Vier zusätzliche Stadtgärtner per Nachtragstellenplan

Ein Klima für mehr Personal

von:
Kommunen Grünflächenämter
1 Stadtgärtner beim Wässern von Nachpflanzungen. Foto: Stadt Bergisch Gladbach

Eigentlich brauchen wir den Antrag gar nicht stellen; er wird ja doch abgelehnt!" Dass die städtischen Grünflächen nicht so wichtig sind wie beispielsweise die Feuerwehr oder das zu sanierende Dach einer KiTa, hört man in vielen Städten. So auch in Bergisch Gladbach, wo mit großem Ehrgeiz und erfolgreich daran gearbeitet wird, die Haushaltssicherung nach zehn sparsamen Jahren ab 2021 wieder verlassen zu können. Eben in dieser ca. 110000 Einwohner zählenden Stadt, einer Nachbarstadt von Köln im Rheinischen Bergland, übernahm ich die Leitung der Abteilung StadtGrün zum Jahresbeginn 2019 zu Beginn des Doppelhaushaltes 2019/20. Die Abteilung StadtGrün umfasst die drei Sachgebiete Planen&Bauen, Grünflächenunterhaltung sowie Friedhofswesen&Verwaltung mit seit diesem Jahr insgesamt 53 Mitarbeitern und zwei Auszubildenden. Oben genanntes Zitat bekam ich zu hören, als der Nachtragstellenplan für das Jahr 2020 aufzustellen war. Nach massiven Personalkürzungen in den 90er-Jahren (s. Abb. 3) und seitdem ohne Personalaufstockung war die Zuversicht für einen erfolgreichen Antrag zum Nachtragstellenplan jedoch äußerst gering.

Mit diesem Artikel möchte ich dazu ermutigen, die Bedarfe klar zu benennen und weiterhin mit argumentativ innovativen Ansätzen für den Erhalt oder sogar eine Verbesserung der Grünen Infrastruktur einzustehen.

Schluss mit dem Lamentieren!

Personelle Unterbesetzung ist sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal Bergisch Gladbachs, wobei diese Stadt im interkommunalen Vergleich sogar unterdurchschnittlich abschneidet. Das Beklagen des Zustands rettet allerdings nicht aus der Misere, und so beschloss ich hinzukommende Arbeitsbelastungen kommunaler Grünflächenämter zu benennen und zu beziffern: Die bereits spürbaren Stadtklimaveränderungen führen zu erheblichen Mehrleistungen der Grünflächenunterhaltung. Aus überschlägigen Berechnungen der in jüngster Vergangenheit geleisteten Personentage ergab sich ein Anteil von in Summe 5,15 Gärtnerstellen, die aufgewendet werden, um klimabedingte Leistungen wie zusätzliche Bewässerungsgänge und Nachpflanzarbeiten, Schadensbeseitigung nach Starkregen- und Sturmereignissen, Baumpflegearbeiten aufgrund biotischer und/oder abiotischer Schadfaktoren sowie diffuser Eutrophierung zu erbringen. Ein elementarer Anteil des Operativen Bereichs, der auf 23 Stellen reduziert wurde. Durch die dem Antrag zum Nachtragstellenplan beigefügte Berechnung konnte entgegen der allgemein eher undefinierten Forderung nach mehr Personal der Bedarf hier aufgabenbasiert definiert werden. Dies war sicherlich ein wesentliches Element auf dem Weg zum Erfolg.

