten sind Teil unserer Kultur. Ich will sie im Folgenden kurz skizzieren und davon ausgehend leidenschaftlich für die zweite Möglichkeit plädieren.

Die Stadt in einem leeren Außen

War das Land für die städtische Zivilisation, nicht ganz zu Unrecht, lange Zeit der Inbegriff für schreckliche Mühsal, der man so schnell wie möglich entrinnen sollte (so dass schon Thomas Morus in seiner Utopia auf Dauer nur ländliche Saisonarbeit für zumutbar hielt², so gedeiht in der Industriegesellschaft eine Wahrnehmung des Landes als Tabula rasa. Das Bürgertum tritt im 19. Jahrhundert hinaus ins Freie und bestaunt die Natur: Menschen kommen auf einmal kaum noch darin vor, nur die städtischen Wanderer selbst tummeln sich in den erhabenen Szenerien der Romantik. In der Ökologie des 20. Jahrhunderts setzt sich dieses Prinzip fort: Die Landschaft wird als ein an sich geschlossenes Gebilde begriffen, in das der Mensch von außen eingreift.

Hier schließen sich nun die heute populären Wildnisideen des Naturschutzes an: Der Eindringling Mensch soll wieder heraus aus der Natur, denn er macht dort nur Schaden und hätte gar nicht erst hinein gehen sollen - als ob er nicht ein konstituierendes Moment der Landschaft überhaupt wäre! Es wird sogar ernsthaft vorgeschlagen, die ganze Welt bis auf ein paar insulare Ballungsräume zu entsiedeln³. Wolfgang Haber hat kürzlich die zunehmende Entfernung der Stadtkultur von ihrer eigenen Lebensgrundlage, der Landwirtschaft, als einen Konstruktionsfehler der Ökologie und Geburtsfehler des modernen Naturschutzes analysiert4. Sie führt in eine Doppelmoral: Einerseits gedeihen immer mehr harmonische Ansprüche an das Land und treiben in den Landlust-Magazinen bunte Blüten, andererseits wird es als Lieferant billiger Nahrungsmittel radikal in Dienst genommen und geradezu dafür verachtet, dass es durch die Erfüllung dieser Dienste immer hässlicher wird.

Gegenwärtig entleert der demografische Diskurs das Land ein weiteres Mal. Ganze Dörfer und gar Regionen werden in den Zeitungen bereits "aufgegeben", ein Mitglied der brandenburgischen Landesregierung hat sogar davor gewarnt, heute noch auf ein Dorf zu ziehen5). Das Bild, das im Demografiediskurs vom Land gemalt wird, ist das von todgeweihten Gegenden. Unterdessen gedeihen urbane Autarkiephantasien: Man isst eine Balkontomate und blendet die Südfrüchte und den spanischen Rotwein aus, die noch im Magen schwappen.

Mit der symbolischen und materiellen Entleerung des Landes sind bestimmte strategische "Vorteile" für dessen Verwertung verbunden. Der Verbrauch an Fläche, Boden und Kultur zum Beispiel durch die Energiewirtschaft tut weniger weh, wenn er außerhalb des eigenen Lebenskontextes erfolgt. Je enger wir also die Grenzen dieses Kontextes ziehen, umso weniger Rücksichten müssen wir üben. Da nützt auch ein grünes Bewusstsein nichts: Was nicht zum Eigenen gehört, wird von uns verbraucht, nicht bewirtschaftet. Die Konkurrenz der Räume bestimmt das Bild, es gibt Verlierer und Gewinner.

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Wer aufmerksam ist, wird in der Landschaft heute viele Betretungsverbote finden. Schwerer zu erkennen sind die Barrieren, die nicht durch Schilder, sondern durch verschwindende Wege entstehen. Der Verlust von öffentlichem Raum in der Stadt hat im Verlust von öffentlicher Landschaft seine Parallele.
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Auf der A 20, kurz vor einem Parkplatz. Wer hier unterwegs ist, vergisst leicht, dass zwischen Stadt und Land mehr ist als Verkehr und Energieproduktion.
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Zielbäume in der Lehroberförsterei Chorin bei Eberswalde. Dass wir die Bäume nutzen, ist vielen Menschen heute fremd. Nicht nur die Nutzung, auch die Betretung der Wälder wird zunehmend eingeschränkt. Aus bewusst gestalteter Landschaft wird eine Vorstellung von Natur.
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Abriss eines Hinterhauses in Ostbrandenburg, 2004. Demografische Schrumpfungsprozesse sind nicht für das Land reserviert. Vielmehr müssen sich vor allem Städte mit entsprechenden Veränderungen auseinandersetzen, weil Strategien der Subsistenz bei nachlassender öffentlicher Versorgung nicht so einfach abrufbar sind.

