Platzgestaltung

Ein "Baumquartier" für Bühl

Als in der Großen Kreisstadt Bühl am Rande des Schwarzwalds die städtische Sparkasse ihre Zentrale sanierte, sollte das Gebäude städtebaulich neu eingebunden werden. Dafür wurde auch der vorgelagerte Platz an der Eisenbahnstraße neu situiert und umgestaltet: mit Bäumen, Sitzmöbeln und WPC-Dielen als Bodenbelag.
Naturinform Sitzbänke Stadtmöblierung
Dort wo im Zentrum der Stadt Bühl auf dem neu gestalteten Vorplatz der Sparkassenzentrale eine Terrasse mit WPC-Dielen samt Bänken und Schatten spendender Bäume Vorbeiflanierende zum Verweilen einlädt, sollten ursprünglich Blumenbeete angelegt werden. Foto: NATURinFORM/www.keller-fotografie.de

Die Lage dieser Stadt im westlichen Baden hat etwas für sich: Von Bühl nach Frankreich sind es nicht mal 20 Kilometer, mit der Bahn kommt man nach Karlsruhe, Konstanz oder Basel, die Autobahn A 5 ist von der Innenstadt nur wenige Kilometer entfernt. Auf der anderen Seite wartet der Schwarzwald auf Erholungssuchende. Dessen Berge reichen bis ins Stadtgebiet, weswegen die Höhenunterschiede zwischen den zehn Stadtteilen plus Kernstadt enorm sind: Von 123 Metern über dem Meeresspiegel geht es hinauf bis auf 1038 Meter.

Das Erreichen von Bühl ist also kein Problem und wenn die Aufenthaltsqualität stimmt, bleiben die Leute auch. Ansehnliche Gebäude und Plätze helfen dabei. Der städtischen Sparkasse war das sicher ebenfalls bewusst, als sie die Sanierung ihrer Zentrale und die Umgestaltung des südlich gelegenen Vorplatzes anging. Den von der Sparkasse ausgeschriebenen Architektenwettbewerb entschieden die ortsansässigen Planum Architekten für sich. Mit einem nachhaltigen Sanierungskonzept unter Einbeziehung regionaler Baustoffe und Handwerker überzeugten sie die Verantwortlichen. Für die Gestaltung des Außenraums punktete der Vorschlag eines Baumquartiers mit unterschiedlichen, sickerfähigen Belägen.

Für die Mitarbeiter der Sparkasse wurde auf dem frisch sanierten Flachdach zusätzlich eine Dachterrasse für Pausen angelegt. Auf den insgesamt rund 150 Quadratmetern wurde die Diele "Die Naturlinie" aus WPC von Naturinform in der Farbe Graphitgrau verlegt. WPC ist eine Holz-Polymer-Mischung. Beim Hersteller Naturinform beträgt das Verhältnis Holz zu Polymer nach Unternehmensangaben etwa 70 zu 30 Prozent.

Mit der Revitalisierung ihrer Zentrale in der Eisenbahnstraße entschied sich die Sparkasse in Bühl bewusst gegen einen Neubau, obwohl das Gebäude energetisch und technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand war. Der Bauherr und die verantwortlichen Architekten von Planum Architekten setzten mit Blick auf die Klimabilanz auf Klimaschutz und die Weiternutzung der "Grauen Energie" des Bestandsgebäudes. Der vielfach gestaffelte Bau mit umlaufenden Balkonen aus den 1970er-Jahren wurde im Laufe der Jahre aufgestockt und modernisiert. Der neue Entwurf mit seiner Realisierung ab 2019 sah eine Umgestaltung des Bestands vor, um das Erscheinungsbild zu harmonisieren und einen energetischen Standard auf Neubauniveau zu erreichen.

〉> Baumquartier als schattige Ruhezone

Zur Revitalisierung zählt auch das von der Sparkasse durchgeführte Stadtinnenraum-Projekt im Bereich der Erschließung auf der Südseite. Durch die städtebauliche Weiterentwicklung des Europaplatzes mit dem Bürgerhaus – bisher auf der Rückseite des Sparkassengebäudes gelegen – wünschte sich der Bauherr einen gleichwertigen Eingang von Nord wie von Süd. So legten die Architekten eine neue Erschließungsachse, die vom Brunnen auf der Nordseite durch das Bankhaus mit einem zweigeschossigen Lichthof bis zum Sparkassenplatz auf den neuen Vorplatz führt.

Der Vorplatz wurde neu angeordnet und gestaltet. "Früher war diese Fläche stark versiegelt", erklärt Klaus Fauth, Gebäudemanager der Sparkasse, "hier sollte es mehr Auflockerung geben. So war es unsere Idee – auch im Sinne von Nachhaltigkeit und gegen sommerliche Überhitzung – mehr Bäume zu setzen." Um das Erscheinungsbild noch besser herauszuarbeiten, entwickelte man gemeinsam mit Planum die Idee, unterschiedliche regionale Bodenbeläge zu verwenden, die das Durchsickern von Niederschlag in den Untergrund gewährleisten. Für das zentrale 10 x 10 Meter große, quadratische Deck wählten sie "Die Naturlinie", mit einer individuellen und natürlich anmutenden, mehrfarbigen Holzmaserung und zum Farbkonzept passend in Graphitgrau.

