Park der Jahreszeiten in Bad Hersfeld

Ein Kurpark im Wandel

Kurparks Gartendenkmalpflege
Duftgarten im April 2008. Fotos: Wolfgang Wette

Die Instandsetzung und Weiterentwicklung des als Gartendenkmal ausgewiesenen Kurparks von Bad Hersfeld stellt einen Baustein innerhalb der urbanen Kulturlandschaft im Stadtgebiet der 26 500 Einwohner zählenden - Tendenz steigend - Kreisstadt dar. Seit 2005 werden die vorhandenen Freiflächen von Bad Hersfeld systematisch auf Erholungspotenzial, Mehrwert für Tourismus und Möglichkeiten zur Renaturierung geprüft, bewertet und umgebaut. Als Ergebnis zeigt sich, dass fünf völlig unterschiedliche Bereiche innerhalb des Stadtgefüges in den Jahren 2005 bis 2014 saniert oder neu entwickelt werden und durch sinnvolle Vernetzung ein lebendiges und vielfältig nutzbares System entsteht. Das Landschaftsprojekt Bad Hersfeld ist bürgernah, denn sämtliche Umgestaltungsmaßnahmen werden von der Bürgerschaft begleitet oder im Workshop-Verfahren erarbeitet, sozial ausgewogen, ästhetisch innovativ, Generationen übergreifend und ökologisch ausgerichtet. Von 2005 bis 2014 werden insgesamt 12,5 Millionen Euro in fünf Freiraumprojekte investiert.

Die Sanierung der innenstadtnahen Freiflächen hat bereits zu zahlreichen Folgeinvestitionen im Wohnungsbau geführt, um durch sinnvolle Nachverdichtung die steigende Wohnungsnachfrage zu befriedigen. Die Stadt Bad Hersfeld als inzwischen angesehener Logistikstandort hat ihre zentrale Lage inmitten von Deutschland mit weiteren Industrie- und Gewerbebetrieben genutzt. Der Kurbetrieb spielt inzwischen nur noch eine eher untergeordnete Rolle.

Der sieben Hektar große Kurpark ist die größte zusammenhängende Grünanlage Bad Hersfelds und wird von der Stadthalle und wichtigen Kureinrichtungen flankiert. Im Gegensatz zur Vergangenheit wurde der Zustand der Anlage vor der Umgestaltung seiner Bedeutung keinesfalls mehr gerecht. Durch mangelhafte Pflege und unterlassene Investitionen in den vergangenen Jahrzehnten hat sich ein gravierender Pflegerückstand und Sanierungsstau gebildet: Etwa die Hälfte der Parkgehölze war unansehnlich und verstellte wichtige Blickbezüge. Die Jahrzehnte alten Asphaltwege und Sitzbereiche waren brüchig und defekt, die elektrischen Leitungen, die Beleuchtung und das Sitzmobiliar teilweise defekt.

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Kurparks Gartendenkmalpflege
Ausschnitt des Stadtplans 1936.
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Luftbild 1978.

Zur Geschichte der Anlage

In der Denkmaltopographie für die Stadt Bad Hersfeld, Kulturdenkmäler in Hessen, Landkreis Hersfeld-Rotenburg Band III wird das Kurviertel als Gesamtanlage angesehen. Park und Hindenburganlage sind auf einer Katasterunterlage als einheitliche Anlage ohne Differenzierung grün hinterlegt.

Aus der Zeit der ersten intensiven Nutzung des heilkräftigen Wassers im 17. Jahrhundert sind Relikte einer Lindenallee auf der Rückseite der Stadthalle erhalten. Nach "Wiederauffindung" der Lullusquelle 1904 wurde 1906 der Badebetrieb aufgenommen. Der Kurpark erstreckte sich nördlich des Kurhauses. Eine auf Seite 259 der Denkmaltopographie für die Stadt Bad Hersfeld abgebildete Postkarte lässt eine geometrisch gestaltete Parkfläche erkennen, die klare Raumbezüge zur Architektur der damals repräsentativen Nordfassade des Kurhauses hergestellt hat. 1906 entstand der erste Kurpark in Verbindung mit einer Wandelhalle und einem Badehaus. Er war in nordöstlich-südwestlicher Richtung rund 300 Meter lang. Im nordöstlichen Teil wurde ein axialer Bezug zu der im Jugendstil errichteten Wandelhalle, dem heutigen Kurhaus, hergestellt.

Ein großzügiger halbkreisförmiger Platz vor der Wandelhalle war Treffpunkt und Hauptaufenthaltsort im Freien. Im südwestlichen Abschnitt legte man einen Teich an. Sein Umriss stellte eine Mischung aus einer freien und einer geometrischen Form dar. Dazu baute man ein landschaftliches Wegenetz mit einem Hauptweg um den Teich. In der vormals baumlosen landwirtschaftlichen Fläche wurden junge Parkbäume in lockeren Verbänden angepflanzt. Bestandteil des Kurparks waren fünf Kur-Logierhäuser an der Straße "Am Kurpark".