Damit verschwindet auch der Zusammenhang von öffentlichem Raum und offener Landschaft. Der öffentliche Raum in der Stadt impliziert freie Rede, Versammlungsfreiheit und die Möglichkeit, jederzeit Geltung für Themen und Argumente einzuklagen. Analog hatten wir auf dem Land die offene Landschaft, die von jedermann betreten, erkundet, befragt werden durfte.

In Deutschland wurde dieses Prinzip am deutlichsten im Waldgesetz artikuliert, das die Rechte des Bürgers auf den freien Aufenthalt im Wald in großem Ausmaß festschrieb. In dem Maße, in dem die Landschaft heute in Betriebsflächen, Stiftungseigentum und Privatland aufgeteilt wird, verschwindet nicht nur die Landschaft als öffentliches Gut, es verschwinden unmerklich auch die öffentlichen Räume in der Stadt. Es handelt sich hier um einen Prozess mit zwei sehr unähnlichen Gesichtern - Geschwister, die kaum jemand auf den ersten Blick als solche erkennt.

Viele räumliche Veränderungen tragen diese Signaturen einer Stadtkultur, die sich ein leeres Außen konstruiert und damit pfadabhängig wird, weil sie Rückkopplungsprozesse mit dem nichtstädtischen Raum ausschließt. Das Erfahrungswissen der Landnutzer gerät aus dem Blick, die Forst- und Landwirtschaft werden politisch nur noch im Sinne des Verbrauchs gesteuert. Aber es gibt auch andere Spuren.

Die Stadt als Teil der Landschaft

Während unsere Diskurse von Hinweisen auf die verzerrte Wahrnehmung des nichtstädtischen Raums strotzen, sind Spuren, die auf ein vitales landschaftliches Bewusstsein in den Städten schließen lassen, mühsamer zu finden. Dafür gibt es zunächst einen trivialen Grund: Landschaften sind immer spezifisch, und was die Leipziger an das Leipziger Land bindet, ist den Hamburgern vielleicht ganz egal. Im gesamtgesellschaftlichen Diskurs gehen regional spezifische Beziehungen leicht unter. Das Wissen um die Kosten des städtischen Landschaftsverbrauchs ist außerdem schwer für praktisches Handeln fruchtbar zu machen; ein altes Problem von Schuldgefühlen aller Art.

Und schließlich sind insbesondere Städte mit einem starken Zuzug vom Vergessen ihrer eigenen landschaftlichen Bindungen bedroht. Leider sind auch fast alle Lehrstühle für Regionalgeschichte in den Universitäten geschlossen worden. Dennoch lassen sich entsprechende Spuren finden. Sie beginnen bei den Straßennamen, die auf kleine und große Ortschaften in der Nähe verweisen, setzen sich in historischen oder landeskulturellen Museen fort, sitzen in den Erinnerungen alteingesessener Stadtbewohner an einschneidende Eingriffe wie bei der Braunkohleförderung oder beim Flughafen- oder Autobahnbau und setzen sich in neuen Kooperationsbeziehungen zwischen dem Ballungsraum und den anderen Siedlungen fort.

Energieholz aus der Nähe, das in städtischen Heizkraftwerken verbrannt wird, kann ein lokales Ressourcenbewusstsein ebenso fördern wie die direkte Vermarktung von Nahrungsmitteln aus der Region in der Stadt oder städtische Dienstleistungen im ländlichen Raum.

Auch bei der Naherholung gibt es in vielen Regionen eine über hundertjährige Tradition, in der sich die eingangs geschilderte Dialektik von Stadt und Land immer wieder erneuert hat. Nicht zuletzt ist das Bewusstsein der Städter, an einem Fluss mit Quelle, Verlauf und Mündung zu liegen, ein wichtiges Moment landschaftlichen Bewusstseins. Politisch setzt sich dieses Bewusstsein in einem engagierten Eintreten für die Entwicklung des öffentlichen Regionalverkehrs und in einer über die Stadtgrenzen hinausgehenden Grünraumplanung fort.