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Befürwortung trotz Haushaltssicherungskonzept

Nach den zwei Hitzesommern 2018/19 und ersten Städten, die den Climate Emergency ausgerufen hatten, argumentierten wir als Abteilung StadtGrün im Antrag zum Nachtragstellenplan 2020 bewusst sachlich. Selbstverständlich war der Zeitpunkt des Antrags vor dem Hintergrund der allgemeinen Klimadebatte ein sehr günstiger, von der allgemeinen Klimahysterie distanzierten wir uns allerdings ganz bewusst. Vorab gingen wir mit Informationen zum Status Quo der Grünflächen(-unterhaltung) auf die politischen Fraktionen zu, um auch über die stadtklimarelevanten Funktionen der Urbanen Grünen Infrastruktur sowie deren Wohlfahrtswirkung zu informieren. Von den 5,15 als klimabedingte Leistung berechneten Stellen wurde ein geschätzter Ansatz von 20 Prozent abgezogen, der ohnehin - auch ganz ohne Klimawandel - innerhalb der beschriebenen Aufgabenpakete zu leisten wäre; sozusagen ein Eigenanteil. So mündete im Juli 2019 ein Ansatz von rund 4,1 Vollzeitstellen für die Bewältigung der klimabedingten Mehrleistungen, abgerundet als zwei Gärtner- und zwei Baumpflegerstellen sowie ergänzend eine halbe Technikerstelle für die Grünflächenverwaltung in den Antrag. Dieser wurde vom Verwaltungsvorstand sowie der Politik mitgetragen und im März 2020 abschließend vom Kreis genehmigt.

Eine begünstigende Situation für die klare politische Zustimmung war sicherlich auch die "Große Kooperation", die die Stadtratsfraktionen von CDU und SPD im Jahr 2014 für die Ratsperiode bis 2020 unterzeichnet haben.

Unter mandatsinfo.bergischgladbach.de/bi/vo0050.asp sind die neuen Stellen und weitere Details dem Gliederungspunkt 4.8 der Beschlussvorlage zur Sitzung des Rates der Stadt Bergisch Gladbach vom 10.12.2019 zu entnehmen.

Klimabedingte Real-Personalbestandsanpassung

Zur Verdeutlichung visualisierte ich im Antrag die klimabedingten Auswirkungen auf den Operativen Bereich unserer Abteilung und zog eine Parallele zur allgemein geläufigen Real-Lohnanpassung als Ausgleich zur Inflation: Wir brauchen in der Grünflächenunterhaltung nun eine klimabedingte Real-Personalbestandsanpassung. Ansonsten wirkt die bereits jetzt spürbare Stadtklimaveränderung effektiv wie weitere Stellenkürzungen und wir können die Abwärtsspirale des Werteverfalls unserer städtischen Grünflächen nicht einmal bremsen - waren meine Argumente. Die aktuell gut vier Gärtnerstellen zur Bearbeitung der klimabedingten Mehrleistungen werden in der Grafik als rotes Dreieck dargestellt (l.). Werden sie im Jahr 2020 als zusätzliche Stellen genehmigt, so kann der Real-Personalbestand ausgeglichen und wieder auf das Niveau des Jahres 2000 angehoben werden (r.).

Zudem erläuterte der Antrag, dass dieser nicht das primäre Ziel verfolge, die Qualität der Grünflächen zu verbessern. Es gehe lediglich darum, die klimabedingten Mehrleistungen in einer bestimmten Anzahl von Planstellen zu fassen, ohne dass die Aufgabenerledigung weiterhin die reguläre Grünflächenpflege destruktiv überlagert.

Neben den in Summe 4,5 beantragten und genehmigten Stellen wurden zudem die notwendigen Geräte, Maschinen und Fahrzeuge wie Häcksler-Gespan, Motorgeräte, Kleinwerkzeuge und (Schutz-)Kleidung für die zwei Kolonnen beantragt. Die Stellen konnten im April ausgeschrieben werden, sodass das Sachgebiet Grünflächenunterhaltung der Abteilung StadtGrün bereits ab Juni oder Juli 2020 dann mit einer personellen Aufstockung um 18 Prozent die Arbeit für eine bessere Grüne Infrastruktur als Element der kommunalen Daseinsvorsorge fortführen kann. Direkter Kontakt: Tel.: 0 22 02/14 13 62.

 Christian Nollen
Autor

Stadt Bergisch Gladbach, FB 8-67 Abteilung StadtGrün

Stadt Bergisch Gladbach

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