Auf einem 1938 aufgenommenen Luftbild ist eine von Baumreihen gesäumte, in Ost-West-Richtung verlaufende Hauptallee erkennbar. Diese Hauptachse ist auf dem Stadtplan von 1936 in der Denkmaltopographie für die Stadt Bad Hersfeld überdimensional breit dargestellt. Deutlich erkennbar sind die Konturen der bis heute erhaltenen Teichform. Östlich des auf dem Stadtplan von 1936 dargestellten Kurparks erfolgte eine Erweiterung der Freianlagen im Zusammenhang mit dem Bau der 1936 eingeweihten Stadthalle. Historische Fotoaufnahmen zeigen eine breite in Ost-West-Richtung verlaufende Wegeachse mit angrenzenden baumfreien Rasenflächen, die als Aufmarschplatz genutzt wurde. Ebenso wie die Hochbauten erlebten die Anlagen vor der Stadthalle und der Kurpark erhebliche Veränderungen. 1963 wurde Bad Hersfeld hessisches Staatsbad. Das Land verdoppelte in der Folgezeit die Fläche des Kurparks auf seine heutigen Ausmaße.

Einbezogen wurden die um 1936 errichtete ehemalige Aufmarschfläche vor der Stadthalle und ein Tennisplatz. Brachflächen in der südwestlichen Ecke wurden als Park umgewandelt und integriert. Die fünf Kur-Logierhäuser und zwei weitere Gebäude wurden abgerissen und die Flächen begrünt. Die dichten Randbepflanzungen der mittig gelegenen Ursprungsanlage löste man schrittweise auf. Von den drei, den Aufmarschplatz umgebenden dreireihigen Lindenalleen erhielt man die am Rande des Parks gelegene Allee. Die beiden anderen wurden gerodet. Der Teich wurde modifiziert, indem man seine landschaftliche Uferlinie in Beton goss.

In den Jahren 1966 bis 1969 wurde das asphaltierte Wegenetz mit einem Rundweg hergestellt. Damit wurden die Anlagen miteinander zu einem Gesamtpark verbunden. Aus dieser Zeit stammt ein Großteil des überkommenen Baumbestandes. Einige Einzelgehölze und Baumgruppen sind aus der Zeit um 1906 erhalten.

Zusätzliche Änderungen und Ergänzungen gab es in den 1980er-Jahren. Hierzu zählen der Eingangsbereich im Nordosten mit pavillonartigen Hochbauten, Ergänzungen im Kurparkteich in Form von Trittplatten, die Fontänenanlage vor der umgebauten Stadthalle, Porphyr-Beläge auf der Wegeachse zum Kurhaus sowie Themengärten entlang der Straße "Am Kurpark".

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Landschaftlicher Teil des Parks, im Vordergund Frühjahrsband 2010.
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Garten am Wasserpavillon, Mai 2014.
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Robuste Mischpflanzung am Teich, Sommer 2012.
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Magische Quelle.

Zum Denkmalwert der Anlagen

Der Kurpark in Bad Hersfeld hat in seiner rund 100-jährigen Geschichte viele Veränderungen erfahren. Aus der Zeit vor der nachhaltigen Umgestaltung in den 1970er- und 1980er-Jahren sind die Hauptachse Kurpark zur Straße "Am Kurpark", der Kurparkteich und einige Altgehölze erhalten. Die Umsetzung der Planung in den 1970er-Jahren hat durch die Veränderung des Wegenetzes, das erstmals einen Rundweg durch die Anlage ermöglicht, die einzelnen Gartenteile und Plätze zu einem einheitlichen Park zusammengefasst. Dieses Grundmotiv wird bei den weiteren Planungen berücksichtigt.

Konzeptioneller Ansatz für die Instandsetzung und Weiterentwicklung

In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde das vorliegende Konzept erarbeitet: Aus gartendenkmalpflegerischer Sicht ist eine Wiederherstellung einer früheren Epoche nicht anzustreben. Allerdings ist die in den 1970er-Jahren entwickelte Grundstruktur der Wegeführung unter Berücksichtigung der Achse zum Kurhaus grundsätzlich zu erhalten und zu stärken. Der damals bereits ersichtliche Ansatz von Themengärten entlang der Straße am Kurpark kann ebenso gestärkt werden.

Vor dem Hintergrund eines grundlegenden Strukturwandels im Gesundheitswesen, mit dem Niedergang der traditionellen Kur bekommt der Kurpark in Bad Hersfeld einen neuen Stellenwert. Lage und Potential des Parks mit zum Teil altem und schönem Gehölzbestand werden genutzt, um die Anlagezu einem Kurpark der Jahreszeiten zu entwickeln. Ein Gartenband entlang der Straße "Am Kurpark" zeigt unterschiedlich gestaltete, von Pflanzenkombinationen bestimmte Gartenräume. Die Hauptachse zwischen Kurhaus und Hotel am Kurpark wird erhalten und gestärkt, das Wegekonzept aus den 1970er-Jahren für die Sanierung zugrunde gelegt. Teichform und Teich bleiben erhalten. Der Gehölzbestand wird im Sinne eines landschaftlich geprägten Parks (Schicht 1970er-Jahre) verringert, der Altbestand an Einzelgehölzen und Baumgruppen freigestellt und gepflegt. Attraktionen, die mit den Heilquellen und Wasser zusammenhängen, sind der Wasserpavillon mit Heilwasserabgabe am nordöstlichen Eingang, das Fontänenfeld vor dem Kurhaus und die magische Quelle.