〉> Dielen als Mittelpunkt des Platzes

Damit kein Verschnitt entsteht, wurden die Dielen für die Fläche in Sonderlängen von 10 Metern geliefert. Den Raum begrenzen Randsteinschotten, die genau ausnovelliert und vorgelegt wurden. Es folgte ein Kiesbett, auf das die systemgleiche Unterkonstruktion von Naturinform gesetzt wurde. Darauf wurden die Dielen bündig mit den angrenzenden Pflastersteinen verlegt und unsichtbar verschraubt. Durch die Fugen kann so anfallendes Wasser in den Boden versickern.

Für die auf der Fläche symmetrisch verteilten Bäume wurden vier kreisrunde Ausschnitte gesägt. Zwei ebenfalls kreisrunde, mit Holz belegte Sitzflächen, wieder je mit Baum-Ausschnitten versehen, wurden diagonal zueinander auf den Dielen verschraubt. Architekt Michael Schönle dazu: "Nachdem der ganze Platz im Zuge der neuen städtebaulichen Situation neu gestaltet und komplett zurückgebaut wurde, entstand daraus ein Kommunikationspunkt mit Holzmöbeln zum Sitzen, einem angenehm darauf zu laufenden Bodenbelag aus WPC-Dielen unter einem schattigen Baumdach – sobald die Bäume dann richtig groß gewachsen sind."

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Der Schatten soll sich mit dem Wachstum der Bäume noch vergrößern. Foto: NATURinFORM/www.keller-fotografie.de

〉> Eine Dachterrasse "on Top" für die Mitarbeitenden

Einen ähnlich kommunikativen Ankerpunkt findet man auch auf der großen Dachterrasse der Sparkasse, die auf dem neu begrünten Flachdach des Gebäudes entstand. Damit es keine statischen Probleme gibt, wurde die nutz- und begehbare Fläche begrenzt und vor der Begrünung eine eigene Stahlkonstruktion auf dem Dach verankert. Gerade in diesem höhergelegenen Bereich spielte bei der Belagsauswahl neben dem optischen Faktor der Sicherheitsaspekt, den Naturinform-Dielen mit ihren rutschhemmenden Eigenschaften sowie der Temperaturbeständigkeit bieten, eine große Rolle.

Einen weiteren Vorteil entdeckte man auf Seiten des Bauherrn eher zufällig nach dem ersten Winter, Klaus Fauth dazu: "Die Dachterrasse war über den Winter vermoost und grün geworden. Jetzt wissen wir das, und dass dies auch bei jedem anderen Belag so ist – vielleicht sogar noch stärker, weil die Terrasse nun einmal auf der Nordseite liegt. Aber der Moosbelag ließ sich mit einem Hochdruckreiniger sofort gut entfernen. Deshalb machen wir meistens Anfang April, wenn die ersten warmen Tage kommen, eine Grundreinigung. Sie sieht danach aus wie neu und wir können die Terrasse auch schon für erste Besprechungen nutzen. Also ich bin mittlerweile total von dem WPC-Belag überzeugt."

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Auf dem begrünten Flachdach der frisch sanierten Sparkassen-Zentrale wurde eine Dachterrasse für die Mitarbeiter:innen errichtet – ebenfalls mit der Naturinform-Diele "Die Naturlinie". Foto: NATURinFORM/www.keller-fotografie.de

〉> Vielseitigkeit mit Nachhaltigkeit gepaart

Die Dielen des Herstellers Naturinform werden nicht lasiert oder geölt, sie sind bereits werksseitig eingefärbt. Je nach Produktlinie hat der Kunde die Wahl aus bis zu 31 Farbtönen. Nach Unternehmensangaben ist das WPC außerdem zu 100 Prozent recycelbar. Mit einem eigenen Kreislaufsystem, der "Re-Form Recyclingbox", will Naturinform dazu beitragen, die Rohstoffe mehr als 600 Jahre im Stoffkreislauf zu halten.

Verarbeitet werden außerdem nur PEFC-zertifizierte Holzfasern aus nachhaltiger Forstwirtschaft, die bei der holzverarbeitenden Industrie anfallen. Die organische Komponente des Verbundstoffs ist ein umweltverträgliches Polymer. Anders als bei herkömmlichem Holz müssen bei Naturinform Dielen laut Hersteller keine umweltbelastenden Chemikalien zur Pflege eingesetzt werden. Zur Reinigung reicht demnach klares Wasser und es wird kein Mikroplastik ausgeschwemmt.

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