Leserbrief 1

EM - Wirksamkeit nicht belegt

Wie die Bayrische Gartenakademie bereits in der Neuen Landschaft 01/2015 erklärte, bringt der Einsatz von "effektiven Mikroorganismen im Gemüsegarten [. . . ] tatsächlich höhere Erträge.
Gartenbau Pflanzenschutz
Umstritten: können Effektive Mikroorganismen den Boden verbessern – ja oder nein und wenn ja wie. Da sind sich die Experten nicht einig. Foto: Petra Dirscherl, pixelio.de

Allerdings ist der Unterschied so gering, das er statistisch kaum ins Gewicht fällt."¹ Den zweiten Satz hat die Autorin des Artikels "Effektive Mikroorganismen Alternative Grünpflege für nachhaltige Kommunen"² Christine Schonschek nicht in ihren Text mit aufgenommen. Über die Gründe soll hier nicht spekuliert werden, doch ist der zitierte Text selbst mit einer irreführenden Überschrift: "Effektive Mikroorganismen bringen hohe Erträge im Gemüsegarten" betitelt.

Auch weitere Studien werden in dem vorliegenden Artikel nicht erwähnt. So resümierte zum Beispiel Birgit Rascher, von ihr stammt auch das Eingangszitat, in einer kurzen Präsentation die Ergebnisse von Untersuchungen mit Effektiven Mikroorganismen ab 2004 wie folgt:

"Ein Nachweis der Wirksamkeit im Pflanzenbau im wissenschaftlichen Sinne konnte an der LWG [Bayrische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau] nicht erbracht werden. EM wird bei uns nicht mehr eingesetzt . . . "³ Auch die Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft urteilt nach Versuchen zur Prüfung des Einflusses von Effektiven Mikroorganismen auf den Getreidebau ähnlich: "Gegenüber der Vergleichsvariante (ohne) konnte mit dem EM Keramikpulver im Mittel der Jahre kein Mehrertrag erzielt werden. Dagegen konnte mit EM A und Terra Biosa in allen Jahren ein sehr geringer Mehrertrag erzielt"4 werden.

In ihrem Artikel zählt die Autorin einige Beispiele auf, bei denen Effektive Mikroorganismen regelmäßig und teilweise bereits über einen längeren Zeitraum verwendet werden. Ob, was und warum sich bei diesen Beispielen etwas an den entsprechenden Pflanzen verbessert hat, wird zum größten Teil nicht erwähnt. Erfolgs- geschweige denn Wirkungsnachweise sind das nicht.

Auch die Abbildungen zeigen nicht, ob die eingesetzten Effektiven Mikroorganismen nun gute, schlechte oder überhaupt keine Wirkungen hatten. Das herangezogene Beispiel der Kastanien wird in Bildern gezeigt, die so erst einmal nichts belegen. Fakten wie zum Beispiel das Datum der Aufnahmen, die Vorschädigungen der Bäume oder evtl. weitere Einwirkungen in der Zwischenzeit werden nicht erwähnt.

Immerhin werden die anscheinend guten Ergebnisse auch anderen Faktoren wie Temperatur und Niederschlag zugeschrieben. Weiterhin wird es auch keine Gärtnerin oder keinen Gärtner wundern, dass eine um die Hälfte eingekürzte Hainbuchenhecke wieder dichter und kompakter austreibt.

Nach der Lektüre kann man zum Schluss kommen, einen Werbeartikel gelesen zu haben, denn es folgen keine Quellenangaben, sondern "mögliche Bezugsquellen am Ende des Beitrags."5

Es bleibt abschließend zu hoffen, dass Verantwortliche für öffentliche Grünanlagen die ihnen anvertrauten öffentlichen Gelder sinnvoll einsetzen und auf wissenschaftlich belegte und fundierte Mittel und Methoden zur Pflege und zum Erhalt unserer Grünflächen, Bäumen usw. setzen.

Mathias Gebauer

¹ https://t1p.de/fko8b
(Neue Landschaft) (zuletzt abgerufen am 6.2.25)

² Christine Schonschek: Effektive Mikroorganismen Alternative Grünpflege für nachhaltige Kommunen; In: Stadt und Grün 02/2025, S. 48–52.

³ https://t1p.de/9ek94
(PDF von LWG) (zuletzt abgerufen am 6.2.25)

4https://t1p.de/qbfp9
(LfL Bayern) (zuletzt abgerufen am 6.2.25)

5 Christine Schonschek: wie Anm. 2, hier S. 52.

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