Der Entwurf für den Wasserpavillon stammt vom Architekten Petters aus Hamburg. Auf einem elliptischen Grundriss (16 mal 8 Meter) sind fünf Zentimeter dicke und 30 bis 50 Zentimeter breite Furnierschichtholzlamellen angeordnet. Sie orientieren sich in Richtung der Blickachse zum zentralen Quelltisch hin, an dem man von den beiden Heilquellen, dem Lullus- und dem Vitalisbrunnen, trinken kann. Durch die filigrane Fassadengestaltung ergeben sich außen wie innen interessante Blickperspektiven. Wird der Pavillon nachts mit den Stadtfarben blau und weiß angestrahlt, kann das Gebäude als besondere Skulptur inszeniert werden. Der Pavillon steht in einer leicht geneigten, von Wasser überströmten Fläche aus geflammten Basaltplatten.

Die zweite Wasserinstallation befindet sich vor dem Kurhaus, dessen Gebäudehülle 2007 originalgetreu nach den Bauzeichnungen von 1905 wieder errichtet wurde. Es handelt sich ebenfalls um ein mit Basaltplatten belegtes Fontänenfeld, welches im Sommer gerne von jungen Familien aufgesucht wird und an seiner Stirnseite von großflächigen Staudenbändern gefasst wird.

Bereits von fern entdeckt man den Nebel der Magischen Quelle, der aus einem gefassten Quelltopf aufsteigt. Konzentrisch angeordnete Rasenwellen sind dem Quelltopf zugeordnet und begeistern Jung und Alt gleichermaßen. Die gewählten baulichen Elemente und die Themengärten ermöglichen somit Nutzungsbereiche für alle Altersstufen. Zusätzlich sind ein Kleinkinderspielplatz und ein Bereich mit altengerechten Bewegungsgeräten angelegt.

Kurparks Gartendenkmalpflege
Lageplan Entwurf 2006.

Die Themengärten und die pflanzlichen Motive des Parks

Ein Alleinstellungsmerkmal des Kurparks Bad Hersfeld in der Region sind seine vielfältigen Vegetationsbilder im Bereich der Mittelachse und in den Themengärten des Gartenbandes. Die Gartenkabinette, die teilweise mit schmalen Wegen verbunden sind, werden mit geschnittenen Hecken aus Zierapfel, Buche, Hainbuche Eibe, Quitte und Hartriegel gegliedert. Das Motiv der vier Jahreszeiten wird in vier besonderen Gärten aufgegriffen, darauf folgen der Garten der Sprechenden Steine mit eingravierten Wortspielen, der Glasgarten, der Hortensiengarten und der Kubusgarten.

Zum Spielen lädt der Bambusgarten ein, der sich inzwischen zu einem Dschungel entwickelt hat. Der Duftgarten mit den Rosenkugeln erfreut hingegen besonders das ältere Publikum. Eine Sommergastronomie mit angrenzenden Gräserbändern und der mit schwarzem Schiefer abgedeckte Garten am Wasserpavillon vervollständigen das Gartenband.

Kurparks Gartendenkmalpflege
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Kubusgarten im Mai 2014.

Fast jeder Themengarten weist zum Teil recht anspruchsvolle Staudenpflanzungen auf. In den Abbildungen sind einige aktuelle Aufnahmen beigefügt, die den beachtenswerten Pflegezustand widerspiegeln. In den Themengärten bestimmen klassische Staudenbeete, Mischpflanzungen, Initialpflanzungen mit Möglichkeit zur Verwilderung, Streifenpflanzungen und großflächige Pflanzungen mit nur wenigen Staudenarten das Bild.

Der Magistrat der Stadt Bad Hersfeld sah zunächst das eingestellte Budget von mehr als 200.000 Euro pro Jahr über sechs Jahre für Pflege, Betrieb und Unterhaltung als sinnvoll angelegt an. 2014 wurde der Beschluss gefasst, Einsparmöglichkeiten zu entwickeln ohne die Qualität der Anlage grundsätzlich zu gefährden. Unser Büro wurde beauftragt, in enger Abstimmung mit der Kurgesellschaft, der zuständigen Verwaltung und den beschäftigten Gärtnern nach Einsparmöglichkeiten zu suchen und diese monetär zu erfassen. So bedauerlich es sein mag, die geschaffenen Qualitäten auf den Prüfstand zu stellen, bietet die Chance, mit dem Wissen und den Engagement der Gärtner tragfähige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.



Anmerkungen

Planung und Ausführung des Parks der Jahreszeiten 2006-2008 durch Wette+Küneke. Landschaftsarchitekten Göttingen unter Mitwirkung der Landschaftsarchitekten Kuttner und Kahl, Hamburg. Planung der Staudenbeete: Katja Wittmann, Badra/Kyffhäuserkreis.

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