Grundsatz dieses Denkens ist ein anderes Verhältnis zu dem, was notgedrungen aus der Stadt wie ein Umland erscheint. Nicht Innen und Außen bestimmen hier das Denken, sondern gemeinsame historische Erfahrungen, mögliche Partnerschaften und Wertschöpfungen sowie das Interesse, den nichtstädtischen Raum als Teil der eigenen Landschaft zu begreifen, der aber ebenfalls von Menschen besiedelt und bewirtschaftet wird, die ein unverzichtbares Erfahrungswissen haben.

Auf diese Weise wird aus Innen und Außen ein hier und dort. Im Dazwischen finden Lernprozesse statt die freilegen, dass zu jeder individuellen Raumerfahrung andere Raumerfahrungen gehören, zu denen man sich in Beziehung setzen muss. Die Stadt ist keine Insel, sondern eher ein Hügel: man kann von ihm aus weit ins Land schauen, aber es ist doch allen klar, dass es Energie und Mühe kostet, all das Essen, die Brennstoffe und Güter dort hinauf zu schaffen - und dass es umgekehrt auch einen Blick auf die Stadt gibt. Die Kooperation der Räume bestimmt das Bild und das erste Produkt dieser Kooperation ist landschaftliche Eigenart.

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Bergbaufolgelandschaft Schlabendorf Süd, Niederlausitz, 2009. Ohne eine Beziehung zu den in Anspruch genommenen Landschaften wird sich auch im Zeitalter von Windenergie und Biogas an der Logik des Verbrauchs nichts ändern. Nur Ressourcen im eigenen System können nachhaltig bewirtschaftet werden.

Agenda für ein landschaftliches Bewusstsein der Stadt

Es gibt also viele Spuren landschaftlichen Bewusstseins in den Städten und es lohnt sich, ihnen zu folgen. Die politische und planerische Agenda für einen solchen Pfad beginnt aber nicht bei der Flächen- oder Verkehrsplanung, sie beginnt bei der Kommunikation. Beziehungen, Synergien und Wechselwirkungen bilden ihre Leitplanken und setzen damit ein diskursives, mindestens dialogisches Prinzip voraus.

Denn durch die Art, in der wir miteinander kommunizieren, verhelfen wir unterschiedlichen Sichtweisen, Argumenten und Mitteilungen zur Geltung und werden lernfähig. Was wir in der Stadt tun, hat Auswirkungen auf den nichtstädtischen Raum - und umgekehrt. Je mehr Optionen und Perspektiven wir integrieren, umso mehr neigt sich das Pendel von der Pfadabhängigkeit urbaner Konzentration zur Regionalentwicklung.

Die ihr zugrunde liegende zivilgesellschaftliche Konzeption zielt auf die bewusste Gestaltung aller Räume. So wird es möglich, Regionalentwicklung, Landschaftsplanung und individuelle Lebensgestaltung wieder in Beziehung zu setzen. Angenommen, eine solche Entwicklung gelingt: Wird man dann immer noch von drinnen und draußen sprechen, wenn es um die Stadt im Raum geht? Das können wir nicht wissen. Sofern wir an diese Muster gebunden bleiben, sollten sie aber nicht mehr Phantasien der Autarkie abbilden, sondern Relationen ausdrücken. Denn wir haben kein Innen ohne ein bestimmtes Außen. Was nicht Stadt ist, ist nicht Umwelt, es ist die eigene Landschaft.

Anmerkungen

1) Rainer Danielzyk, Gleichwertigkeit in Stadt und Land - macht das noch Sinn? In: Neue Polarisierung von Stadt und Land? DASL Almanach 2012/13, 41-51.

2) Thomas Morus, Utopia, Reclam Leipzig 1974, 56f.

3) Gerdes, Jürgen 2010: Betreten verboten! Wildnis und die Zivilisation von morgen. Gaia 19/1: 13-19.

4) Wolfgang Haber, Unbequeme Wahrheiten der ökologischen Wissenschaft. In: Natur und Landschaft, 88. Jg., Heft 11: 460-465.

5) Stephan Beetz: Die Demographisierung ökonomischer, kultureller und sozialer Veränderungen am Beispiel des ländlichen Raums. In: Barlösius, Eva (Hg.): Demographisierung des Gesellschaftlichen. Wiesbaden 2007: 221-246.

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